Kreuzfahrt mit der Silver Shadow von Callao (Lima), Peru, an der peruanischen und chilenischen Küste entlang nach Süden zu den chilenischen Fjorden und durch die Magellanstraße nach Osten zu den Falklandinseln. Das Ziel der Reise ist Buenos Aires, Argentiniens Hauptstadt. Anschließend bleiben wir noch 3 Wochen in Fort Lauderdale, Florida.
Das ist unsere erste Seereise mit einem Schiff der Silver Sea Cruises. Wir werden 20 Tage mit der Silver Shadow unterwegs sein und 9.058 km zurücklegen.
Informationen sind Wikipedia, einigen anderen Quellen und meinem Tagebuch entnommen.
Höhepunkte der Reise sind die Plätze und Museen in Lima, der Flug über die Nasca Linien, Straßenkunst in Valparaiso, Holzkirchen in Castro, Gletscher in der Lagune San Martin und anderen chilenischen Fjorden, Magellanpinguine auf der Magdaleneninsel und vor allem die Königspinguine auf den Falklandinseln und am Ende Buenos Aires.
Besuchte Orte und Landschaften:
Lima, Hauptstadt von Peru, UNESCO Weltkulturerbe
Flug über die Nazca-Linien, UNESCO Weltkulturerbe
Pisco, Heimat des Pisco-Schnapses, Peru und Paracas
Arica, Chile, Stadt des ewigen Frühlings
Valparaiso, Chile, UNESCO Weltkulturerbe
Castro, Chile, UNESCO Weltkulturerbe (Holzkirchen)
Puerto Chacabuco, Chile, Haupthafen in den chilenischen Fjorden
Laguna San Rafael, Chile, Gletscher
Chilenische Fjorde, Gletscher
Punta Arenas und Magdaleneninsel (Magellanpinguine), Chile
Stanley, Falklandinseln (Königspinguine), britisches Überseegebiet
Buenos Aires, Hauptstadt von Argentinien, Stadt des Designs der UNESCO
Dies ist unsere erste Kreuzfahrt mit Silver Sea Cruises. Wir hatten schon mehrfach viel Lobenswertes von Bekannten gehört. So haben wir uns zu dieser Reise mit der Silver Shadow entschlossen. Das Schiff befördert 388 Passagiere und 302 Besatzungsmitglieder. Es wurde im Jahr 2000 in Italien auf der Werft Cantieri Navali Visentini gebaut und 2017 renoviert. Bis 2018 befand es sich im Besitz der römischen Familie Lefebvre. 2018 übernahm Royal Caribbean Cruises für 1 Milliarde US-Dollar 66,7 % der Anteile des Unternehmens. Es ist ein kleines, luxuriöses Schiff. In der Bewertung von Berlitz (2017) für kleine Kreuzfahrtschiffe mit 251-750 Passagieren landete die Silver Shadow auf Platz 5. Nicht schlecht. 2020 ist das Schiff nicht mehr in der Liste der besten Schiffe enthalten.
Die Silver Shadow startet in Callao (Lima) auf dem 12. Breitengrad der südlichen Halbkugel. Der südlichste Punkt der Reise wird in Punta Arenas auf dem 53. südlichen Breitengrad erreicht. Hier ist das südliche Ende des amerikanischen Kontinents, aber noch weit von der Antarktis entfernt und vergleichbar mit Hamburg auf der nördlichen Halbkugel. Die direkte Entfernung (Luftlinie) zwischen Lima und Punta Arenas beträgt 4.600 km. Das Schiff legt insgesamt 4.917 Seemeilen bzw 9.851 km zurück.
Die 3-wöchige Seereise in den südamerikanischen Sommer beginnt bei sommerlichen Tagestemperaturen von 25-27° in der peruanischen Hauptstadt. In der Magellanstraße (Punta Arenas) und in den chilenischen Fjorden erwarten wir noch Temperaturen von 10° bis 15° und in Buenos Aires wieder um die 25° C. Wir haben Kleidung für warme und kühle Tage mitgenommen.
Wir waren schon zweimal in Südamerika: 2000 und 2005. Beide Male auch in Argentinien und Chile. Wir sind gespannt, was sich verändert hat.
Herr Heil holt uns um 16:50 ab und fährt uns zum Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Er hatte vorher eine Kundin mit viel Verpätung abgeholt und von einem Drohnen-Vorfall in Madrid berichtet, der den Flugverkehr lahmlegte. Wir fliegen heute mit Air Europa nach Madrid und weiter nach Lima in Peru. Beim Einchecken werden wir auf eine wahrscheinliche Verspätung von 30 Minuten hingewiesen. Wir gehen in die Air France Lounge. Dort gibt es Sandwiches und Frankfurter Würstchen. Dann wird die Verspätung angezeigt: 45 Minuten. Das könnte in Madrid knapp werden. Frankfurt verlassen wir tatsächlich 1 Stunde später als geplant und landen in Madrid erst um 22:43. Die Stewardess meint, wir müssten zum internationalen Bereich etwa 10 Minuten gehen. Der erste Wegweiser kündigt 23 Minuten Weg an. Wir müssen uns beeilen, denn wir sollten eigentlich schon seit 22:30 einsteigen. Das Gate erreichen wir mit hängender Zunge.
Kommunikation ist alles. Wer keine richtigen und aktuellen Informationen hat, ist ein potentieller Verlierer. Als wir auf unseren Plätzen 2a+c sitzen, erklärt der Kapitän, dass das Flugzeug, ein B 787 Dreamliner, erst mal aufgetankt wird. An Abfliegen denkt offenbar noch niemand. Erst um 0:30 legt die Maschine vom Gate ab und macht sich auf den langen Weg nach Lima. Das war doch schon bei der Landung bekannt und hätte uns mitgeteilt werden müssen. Wir hätten nicht aufgeregt und angestrengt rennen müssen. Da ist noch viel Platz für Verbesserung des Service. Wir trinken ein Glas Cava, verzichten aber auf das Essen und legen uns zur Ruhe. Ich werde um 4:00 wach und fühle mich schon fast ausgeschlafen. Jedoch haben wir noch eine weite Flugstrecke vor uns und so nehme ich eine Schlaftablette, die aber erst gegen 5:00 zu wirken beginnt. Die Sitze in der Business Class sind zum Schlafen bequem, Wir haben eine weiche Auflage bekommen, was den Schlaf fördert. Zum zweiten Mal wache ich um 9:30 MEZ. Wir haben noch 2:30h zu fliegen. Unser Flugzeug, eine Boeing 787-900 befindet sich bereits wieder über Land. Nach einer weiteren halben Stunde wird das Frühstück serviert. Man kann zwischen süßen Chorizo mit Schokocreme oder Eiern wählen. Wir wählen Rühreier mit Spinat. Dazu gibt es Obst und Brötchen. Das Flugzeug wird 11:20h für die 9.537 km lange Flugstrecke benötigen. Der Zeitunterschied beträgt im europäischen Winter 6h. Air Europa ist Mitglied der International Airlines Group, zu der auch British Airways, Iberia, und Vueling gehören. Es ist die drittgrößte europäische Fluggesellschaft nach Lufthansa (1) und Ryanair (2).
Vor der Landung in Lima möchte ich etwas über Peru erzählen.
Peru ist nach Brasilien und Argentinien flächenmäßig das drittgrößte Land in Südamerika, und liegt in drei unterschiedlichen Landschaftszonen mit ihren klimatischen Besonderheiten:
Auf dieser Reise werden wir nur die Costa erleben. Sie steht unter dem Einfluss des Humboldtstroms und ist weitgehend eine Küstenwüste, in der nur entlang der aus den Anden kommenden Flüsse Landwirtschaft möglich ist. Im Süden Perus, an der Grenze zu Chile beginnt die trockenste Wüste der Erde, die Atacamawüste. Im südlichen Bereich der Costa bis zur Hauptstadt Lima, die ungefähr auf der Hälfte des peruanischen Küstenstreifens liegt, sind Regenfälle im gesamten Jahresverlauf sehr selten. Nördlich von Lima nehmen Bodenqualität und Regenfälle etwas zu, sodass Landwirtschaft dort auch außerhalb von Flussoasen möglich ist. Die Temperaturen schwanken zwischen 12 °C im Winter und 35 °C im Sommer.
Die am weitesten verbreitete Sprache ist Spanisch, das von 82,9 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wird. Es weist vielfältige regionale Färbungen auf. Allen gemein ist jedoch der in ganz Südamerika verbreitete Seseo. An zweiter und dritter Stelle stehen die indigenen Sprachen Quechua (13,6 %) und Aimara (1,6 %). 76% der Peruaner sind katholisch, 14% evangelisch bzw. evangelikal.
Die ersten Einwanderer kamen etwa 20.000 bis 10.000 v. Chr. in das heutige Peru. Die ältesten bisher bekannten Monumentalbauten stammen aus der Zeit um 3200 v. Chr. Das Reich der Inka entstand um 1200 n. Chr. und umspannte bis 1532 große Teile der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile. Die auf den Hochebenen Perus gelegene Stadt Cusco war die Hauptstadt. Am 24. Juli 1911 entdeckte eine Expedition unter Leitung von Hiram Bingham in den Anden die Ruinenstadt Machu Picchu. Auf dieser Reise werden wir Cusco und Machu Picchu nicht sehen. Auf der Südamerikareise im Jahr 2000 haben wir beide Weltkulturerbestätten besucht. Die Spanier eroberten ab 1532 dieses Land und gründeten für die spanische Krone das Vizekönigreich Peru. Peru war das älteste der spanischen Besitztümer in Lateinamerika und viele seiner Bewohner fühlten sich nach wie vor ihrem Herkunftsland zugehörig. Allerdings war Ende des 18. Jahrhunderts von den Zugewanderten nur noch einer von acht spanischer Herkunft. Dass die Criollos nicht an der Verwaltung des Landes beteiligt wurden, empfanden diese als Herabsetzung. Spanien bestimmte dazu Abgesandte, die nicht aus ihren Reihen stammten. Auch hatten die Criollos in Madrid keine Stimme. Die politische Lage – in Spanien war ein liberales Regime an die Macht gekommen – schaffte eine Umbruchstimmung. Erst eine Intervention durch Río de la Plata, dem heutigen Argentinien, sowie Chile führte zur Unabhängigkeit, da die beiden Staaten an einem unabhängigen Nachbarstaat interessiert waren. Río de la Plata war vor allem an den Hochebenen Boliviens interessiert, die damals noch zu Peru gehörten, während Chiles Interessen hauptsächlich ökonomische Gründe hatte. Der argentinische General San Martín landete 1820 mit einem gemischten chilenisch-argentinischen Heer in der Bucht von Paracas (Expedition von San Martín).
Gemessen an wirtschaftlichen Indikatoren zählt Peru laut Weltbank zur Gruppe der Schwellenländer (Upper-middle-income economies). Die Wirtschaft ist während der letzten zehn Jahre durchschnittlich um 6,4 % gewachsen, das zweitbeste Resultat aller Länder in Lateinamerika und der Karibik. Im selben Zeitraum verdoppelte sich das Pro-Kopf-Einkommen auf 6370 USD. Dabei sind die Einkommen der ärmsten 40 % aller Haushalte stärker gestiegen als der Durchschnitt. Auch ist es gelungen, die Sparquote von 10 % des BIP in den 1990er-Jahren auf 22 % im Jahr 2014 zu steigern.
Das kulturelle Leben ist vornehmlich auf wenige große Städte konzentriert, vor allem auf die Hauptstadt Lima. Weite Bereiche der Kultur sind heute geprägt durch die importierte Kultur der spanischen Eroberer und der von ihnen repräsentierten Religion.
Wir landen gegen 6:00 in Callao (Lima). Im Flughafen wechseln wir 150 Euro in die peruanische Währung Nueovo Sol und erhalten 500 Soles. 1 Euro entspricht 3,333 PEN. Es wurde geraten, möglichst kleine Scheine und Münzen mit sich zu führen. In Peru ist Kleingeld heiß begehrt, denn die meisten Geschäfte können große Scheine nicht wechseln. Ich verzichte auf große Scheine.
Der Aeropuerto Internacional Jorge Chávez ist der internationale Flughafen von Lima, er liegt in der angrenzenden Hafenstadt Callao 12 km nordwestlich von Lima, direkt am Pazifischen Ozean. Nach den problemlosen Einreiseformalitäten fahren wir mit dem Taxi zu unserem Hotel Country Club Lima, das zu den Leading Hotels of the World zählt. Vom Flughafen braucht das Taxi ca. 45 Minuten. Ein sicheres Taxi kostet an einem Schalter im Flughafen 70 Soles + 10 Soles Tip. Unser Taxifahrer ist vor wenigen Jahren aus Venezuela gekommen und vor Maduro geflochen, den er als Verbrecher bezeichnet. Die Verkehrssituation in Lima ist katastrophal. Verkehrsregeln werden nicht beachtet. Auf der 4-spurigen Straße von Callao nach Lima versucht jeder, seinen Vorteil wahrzunehmen und so wechseln viele ständig die Fahrspuren, was zu viel Gasgeben und Bremsen führt. Schneller voran kommt dadurch keiner.
Wir gelangen nach San Isidro, dem Stadtteil in dem unser Hotel liegt. Im Country Club werden wir willkommen geheißen und 2 Tage bis zum 6.2. wohnen. Es liegt in der Avenida los Eucaliptos, und ist etwa 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. So stellt sich das Hotel selbst dar: "Das 1927 erbaute und zum peruanischen Kulturdenkmal erklärte Hotel präsentiert das optimale Gleichgewicht von Architektur, Charme, Geschichte und modernem Komfort. Alle Zimmer und Suiten sind mit einem wunderbaren Mix aus peruanischen und klassischen Kunstwerken dekoriert. Berühmt für ihren innovativen Stil, kreative Aromen und raffiniertes Ambiente, sind die drei gefeierten Restaurants die Grundpfeiler des kulinarischen Erlebnisses des Hotels. Es ist das beste Hotel Limas." Wir haben nur ein Restaurant gefunden und das war gut. Leider liegt das Hotel nicht nahe am historischen Zentrum.
Es ist ein altehrwürdiges, schönes Gebäude. Man führt uns zu einer schönen Suite im Erdgeschoss, sehr schön und groß. Wir wollen uns noch ein bisschen ausruhen und dann eine geführte Privattour durch das historische Lima machen. Auf der Terrasse mit Blick auf den Golfplatz essen wir zu Mittag. Wir entscheiden uns für Ceviche. Ceviche besteht aus kleingeschnittenem, rohem Fisch verschiedener Sorten, der in einem „Leche de Tigre“ (Tigermilch) genannten Sud mariniert wird. Der Sud besteht aus Zitrussaft (meistens Limettensaft), Salz und Chilis; weitere Gewürze und Kräuter werden nach Geschmack hinzugegeben. Chemisch gesehen kommt es aufgrund der in den Limetten vorhandenen Zitronensäure zu einer Denaturierung des Eiweißes, ähnlich wie beim Kochen. Köstlich. Danach isst Jutta noch einen Fischteller, der dem Ceviche sehr ähnlich ist und ich esse eine Bohnensuppe. Den Guide treffen wir um 14:00 in der Lobby.
Wir haben gelesen. dass man in Lima und in ganz Peru aufpassen muss. Das verneint unser Guide Luis. Die Altstadt sei sicher. Wenn man nicht als typischer Tourist mit vielen Wertgegenständen herumläuft, kann man sich ziemlich sicher durch Lima bewegen. Wir fahren mit einem Kleinbus. Jutta braucht eine neue Batterie für eine Uhr und ich möchte eventuell eine Kiste Zigarren kaufen. Das werden wir auf der Fahrt ins Zentrum im Stadtteil Miraflores machen. Luis erledigt den Batteriewechsel in einem Laden an dem wir kurz halten. Mein Zigarrengeschäft verlangt einen extrem hohen Preis für gute Zigarren, so dass ich keine kaufe.
In der Altstadt (Lima) und in Miraflores kommt man mit Englisch weiter. In allen anderen Stadtteilen sind Spanisch-Kenntnisse in der Regel notwendig. Das Nationalgetränk Pisco Sour trinken wir nachher im Regierungsviertel in der berühmten Bar Gorbano, in der sich alle Präsidenten und hohen Politiker zwischendurch mal einen "genehmigt" haben.
In der Konurbation der Hauptstadt Limas mit der Hafenstadt Callao leben insgesamt 10.480.000 Einwohner. Lima ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum von Peru mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern. Die Altstadt von Lima mit ihren schachbrettartig angelegten Straßen und prächtigen Bauten aus der Kolonialzeit gehört seit 1991 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Obwohl Lima nahe am Äquator liegt (12° Grad Süd), was ungefähr mit der Lage von Bangkok auf der Nordhalbkugel vergleichbar ist, sind keine tropisch heißen Temperaturen zu erwarten. Für das, angesichts des Breitengrades, kühle Wetter ist der Humboldtstrom im Pazifik verantwortlich. Regen ist im ganzen Jahr eher die Ausnahme. Im Sommer (Dezember bis März) ist mit starker Sonne zu rechnen. Selbst an bedeckten Tagen, durchdringen die UV-Strahlen den Nebel, so dass immer Sonnencreme mit hohen LSF benutzt werden sollte. Die Höchsttemperaturen liegen dann bei knapp 30 Grad. Heute morgen ist es noch etwas neblig bei relativ kühlen Temperaturen um die 20°. Am späteren Vormittag wird es sonnig und 28° warm. Es ist aber nicht schwül.
Über 300 Jahre sollte Lima das Zentrum der spanischen Kolonialmacht sein und in dieser Zeit genoss die Stadt sowohl Reichtum als auch Prestige. Als Peru dann im Jahr 1821 seine Unabhängigkeit von Spanien deklarierte, geschah dies auf der von Pizarro entworfenen Plaza de Armas und als 1870 die Stadtmauern niedergerissen wurde, vergrößerte sich die Stadt von Tag zu Tag. Es kamen neue Viertel dazu, wie das heutige heimliche Zentrum Miraflores oder auch das künstlerisch angehauchte Barranco.
