Das ist eine wunderschöne Reise durch Argentinien bis nach Chile an der Magellan Straße. Wir hatten schon zwei Wochen in Fort Lauderdale verbracht als wir am Heiligabend, 24.12.2004 nach Buenos Aires fliegen. Die Flüge von Fort Lauderdale in die argentininische Hauptstadt waren vor Weihnachten ausgebucht so dass uns der Heiligabend als einziger Flugtermin blieb.
Wir verbringen Weihnachten im verregneten Buenos Aires, fliegen danach nach Westen an die Anden. In San Juan, im Howard Johnson Superresort "Embalse de Tullum" feiern wir Silvester. Wir besuchen die Nationalparks Ischigualasto bekannt unter dem Namen "Valle de la Luna" und den Nationalpark Talampaya, sowie die Weingegend um Mendoza. Dann fliegen wir über Córdoba zurück nach Buenos Aires und weiter nach Bariloche, in der argentinischen Schweiz. Dort bleiben wir etwa eine Woche. Dann geht es mit dem Flugzeug weiter nach Süden, nach El Calafate. Dort besuchen wir den Gletscher Perito Moreno. Mit dem Auto fahren wir an den südlichen Rand des amerikanischen Kontinents nach Puerto Natales und Punta Arenas in Chile und besichtigen den bekannten Nationalpark Torres del Paine. Über El Calafate geht es dann wieder zurück nach Buenos Aires und Miami, wo wir am 28.1.2005 wieder eintreffen.
Die Informationen sind Wikipedia und meinem Tagebuch entnommen.
Besuchte Ort und Landschaften:
Buenos Aires, Hauptstadt von Argentinien
San Juan im Westen an den Anden
Nationalparks Ischigalasto und Talampaya, UNESCO Weltkulturerbe an den Anden
Mendoza, Weingegend an den Anden
Córdoba, UNESCO Weltkulturerbe, Argentinien
Bariloche, argentinische Schweiz
El Calafate mit dem Perito Moreno Gletscher, UNESCO Weltnaturerbe
Puerto Natales, Chile
Punta Arenas am Magellan Kanal, Chile
Nationalpark Torres del Paine, UNESCO Weltnaturerbe, Chile
Diese Reise nach Argentinien und Chile hatten wir schon lange geplant. Wir wollten sie mit unserem jährlichen Aufenthalt in Florida verbinden. Am 13. Dezember 2004 flogen wir nach Miami und verbrachten die Zeit bis zum Heiligabend dort. Am 24. Dezember flogen wir nach Buenos Aires.
Argentinien ist ein großes Land, von Nord nach Süd über 3.600 km und von West nach Ost 1.400 km. In Argentinien haben wir für die langen Strecken das Flugzeug und für die kürzeren ein Mietauto benutzt. Trotzdem sind wir über 5.000 km auf teilweise staubigen Schotterstraßen gefahren. Argentinien ist ein faszinierendes Land mit großen Naturschönheiten. Da wir beide schon auf früheren Reisen die Wasserfälle in Iguazu besucht hatten, haben wir diese Attraktion diesmal ausgelassen.
In Argentinien kann man gut essen und trinken. Das argentinische Fleisch und der Rotwein sind weltberühmt.
Die Reise war zudem sehr preiswert, weil kurz zuvor die Bindung des aregntinischen Peso an den US-Dollar aufgegeben wurde und der Peso im Verhältnis 1:3 abgewertet wurde, d.h. wir haben nur ein Drittel dessen bezahlt, was uns vor der Abwertung berechnet worden wäre. Das traf natürlich auf Chile nicht zu.
Ich habe auf der Reise gefilmt und fotografiert, wobei das Fotografieren zu kurz gekommen ist. Es ist auch zu bedenken, dass 2004/2005 Digitalkameras bei weitem nicht die Bildqualität erzeugt haben wie heute (2019).
Wir sind am 13.12.2004 von Frankfurt mit der LH nach Miami geflogen.
Heute, am Heiligabend, fliegen wir von Miami nach Buenos Aires. Wir hatten versucht, einen anderen Flugtermin zu bekommen, aber vor Weihnachten war alles ausgebucht. Gegen 15:30 fahren wir los, da wir noch das Mietauto, einen weißen Chrysler bei Alamo abgeben müssen. Das gestaltet sich schwieriger als wir gedacht haben, denn wir finden wegen diverser Baustellen und fehlender Hinweisschilder Alamo nicht und verirren uns hoffnungslos. Polizisten zeigen uns zweimal den falschen Weg. Schließlich wird sogar das Benzin knapp; wir müssen tanken. Der Tankwart weist uns dann den richtigen Weg zu Alamo. Wir kommen dennoch rechtzeitig zum Flughafen und checken bei VARIG ein. Wir können auch noch den Rückflug ändern, so dass wir nicht den ganzen Tag in Sao Paulo zubringen müssen. Um 19:30 startet die VARIG MD 11 nach Sao Paulo. Wir sitzen auf den Plätzen 26C und 26D. Der Flug dauert 8 Stunden und verläuft angenehm.
In Sao Paulo landen wir gegen 6:15 morgens und müssen aussteigen und auf den Weiterflug nach Buenos Aires etwa eine Stunde warten. Wir sitzen in einer MD 11 auf den Plätzen 24 C und D und haben sehr viel Beinfreiheit, weil die Reihe an der Tür ist. Sehr angenehm. Der Flug dauert etwas länger als 2 Stunden. In der Transithalle kaufe ich für Janosch ein brasilianisches Fußballtrickot. Gegen 10:30 landen wir auf dem internationalen Flughafen Ezeiza von Buenos Aires. Es regnet in Strömen. Nach der Passkontrolle, die sehr schnell vor sich geht, erhalten wir zügig unser Gepäck und gehen zu einem Taxistand, um ein offizielles Taxi zu buchen. Es kostet bis zum Hotel (30 Minuten) 54 Pesos. Die Argentinier haben nach Aufgabe der Bindung ihrer Währung an den US-Dollar das $-Zeichen beibehalten. 1$ bedeutet praktisch 1 Peso und der ist ca. 0,30 US-Dollar wert. Es regnet während der halbstündigen Fahrt zum Hotel. Im Claridge Hotel in der Calle Tucuman im Zentrum von Buenos Aires checken wir gegen 12:00 ein. Wir stellen fest, dass die HRS-Buchung nicht billiger ist, denn hier kostet das Zimmer $295, was in etwa US-$ 100 entspricht. Und das sind aktuell bei einem Bargeld-Wechselkurs von 1:3,95 ca. 75 Euro. Nicht teuer für ein 5 Sterne-Hotel in einer Metropole. Allerdings ist das Zimmer nicht groß.
Auf dem Zimmer erwarten uns Blumen und eine Flasche Champagner, sowie ein Fax von Charlie Meller und Irene, die uns willkommen heißen. Sie sind noch in Hamburg. Wir sind durch den Nachtflug sehr müde und schlafen erst einmal 3 Stunden. Nach dem Ausruhen gehen wir zu einem ersten Rundgang nach draußen. Im Augenblick regnet es nicht. Wir folgen der Calle