Heute lebt fast ein Drittel der knapp 29 Millionen Peruaner in und um Lima. Viele von ihnen kamen in den 1980er und 90er Jahren, um der Armut und den politischen Gewalttaten zu entfliehen. Seit zehn Jahren ist es friedlich geworden in Peru, und mit dem Frieden kommt auch langsam der Wohlstand zurück nach Lima. Viele ehemalige Ruinen wurden restauriert und auch die Touristen finden immer häufiger ihren Weg in die in neuem Glanz erstrahlende Hauptstadt Lima. Hier finden sich sehenswerte historische Gebäude und natürlich auch die wunderschöne Plaza de Armas mit ihrem aus dem Jahr 1651 stammenden Brunnen. Der Platz gilt als Nullpunkt – von hier werden alle Entfernungen in Peru bemessen. Der Hauptplatz Plaza de Armas ist der schönste Platz der Stadt und guter Ausgangspunkt für Rundgänge durch die Altstadt. Vorher schlendern wir noch über die Plaza San Martin.
Die Catedral de Lima liegt an der Plaza de Armas. Der Eintritt außerhalb der Gottesdienste kostet 10 Soles. Die Kathedrale wurde zwischen 1535 und 1625 erbaut – nach 1746 teilweise restauriert wurde. Sie ist die letzte Ruhestätte für Pizarro, dessen weltliche Überreste sich heute in der ersten Seitenkapelle befinden, die wir anschauen. Daneben liegt der erzbischöfliche Palast Palacio de Arzobispo. Der Bau ist eine Rekonstruktion aus dem Jahre 1924. Auch der Präsidentenpalast Palacio de Gobierno liegt an der Plaza de Armas. Der Regierungspalast steht an der selben Stelle, an der einst der Palast Pizarros stand. Um 12.00 Uhr (außer So) mittags kann man der farbenprächtigen Wachablösung mit Kapelle zuschauen. Wir sind leider zu spät dran. Das 1546 gegründete Kloster Convento de San Francisco ist ebenfalls an diesem berühmten Platz zu finden. In der 1674 fertiggestellten Klosterkirche ist das Chorgestühl aus Zedernholz sehenswert, ebenso die Kacheln aus Sevilla (datiert 1604 und 1606) mit der Geschichte des hl. Franziskus. Man schätzt die Kirche und das Kloster von San Francisco wegen ihrer Größe und Farbe als besterbauter architektonischer Komplex in Lateinamerika. Auch das Rathaus Cabildo mit seinen Holzbalkonen liegt am Hauptplatz.
Um 17:00 sind wir müde vom Jetlag und dem Herumlaufen wieder zurück im Hotel. Luis verlangt $130 für den Ausflug und erhält wie auch der Fahrer noch ein Trinkgeld. Auf das Abendessen verzichten wir heute. Um 20:00 liegen wir todmüde im Bett.
Der Jetlag hilft uns beim frühen Aufstehen um 5:00. Ich war schon seit 4:00 wach.
Wir erwarten heute einen ereignisreichen Tag auf unserem Ausflug nach Nasca, den wir bei Get-Your-Guide gebucht haben. Jessica und Fahrer Rafael holen uns etwas verspätet um 6:20 mit ihrem Kleinbus ab. Wir machen uns sofort auf den Weg, denn die veranschlagten 4 Stunden Fahrzeit sind knapp bemessen. Im Reisepreis (882,18 € für uns beide) inbegriffen sind: Abholung und Rücktransfer, Jessica als professionelle zweisprachige Guide (Englisch/Spanisch), Panoramaflug über die Nazca-Linien, sowie ein Dünen-Buggy-Erlebnis und Sandboarding, die wir ausfallen lassen wie auch die Besichtigung einer Weinkellerei und Verkostung von Weinen und Pisco aus der Region, Frühstücksbox, Mittagessen. Nicht inbegriffen sind die Flughafensteuer (ca. 10 USD) und alkoholische Getränke.
Wir fahren auf der Pan Americana etwa 450 km von Lima nach Süden. Auf der anfangs als Autobahn ausgebauten Straße sind meistens maximal 100 km/h erlaubt. Rafael fährt schneller, was er auch muss, wenn wir rechtzeitig am Maria Reiche Airport bei Nasca ankommen wollen. Disziplin ist nicht die Stärke der Peruaner. Das gilt besonders für den Straßenverkehr. Rafael fährt grundsätzlich links und lässt sich von schnelleren rechts überholen. Man muss auch auf der Autobahn konzentriert sein, denn es passiert, dass ein Schäfer seine Herde über die Fahrbahn treibt, oder ein Auto auf dem Grünstreifen wendet. Das ist möglich, denn es gibt keine Leitplanken. Kurz nach 10:30 erreichen wir den Maria Reiche Airport bei Nasca. Der früher Las Dunas genannte Flughafen wurde umbenannt, weil sich die deutschstämmige Maria Reiche um die Erforschung und Erhaltung der Nasca Linien sehr verdient gemacht hat. Hier starten die Kleinflugzeuge zum Rundflug über die Nasca Linien. Man zeigt uns ein Video über die Nascalinien. Wir werden gewogen und um kurz vor 11:00 steigen wir zusammen mit 4 Koreanerinnen in das Flugzeug. Wir sitzen vorne direkt hinter den beiden Piloten auf den Sitzen 1+2. Vom Flughafen müssen wir noch 15-20 Minuten zu den Nascalinien fliegen. Der Kopilot übernimmt die Aufgabe, jedes Scharrbild zu erklären und es von links und rechts anzufliegen, sodass jeder die Figur sehen kann. Sensationell! Wir sehen alle bekannten Scharrbilder von oben. Den Kolibri, den Baum, die Hände, den Astronauten, den Papagei, die Spirale usw. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück und landen sicher.
Die Nazca-Linien, oft auch Nasca-Linien geschrieben, sind über 1500 riesige Scharrbilder (Geoglyphen) in der Wüste bei Nazca und Palpa in Peru. Benannt sind die Linien, die Wüste und die Kultur nach der unweit der Ebene liegenden Stadt Nazca. Als Urheber der Linien gelten die Paracas-Kultur und die Nazca-Kultur. Die Nazca-Ebene zeigt auf einer Fläche von 500 km² schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke und trapezförmige Flächen sowie Figuren mit einer Größe von etwa zehn bis mehreren hundert Metern. Oft sind die figurbildenden Linien nur wenige Zentimeter tief. Durch die enorme Größe sind sie nur aus großer Entfernung zu erkennen, von den Hügeln in der Umgebung oder aus Flugzeugen. An der Pan Americana stehen zwei Türme. Man kann sie besteigen und die Bilder "Baum (Arbol)" und "Spirale" aus erhöhter Position betrachten.
Seit 1997 nehmen Wissenschaftler des deutschen archäologischen Instituts die Nazca Linien unter Leitung des Archäologen Dr. Markus Reindel gezielt unter die Lupe. Dr. Reindel und sein Team untersuchen vor allem die Siedlungsgebiete rund um die Nazca-Linien. Er begann, die früheren Lebensbedingungen zu erforschen und konnte anhand von Lebensmittelspuren in den Verdauungstrakten erkennen, dass es eine soziale Hierarchie unter den Bewohnern herrschte. So aßen etwa manche Bewohner mehr Fleisch, andere mehr Meeresfrüchte. Es handelte sich vermutlich um eine Klassengesellschaft. Stammesführer einzelner Clans erteilten ‚Arbeiterklassen‘ den Auftrag, Linien und Figuren in den Boden zu scharren. Je größer und imposanter die Linien einer Darstellung waren, umso mächtiger und reicher erschienen die dazugehörigen Clans. Jeder Clan ließ zudem ein für ihn typisches Motiv im Wüstensand verewigen, ähnlich einem Familienwappen. Er untersuchte Haarproben der Mumien im Museum der Stadt Ica um herauszufinden, welche Nahrung der Tote zu sich genommen hat – selbst nach 2500 Jahren. Mithilfe von geoelektrischer Tomographie suchen Spezialisten außerdem nach Siedlungsresten aus der damaligen Zeit. Bei den nachfolgenden Untersuchungen stießen Wissenschaftler auf Grubenhäuser und entdecken auch das Skelett eines Kinders, vergraben im Boden des Gebäudes. Die Analyse ergab, dass die Nazca Kultur bereits 4000 v. Chr. entstanden ist. Man glaubt, dass die Scharrbilder persönliche Nachrichten an die Götter darstellten. Später wurden die Bilder dann in den Ebenen der Wüstenregion in den Wüstenlack übertragen.
Die Gegend war vermutlich nicht immer so unwirtlich wie heute. Beim Absuchen des Bodens fand man eine Muschel. Dieser Fund und Bodenproben lassen keinen Zweifel mehr daran, dass die heutige Wüste etwa um 11.000 und 2.000 v. Chr. fruchtbarer Boden war. Der um 2.000 v. Chr. eintretende, plötzliche Klimawandel, hervorgerufen durch langwährende "El Nino"-Phänomene führte zu einer kontinuierlichen Ausdehnung der Wüste. Die knapper werdenden Ressourcen führten zu Streitigkeiten zwischen den Wüstenbewohnern. Die Indios baten die Götter deshalb um Nachsicht und natürlich um Regen. Als die Götter nicht mehr antworteten, weil der Regen als ihr Zeichen der Gunst immer länger ausblieb, wurden die Bewohner gezwungen, ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Sie hinterließen gigantische Bildnisse, welche viele tausend Jahre später noch immer für ordentlich Gesprächsstoff sorgen.
Jessica und Rafael nehmen uns wieder in Empfang. Wir fahren zum Mittagessen auf einem von einer Wanderdüne schon etwas zugeschütteten Straße bis zur Stelle wo das Dünen-Buggy-Erlebnis und das Mittagessen stattfinden soll. Dort ist ein Riesenrummel. Die Polizei muss den Verkehr regeln. Parkplätze sind Mangelware. Wir schicken Jessica los. Sie soll erfragen, wie lange wir im Restaurant auf das Essen warten muss. Sie kommt zurück und meint, es würde schon eine halbe Stunde dauern. Da wir noch den weiten Weg zurück nach Lima vor uns haben, entscheiden wir, dem Rummel zu entfliehen, hier auf das Mittagessen zu verzichten und zurückzufahren. Wir wollen in einer Raststätte an der Pan Americana essen. Ich werde Jessica und Rafael einladen. Auf der Rückfahrt erleben wir einen sehr unschönen Vorfall. Ein voll beladener Bus fährt an einer Einfahrt mit hoher Geschwindigkeit auf die Autobahn auf, darauf hoffend, dass jemand Platz macht und so einen schlimmen Unfall verhindert. Der Fahrer leistet sich auch weiterhin rüde Fahrweisen. Unser Fahrer Rafael sagte dazu: "Busfahrer sind fast alle durch ihre rüden Fahrweisen bekannt." Man sollte in Peru nicht mit öffentlichen Bussen fahren.
Wir kommen zur Raststätte. Die liegt aber auf der anderen Autobahnseite und dazwischen ist ein sandiger Streifen ohne Leiplanken. Rafael biegt kurzerhand links ab und fährt über den Mittelstreifen und die Gegenfahrbahn hinauf zur Raststätte. Wir essen zu Mittag. Jessica und Rafael scheint ihr Huhn mit Pommes Frites zu schmecken. Wir essen Teigröllchen mit Avocado gefüllt. Um 16:30 fahren wir weiter und kommen gegen 18:00 müde im Hotel an.
Wir haben noch fast einen ganzen Tag bevor wir um 18:00 abfahren. Wir hatten gestern schon Tulio für 10:30 zur Fahrt zum Nationalmuseum für Archäologie, Anthropologie und Geschichte von Peru bestellt. Nach dem Frühstück in "La Terrazza" auf Deck 7 im Freien fahren wir mit dem Shuttlebus zum Hafenausgang und erwarten dort Tulio. Das Nationalmuseum wird derzeit renoviert und ist nur zu einem kleinen Teil zugänglich. Das Museum befindet sich an der Plaza Bolivar in einem Gebäude aus der Kolonialzeit. Das Gebäude besitzt einen Innenhof, den eine von Säulen und Rundbögen gebildete Galerie umgibt. Durch die großen Fenster der Galerie strömt viel Licht in die Ausstellungsräume. Dort war ein Dach eingestürzt. Deshalb die teilweise Schließung. Schade!
Da nicht viel zu sehen ist, fahren wir weiter zum Museo Larco. Es befindet sich im Viertel Pueblo Libre. Das Museumsgebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert als Peru Vizekönigtum war. Es ist ein großes Anwesen. Es beherbergt eine Sammlung präkolumbischer Kunst, die mit ihren 45.000 Exponaten 4.000 Jahre Geschichte abdeckt. Die Stücke der Sammlung sind vielfältig: Es werden Skulpturen, Textilien, Keramik und Schmuck aus unterschiedlichen präkolumbischen Zivilisationen Perus gezeigt. Obwohl das Museum hauptsächlich für seine Moche-Kollektion bekannt ist, beinhaltet es auch eine breite Palette an Exponaten aus anderen Kulturen, Die Galerien sind chronologisch und historisch geordnet, und enden mit einer Sammlung erotischer (pornografischer) Kunstgegenstände. Das Larco Museum gehört zu den wenigen Museen auf der Welt, dessen Lager auch für das Publikum zugänglich ist. Die Beschriftungen sind in spanisch, englisch und manchmal auch deutsch und französisch. Sehenswert.
Wir rufen Tulio an, der vorfährt und uns zum Hafen fährt. Wir sind 2 Stunden unterwegs gewesen. Er verlangt dafür $40. US-$ sind ihm lieber als Soles. Der Hafen-Shuttlebus fährt uns zur Silver Shadow. Wir wohnen in der Veranda Suite 656 auf Deck 6. Auf dieser Reise ist alles im Reisepreis enthalten. Butler Service, alle Mahlzeiten, Premium (???) Weine, sowie die Trinkgelder. Nur Behandlungen im Schönheitssalon muss man selbst bezahlen. Unser Butler heißt Danial und kommt aus Indonesien. Er kümmert sich um alles. Vom Internet-Anschluss bis zum Nachmittagstee. Unser Suite ist angenehm und hat einen kleinen Balkon mit Tisch und 2 Stühlen. Am Anfang der Reise können wir ihn zum Sonnen nutzen. Im Süden Chiles wird es zu kühl werden.
Es gibt 4 Restaurants. Das große Restaurant heißt auch so: "The Restaurant". La Terrazza heißt ein italienisches Ristorante. Hier muss man für den Abend einen Tisch reservieren. Im Grill kann man auch abends leger, sportlich gekleidet dinieren. Das elegante Restaurant La Dame bietet französische Küche zu einem Aufpreis von US-$ 60 pro Peron an. Das Fitness Center ist mit Technogym Geräten ausgestattet.
Um 17:00 ist die obligatorische Sicherheitsübung angesagt. Das Schiff verlässt Callao um 18:00. Möwen und Pelikane begleiten uns auf der Fahrt vom Hafen hinaus aufs Meer. Sie versuchen in der aufgewühlten See Futter zu erwischen.
Das Abendessen im Restaurant verlangt informelle Kleidung. Herren tragen einen Sakko ohne Krawatte. Jutta isst Kaviar, ich eine Hummersuppe und als Hauptgericht Lachs bzw. ein vegetarisches, leckeres Gemüsecurry. Nach dem Essen gehen wir ins Bett.
San Martin ist nun Piscos Hafen nachdem der alte Hafen geschlossen wurde. Silver Sea offeriert einen Shuttle-Service nach Paracas. aber nicht zum Museum. Die Kleinstadt hat 2840 Einwohner und ist ein großer Strandrummelplatz mit unzähligen Läden, Restaurants und Bars. Die nächste größere Stadt Pisco ist etwa 40 Autominuten entfernt. Pisco hat 104.656 Einwohner (2013) und war die Heimat der vorkolumbianischen Paracas-Kultur (800 v. Chr. bis 100 n. Chr.).
Wir nehmen im Hafen ein Taxi und vereinbaren mit dem Fahrer für die Hin- und Rückfahrt sowie Wartezeit $30. Vom Hafen führt die Straße in Meeresnähe durch die Cerro Colorante, farbige Berge in vielen Rot-, Gelb- und Weißtönen zum Paracas-Museum, Museo de Sitio Julio C Tello, das kurz vor dem Ortseingang von Paracas liegt. Die Cerro Colorante sind schön anzusehen.
Die Westküste Perus wurde im Jahr 2007 von schweren Erdbeben heimgesucht, die eine große Welle der Zerstörung mit sich brachten. Davon betroffen war auch das Museo de Sitio Julio C. Tello im Nationalpark von Paracas, Das neu erbaute Paracas-Museum, Museo de Sitio Julio C Tello wurde vom Büro Barclay & Crousse, Architekten aus Lima geplant und gebaut. Der Neubau aus rötlichem Beton sitzt auf den Fundamenten seines Vorgängers. Damals wie heute sind im Museum Kulturschätze des Paracas-Volkes aus der vorkolumbianischen Ära von 900 bis etwa 200 v. Chr. zu sehen, die in den 1950er-Jahren in der Region gefunden wurden. Ihre Grundrissgeometrie leiteten die Planer aus den für die Paracas typischen Muster bei der Gestaltung von Textilien ab. Rhythmisch angeordnete, durchgesteckte Bauvolumen ragen seitlich über den Ausstellungstrakt hinaus. Sie gliedern die Flächen im Gebäudeinneren und dienen in den oberen Bereichen zusätzlich als Lichtfang und klimatische Pufferzone. Nach außen zeigen sie sich als vier große gerahmte Öffnungen, die wie Augen die Besucher anblicken.
In diesem preisgekrönten Gebäude werden Gegenstände und Textilien der Paracas Kultur gezeigt. Man zeigt wie die Paracas schon damals Gehirnoperationen durchgeführt haben. Der Schädel wurde mit Obsidianmessern geöffnet. An anderer Stelle wird bildlich dargestellt wie die Köpfe von Kindern systematisch deformiert wurden, um dem Schönheitsideal zu entsprechen. Es wird ein Fischnetz, geknüpft aus Menschenhaaren, ausgestellt. Fein gewebte bunte Textilien beeindrucken uns.
Pisco ist Quechoa und bedeutet Vögel. Die nahen Ballestos Inseln nennt man die Galapagos Inseln der armen Leute. Man kann bei einer Bootstour von Paracas aus Pinguine, Seehunde, Blaufußtölpel aus nächster Nähe sehen. Wir konnten nur das Paracas Museum und den Badeort besichtigen, hörten aber von Briten abends in der Bar von diesem sehenswerten Ausflug. Wir werden im Süden Chiles noch Pinguine sehen.
Pisco ist auch der Namensgeber des gleichnamigen Weinbrands. Die Spanier gaben dem Schnaps den Namen „Pisco“, da die Schiffe dort das Destillat in Barrique-Fässern mit der Aufschrift „de Pisco“ (aus Pisco) entluden. Er wird meisten als Pisco Sour serviert. Pisco ist auch die Heimat des peruanischen Ceviche, in Limetten gebeizter Fisch oder Shrimps. Wir hatten Ceviche schon im Country Club in Lima gegessen.
Im Jahre 1820 landete eine Befreiungsexpedition unter dem Kommando von José de San Martin und Bernardo O`Higgins Riquelme in der Bucht von Paracas und setzte die Befreiung von den Spaniern in Gang. Hier wurden die erste Flagge und Wappen von Peru geschaffen. 1868 wurde Pisco Hauptort der Provinz Chincha, und ist seit 1898 Stadt. Hier lebte der legendäre Held José de San Martín dessen Herrenhaus heute noch hier steht.
Pisco war nahe dem Epicenter des zerstörerischen Erdbebens mit Stärke 8,0 am Mittwoch, 15. August 2007. 80% der Stadt wurden zerstört, auch die Kathedrale an der Plaza de Armas. Allein in der größten Kirche der Stadt, San Clemente, starben 90 Menschen. Von der Kirche blieben nur zwei Steinsäulen und die Kuppel stehen.
Um 18:00 tanzen eine peruanische Gruppe im Theater unseres Schiffs folkloristische Tänze aus den drei Regionen Perus. Ganz hübsch anzusehen. Inzwischen ist es Zeit zum Abendessen. Heute wollen wir im italienischen Restaurant "La Terrazza" essen, denn das "The Restaurant" hat uns an den letzten beiden Abenden nicht überzeugt. Wir müssen eine halbe Stunde auf unseren Tisch warten und da ich heute meine mitgebrachte Zigarre rauchen möchte, gehen wir zu Conaisseurs Corner auf Deck 8. Dort lassen wir uns eine Margharita bzw. Pisco Sour servieren und ich genieße meine Zigarre. Auf dem Weg zum Essen reservieren wir im französischen Restaurant "La Madame" einen Tisch für morgen Abend.
Im La Terrazza bestellen wir einen sehr leckeren Pulpo Salat und anschließend Pasta mit reiner hervoragenden Pesto bzw. in Weinbrand gegrillte Prawns mit sehr leckeren Gnocchi. Alles sehr gut. Es gibt nur Probleme mit den Weinen. Sie werden als Permiumweine bezeichnet, sind aber überwiegend saure Landweine. Trotzdem reservieren wir für den übernächsten und die folgenden Abende einen Tisch. Es ist schon fast 23:00 als wir ins Bett gehen.
Ich leide immer noch unter dem Jetlag. Seit 1:00 bin ich hell wach und nehme nach einer Weile eine halbe Schlaftablette, die leider nicht sogleich wirkt. Heute Nacht ist die Uhr eine Stunde vorgestellt worden. Als wir um 8:00 aufstehen bin ich noch wie benommen. Um 10:00 gehen wir ins Theater zu einem Vortrag von Frau Dr. Woodman, die uns etwas über die weiteren Häfen erzählt. Sie ist in Kanada geboren, lebt aber seit 20 Jahren in Australien. Sie ist nicht leicht zu verstehen und hat substantiell nichts Neues zu erzählen. Schade.
Danach gehen wir zum Fitnesscenter auf Deck 10, und anschließend noch ein paar Runden auf Deck 9. Zu Mittag essen wir leckere Salate am Pooldeck. Am Nachmittag lesen wir Nachrichten im Internet, das leider sehr schwach ist. Ich muss die Fotos auf unter 1 MB verkleinern, um sie hochladen zu können.
Wir haben heute Abend für 19:00 einen Tisch im französischen Restaurant La Dame reserviert. Als wir hinkommen ist es noch ganz leer. Es ist klein und elegant. Wir bestellen Hummer Salat und als Hauptgang den chilenischen Seabass (Wolfsbarsch). Dazu trinken wir einen weißen Macon bzw. einen Riesling von der Mosel und Wasser. Alles sehr gut. Mittlerweile füllt sich das Restaurant. Um 20:30 ist die Hälfte der Tische besetzt. Das von Jutta bestellte Souflet musste sie zurückgeben. Es war nicht fertiggebacken. Das zweite ist ok. Man verlangt hier $60 pro Person für das Abendessen + Getränke.
Wir gehen zur Tangoshow ins Theater. Ein artistisches Tanzpaar zeigt uns im vollen Theater was Tango ist, wie er entstand und getanzt wird. Toll. Bevor wir morgen früh Arica, die nördlichste Stadt Chiles erreichen, möchte ich etwas über Chile erzählen.
Chile erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung zwischen den Breitengraden 17° 30′ S und 56° 0′ S; somit beträgt die Nord-Süd-Ausdehnung rund 4200 Kilometer. In west-östlicher Richtung liegt Chile zwischen dem 76. und dem 64. westlichen Längengrad und besitzt eine Ausdehnung von durchschnittlich weniger als 200 Kilometern. Wegen dieser – durch seine Lage am Westhang der Andenkordillere bedingten – ungewöhnlichen Form wird Chile schon seit seiner Entdeckung häufig „das langgestreckte Land“ genannt. Der moderne souveräne Staat Chile gehört zu den wirtschaftlich und sozial stabilsten und wohlhabendsten Ländern Südamerikas mit einer einkommensstarken Wirtschaft und einem hohen Lebensstandard. Es führt die lateinamerikanischen Nationen in Bezug auf menschliche Entwicklung (44. Platz, 2017), Wettbewerbsfähigkeit, Pro-Kopf-Einkommen, Globalisierung, Friedenszustand, wirtschaftliche Freiheit und geringes Korruptionsempfinden an. Nach Einschätzung der Weltbank ist Chile ein Schwellenland mit einem Nettonationaleinkommen im oberen Mittelfeld. Chile weist nach Kanada die niedrigste Mordrate in Amerika auf.
Chile liegt an der Grenze mehrerer Lithosphärenplatten: Unter die südamerikanische Platte wird bis zum Golf von Penas die Nazca-Platte subduziert, südlich davon bis zur Magellanstrasse mit geringerer Geschwindigkeit die Antarktische Platte. Durch die Magellanstrasse verläuft in ost-westlicher Richtung die Grenze zwischen der südamerikanischen und der Scotia-Platte. Dies ist die Ursache des ausgeprägten Vulkanismus in Chile und der regelmäßig auftretenden, zum Teil massiven Erdbeben.
Die chilenische Bevölkerung ist durch einen hohen Grad an Homogenität gekennzeichnet. Die Chilenen mit europäischen Vorfahren und Mestizen bilden rund 88,92 Prozent der Bevölkerung. Der Rest zählt zu der indigenen Bevölkerung, den Indios.
Etwa 13.000 Jahre v. Chr. siedelten die ersten Menschen im heutigen Staatsgebiet Chiles (siehe Monte Verde). Später gehörte der Norden Chiles bis zu seiner Eroberung durch die Spanier kurzzeitig zum Inkareich. Im Jahr 1520 entdeckte der Portugiese Ferdinand Magellan während seines Versuches, die Erde zu umsegeln, die nach ihm benannte Magellanstraße, die an der heutigen Südspitze Chiles liegt. 1535 erreichte Diego de Almagro von Peru aus das heutige Chile, fand aber nicht die erhofften Reichtümer vor und kehrte enttäuscht zurück. Die erste permanente Siedlung der Europäer war das 1541 durch Pedro de Valdivia gegründete Santiago. Seit 1542 war Chile Bestandteil des spanischen Vizekönigreiches Peru.
Da die Spanier wenig Gold und Silber fanden, war Chile aufgrund seiner abgeschiedenen Lage eine eher wenig beachtete Kolonie der spanischen Krone. Die große Atacamawüste behinderte den direkten Weg nach Peru. Erst später wurde Chile durch landwirtschaftliche Produkte für die anderen spanischen Besitzungen ein wichtiger Versorgungspartner.
Am 17. September 1865 erklärte Chile Spanien den Krieg (Spanisch-Südamerikanischer Krieg), nachdem Spanien versucht hatte, mit militärischen Mitteln in Peru Einfluss zu gewinnen. Es kam daraufhin zu den Seegefechten bei Papudo sowie bei Abtao vor der Insel Chiloé. Am 5. Dezember 1865 verbündete sich auch Peru mit Chile, um den gemeinsamen Gegner zu bekämpfen. Die Spanier beschossen am 31. März 1866 die Stadt Valparaíso massiv. Der Konflikt mit Spanien konnte aber erst in Verträgen von 1871 und 1883 endgültig gelöst werden.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wanderten verstärkt auch nicht-spanische Europäer nach Chile ein, darunter Deutsche, deren Spuren noch heute vor allem im südlichen Mittelteil des Landes zu sehen sind (Valdivia, Osorno, Puerto Montt, Puerto Varas, Frutillar, Puerto Natales). Als Gegenpol zum sozialistischen Konzept von Salvador Allende wurde die chilenische Volkswirtschaft unter Augusto Pinochet nach der Maxime der Chicago Boys konsequent nach marktwirtschaftlich-wirtschaftsliberalen Aspekten umgebaut. Staatliche Unternehmen wurden sowohl zu Zeiten Pinochets als auch danach größtenteils privatisiert, allerdings sind die von Allende verstaatlichten Kupferminen, die seit Pinochet unter direkter Kontrolle des Militärs standen, immer noch in Staatsbesitz. Auch wenn die nach Pinochet regierenden Mitte-links-Regierungen bemüht waren, soziale Härten abzufedern, gilt Chile heute nach wie vor als eines der Länder mit den größten sozialen Ungleichgewichten.
Im jährlichen Korruptionsindex von Transparency International belegt Chile permanent einen der vorderen Plätze, gilt also als relativ korruptionsfrei und lässt somit auch europäische Länder wie Belgien, Frankreich und Spanien hinter sich.
Das Bruttosozialprodukt stieg im Jahr 2016 um 1,6 Prozent auf 247,0 Milliarden US-Dollar, dies entspricht in etwa 7146 US-Dollar je Einwohner. Chile hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen und das höchste Exportvolumen je Einwohner unter den südamerikanischen Staaten.
Aufgrund der großen Länge des Landes verfügt Chile über unterschiedlichste Landschaften. Im Norden dominiert die Atacamawüste. Der Osten ist von den Anden geprägt. Zentralchile ist von mediterranem Klima beeinflusst. Der Kleine Süden ist geprägt von Wäldern und herrlichen Landschaften, die oft auch als Chilenische Schweiz bezeichnet werden. Ab der Region XI. gibt es bereits große Gletschergebiete. Der größte Gletscher Südamerikas ist das Campo de Hielo Sur. Hier beginnt die karge Landschaft Patagoniens. Das Klima ist rau und regenreich.
Jutta hatte Anfang der 1960er Jahre ihre erste Stelle als Gymnastiklehrerin an der internationalen Schule in Santiago de Chile, die ihr Onkel, der damals Werkleiter von Schering in Santiago war, vermittelt hat. Dort hat sie spanisch gelernt.
Wir sind in Chile angekommen. Um 7:00 legen wir in Arica, der Stadt des ewigen Frühlings an. Arica ist die nördlichste Stadt Chiles an der Grenze zu Peru mit angenehmem Klima und warmem Meer. Die Stadt wurde 1541 als Villa de San Marco de Arica auf einem vorkolumbianischen Dorf errichtet. Arica gehörte bis 1879 zu Peru, wurde aber wie Tacna von den Chilenen erobert und durch den Vertrag von Ancón 1883 chilenisch. Das war strittig. 1929 einigte man sich endgültig in einem Kompromiss. Tacna wurde wieder peruanisch und Arica blieb chilenisch. Es ist ein Freihafen für Bolivien und den Norden Chiles. Arica hat 220.000 Einwohner.
Wir gehen an Land und fahren mit dem Shuttle zum Hafenausgang. Dort erwartet uns ein lauter Karnevalsrummel zu Füßen des Bergkegels Morro, der die Stadt Arica beherrscht. Wir suchen eine Wechselstube und erhalten für 200 Euro 174.000 Pesos (1 Euro = 870 Pesos). Die Kathedrale San Marcos ist ungewöhnlich. 1868 zerstörte ein Erdbeben die alte Kirche. Man suchte man nach einer sicheren Lösung. Der Pariser Gustav Eiffel erhielt den Auftrag und er fertigte in Frankreich die neue Konstruktion aus Stahl, verschiffte die Teile nach Chile und baute sie hier 1878 wieder auf. Die eiserne gotische Kathedrale steht noch immer.
Wir wollen das Museum in Azapa besuchen, finden aber erst nach einigem Bemühen ein Taxi. Der Fahrer verlangt 2.400 Pesos pro Person, meinte aber wenn 4 Personen mitfahren. Das erkennen wir erst als zwei weitere einsteigen wollen, eine auf dem Rücksitz und eine vorne rechts. Da wir das nicht wollen, müssen wir den doppelten Preis zahlen. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir San Miguel im Valle Azapa. Hier wird Mais und Wein angebaut. Die Kultur der Chinchorro (Fischer Volk) begann 7.000 v.Chr. Das Volk lebte halb nomadisch an der Küste im nördlichen Chile und südlichen Peru. Sie ernährten sich überwiegend von Fisch und Meeresfrüchten. Sie haben wenig hinterlassen, wenn man von ein paar Textilien und Korbwaren absieht. Die ältesten Mumien der Chinchorro sind 3.000 Jahre älter als die ägyptischen, nämlich aus der Zeit um 6.000 v. Chr. Unklar ist bisher, warum die einfach lebenden Nomaden ein so hochentwickeltes aufwändiges Totenritual praktizierten. Heute weiß man, dass im Norden Chiles eine natürlich hohe Konzentration von Arsen im Trinkwasser vorkommt. Die dadurch bedingte hohe Kindersterblichkeit hat möglicherweise zu den Praktiken geführt. Anfänglich wurden die Kinderleichen (und auch die der Alten) nur mit Lehm bedeckt und in der Sonne getrocknet, später entnahm man ihnen die Eingeweide, die Körper wurden mit Pflanzen gefüllt und verziert. Die älteste bekannte Chinchorro-Mumie ist der sogenannte Hombre de Acha (Acha-Mann), dessen Alter mithilfe der Radionkarbonmethode auf etwa 9.000 Jahre bestimmt wurde. Er wurde in der Acha-Schlucht am Stadtrand von Arica gefunden, in der Nähe eines Kochherdes inmitten von elf kreisrunden Steinfundamenten, welche die älteste dokumentierte Chinchorro-Siedlung bildeten.
Wir nehmen auf dem Rückweg ein Taxi, in dem schon zwei Fahrgäste sitzen, die aber bald wieder aussteigen. Gegen ein paar weitere Pesos ist der Fahrer bereit, uns zum Hafen zu fahren, obwohl er das, wie er sagt, eigentlich nicht darf. Er müsse zum Taxihalteplatz fahren. Wir zahlen nur 3000 Pesos. Das sind 3,50 Euro.
Wie überall in Südamerika muss man vorsichtig mit dem Leitungswasser und der Nahrungsmittelhygiene sein.
Sehenswert ist außer der Kathedrale das Panorama vom El Morro de Arica mit Blick über die Stadt, den Hafen bis hin zur Wüste in Richtung Peru. Uns war der Aufstieg zu mühsam. Auf dem Schiff essen wir wieder auf dem Pooldeck zu Mittag. Wir teilen uns ein Reuben Sandwich und Crabcakes. Am Nachmittag serviert Butler Danial in unserer Suite Kaviar für Jutta und kleine Leckereien für mich. Dazu gibt es Kaffee bzw. Tee.
Zu Abend essen wir im italienischen La Terrazza. Der Kellner serviert uns unaufgefordert Asti Spumante. In unserer Jugend war das ein billiger süßer Sekt. Heute ist er trocken und schmeckt gut. Nach dem Essen rauche ich in Conaisseurs Corner auf Deck 8 bei untergehender Sonne eine Monte Christo Zigarre Nr. 4 und trinke dazu eine Margharita.
Abfahrt nach Valparaiso um 20:00.
Das Schiff benötigt zwei Tage und drei Nächte auf der Fahrt nach Valparaiso. Ich leide noch immer unter dem Jetlag und werde um 4:15 wach, stehe bald auf, und schreibe diese Zeilen. Draußen ist es um halb sieben noch dunkel. Nur ein Stern leuchtet am bewölkten Himmel. Wir fahren in Sichtweite der Küste.
Um 10:00 hält Frau Dr. Woodman einen Vortrag über Valparaiso und Santiago. Sie ist keine gute Rednerin und verhält sich wie eine Lehrerin vor Grundschülern, manchmal sehr albern. Sie hat auch nichts Neues zu erzählen sondern gibt Wikipedia Wissen kund. Anschließend gehen wir 10 Runden, das sind 1.3 km auf Deck 9, und ins Fitness-Studio auf Deck 10. Das Studio ist klein und mit nur wenigen Geräten bestückt. Aber besser als nichts. Heute gehen wir zum Mittagessen auf die Terrasse des Ristorante La Terrazza. Es ist dort nicht windig und mit 22°C noch gerade angenehm zum draußen sitzen. Wir bedienen uns am Buffett.
Jutta geht am Nachmittag in die Damensauna; ich bleibe in der Suite und versuche, versäumten Schlaf nachzuholen.
Wir haben eine Einladung zu einer generellen "Verkaufsveranstaltung" von Silver Seas zu der wir um18:30 gehen, um mal andere Leute zu sehen. Die Gesellschaft preist ihre Schiffe, vor allem die neuen, die bald in Dienst gestellt werden. Wir sind noch nicht entschieden, ob die Shadow ein empfehlenswertes Schiff ist. Die Restaurants sind beides, gut und schlecht. La Dame ragt heraus, aber es ist teuer. Der Service ist überall gut. Das Internet ist überwiegend extrem langsam. Da müsste etwas verbessert werden. Das können andere besser. Warten wir noch ein paar Tage und sammeln wir weitere Eindrücke.
Das Abendessen nehmen wir in La Terrazza ein. Es ist gut.
Ich habe ab 2:00 dank einer Schlaftablette ganz gut geschlafen und bin um 8:40 wach geworden. Der Jetlag plagt mich diesmal doch sehr. Wir sind nun 9 Tage unterwegs. Draußen ist es neblig trüb und deutlich kühler, 20°C.
Es ist Zeit, die bisherige Reise zu reflektieren. Wir waren zwar schon zweimal in Südamerika, hatten uns aber nur am Rande mit den verschiedenen Kulturen beschäftigt. Die erste Reise im Jahre 2000 war eine geführte Reise durch viele Länder und vor allem konzentriert auf die wesentlichsten Sehenswürdigkeiten. Ich habe die Steinmetztechniken der Inkas, die große Mauern ohne Mörtel erbauten, in Erinnerung. Die zweite Reise hatte die landschaftlichen Schönheiten Patagoniens zum Ziel. Auch hier hatten wir nur wenig Kontakt mit der Kultur. Lediglich in Punta Arenas an der Magellanstraße besuchten wir ein Museum, das sich mit dem Schicksal der Mapuche Indianer befasste und sehr interessant war. Die christlichen Einwanderer hatten im 16. und 17 Jhd. bezüglich der Indios nur ein Ziel: deren Christianisierung und Annahme ihrer Sprache, Sitten und Gebräuche. Sie gingen dabei nicht zimperlich vor und steckten sie durch aus Europa eingeschleppte Krankheiten an. Viele Ureinwohner haben das nicht überlebt.
Auf dieser Reise steht von Anfang an die Erkundung der Kulturen neben den Sehenswürdigkeiten auf unserem Programm. Nach heutigem Forschungsstand wanderten die amerikanischen Ureinwohner am Ende der letzten Eiszeit vor nicht mehr als 15.000 Jahren in mehreren Wellen ein. Damals bestand eine Landbrücke zwischen Russland und Asien und Alaska. Vor allem durch Klimaeinflüsse haben sich verschiedene Kulturen herausgebildet. Die heutigen Staaten mit ihren historisch gewachsenen Grenzen bestanden eigentlich erst nach dem Einfall der Spanier und Portugiesen. Lediglich die Inka gründeten im Westen einen großen Staat. Sie herrschten vom 13. bis zum 16. Jahrhundert über ein weit umspannendes Reich von über 200 ethnischen Gruppen, das einen hohen Organisationsgrad aufwies. Zur Zeit der größten Ausdehnung um 1530 umfasste es ein Gebiet von rund 950.000 Quadratkilometern, sein Einfluss erstreckte sich vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien; ein Gebiet, dessen Nord-Süd-Ausdehnung größer war als die Strecke vom Nordkap bis nach Sizilien. Entwicklungsgeschichtlich sind die Inka mit den bronzezeitlichen Kulturen Eurasiens vergleichbar. Das rituelle, administrative und kulturelle Zentrum war die Hauptstadt Qusqu (Cusco) im Hochgebirge des heutigen Peru. Wir waren auf einer früheren Reise (2000) in Cusco und im rätselhaften Machu Picchu in den Anden. Dort haben wir die von den Spaniern nicht zerstörten Hinterlassenschaften der Inkas gesehen, die vorzugsweise die Inkabauten mit eigenen überbaut haben.
In den Museen in Lima, Paracas und Arica haben wir schon einiges über die alten Kulturen gelernt. Die Informationen sind spärlich, aber wir wissen durch Ausgrabungen viel über den Totenkult der Völker, die bereits 1000 Jahre vor den Ägyptern ihre Toten mumifizierten, und zwar nicht nur die Anführer sondern alle.
Wir sind auf Deck sind 1,3 km gegangen, haben Kraftübungen und Dehnen absolviert. Inzwischen ist es etwas wärmer (22°C) geworden und gelegentlich blinzelt die Sonne durch die Wolken. Das Lunch haben wir im Pullover auf der Terrasse eingenommen. Nun ruhen wir uns aus.
Schon um 18:00 tanzt das argentinische Tanzpaar im Theater Gaucho- und andere temperamentvolle Tänze mit Trommeln und Steinschleudern. Der Kapitän meldet sich mit der Ansage einer Wetteränderung in den nächsten Stunden. Das Meer soll laut Vorhersage unruhig werden. Unregelmäßige Wellen von bis zu 2,5 m sind zu erwarten. Schon beim Abendessen in La Terrazza verfärbt sich der Himmel rot mit einer schwarzen Wolke darüber. Der Kapitän rät zur Vorsicht beim Gehen. Das schlechte Wetter soll bis Valparaiso anhalten. Das hält uns nicht davon ab, auf Deck 8 noch einen Drink einzunehmen und eine Monte Christo zu rauchen. Dort treffen wir ein amerikanische Paar, das voriges Jahr eine Weltreise mit der Silver Shadow gemacht hat und sich nun über viel schlechteres Essen und Service beklagt. Voriges Jahre hätten sich auch die Menükarten ständig geändert. Man ist nicht mehr zufrieden.
Um 22:00 gehen wir in unsere Suite und warten auf den Sturm. Ja, die Nacht ist zeitweise unruhig und dann wieder liegt das Schiff ruhig wie im Hafen. Es ist schwer, sich mental darauf einzustellen. Um Mitternacht liege ich noch wach.
Wir legen um 8:00 in Valparaiso, dem Hafen der Hauptstadt Santiago de Chile an. Vor Weihnachten 2019 hat es hier gebrannt. Mehr als 200 Häuser wurden in der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt zerstört. Die Behörden gehen von Brandstiftung aus. Die Brände waren am Heiligabend in Gras- und Waldgebiet auf zwei Hügeln ausgebrochen. Die Feuer bewegten sich dann rasch zu den meist aus Holz und Blech gebauten Häusern in der Umgebung fort. Davon haben wir nichts mehr gesehen. Vom Hafen nehmen wir einen Shuttle zum Passagierterminal und trinken dort einen Café weil wir 20 Minuten auf den zweiten Shuttle zum Paseo Yugoslavo warten müssen. Auf dieser Fahrt geht es bereits bergauf und bergab, vorbei an alten Gebäuden, die zum Teil bunt bemalt sind. Hier gibt es Schmierereien neben "Gemälden" berühmter Künstler. Es ist heute sehr sonnig und warm (25°C). Ein schöner Tag.
Valparaíso [bɑlpɑɾɑˈiso] (deutsch Paradiestal) hat 252.888 Einwohner. Die Stadt ist Sitz des chilenischen Kongresses. Valparaíso liegt an einer nach Norden offenen Bucht des Pazifischen Ozeans. Der Hafen ist einer der bedeutendsten des Landes. Die Stadt ist weltberühmt und Inhalt zahlreicher literarischer, musikalischer und künstlerischer Interpretationen. Sie gilt als kulturelle Hauptstadt Chiles. Im Juli 2003 wurde der historische Stadtkern mit seiner Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Die Stadt ist auf eine Vielzahl von Hügeln (Cerros) erbaut worden. Das Altstadtviertel und die angrenzenden, pittoresken Hügel Cerro Alegre und Cerro Concepción sind ein beliebter Wohnort von Künstlern und Studenten. Hier liegen auch viele Cafés, Kneipen, Restaurants und Hotels sowie kleinere Boutiquen. Bereits den chilenischen Nationaldichter Pablo Neruda, der in Valparaíso lebte und dessen letzte Wirkungsstätte heute das Neruda-Museum „La Sebastiana“ beherbergt, faszinierten die zahllosen Treppen der Stadt. Die meisten sind breit, aber steil und anstrengend. Die noch erhaltenen Ascensores – Schrägaufzüge führen auf die wichtigsten Hügel. Gebaut wurden etwa 30 Anlagen, Heute sind viele nicht mehr in Betrieb. Sie werden nach wie vor von den Einwohnern genutzt und derzeit nach und nach renoviert. Der zentral gelegene Ascencor Concepcion zwischen Calle Prat und Paseo Gervasoni wurde erst im April 2019 wiedereröffnet, war aber heute geschlossen (cerrado). Wir mussten die Treppe nehmen. Eine Fahrt kostet etwa 100 CLP. Einer der bekanntesten dieser Aufzüge ist der Ascensor El Peral, der seit 1901 Besucher auf die Terrasse des Paseo Yugoslavo befördert. Das ist die Endstation des zweiten Shuttle. Man hat eine schöne Aussicht auf die Stadt und den Hafen. Wir fahren mit dem Ascensor nach unten und schlendern über die Plaza Sotomayor mit dem Markt und dem prächtigen Gebäude der Armada (Marine)..
Valparaiso ist berühmt für die bunten Häuser. Viele der bunt getünchten, teils prachtvollen, dicht zusammengedrängten Häuser und Kontore der Stadt stammen aus den von Salpeter- und Guano-Export genährten Boom-Jahren – vor der Eröffnung des Panamakanals. Sie nehmen einen schmalen Uferstreifen ein. Viele Fassaden Valparaísos tragen bunte und phantasievolle Graffiti. Wellblech mit Lack und Patina grenzt an den verschnörkelten Schmuck alter Residenzen. Die Altstadt stammt aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die schönsten bunten Wohnhäuser und einfallsreichen Bemalungen finden wir auf dem Cerros Alegre und Cerro Concepcion. Valparaíso hat sich zu einer internationalen Drehscheibe für Straßenkunst und Künstler aus aller Welt entwickelt, die ihre Spuren an den Stadtmauern, Straßen, Aufzügen, Treppen und allen anderen Oberflächen hinterlassen, die für Bemalung geeignet war. In einem kleine Café an der Av. Cochrane nehmen wir ein kleines Frühstück ein.
Diese 5 Hügel sollte man lt. Wikipedia nicht verpassen! Der Cerro Concepción ist einer der beliebtesten Anlaufpunkt für Touristen aufgrund seiner zahlreichen Bars, Restaurants und Aussichtspunkte. Es war einer der Hügel, die als erstes besiedelt wurden, vorrangig durch Deutsche und Engländer. Wir mussten zu Fuß auf einer breiten Treppe steil hinauf gehen, weil der Ascensor "cerrado" (geschlossen) war. Empfehlenswert ist der Paseo Atkinson mit dem Aussichtspunkt Mirador Atkinson. Das Mansion Atkinson ist bunt bemalt. Es wird heute als Hotel genutzt. Besonders schön ist die Calle Tempelman. Jede Stufe der langen Treppe ist in einer anderen Farbe bemalt. Sie führt steil hinauf, vorbei an verspielten Graffitis und einer Bank, die über die ganze Breite den Slogan „We are not hippies, we are happies“ trägt.
Nach dem Rundgang fahren wir mit einem Taxi nach Viña del Mar, das Jutta in den 1960er Jahren besucht hat und als sehr elegant empfand. Heute sind die beiden Städte zusammengewachsen. Wir entdeckcn noch ein paar alte Villen. Vor einer steht eine Original-Skulptur von Rodin. Vina del Mar hat einen langen schönen Strand. Der Taxifahrer verlangt 30.000 Pesos. Da ich nicht soviel Geld mitgenommen habe, fährt er zu einem Laden, in dem ein Geldautomat steht, der meine Mastercard annimmt. Ich bekomme 20.000 Pesos unter der Voraussetzung, dass ich 6.500 Pesos Gebühren akzeptiere. Halsabschneiderei!
Um 18:00 verlässt die Silver Shadow den Hafen und begibt sich auf eine bis übermorgen früh dauernde Reise nach Castro. Wir essen im Ristorante La Terrazza zu Abend. Da wir wenig Hunger haben entscheiden wir uns gegen eine Vorspeise und bestellen Osso Buco. Das Fleisch ist zäh. Das Essen auf der Silver Shadow ist entgegen der offiziellen Anpreisung nicht lobenswert. Auch der italienische Rotwein ist kein Premiumwein, eher einfacher Landwein. Schade!
Die See ist rau. Der Kapitän hat bis zu 3 m hohe Wellen angekündigt. Das macht uns nichts aus. Wir müssen nur beim Gehen aufpassen, Nach so vielen Kreuzfahrten wissen wir, wie wir uns verhalten müssen und haben auch mit rauer See kein Problem. Im Bett ist es ohnehin einfacher als beim Gehen. Wir wussten schon vorher, dass der südliche Pazifik unruhig ist.
Die See ist zeitweise ganz ruhig, und dann wieder wackelt das Schiff heftig. Das sind - so sagt man - die Merkmale des Pazifiks. Ich habe schlecht geschlafen. Mir tun meine Glieder weh. Ich glaube das Bett ist zu hart. Heute Nacht habe ich keine Schlaftablette genommen. Ich muss meinen normalen Rythmus wieder finden und den Jetlag überwinden. Um 10:00 scheint die Sonne bei 16°C. Um 11:00 gehen wir ins Theater zu einem Vortrag über Castro und die angebotenen Ausflüge. Wir werden Castro auf eigene Faust erkunden. Danach machen wir Sport. Unsere Walk-Runden brechen wir schon nach der zweiten ab. Es ist immer noch so windig, dass man kaum dagegen ankommt. Im Fitnessstudio gehe ich aufs Rad und fahre 20 Minuten mit Widerstand 3. Währenddessen kommt uns das Schwesterschiff Silver Whisper entgegen. Die beiden Schiffe Whisper und Shadow sind baugleich.
Inzwischen ist es etwas wärmer geworden. Das Lunch können wir sogar an einer windgeschützten Stelle auf der Terrasse einnehmen. Der Wind lässt mehr und mehr nach. Man kann fast schon wieder normal gehen. Wir ruhen uns aus und ich hole in der letzten Nacht versäumten Schlaf nach. Butler Danial serviert um 16:00 wieder Kaviar und Canapés.
Der heutige Abend verlangt wieder formale Kleidung. Smoking für die Herren oder einen dunklen Anzug mit Krawatte. Doch dazu kommt es nicht. Montezuma macht einen Strich durch die Planung. Bei mir heftiger als bei Jutta. Uns geht es nicht schlecht, aber wir benötigen eine Toilette in der Nähe. So beschließen wir, in der Suite zu bleiben. Das wird uns gut tun. Wir haben offenbar zu viel gevöllert.
Wir haben lange geschlafen. Um 7:00 ist der Himmel stark bewölkt und grau. Das Meer ist ziemlich ruhig. Die Temperatur beträgt 15°C. Uns geht es wieder gut. Beim Frühstück sitzen wir mit zwei älteren Ehepaaren an einem Tisch. Sie kommen aus Minneapolis. Ich erzähle, dass unsere Enkeltochter in Robinsdale bei Minneapolis wohnt. Wir fahren in den Fjord von Castro ein. Es ist immer noch bewölkt, aber die Sonne blinzelt manchmal durch die Wolken. Im Fjord sind große Aquakulturen.
Um 12:00 erreichen wir den Hafen von Castro. Wir fahren mit dem Tenderboot zur Anlegestelle und werden dort mit der deutschen Fahne begrüßt. Es wehen außerdem die spanische, US-amerikanische, peruanische und kanadische Fahne. Deutschland unterhält traditionell gute Beziehungen zu Chile. Castro liegt im Süden von Chile auf der Insel Chiloe und hat 40.000 Einwohner. Das Klima ist mild, aber außerordentlich feucht. Wir haben Glück. Nach einem regnerischen Morgen klart es jetzt auf und die Sonne scheint oft vom locker bewölkten Himmel. Castro ist die drittälteste Stadt Chiles, die seit ihrer Gründung ununterbrochen bewohnt ist. Vor den Spaniern lebte schon das Volk der Huilliche auf Chiloé. Castro wurde am 12. Februar 1567 vom spanischen Kapitän Martín Ruiz de Gamboa gegründet. Die Stadt, die 1594 bereits 8.000 Einwohner -mehrheitlich Farmer – zählte, wurde bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts mehrmals von holländischen Piraten geplündert und 1837 durch ein Erdbeben zerstört.
Castro liegt auf steilen Hügeln. Wenn man vom Hafen ins Zentrum gehen will, muss man steil bergauf gehen. Jutta möchte gerne zum Mercado gehen und Mariscos essen. Der 2017 neu eröffnete Markt (Mercado) Feria Alcalde José Sandoval Gomez liegt etwas abseits vom Zentrum. Die vielfarbige Architektur und das Angebot an Käse, Fisch und Kartoffeln ist sehenswert. Im Obergeschoss werden hausgemachte Gerichte angeboten. Das Restaurant ist voll. Wir teilen uns einen Tisch mit einem chilenischen Ehepaar aus Conception und essen Empanadas mit Fleisch bzw. mit Mariscos gefüllt. Unter Mariscos versteht man hier Muscheln. Da wir nicht alles essen können, fragen uns unsere Tischnachbarn, ob sie diese einpacken dürfen, was wir bejahen, denn auf uns wartet auf dem Schiff das Abendessen.
An der Plaza de Armas mit ihren gepflegten Grünanlagen, dem Mittelpunkt Castros, erhebt sich die Hauptkirche der Stadt, die Iglesia de San Francisco, die gemeinsam mit anderen Holzkirchen in anderen Stadtteilen in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Die Kirche wurde 1910–1912 nach einem Brand im Stil der Neogotik neu errichtet. Die Außenwände der Kirche sind mit leuchtend gelb gestrichenem Blech verkleidet, die äußere Struktur und das Innere besitzt Elemente einer Steinkirche wie Kreuzgewölbe und Säulen mit Kapitellen, allerdings ist alles kunstvoll aus dem für die Insel typischen Alerce-Holz gearbeitet.
Die Wände vieler älterer Gebäude sind außen mit Holzschindeln verkleidet, die bemerkenswerte Muster bilden und manchmal farbenfroh gestrichen sind. Typisch für Castro sind auch die Pfahlbauten, Palafitos genannt. Das sind ehemalige Fischerhäuser. Vom Puente Gamboa Mirador an der Ostseite der Brücke, die in die Stadt führt, hat man einen schönen Blick auf die Palafitos Gamboa.
Beim Großen Chile-Erdbeben am 22. Mai 1960 wurde Castro stark beschädigt. Das Rathaus der Stadt und viele der Stelzenhäuser fielen dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami zum Opfer. Zum Zeitpunkt des Erdbebens von 1960 hatte Castro 7000 Einwohner. Erst 1982 wurde Castro wieder die Hauptstadt der Insel. Um 19:00 verlassen wir Castro in Richtung Puerto Chacabuco.
Wir gehen heute Abend ins Hauptrestaurant zum Essen, weil es chilenische Gerichte anbietet. Nach einem mäßig guten Cesars Salad und esse ich Pastel de Choclo. Das ist ein Hackfleisch vergleichbar mit einer Lasagne in einer Teighülle aus Maismehl. Sehr lecker. Um 21:45 gehen wir ins Theater (Show Lounge) in dem das brasilianische Gitarren Duo Siquera Lima auftritt. Sie spielen schon 16 Jahre zusammen und sind 14 Jahre verheiratet, nach dem sie sich 2014 den ersten Preis bei einem internationalen brasilianischen Wettbewerb geteilt haben. Sie spielen brasilianische, amerikanische und spanische Musik, u. a. Concerto de Aranquez. Sehr schön. Den Abend beschließe ich mit einer Monte Christo und Margharita in Smokers Corner auf Deck 8.
Wir fahren morgens in den Aisén Fjord ein, mal enger am Ufer, mal weiter weg. Die ersten hohen Berge mit Schneeresten vom letzten Winter tauchen auf. Es ist bewölkt, aber trocken und 9°C kühl. Heute wird ein Gemisch aus Sonne, Schauern und starker Bewölkung erwartet. Um 12:00 steigt das Thermometer auf 13°C, aber es bleibt regnerisch. Auf meinem Smartphone kündigt Wetter.de ab 16:00 Sonne mit Wolken an. Wir gehen zunächst ins Fitness Studio und anschließend zum Mittagessen am Pool auf Deck 8. Es regnet. Wir sitzen im regen- und windgeschützten Bereich unter einer Infrarotlampe. Jutta isst Obst und ich meinen ersten Veggieburger. Er sieht dunkelrot aus und hat die Konsistenz einer Blutwurst, schmeckt ganz gut, jedoch nicht nach Fleisch. Wir machen erst einmal eine Siesta und werden dann an Land gehen. Der Tender fährt alle 20 Minuten.
Um 10:00 legen wir in Puerto Chacabuco dem Haupthafen der chilenischen Fjorde an. Die Stadt liegt am Ufer des 70 km langen Aysén Fjordes (45.26°S, 73°W), der zu den schönsten Chiles zählt. Er ist ein sicherer Hafen für internationale Kreuzfahrtschiffe sowie für Fährverbindungen von Puerto Montt. Wie in Norwegen stürzen überall Wasserfälle in den Fjord. Die Hänge sind grün bewaldet. Kein Wunder bei so viel Regen. Der Unterschied zu den norwegischen Fjorden ist auf der Karte zu erkennen. In Chile ist die ganze südliche Küste von Fjordarmen durchzogen, die alle verbunden scheinen. Wir werden an den nächsten Tagen bei hoffentlich besserem Wetter durch die Fjorde nach Süden fahren.
Vor den großen Waldbränden nach der Eruption des Mount Hudson 1991 war Puerto Aisén der wichtigste Hafen im Aisén Fjord. Asche und Erosion machten den Aisén River nicht mehr befahrbar. An seine Stelle trat nun Puerto Chacabuco. Die Stadt liegt am Ufer des Aysén River, der hier in den Fjord mündet. Die Gezeiten-Strömung ist hier sehr stark (bis zu 8 m). Das liegt an der West Wind Strömung, die auf die Westküste Chiles am 41. Breitengrad trifft. Sie teilt sich in einen Nord- und Süd-Zweig. Der Nordzweig fließt in den Humboldt- und der südliche in den Kap Horn Strom, der sich erwärmt und Seewasser verdampft, was zu 4.000 bis 7.000 mm Regen p.a, in den Anden führt. Das Wetter in Puerto Chacabuco ist an der Küste und in den Fjorden meist regnerisch, auch im Sommer. Wir müssen uns warm anziehen.
Wir tendern an Land und gehen durch den Ort. Wegen schlechter Erfahrung im Erdbebengebiet Chile sind überall Hinweisschilder aufgestellt, die Fluchtwege bei einem Tsunami aufzeigen. Der Ort hat sowohl neue Häuser und sogar ein modernes Hotel als auch weniger komfortable und halb verfallenen Hütten. Wir finden eine blau angemalte Hütte in der Elisabeth Strickwaren und kleine Ledersachen anbietet. Jutta kauft für 6.000 Pesos ( ca. 6 Euro) ein paar gestrickte Handschuhe und Stulpen. Das Wetter ist wie angekündigt besser geworden. Die Sonne scheint nun öfter durch die lückenhafte Wolkendecke. Es ist 16°C. Wir sind zu warm angezogen. Rosen und wilde Fuchsien blühen, die großen Nalcablätter schießen ins Kraut. Früher wurden die Erdöfen damit ausgekleidet. Die Stiele nennt man Pange. Man kann sie als Gemüse kochen.
Zurück auf dem Schiff erfahren wir von einer angekündigten Wetterverschlechterung, die den Kapitän zwingt, morgen schon um 14:00 Laguna San Rafael wieder zu verlassen. Der gebuchte Ausflug zum Gletscher wird deshalb auf 7:00 vorgezogen, d.h. wir müssen um 6:00 aufstehen. Um 19:00 fährt die Silver Shadow weiter nach Laguna San Rafael.
Wir kommen um 5:30 an. Damit wir nicht verschlafen, haben wir einen Weckruf für 6:15 bestellt, denn wir müssen uns um 7:00 im Theater versammeln. Der Katamaran Chaiten, mit dem wir einen Ausflug zum Gletscher San Rafael machen wollen, soll um 7:15 ablegen. Der Nationalpark Laguna San Rafael, Parque Nacional Laguna San Rafael ist Biosphärenreservat der UNESCO. Durch ihn wird die einzigartige Gletscher- und Fjordlandschaft um das kleinere Nordpatagonische Eisfeld (Campo de Hielo Norte) geschützt. Die bekannteste Gletscherlagune ist die Laguna San Rafael. Hier ist der äquatornäheste Gletscher, der ins Wasser mündet. Wir befinden uns auf dem 47. südlichen Breitengrad.
Der Katamaran kommt verspätet an und geht längsseits. Es gibt Probleme beim Festmachen. Mit einer Stunde Verspätung fahren wir los. Die Silversea Shadow ankert in Paso Quesahuen, etwa 60 Minuten von der Lagune San Rafael entfernt. Die Lagune erreichen wir durch einen engen Fjord. Dort schwimmen überall größere und kleinere Eisbrocken von weißer bis dunkelblauer Farbe. Einige sehen künstlerisch gestaltet aus, wunderbar. Der Gletscher eindrucksvoll. Er ist 45 km lang und 2,5 km breit. Die Gletscherwände können über 70 m hoch werden. Der Gletschersee Laguna San Rafael ist schön. Weniger bekannt als der argentinische Lago Argentino mit dem Nationalpark Los Glaciares, aber landschaftlich ebenbürtig. Dort waren wir im Januar 2005 und haben den Gletscher Perito Moreno nicht nur gesehen sondern auch mit Steigeisen bestiegen und im Whiskey, on the (Perito Moreno) rocks, getrunken.
Der Katamaran Chaiten treidelt 45 Minuten in der Lagune. Man kann drinnen warm sitzen oder sich draußen aufhalten. Es ist bewölkt, aber die Sonne kommt immer wieder durch und lässt das Eis leuchten. Ein tolles Erlebnis wie die Fotos zeigen. Dann geht es wieder zurück zum Schiff, wo wir um 11:00 ankommen und umsteigen. Nach uns fährt noch eine 2. Gruppe zur Lagune.
Durch die großartige Landschaft und Biodiversität wurde die Laguna San Rafael als Biosphärenreservat der UNESCO anerkannt und zum Nationalpark erklärt. Die Gegend ist sehr regenreich mit einer Niederschlagsmenge von bis zu 5.000 Millimeter pro Jahr, und mit einer mittleren Temperatur von 5 °C recht kalt. Heute ist es mit ca. 13°C wärmer, und es regnet nicht. Die Sonne lässt sich oft blicken. Es ist ein schöner Tag.
Die Abfahrt verzögert sich auf 15:00. Der Kapitän berichtet über aufziehendes schlechtes Wetter. Ein Lotse ist an Bord gekommen, der uns durch die Fjorde zum offenen Pazifik leiten wird. Das Meer sollen wir um 18:00 erreichen. Die zu erwartenden Wellen sollen am Anfang 3-5 m und in der Nacht 5-10 m hoch werden. Er empfiehlt, in der Nacht in der Suite zu bleiben und auch nicht auf den Balkon zu gehen. Danial serviert Kaviar und Canapés. Um 19:00 gehen wir ins Restaurant zum Essen. Die Clam Chouder nach Bostoner Art sieht grün aus und schmeckt anders, aber nicht schlecht. Die Pasta mit Pesto ist heute Abend nicht so gut wie zuletzt in La Terrazza. Ich vermute der Koch ist Asiate und nicht Italiener.
Um 21:30 sind wir wieder in unserer Suite und verfolgen auf dem Fernseher wie sich die Silver Shadow dem offenen Meer nähert. Die See ist viel rauer als in den Fjorden, und das Schiff ruckelt zunehmend mehr. Es gibt vermutlich keine 10 m hohe Wellen. Zeitweise rattert es kräftig und in der Nacht rollt es. Der Wind kommt im offenen Meer von Westen und trifft das Schiff seitwärts. Wir schlafen bald ein und ganz gut.
In der Nacht hat es einige Male kräftig geschaukelt. Das hat uns aber nicht davon abgehalten, gut zu schlafen. Wir werden um 7:00 wach und befinden uns in einem Fjord und im ruhigen Fahrwasser. Die Silver Shadow war heute Nacht auf die offene See hinaus gefahren, weil das Fjordsystem hier keine Verbindung nach Süden hat. Nun befinden wir uns wieder in diesem Gewirr von Kanälen und Fjorden, das die chilenischen Fjorde berühmt gemacht hat. Es regnet. Der Himmel ist grau und das Wasser grau-grün, was auf Gletscherwasser schließen lässt. Das Wetter wechselt hier ständig von neblig-trüb hin zu strahlend blauem, sonnigen Himmel und alles was dazwischen möglich ist.
Danial serviert Kaffee und Tee. Am Ende des Tempano Fjords erreichen wir im strömenden Regen den gleichnamigen Gletscher. Zunächst können wir ihn nur aus der Observer Lounge auf Deck 10 betrachten. Als wir zum Fitnesscenter gehen, klart es für kurze Zeit auf und der Gletscher erstrahlt in leuchtenden Blautönen. Schön. Der Gletscherbesuch stand eigentlich nicht in unserem Programm. Jemand sagte: „Der Kapitän wollte sich für unsere Geduld mit ihm letzte Nacht bedanken.“
Nach dem Sport nehmen wir in La Terrazza unser Mittagessen ein. Wir bedienen uns am Buffett. Am frühen Nachmittag hören wir einen Vortrag über Punta Arenas, der nicht Neues bringt. Punta Arenas ist berühmt für Seafood und das wollen wir morgen probieren.
Ich habe zu den Fjorden noch einen poetischen Text gefunden, den ich hier zitiere: „Die Landschaft, die sich jetzt vor meinen Augen ausbreitet, könnte malerischer gar nicht mehr sein. Das Meer leuchtet in einem ganz eigenartigen Türkis, irgendwie dunkler als sonst, fast schon geheimnisvoll. Auf einigen der an die 2.000 Meter hohen Berggipfel entlang des Fjordes entdecke ich beeindruckende Gletscherzungen, die im grellen Licht der Mittagssonne in einem fast schon unwirklich hellen Blau leuchten. Manche von ihnen reichen bis auf wenige hundert Meter an die Wassergrenze heran, wieder andere bedecken nur die Kuppen der Berge.“
Schon um 9:00 erreichen wir den Amalia Gletscher. Der Amalia-Gletscher (spanisch: Glaciar Amalia, auch Glaciar Skua) ist ein Gezeitengletscher im Nationalpark Bernardo O'Higgins. Er entspringt im Zentrum des südpatagonischen Eisfelds, ist 21 Kilometer lang und bedeckte 1986 eine Fläche von 157 km²; davon entfallen ca. 126 km² auf das Akkumulationsgebiet. Der Gletscher fließt in den Peel Fjord am Rande des Sarmiento-Kanal, welcher nach dem Seefahrer und Gelehrten Pedro Sarmiento de Gamboa benannt wurde, der ihn 1579/80 bereiste.
Der Gletscher umrundet teilweise den zuletzt 1908 ausgebrochenen Vulkan Reclus mit einem Kraterdurchmesser von einem Kilometer, von dessen Nordflanke er Material abträgt. 1945 betrug seine Ausdehnung noch 190 km²; bis 1986 erfolgte demnach ein Rückgang um 17,5 Prozent. Von 1945 bis 1986 zog sich der Amalia-Gletscher um 7 Kilometer zurück; neben dem Rückzug des O'Higgins-Gletschers war das der größte auf diesem Eisfeld zu verzeichnende Rückzug eines Gletschers.
Wir können den Gletscher von unserem Balkon aus gut sehen und fotografieren. Danach gehen wir zum Frühstück in La Terrazza. Der Kaffee ist ungenießbar. Er schmeckt nach Medizin aus der Apotheke. Man muss Espresso bestellen. Heute Nacht war die Luft in der Suite wieder sehr trocken. Das liegt an der Klimaanlage. Nase, Rachen und Augen leiden darunter. Ich habe einen Humifier bekommen, der das Problem nur zum Teil löst.
Wir fahren durch den Sarmiento Kanal. Das ist eine breite "Schifffahrtsstraße" durch das Gewirr von Kanälen und Fjorden und wechseln dann in den Canal Smyth nach Süden. Die Berge sind kahl, nur die niedrigen Hügel auf den Inseln tragen Vegetation, zerzauste Bäume, Sträucher und Gras. Die hohen Berge sind schneebedeckt und meistens in Wolken eingehüllt. Uns begegnet nur ein Schiff, ein Frachter. Wir befinden uns in einem einsamen Bereich unseres Globus. Wir sehen auch keine Vögel, Robben, Wale oder Delfine. Die Temperatur beträgt 11-12°C In der Sonne ist es mit 19°C angenehm warm. Wir gehen auf Deck 9 acht Runden, dann regnet es. Heute Morgen ist uns schon dasselbe passiert. Der südwestliche, chilenische Teil Patagoniens ist durch den kalten Humboldtstrom beeinflusst. Im östlichen, argentinischen Teil, jenseits der Anden ist es viel wärmer.
Butler Danial hat heute frei. Heute Nachmittag bedient uns eine Dame, die Kaviar und Canapees serviert. Um 18:00 fahren wir in eine zum Pazifik hin offene große Bucht, das Meer wird wieder unruhiger und der Wind frischt auf. Hier beginnt die Magellanstraße auf der wir bis nach Punta Arenas fahren werden.
Wir essen heute Abend in La Terrazza. Die Linsensuppe schmeckt gut. Das Saltim Boca muss ich zurückgeben. Das Fleisch ist sehr zäh. Stattdessen nehme ich ein vegetarisches Gericht, das nicht besonders gut schmeckt. Den Abend beschließen wir in der Conoisseurs Corner auf Deck 8. Ich rauche zum Rotwein Carmel Road aus Monterey eine Monte Christo Nr. 3. Hier treffen sich dieselben Leute. Ein Ehepaar aus New York, eine exaltierte Australierin, deren Gesicht von einem Chirurgen schlecht geliftet ist und die deshalb eigenartig aussieht und ein Inder, der in Australien 2 Geschäfte betreibt, wie er sagt. Der Kellner aus Odessa, Ukraine hält uns einen geschichtlichen Vortrag. Er ist auf die Russen ganz schlecht zu sprechen.
Wir legen um 7:00 in Punta Arenas an. Im Januar 2005 waren wir auf einer Argentinien-Chile Reise schon einmal in dieser Stadt an der Magellanstraße. Damals kamen wir mit dem Auto vom argentinischen El Calafate und haben von Puerto Natales aus den Nationalpark Torres del Paine besucht. Im Hotel Cabanas del Paine an der Südgrenze des Parks haben wir ein paar Tage gewohnt und den sehenswerten Nationalpark erkundet. Heute bleiben wir nur einen Tag in der südlichsten Großstadt.
Punta Arenas liegt auf dem chilenischen Festland gegenüber der Insel Feuerland (Isla de Fuego) und ist mit 120.000 Einwohnern größte Stadt im chilenischen Südpatagonien. Die südlichste Großstadt der Welt liegt auf dem 55. südlichen Breitengrad (wie Kopenhagen auf dem nördlichen). Heute scheint die Sonne bei 16°C vom blauen Himmel. Die Stadt diente zunächst als Strafkolonie, später dann als Freihafen, der durch die Entdeckung von Steinkohle (1872) und die Einführung von Schafen durch Engländer immer wichtiger wurde. Im Jahr 1875 betrug die Einwohnerzahl erst 915, im Jahr 1884 bereits 4.000 und es gab in 16 Estancias 40.000 Schafe, 6.000 Rinder und 2.000 Pferde. Nach der Eröffnung des Panamakanals verlor der Hafen seine Bedeutung, jedoch kam gerade rechtzeitig die zweite Aufbruchsstimmung der Stadt, als sie Chiles Zentrum für den Wollhandel wurde. Punta Arenas stellt eine bunte Mischung verschiedenster Kulturen und Menschen dar. Ein großer Anteil der Bevölkerung ist kroatisch stämmig, auch russische, jüdische, deutsche und Schweizer Einwanderer haben das Bild der Stadt mitgeprägt. Die Ureinwohner wurden am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert fast vollständig vernichtet. Es gibt es auf der Plaza de Armas ein Denkmal für Ferdinand Magellan, zu dessen Füßen zwei geschlagene Indianer hocken.
Der Portugiese Fernão de Magalhães, der 1519 im Dienste der spanischen Krone als Generalkapitän mit einer Schiffsflotte zu einer Weltumsegelung aufgebrochen war, fand 1520 diese Durchfahrt. Ihre größte Bedeutung hatte die Magellanstraße vor dem Bau des Panamakanals, aber auch heute noch wird sie von vielen Schiffen befahren. Mit dem Aufkommen modernerer Segelschiffe wie den Windjammern und der Längenuhr zur sichereren Navigation ließ sich die Route um Kap Hoorn zunehmend leichter bewältigen, während Dampfschiffe ab 1914 in den neu eröffneten Panamakanal auswichen. Für das ansonsten pazifische Chile bietet die Magellanstraße bis heute einen direkten Zugang zum Atlantik, was der chilenischen Wirtschaft einen direkten Weg zu den europäischen Handelspartnern bietet.
Wir machen um 8:30 einen halbtägigen Ausflug mit Bus und Boot zur Magdalena Insel. Der Nationalpark Isla Magdalena (span. Parque Nacional Isla Magdalena) ist ein 1.576 km² großes, im Jahre 1967 zum Naturschutzgebiet erklärtes Gebiet im Süden Chiles (Región de Aysén). Es liegt auf der Magdaleneninsel (Isla Magdalena) und wurde 1983 zum Nationalpark erhoben. Der Nationalpark ist vor allem durch die Vielfalt an Seevögeln (darunter Pinguine, Möwen, Gänse und Kormorane) und seine unberührte, für das gemäßigt-kalte Küstenklima im chilenischen Teil Patagoniens typische Vegetation geprägt. Auf der Insel befinden sich die größten Pinguinkolonien Südchiles, darunter geschätzte 60.000 Brutpaare Magellanpinguine. Der Magellan-Pinguin ist etwa 70 cm lang und wiegt vier Kilogramm. Der Kopf und die Oberseite von Rumpf, Flügel und Schwanz sind schwarz. Die Unterseite des Rumpfes und der Flügel ist weiß. Hier befinden sich jedoch wenige unregelmäßig verteilte schwarze Punkte. Weibchen sind unwesentlich kleiner als Männchen und unterscheiden sich nicht im Gefieder. Das zweite Dunengefieder der Jungvögel ist graubraun und auf Brust, Bauch und Kehle weiß. Um die Augen und auf den Wangen befindet sich ein heller Bereich, der mit der weißen Kehle verbunden ist. Flügge Jungvögel ähneln den Altvögeln sehr.
Das Klima der Isla Magdalena ist mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 6 bis 8 °C und außergewöhnlich großer Niederschlagsmenge von etwa 4.000 mm pro Jahr kühl und feucht. Wir haben heute großes Glück, denn bei Sonnenschein und blauem Himmel ist es 16°C warm. Auf der 30-minutigen Überfahrt sehen wir Seiwale (Foto). Der Seiwal (Balaenoptera borealis) gehört zur Familie der Furchenwale (Balaenopteridae). Die Bezeichnung „Sei“, norwegisch Seelachs, stammt daher, dass sich die Tiere zum Teil von diesen Fischen ernähren und in der Nähe von Schwärmen anzutreffen sind. Uns begleiten zwei junge deutsche Damen, die zum Silversea Team gehören und Ausflüge begleiten. Kathrin stammt aus Bayern. Rebekka hat sizilianische Vorfahren wurde aber in Deutschland geboren. Der Kapitän heißt Rodrigo. Jutta unterhält sich mit ihm auf spanisch. Er ist mit der gegenwärtigen Situation in Chile sehr unzufrieden. Die Mittelschicht leidet sehr. Er kann mit dem, was er verdient, kaum seine 4-köpfige Familie ernähren. Durch Korruption werden die Reichen immer reicher und der Staat unterstützt vor allem die Armen und dazu gehört der indigene Teil der Bevölkerung, die Indios. Auf der Insel gehen wir auf durch Absperrseile begrenzten Wegen hinauf zum Leuchtturm und kommen dabei den Vögeln ziemlich nahe. Die Magellan Pinguine gehen Partnerschaften ein, die ein ganzen Leben lang halten und das sind meistens 25 Jahre. Sie graben zum Schutz vor der Witterung Löcher und Höhlen, ernähren sich von Fisch und pflanzen sich jährlich einmal fort. Es gibt mehr männliche als weibliche Pinguine und die Gesamtzahl nimmt ab. Man weiß noch nicht warum. Nach einer Stunde fahren wir mit dem Boot wieder zurück nach Punta Arenas. Der Bus fährt uns vom Hafen zur Plaza Mayor (Plaza de Armas). Auf dem mit alten Bäumen bestandenen Hauptplatz steht das Magellandenkmal. Um den Platz herum kann man prächtige Villen aus der wohlhabenden Zeit der Stadt bewundern. Bekannt ist die Villa von Sarah Braun, die heute den Union Club beherbergt. Doch zuvor gehen wir zum Restorante Los Canaderos, das uns Rodrigo empfohlen hat. Wir bestellen 2 mal King Crab Legs, ausgenommene Beine der großen Königskrabbe. Sie werden auf einem Salatbett und Mayonnaise serviert. Die Portionen sind sehr groß, fast nicht zu schaffen und für unsere Verhältnisse mit 76.000 Pesos inkl Trinkgeld (ca. 75 Euro für uns beide) nicht teuer. Sehr lecker. Nach dem Essen gehen wir noch einmal in die Stadt und dann zum Hafen.
Nach dem reichlichen Mittagessen lassen wir das Abendessen an Bord ausfallen und gehen gegen 20:00 in die Panoramabar auf Deck 8 am Heck. Bei einem Glas Champagner erleben wir die Ausfahrt und einen schönen Sonnenuntergang. Große Möwenschwärme begleiten unser Schiff auf dem Weg in den Atlantik. Der Kapitän hatte für die Nacht die Ausfahrt aus der Magellanstraße in den Atlantik und für kurze Zeit raue See angekündigt. Davon merken wir im tiefen Schlaf nichts.
Wir haben heute Nacht die Magellanstraße verlassen und sind in den Atlantik hinaus gefahren, Der Kapitän hat wie angekündigt versucht, die offene See schnellstens zu überwinden, um in den Windschatten der Falklandinseln zu kommen. Im Schlaf haben wir von der rauen See nichts gemerkt. Um 7:30 fahren wir im ziemlich ruhigen Fahrwasser in östlicher Richtung auf dem 52. südlichen Breitengrad. Wir lassen es langsam angehen, gehen zum Sport und anschließend zum Mittagessen ins La Terrazza Restaurant. Es ist kühl und etwas windig. Mit einer Jacke können wir daußen sitzen und die frische Luft genießen. Danach ruhen wir uns aus. Ich schlafe fast 2 Stunden tief und fest.
Draußen ist es sonnig geworden. Jutta liegt auf dem Balkon in der Sonne und bittet mich, für sie Sonnenschutzspray zu holen. Danial läutet und bringt wie an jedem Seetag Kaviar und Canapees. Nun ist es im Schatten 16-17°C. Wunderbar.
Heute Abend ist zum letzten Mal Gala angesagt. Ich ziehe Jacket und Fliege an und Jutta ein Kleid. Um 18:15 gehen wir in die Panorama Lounge auf Deck 8 zu einem Klavierkonzert, das von dem mitreisenden Pianisten Stephen Manes bestritten wird. Er spielt Mozart, Beethoven und Chopin. Manes hat sich als Kolumnist und als Buchautor im Computerbereich einen Namen gemacht. Beim Abendessen bestelle ich als Vorspeise Softshell Crabs. Sie sind frittiert und schmecken sehr tranig. Ich kann sie nicht essen. Auch das Hautgericht, ein Gemüsecurry ist nicht toll. Die Küche auf der Shadow hat noch Entwicklungspotential. Sie sollte noch aus ihrem Schatten heraustreten. Um 21:45, zur Showtime, tritt Bob Arno auf, der "beste Taschendieb der Welt und Amerikas lustigster Betrüger". Eine lustige und beeindruckende Show, in der auch in einem Video gezeigt wird, wie die Pickpockets (Taschendiebe) in der Großstädten der Welt arbeiten. Übermorgen will er zeigen, wie man sich schützen kann. Der Atlantik ist ruhig. Wir schlafen tief und fest.
Wir liegen um 7:00 vor Stanley, Ostfalkland auf Reede. Danial bringt Kaffee und Tee. Der Himmel ist bewölkt bei 12°C. Die Falklandinseln gehören zu den britischen Überseegebieten und haben innere Autonomie. Das Vereinigte Königreich ist für Verteidigung und Außenpolitik zuständig. Seit 1833 wird der Falklandarchipel von Argentinien beansprucht. Die Inseln (englisch Falkland Islands) werden auch Malwinen (spanisch Islas Malvinas) genannt. Sie liegen im südlichen Atlantik 395 km östlich von Südargentinien und Feuerland und gehören geographisch zu Südamerika. Stanley liegt auf dem gleichen (51.) Breitengrad wie Köln oder London auf der nördlichen Halbkugel. Hier ist es durchschnittlich kühler und feuchter.
In der Bucht von Stanley liegen viele chinesische und koreanische Fischerschiffe, die speziell für den Squid Fang ausgerüstet sind.
Heute soll das Wetter stabil bleiben und nicht regnen. Wir freuen uns auf unseren Ausflug zum "Volunteer Point and the King Penguins". Um 8:30 setzen wir mit dem Tenderboot nach Stanley über und lernen unseren Fahrer Ed (Edward) mit seinem Land Rover Jeep kennen. Mit von der Partie sind Nick und Karen aus Phoenix, Arizona. Sie sitzen mit Jutta hinten und ich vorne, links neben dem Fahrer, denn hier herrscht Linksverkehr. Wir haben einen weiten Weg vor uns. In der ersten Stunde geht es auf einer Asphalt- und später guten Schotterstraße gut voran. In Johnson Harbour ist die Straße zu Ende. Es geht von nun an 1,5 Stunden querfeldein, offroad, weiter zum Volunteer Point am Berkley Sound. Wir werden durchgeschüttelt und kommen nur sehr langsam voran. Der Konvoi, bestehend aus 4 Jeeps, muss sorgfältig seinen Weg wählen, um nicht stecken zu bleiben. Überall ist es sumpfig, manchmal aber auch trocken und sandig. Auf den Inseln wachsen keine Bäume. Es gibt nur niedrige Sträucher, u.a. Diddlebee, deren Beeren jetzt rot und reif sind und zu Marmelade verarbeitet werden. Sie soll bitter, ein bisschen wie Campari, schmecken.
Die Landzunge ist nach dem Schiff Volunteer benannt und ist Teil der privaten Johnson's Harbour Farm, die 10.000 Schafe züchtet und seit 1870 besteht. Wir sehen die Schafherden der großen Farm. Auf der Landzunge mit weißem Sandstrand haben sich seit 1769 (erste Erwähnung) Brutkolonien von Königs-, Rotschnabel- und Magellanpinguinen angesiedelt, die hier ideale Bedingungen fanden. Außerdem gibt es einige Vogelarten und Robben. Am Volunteer Point leben 1500 Brutpaare der Königspinguine mit 600 - 700 Küken. Sie sind bis zu 90 cm groß und wiegen 15 kg. Der Königspinguin (Aptenodytes patagonicus) ist nach dem Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) die zweitgrößte Pinguinart (Spheniscidae) und wird zusammen mit dem Kaiserpinguin zu der Gattung der Großpinguine (Aptenodytes) gezählt. Die Population nimmt zu. Hier sehen wir die stolzen Königspinguine ganz nah und können sie mit ihren Eiern und Küken beobachten. Sie stehen meistens in großen Gruppen zusammen. Ihre Eier und Küken tragen und beschützen sie auf ihren Füßen und durch ihr Federkleid verdeckt. Die Hungrigen entschließen sich zu einem Fischgang und gehen hintereinander im Entengang in Richtung Meer. Sie ernähren sich von kleinen Fischen und Squid. Wunderschön!
Die Rotschnabel- oder Eselspinguine sind kleiner. Sie haben einen langen roten Schnabel und um das Auge einen weißen Fleck. Sie werden nur 76 cm groß und wiegen nur 8 kg. Da sie nicht so bunt und schön sind wie die Königspinguine, werden sie weniger beachtet.
Die Zwergstrauchheiden der Falkland-Inseln werden aufgrund ihres Erscheinungsbildes manchmal als Tundra bezeichnet, was natürlich falsch ist. Die Inseln sind überzogen von zahlreichen Gräsern – meist Seggen- und Rispengräserarten – sowie verschiedenen Kleearten. Eine Besonderheit ist die ansonsten nur in Südamerika heimische Arachnitis uniflora. Das Klima ist kalt, windig und regenreich. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei nur 5 °C. Verglichen mit London oder Köln, die auf derselben (nördlichen) Breite liegen, ist das ein Unterschied von fast 5 °C. Wir haben heute einen bedeckten Himmel mit häufigen sonnigen Abschnitten und angenehme 16°C. Erst am Nachmittag wird es zunehmend windig. Dann ist die gefühlte Temperatur nicht mehr so angenehm. Wir müssen den ganzen Weg wieder zurückfahren und beeilen uns. Um 16:00 fährt der letzte Tender. Die Zeit reicht sogar noch zum Besuch der anglianischen Kirche im Hafen.
Stanley ist die einzige Stadt und zugleich Hauptstadt und Regierungssitz der Falklandinseln. Sie befindet sich auf Ostfalkland. Stanley hat 2121 Einwohner (Stand 2012). Sehenswürdigkeiten sind das Museum, das Government House, Kriegsdenkmäler und die südlichste anglikanische Kirche der Welt, die wir kurz besuchen. Außerdem ist Stanley Standort einer Ionosonde. Als Sendeantenne kommt eine an einem geerdeten, abgespannten Stahlfachwerkmast montierte Reusenantenne zum Einsatz, als Empfangsantennen dienen mehrere Rahmenantennen. Stanley wurde 1843 begründet, und ist seit 1845 Hauptstadt. Zur Zeit des Britischen Empires war der Ort eine wichtige Versorgungsstation der britischen Marine. Stanley übernahm als Tiefseehafen die Reparatur von Schiffen, wurde eine Basis für Walfänger und Robbenjäger und versorgte die Schiffe mit Kohle. Erdrutsche, ausgelöst durch intensive Torfgewinnung, führten 1879 und 1886 jeweils zu schweren Zerstörungen im Ort. 1914 ankerten hier die britischen Kriegsschiffe, die das deutsche Ostasiengeschwader im Seegefecht bei den Falklandinseln vernichteten. Während des Falklandkriegs 1982 besetzte Argentinien die Stadt. Sie erlitt dabei Zerstörungen, bevor britische Truppen sie zurückeroberten. Das Land rund um Stanley soll teilweise heute noch vermint sein. Um 17:00 lichtet die Shadow die Anker und fährt über den Atlantik nach Buenos Aires wo wir nach zwei Seetagen ankommen wollen.
Heute Abend schmeckt mir zum ersten Mal auf dieser Reise das Abendessen sehr gut. Es gibt u.a. falkländische Gerichte. Ich esse geräucherte Makrele als Vorspeise und eine Lamm Kassarole als Hauptgericht. Jutta schmeckt das Rinder-Carpaccio und das Lamm auch sehr gut.
Wir sind gestern in Stanley auf dem 51. südlichen Breitengrad abgefahren und haben einen weiten Weg nach Buenos Aires (34. Breitengrad) zurückzulegen. Das sind 1.017 Seemeilen oder 1.183 km. Danial bringt Kaffee und Tee. Er hat unsere Schuhe geputzt und den Reißverschluss an Juttas Rucksack repariert. Er ist ein netter Mensch.
Der Atlantik ist bewegt und zunehmend unruhig, aber zu ertragen. Der Wind frischt am späten Vormittag weiter auf und weht nun mit 90 km/h Geschwindigkeit von Süd-Süd-Ost, Rückenwind. Es gibt Wellen bis zu 10 m Höhe. Wir können in den Gängen den Matrosengang üben. Im Theater erhalten wir Ausflugstipps für Buenos Aires. Wir sind nicht zum ersten Mal in der argentinischen Hauptstadt und wollen die Stadt alleine erkunden.
Gehen ist auf dem Schiff immer noch schwierig. Gegen Abend soll es ruhiger werden. Um 18:15 gehen wir zu der angekündigten Show zum Thema Pickpockets/Taschendiebe. Heute enttäuscht Bob Arno. Er schwafelt über Sicherheitsmaßnahmen bei Kreditkarten und bei Bankgeschäften und redet über Sicherheitsmaßnahmen, die in Europa schon lange zum Standard gehören. Offenbar sind sie in den USA noch unbekannt oder werden nicht genutzt.
Das Abendessen nehmen wir im "The Restaurant" ein. Ich esse eine pürierte grüne Erbsensuppe und Singapur Nudeln, die ziemlich sauer schmecken. Nicht gut. Heute Abend trinke ich Wasser, keinen Alkohol. Juttas chilenischer Seabass ist frittiert und zu fett. Schade um den normalerweise sehr leckeren Fisch. Wir gehen früh zu Bett.
Der Rückenwind hat nachgelassen. Um 7:30 herrscht draußen Seenebel. Später wird es sonnig und ruhiger. Wir haben soeben erfahren, dass unser Schiff nicht am 25.2. morgens um 5:30 sondern erst um 17:30 ankommt.. Die Freigabe wird 2 Stunden dauern, weshalb wir erst am 26.2. von Bord gehen können. Wir haben jedoch schon für den 25. ein Hotelzimmer im Savoy Hotel reserviert und bezahlt. André, der Consierge auf dem Schiff, ruft im Hotel an und ändert die Reservierung. Michael Steyer vom First Reisebüro storniert von Deutschland aus die Buchung für den 25.2.. An den Börsen gibt es heute einen Kursrutsch. Der Coronavirus ängstigt die Börsianer. Man befürchtet einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Der DAX verliert 4%. In Europa ist besonders Italien betroffen. Es gibt 200 Infizierte und schon 5 Todesfälle. Einige Städte Norditaliens sind abgesperrt. Die WHO befürchtet eine Pandemie und ruft die Regierungen auf, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Wir gehen ins Fitness Center zum Sport und anschließend zum Mittagessen in das Ristorante La Terrazza. Heute gibt es neben den üblichen Salaten u. a. ein hervorragendes Prime Rib, das wunderbar schmeckt. Wir unterhalten uns mit den Kanadiern aus Toronto am Nebentisch mit denen wir schon mal beim Abendessen geredet hatten. Sie sind reiseerfahren. Am anderen Nebentisch sitzt ein amerikanisches Ehepaar mit dem wir uns über Espresso unterhalten. Sie haben ihn offenbar noch nie probiert. Wir verführen sie, einen doppelten zu bestellen. Beide probieren und sind offenbar nicht hell auf begeistert. Amerikaner und auch die, die viel reisen bewegen sich immer nur in ihrer Welt. Sie fahren nur auf amerikanischen Schiffen, buchen von Amerikanern organisierte Ausflüge, reden nur mit ihren Landleuten und essen nur amerikanisches Essen auf dem Schiff. So mögen sie glauben, die Welt draußen unterscheide sich nicht von der zu Hause. Das gilt nicht für alle, aber für viele und liegt auch daran, dass sie keine Fremdsprachen beherrschen.
Am Nachmittag scheint die Sonne vom nahezu blauen Himmel. Wir sind auf dem 38. südlichen Breitengrad angekommen. Im Schatten messe ich 22°C. Vorbei sind die kühlen Temperaturen des Südatlantiks und Patagoniens. Jutta geht in die Damensauna. Ich mache Siesta. Um 18:15 verabschieden sich Kapitän und Crew im Theater mit einer Musikshow. Das Abendessen im Restaurant entspricht dem was wir erwartet haben. Nach einer Gemüsesuppe mit scharfen Zutaten wird ein Chateau Briand serviert, das auf der Zunge zergeht. Hervorragend.
Wir nähern uns dem 4. südamerikanischen Land: Argentinien. Ich möchte für alle, die Argentinien nicht gut kennen, etwas über die Geschichte erzählen.
Der Landesname leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Silber – argentum – ab und stammt aus der spanischen Kolonialzeit, als man hier Edelmetalle zu finden hoffte. Bis zu seiner Unabhängigkeit 1816 war es Teil des spanischen Kolonialreiches. Politisch ist Argentinien eine präsidentielle Bundesrepublik, in der die einzelnen Provinzen weitreichende Kompetenzen haben.
Mit einer Fläche von knapp 2,8 Mio. km² ist Argentinien der achtgrößte Staat der Erde und der zweitgrößte des südamerikanischen Kontinentes. Wegen seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung hat das Land mehrere Klima- und Vegetationszonen. Im Hinblick auf die Einwohnerzahl steht es mit rund 44 Millionen Einwohnern in Südamerika an dritter (nach Brasilien und Kolumbien) Stelle. Etwa ein Drittel der Bevölkerung konzentriert sich im Ballungsraum der Hauptstadt Buenos Aires, die als bedeutendes Kulturzentrum Amerikas gilt, in dem unter anderem der Tango Argentino seinen Ursprung hat. Weitere Ballungszentren bilden die Städte Córdoba, Rosario, Mar del Plata und Mendoza. Große Teile des trockenen und kalten Südens sind dagegen nur sehr dünn besiedelt.
Bis etwa 1950 war Argentinien eines der reichsten Länder der Erde. Wirtschaftlich spielten die Landwirtschaft, Viehzucht und der Rohstoffabbau eine große Rolle, wenn auch heute der Dienstleistungssektor mit rund 60 % den größten Anteil am BIP ausmacht.
Die Argentinier sprechen spanisch mit einem italienischen Akzent. Ein scherzhafter Ausspruch von Jorge Luis Borges bezeichnet die Argentinier als „Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären, die glauben, in Paris zu leben.“ Dadurch kommt die Mischung des Volkes aus Einwanderern verschiedener europäischer Länder zum Ausdruck, der sich in der Kultur deutlich bemerkbar macht. Vor allem in Buenos Aires gibt es ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen in den Bereichen Theater, Musik, Oper, Literatur, Film und Sport. Argentinische Musik ist durch den Tango (und die verwandten Musikformen Milonga und Vals) bekannt geworden. Tango kann jedoch nicht auf die musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr ist Tango ein gesamtkulturelles Phänomen mit den zusätzlichen Aspekten Textdichtung und tänzerische Interpretation. Als solches begründet der Tango eine kulturelle Identität, die sehr viel zum Selbstverständnis der Argentinier, genauer genommen der „Porteños“ aus Buenos Aires, beiträgt.
Politisch war das Land bis Mitte des 20. Jahrhunderts stark durch die Einwanderung aus Europa geprägt, vor allem aus Italien und Spanien. Die wichtigsten politischen Etappen seitdem sind der Peronismus (1946–1955; 1973–1976), mehrere Militärdiktaturen (insbes. 1976–1983), die Redemokratisierung (nach 1983) und der Neoliberalismus (1990er Jahre) bis zur Argentinien-Krise 2001 und der darauf folgenden Konsolidierung.
Argentinien hat eine Fläche von 2,78 Millionen km² und ist damit nach Brasilien der zweitgrößte Staat Südamerikas. Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 3694 km, die von Westen nach Osten an der breitesten Stelle circa 1423 km.
Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik von eingewanderten Europäern ab, hiervon 36 % von Italienern, 29 % von Spaniern und 3 bis 4 % von Deutschen. Im Raum Buenos Aires sowie in den Provinzen Chaco und Misiones spielt auch die polnische Kultur eine Rolle. Hierbei handelt es sich um Nachkommen polnischer Emigranten aus den 1920er Jahren.
Im 13. und 14. Jahrhundert expandierte das Inka-Reich stark nach Süden und umfasste um 1450 weite Teile des Nordwestens Argentiniens bis in den Norden der heutigen Provinz Mendoza. Die Europäer erreichten die Region erstmals mit der Reise Amerigo Vespuccis 1502. Die Mapuche-Völker aus Westpatagonien konnten sich bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus einen hohen Grad an Unabhängigkeit bewahren. Die Unabhängigkeit erlangte das Land schließlich am 9. Juli 1816 in San Miguel de Tucumán. Wie zuvor Paraguay im Jahre 1811 spalteten sich dann auch 1825 Bolivien und 1828 Uruguay von den damaligen Vereinigten Provinzen des Río de la Plata ab. Nach mehreren Diktaturen im 19. Jhd. und Bürgerkriegen, gelang es in der ersten Hälfte der 1940er Jahre dem jungen Offizier Juan Domingo Perón, sich geschickt an die Macht zu manövrieren. Im Jahre 1946 wurde er zum Präsidenten gewählt. Die 1976 unter der Politik der Militärdiktatur eingeleitete massive Staatsverschuldung fügte der heimischen Wirtschaft schweren Schaden zu. Die Auslandsverschuldung stieg von unter 8 Mrd. US-Dollar im Jahr 1967 auf 160 Mrd. US-Dollar im Jahr 2001. Der Peso Ley musste mehrfach abgewertet werden. Der Falklandkrieg geht möglicherweise auch auf die wirtschaftlichen Probleme unter der Militärdiktatur zurück.
Nach der Rückkehr zur Demokratie 1983 erwies sich die Hyperinflation als eines der größten wirtschaftlichen Probleme des Landes. Der 1989 gewählte Präsident Carlos Menem führte daraufhin die 1:1-Bindung des argentinischen Peso an den US-Dollar ein. Dies führte fast schlagartig zu einem Ende der Inflation und zu einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf längere Sicht hatte sie aber zur Folge, dass argentinische Produkte auf dem Weltmarkt teurer und Importware im Inland billiger wurden. Zahlreiche argentinische Produktionsbetriebe mussten schließen. Das ohnehin hoch verschuldete Land musste immer neue Kredite im Ausland aufnehmen. Gelegentlich wurden sogar Staatsbedienstete mit Schuldverschreibungen bezahlt. Anfangs wurde dies noch durch private Kapitalzuflüsse ausländischer Anleger überlagert, die sich in argentinische Unternehmen einkauften, besonders im Zuge der von Menem eingeleiteten Privatisierung von Staatsbetrieben. Doch schließlich hatte die Verschuldung so weit zu und die Wirtschaftsleistung so weit abgenommen, dass Ende 2001 nach schweren Unruhen Präsident Fernando de la Rúa zurücktrat. Auslöser für die Unruhen war der sogenannte Corralito, also das Einfrieren sämtlicher Bankguthaben.
Die folgende Regierung gab die Einstellung der Zahlungen auf Tilgung und Zinsen, also den Staatsbankrott, bekannt. Es folgte der Peronist Eduardo Duhalde, der im Januar 2002 den argentinischen Peso zunächst auf 1,40 ARS/US-Dollar abwertete, um ihn dann wenig später ganz freizugeben. 2015 kam es zu einem Machtwechsel: Bei der Präsidentschaftswahl setzte sich in der ersten Stichwahl der argentinischen Geschichte der konservative Mauricio Macri knapp gegen den von der Regierung Kirchner unterstützten Kandidaten Daniel Scioli durch. Macri beendete nach 2016 das seit 2012 existierende System der Devisenkontrolle und gab den Wechselkurs des Peso frei, schaffte Subventionen für Gas, Strom und öffentlichen Transport ab und reduzierte die Agrarsteuern auf Exporte. Nach wirtschaftlicher Rezession, hoher Inflation und starken Protesten der Bevölkerung im Jahr 2019 musste sich Macri bei den Präsidentschaftswahlen der Wahlformel Alberto Fernández / Cristina Fernández (Frente de Todos) geschlagen geben.
Argentinien ist eine gelenkte Volkswirtschaft, die in mehreren Stufen seit den 1970er Jahren zunehmend dereguliert und privatisiert wurde. Unter Präsident Néstor Kirchner jedoch wurde diese Tendenz umgekehrt. Das Land ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 604 Milliarden US-Dollar (2015) die größte Volkswirtschaft des spanischsprachigen Südamerikas. In Lateinamerika sind lediglich Brasilien und Mexiko wirtschaftlich bedeutender. Argentinien verfügt über eine im Regionalvergleich relativ gut entwickelte Industrie; wichtigste Sektoren sind die Nahrungsmittelindustrie und die Automobilindustrie (u. a. Volkswagen und Daimler), die wesentliche Anteile der Produktion nach Brasilien exportiert. Bei den Exporten dominiert der Anteil der Nahrungsmittel (rund 45 %) deutlich vor Auto(teile)-Exporten (um 10 %).
International wird Argentinien oft zu den Schwellenländern gezählt. Es gehört unter den unabhängigen südamerikanischen Staaten gemeinsam mit Chile und Uruguay (Südkegel) zur Spitzengruppe in Hinblick auf das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (Kaufkraftparität). Die Einkommensungleichheit (Gini-Koeffizient) lag 2009 im weltweiten Vergleich relativ hoch, aber immer noch unter dem Durchschnitt der lateinamerikanischen Staaten. Es entstand, vor allem unter dem Einfluss des Peronismus, ein breiter staatlich kontrollierter Sektor in Industrie, Handel und Dienstleistung. Dennoch hat Argentinien das Wohlstandsniveau der 1950er Jahre nie wieder erreicht. Die Korruption war und ist in Argentinien weit verbreitet.
Am frühen Morgen sind wir in die Mündung des Rio de la Plata eingefahren. Um 7:00 können wir noch kein Land sehen. Der Fluss mündet trichterförmig in den Atlantik. Die Ufer sind noch weit entfernt. Wir werden während des Tages flussaufwärts fahren. Auf der nördlichen Uferseite liegt Uruguay, auf der südlichen Argentinien mit der Hauptstadt Buenos Aires.
Die Lufthansa teilt mir mit, dass meine Miles and More Mastercard aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Das bringt mich in Schwierigkeiten. Ich hoffe, dass man in Buenos Aires meine amerikanische Debitkarte akzeptiert, denn ich habe aus Sicherheitsgründen nicht viel Bargeld dabei. Dem Lufthansa Miles and More Kartenservice habe ich eine Mail geschrieben und warte auf deren Reaktion.
Um 10:30 kommt das argentinische Ufer in Sicht. Das Wetter ist schön, aber noch nicht warm (21°C). Wir gehen 30 Minuten auf die Walkrunde auf Deck 9 und anschließend zum Mittagessen. Nach dem Essen packen wir die Koffer. Sie werden mit rosafarbigen Anhängern markiert, dem Kennzeichen für selbständig weiterreisende Gäste und müssen vor 23:30 vor die Tür gestellt werden. Um 14:30 sichten wir die Silhouette von Buenos Aires und eine Stunde später legen wir im Hafen an. 2 Stunden früher als geplant. Am Nachmittag steigt die Temperatur auf 28°C.
Der Wechselkurs beträgt aktuell 67 ARS (argentinische Pesos) für einen Euro. 2004 wurde die Dollarparität aufgegeben. Bei unserem Besuch der Stadt damals haben wir für einen Euro 1,20 Pesos erhalten. Daran erkennt man die hohe Entwertung der argentinischen Währung. Ich werde für Taxifahrten und kleine Mahlzeiten und Kaffee während des Tages 50 Euro wechseln. In Restaurants kann man mit Kreditkarte bezahlen.
Die Silver Shadow legt um 17:00 in Buenos Aires am Rio de la Plata an. Da die Freigabe des Schiffs durch die Einreisebehörden 2 Stunden dauert, gehen wir nicht von Bord, obwohl wir eine Zimmerreservierung im Savoy Hotel haben. Wir übernachten heute noch auf dem Schiff. Von Bruno, einem Argentinier, der sich an Bord um die internationalen Gäste kümmert, habe ich 3 empfehlenswerte Restaurants genannt bekommen. Don Julio ist ein Steakhaus, das zu den 50 besten Restaurants der Welt gehören soll. Wir werden gleich nach Ankunft eine Reservierung vornehmen. Die zweite Empfehlung ist Cabaña las Lilas in Puerte Madeiro und die dritte La Brigada in San Telmo.
Wir sind 4.891 Seemeilen mit der Silver Shadow gefahren. Das sind 9.058 Kilometer. Heute Abend gehen wir zum letzten Mal ins Restaurant. Jutta isst noch einmal Kaviar und ich esse eine Choclosuppe, das ist eine Maissuppe. In der Conaisseur´s Corner draußen rauche ich die letzte Monte Christo Nr. 3. Dann gehen wir ins Bett. Morgen früh werden wir von Bord gehen und Buenos Aires besuchen.
Wir waren schon zweimal in der argentinischen Hauptstadt, im Februar 2000 und Ende Dezember 2004. Noch vor dem Frühstück hole ich unsere Pässe an der Rezeption auf Deck 5 und bezahle unsere Rechnung. Auf dem Schiff sind fast alle Leistungen im Reisepreis inbegriffen. Ausflüge, Wäscheservice, Rauchwaren usw. kosten extra. Wir sollen bis 8:30 die Suite verlassen und von Bord gehen. Butler Daniel hat uns erlaubt, etwas länger zu bleiben. Mit dem Hafenshuttle fahren wir zum Terminal, wo wir unser Gepäck in Empfang nehmen. Ich hatte im Internet ein Taxi für 10:30 zur Innenstadt und zum Hotel gebucht. Es kostet 37 Euro. Silversea wollte für den Bustransfer in die Innenstadt $ 60 für uns beide und das Gepäck berechnen. Zusätzlich hätten wir noch ein Taxi zu unserem Hotel gebraucht.
Wir sind viel zu früh und müssen warten. Die Zeit nutze ich, um Geld zu wechseln. Der Kurs ist 65 Pesos für 1 Euro. Bald kommt der bestellte Fahrer und fährt uns ins Hotel unweit der Plaza de Congress und der Avenida Mayo. Im Savoy Hotel werden wir bis zum 28.2. wohnen. Das ist ein traditionelles, altes 4-Sterne-Hotel in El Centro in der Av. Callao 181. Die Stationen Congress und Station Callao sind 5 Gehminuten entfernt. Man führt uns in die reservierte Juniorsuite. Es ist ein etwas größeres dunkles Zimmer mit Milchglasfensterscheiben. Wir lehnen es ab. Der Rezeptionist offeriert uns eine Suite für zusätzlich 80 US-$ pro Nacht. Wir weisen darauf hin, dass wir wegen unserer Verspätung eine Nacht nicht im Hotel gewohnt, aber bezahlt haben. Das überzeugt ihn. Die Suite ist ein ovales großes Zimmer mit großem Schreibtisch, Fernsehecke mit Couch und Sessel und großem Bett. Wie im ganzen Savoy ist die Zimmerdecke kunstvoll im Neo Barock Stil gestaltet. Es gibt ein modernes Bad und einen begehbaren Kleiderschrank. Hier fühlen wir uns wohl.
Beim Concierge bemühen wir uns um eine Tischreservierung im Don Julio, was misslingt. Man hebt dort das Telefon nicht ab. Am frühen Abend versuchen wir es noch einmal ergebnislos. Jemand sagt, man müsse 4 Wochen vorher im Internet reservieren. So etwas elitäres brauchen wir auch nicht. Wir reservieren stattdessen im Restaurant Cabanas Las Lilas im Puerto Madero, dem ehemaligen Holzhafen.
Wir trinken Kaffee bzw. Tee in der Lobby, die auch als Restaurant dient. Sie ist prachtvoll. Die Raumdecke ist kunstvoll im Neo Barock Stil gestaltet. Sehr schön.
Buenos Aires [ˈbwenos ˈai̯ɾes] (offiziell Ciudad Autónoma de Buenos Aires/Autonome Stadt Buenos Aires) ist die Hauptstadt und Primatstadt, also das politische, kulturelle, kommerzielle und industrielle Zentrum Argentiniens. Ihre Gründer benannten sie nach der Heiligen Santa María del Buen Ayre (spanisch für Heilige Maria der Guten Luft).
Die offiziell nur 202 qkm große Stadt bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, des Gran Buenos Aires mit etwa 13 Millionen Einwohnern. Sie streckt sich heute rund 68 Kilometer von Nordwest nach Südost und etwa 33 Kilometer von der Küste nach Südwesten aus. Sie wird oft als „Wasserkopf“ Argentiniens bezeichnet, da sich hier fast alle wichtigen Institutionen des Landes befinden und in der Stadt und vor allem in der Umgebung etwa ein Drittel aller Argentinier wohnt. Zudem ist sie als einzige Stadt Argentiniens als „Capital Federal“ autonom, also nicht an eine bestimmte Provinz gebunden. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch die UNESCO mit dem Titel Stadt des Designs ausgezeichnet. Das sieht man überall.
Das Wetter ist sehr schön, leicht bewölkt und nicht zu warm. Bevor wir uns auf den Weg machen wollen wir unsere große Reisetasche reparieren lassen. Beim Ausladen auf dem Schiff ist ein Henkel abgerissen. Im Savoy wurde uns ein Handwerksladen ganz in der Nähe empfohlen. Wir gehen hin. Die Tasche wird für 670 Pesos (ca. 10 Euro) repariert und soll um 18:00 fertig sein. Anschließend beginnen wir einen ersten Rundgang zur Plaza de Congresso, die Avendia de Mayo hinunter bis zur Plaza de Mayo mit der Casa Rosada und der Kathedrale und wieder zurück. Wir überqueren die 140 m breite, die Avenida 9. de Julio, besichtigen die Kathedrale und die älteste Kirche der Stadt. Die Avenida 9 de Julio (gesprochen „Nueve de Julio“) ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt. Mit ihrem Namen erinnert sie an den Tag der Unabhängigkeit (9. Juli 1816). Sie war bis 1960 mit 140 Metern die breiteste Straße der Welt, bis sie von der brasilianischen Eixo Monumental abgelöst wurde. Beiderseits eines begrünten Mittelstreifens verläuft die eigentliche Avenida 9 de Julio mit sieben Fahrstreifen je Richtung. Abgetrennt durch einen breiten, baumbestandenen Grünstreifen verlaufen im Westen die Cerrito (nördlich der Av. Rivadavia) bzw. die Lima (im südlichen Teil), im Osten die Carlos Pellegrini (im Norden) bzw. Bernardo de Irigoyen (im Süden). Diese beiden Parallelstraßen sind jeweils dreispurige Einbahnstraßen, daher werden sie oft als Teil der Avenida 9 de Julio empfunden. Die Überquerung der drei Straßen dauert oft mindestens 2 Minuten, da alle Kreuzungen Ampeln haben. Bei einer normalen Gehgeschwindigkeit benötigt man zwei bis drei Ampelphasen, um die Straßen zu überqueren.
Die Avenida de Mayo [aβeˈniða de ˈmaʒo] (span. „Maiallee“) ist eine große Allee im Stadtteil Montserrat von Buenos Aires, Argentinien. Geplant als majestätischer Boulevard nach Pariser Vorbild und nach heftigen Streitereien am 9. Juli 1894 eröffnet, gilt die Avenida de Mayo heute als Symbol für die argentinisch-spanischen Beziehungen und spiegelt die sozialen Probleme von Buenos Aires wider. Im berühmten Café Tortoni stehen die Touristen Schlange auf dem Bürgersteig. Wir gehen ein Stück weiter zum Café Goya und teilen uns 2 Empanadas und ein Sandwich (770 Pesos). Danach schlendern wir durch die Straßen von Montserrat in Richtung Hotel und nehmen schließlich ein Taxi, weil wir müde gegangen sind. Die Avenida de Mayo mündet in die Plaza de Mayo. Der Platz stellt das Herz der argentinischen Hauptstadt dar. Dieser Ort ist das ehemalige Gründungsgebiet der Stadt und dient wie fast alle spanischen und südamerikanischen Plazas repräsentativen Zwecken. Rund um den rechteckig angelegten Platz befinden sich die Kathedrale von Buenos Aires, die Banco de la Nación, das Rathaus, der Cabildo (Stadtverwaltung) sowie andere Regierungsgebäude, u. a. die Casa Rosada. Der Platz ist eine Parkanlage und nach dem Befreiungsmonat Mai aus dem Jahre 1810 benannt. Sechs Jahre später erlangte Argentinien seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien. Bis heute stellt er einen wichtigen Schauplatz politischer Kundgebungen oder Demonstrationen dar.
Oft als „Paris Südamerikas“ bezeichnet, ist die Kultur der Hauptstadt sehr europäisch geprägt. Es gibt diverse Orchester und Chöre und Konzerthäuser bzw. Theater. Das bekannteste Theater der Stadt ist das Teatro Colón, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt, das nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 2010 wiedereröffnet wurde. Buenos Aires ist die Welthauptstadt des Tangos. Sowohl Uruguay als auch Argentinien nehmen für sich in Anspruch, Geburtsort des Tangos zu sein. Häuser von Künstlern und Kunstsammlern wurden oft in Museen umgewandelt. Man findet zahlreiche Bibliotheken, einen Zoo, einen Botanischen Garten sowie Kirchen und andere religiöse Stätten, viele von ihnen auch architektonisch interessant.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Buenos Aires im Jahre 2018 den 91. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit. Im Vergleich mit anderen südamerikanischen Hauptstädten lag es hinter Montevideo (Platz 77) aber vor Santiago de Chile (Platz 92), Brasília (Platz 108), Asunción (Platz 115), Lima (Platz 124) und Bogotá (Platz 128). Die Bevölkerung von Buenos Aires (Porteños/Porteñas genannt, sofern in Buenos Aires geboren) spricht heute fast ausschließlich spanisch und die überwältigende Mehrheit der Einwohner ist römisch-katholisch. Deutsche Einwanderer sprechen untereinander das sogenannte Belgranodeutsch, benannt nach dem Stadtteil Belgrano.
Der Konquistador Juan Díaz de Solís entdeckte 1516 den Río de la Plata, seine Expedition wurde aber durch einen Indianerangriff in der Nähe des heutigen Tigre zu einem blutigen Ende gebracht, bei dem Solís auch selbst umkam. Buenos Aires wurde am 2. Februar 1536 von Pedro de Mendoza mit dem Namen Puerto de Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre („Hafen unserer lieben Frau [der Heiligen] Maria der guten Luft“) gegründet. Auch eine plausiblere Erklärung für den Bezug auf „gute Lüfte“ ist, dass der Hafen zur Zeit der Stadtgründung, von Norden kommend, eine der ersten malariafreien Stationen im Osten Südamerikas war. Der Ort von Mendozas Stadtgründung liegt auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils San Telmo. Am 25. Mai 1810 vertrieben bewaffnete Bürger der Stadt Buenos Aires den Vizekönig. Am 9. Juli 1816 erklärte der Kongress von Tucumán formell die Unabhängigkeit der Vereinigten Provinzen des Río de la Plata. 1829 übernahm der Föderalist Juan Manuel de Rosas als Gouverneur die Herrschaft über Buenos Aires. Zeitweilig erhielt Rosas faktisch die Gewalt eines Diktators. Er führte die Republik bis 1852, als er in der Schlacht von Monte-Caseros durch Truppen Brasiliens, Uruguays und des Don Justo José de Urquiza geschlagen wurde. Mit dem Sturz Rosas öffnete sich die Stadt für Einwanderer aus Europa.
1890 war Buenos Aires die größte und wichtigste Stadt in Lateinamerika. Um die Jahrhundertwende betrug die Einwohnerzahl nahezu eine Million. Durch viele italienische Auswanderer hat sich in dieser Zeit die Mischsprache Cocoliche herausgebildet, die zeitweise von über 40 Prozent der Bevölkerung gesprochen wurde. 1913 wurde unter der Avenida de Mayo die erste U-Bahn-Strecke eröffnet. Die U-Bahn von Buenos Aires blieb die erste und einzige in Lateinamerika bis zur Eröffnung der U-Bahn von Mexiko-Stadt im Jahre 1969. In den 1930er-Jahren wurden einige große Avenidas durch das Stadtzentrum gezogen, so die Avenidas Santa Fe, Córdoba und Corrientes, die heute noch Hauptschlagadern des Straßenverkehrs sind. 1976 kamen nach dem Sturz der Präsidentin Isabel Martínez de Perón die Militärs unter Leitung von Jorge Rafael Videla in Argentinien an die Macht. Während der Diktatur von 1976 bis 1983 verschwanden 20.000 bis 30.000 Menschen spurlos (die Desaparecidos), die in Opposition zu den Militärs standen oder auch nur in diesen Verdacht geraten waren. Etwa 5000 Menschen wurden dort während der Zeit der Diktatur gefoltert und anschließend fast immer ermordet, oft durch Abwerfen der betäubten, entkleideten Opfer aus Militärflugzeugen über dem nahen Río de la Plata oder dem Atlantik. Auf diesen wöchentlich durchgeführten Todesflügen („vuelos de la muerte“) starben bis zu 2000 Menschen, sie wurden erst 1996 öffentlich bekannt. Nach dem verlorenen Falklandkrieg konnten sich die Militärs nicht mehr an der Macht halten, und so gab es wieder demokratische Wahlen. Während der Wirtschaftskrise zwischen 1998 und 2003 war Buenos Aires das Zentrum teils gewalttätiger Demonstrationen, von denen die größte am 19. und 20. Dezember 2001 stattfand (das sogenannte Cacerolazo) und zum Rücktritt des Staatspräsidenten Fernando de la Rúa führte.
Am Abend fahren wir mit dem Taxi zum Puerto Madero und unserem Restaurant Cabanas La Lilas. Wir wollen das vielgerühmte argentinische Steack essen. Wir bekommen einen schönen Tisch mit Blick auf den zum Sporthafen umgewandelten ehemaligen Holzhafen. Das Filet mit Kartoffelpuree und separaten Bratensoßen ist schmackhaft, aber nicht weich (tender). Wir reklamieren und bekommen ein neues, besseres. Der Malbeck Rotwein schmeckt vorzüglich dazu.
Taxis sind schwarz-gelb und im innerargentinischen Vergleich relativ teuer, aber günstiger als in Europa. Sie sind zumeist sicher, am besten sollten allerdings Radio-Taxis (erkennbar am Aufdruck) genommen werden. Taxis kann man überall am Straßenrand durch Heben der Hand anhalten. Daneben gibt es die nicht markierten remises, die man von markierten Haltestellen aus und per Telefon anfordern kann. Wenn man nachts unterwegs ist empfiehlt sich nicht, vor Diskotheken wartende Taxis zu nehmen. Diese haben meist manipulierte Taxometer. Besser ein Stück die Straße entlang gehen und dann eines herauswinken.
Nach dem eher bescheidenen Frühstück nehmen wir ein Taxi zum Museum Malba, Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires, Av. Figueroa Alcorta 3415. Es öffnet erst um 12:00. Wir wollen keine halbe Stunde warten und fahren weiter zum Museo Bellas Artes (Museum der schönen Künste). In den Sälen im ersten Stock wird überwiegend lateinamerikanische Kunst des 20. Jhds gezeigt (Fotos). Sehenswert! Vom Museum gehen wir in den naheliegenden Park. Ein technisch orientierter Künstler hat eine große Blüte, Florales generica, aus Metall ausgestellt, die sich morgens öffnet und abends wieder schließt. Die Mechanik ist defekt und nicht wieder repariert worden. Schade. Überall blühen jetzt im Park die Orchideenbäume in pink.
Mit einem Taxi fahren wir nach Recoleta zur Buchhandlung El Atena in der Avenida Santa Fè, die in einem ehemaligen Theater residiert. Das ist etwas Besonderes. Man hat eigentlich nur die Sitzreihen entfernt. Alles andere ist geblieben und dient nun dem Verkauf von Büchern. Nicht weit davon finden wir in der Riobamba 1193 das kleine Restaurant Covadonga, wo wie ein leichtes Lunch einnehmen. Von dort aus laufen wir die Av. Callao hinunter zu unserem Hotel
Die Kriminalitätsrate in Buenos Aires ist zwar höher als in den meisten anderen Städten Argentiniens, mit etwas Vorsicht braucht man aber keine Angst vor Überfällen zu haben. Das Stadtzentrum ist bei Tag und Nacht sicher, dasselbe gilt für die Haupt-Avenidas in den meisten Stadtteilen. Meiden sollte man insbesondere ärmere Viertel, da dort besonders Auswärtige (nicht nur Ausländer!) Opfer von Kriminellen werden.
Vorsicht ist im Straßenverkehr angebracht, da in der Hektik des Stadtverkehrs so manche Regel einfach nicht beachtet wird. Man sollte sich also vorausschauend verhalten und nicht auf dem eigenen Recht bestehen. Besonders eigensinnig verhalten sich Busse und Taxifahrer.
Nachdem wir uns im Hotel ausgeruht haben, gehen wir zu Galerias Pacifico, der Shopping Mall in der früher das Museo de Bellas Arte war. Das ist ein sehr schönes Gebäude mit vielen luxuriösen Geschäften und Cafés. Vom Savoy Hotel gehen wir zur Plaza de Congresso, die Avenida de Mayo hinunter bis zur Kreuzung mit der Avenida de 9. Julio und auf dieser breiten Straße weiter bis zum Obelisk. Dort überqueren wir die verkehrsreiche Straße und zur Calle Florida. An einer Stelle führen drei Tangopaare ihre Künste vor. Man verlangt sehr selbstbewusst 200 Pesos für eine wenige Minuten kurze Vorführung, was ich für unangemessen halte. Ich gebe die Hälfte. Wir gehen weiter zur Galerias Pacifico und dort auf die Brunnen-Ebene (Food Court). Wir erhaschen einen Tisch am Brunnen, teilen uns eine Tarta de Verdura (Gemüseauflauf) und trinken argentinischen Sekt. Mit einem Taxi fahren wir zurück ins Hotel. In der schönen Lounge trinken wir noch ein argentinisches Quilmes Bier bzw. Weißwein und gehen schon früh im Bett, denn morgen müssen wir früh aufstehen.
Unsere Taxifahrten im Zentrum von Buenos Aires kosten meistens einschl. Trinkgeld 200 Pesos (ca. 3 Euro). Offenbar ist es nicht üblich, Trinkgeld zu geben, denn die Taxifahrer bedanken sich immer ausdrücklich dafür.
Um 5:30 fahren wir mit dem Taxi zum Flughafen Ministro Pezani (EZE). Die Fahrt dauert zu dieser Zeit und bei geringem Verkehr nur 30 Minuten. Im Flughafen gibt es mehrere Kontrollen, zum Teil unfreundlich. Bis zum Abflug verbringen wir die Zeit in der Lounge. Beim Einsteigen werden noch einmal Pass und Handgepäck kontrolliert. Um 8:30 startet unser Flug AR1304 mit einem Airbus A 330 nach Miami. Es gibt ein Frühstück. Der Flug soll 8,5 Stunden dauern. Wir versuchen, versäumten Schlaf nachzuholen. Anfangs ist es ruhig, dann gibt es für längere Zeit Turbulenzen. Als es wieder ruhiger wird, serviert man das Mittagessen. Der geräucherte Lachs der Vorspeise ist sehr gut. Das Fleisch (Lomo) des Hauptgerichts ist schmackhaft, aber trocken. Der Malbec dazu wunderbar.
Wir landen in Miami vor der geplanten Zeit um 14:30 nach 8 Stunden Flugzeit. Der Zeitunterschied zu Buenos Aires beträgt -2h, d.h. auf unserer inneren Uhr ist es schon 16:30. Wir werden abgeholt und zum Flughafen von Fort Lauderdale gefahren. Dort übernehmen wir von AVIS den gemieteten großen weißen Jeep. Wir wohnen wieder bis zum 20.3.2020 wie in den letzten Jahren in Kvittems Haus.
Heute Abend essen wir bei Carlos and Pepe, einem mexikanischen Restaurant in der 17th Street, wo wir schon oft und gerne gegessen haben. Dort gibt es eine gute Margharita und einen wunderbaren Mexican Black Bean Salad, den wir uns teilen. Vorher genießen wir eine leckere Portion Guacamole, die man mit Mais Chips aus der Schüssel dippt.
Jetzt beginnt der zweite Teil unserer Reise. In Florida ist es derzeit nicht so warm (19°-22°C). Erst am Montag und nächste Woche wird es wärmer werden.Wir frühstücken wie in den Vorjahren in Joe`s Café. Jutta isst Pancakes und ich Bratkartoffeln, 2 Eier easy over, und Corned Beef. Anschließend kaufen wir bei Publix Lebensmittel ein.
Eigentlich wollen wir 3 Wochen in Fort Lauderdale bleiben. Wegen Corona wird unser Rückflug nach Frankfurt storniert. Das erkennen wir nur, weil ich mich noch einmal nach der genauen Flugzeit erkundigen wollte. Lufthansa informiert uns nicht, obwohl sie uns ständig versichert, dass die Senatoren ihre besonders wichtigen Kunden sind. In der Not ist sich jeder der Nächste. Michael Steyer vom First Reisebüro in Neu-Anspach bucht uns auf einen UNITED Flug via Chicago nach Frankfurt.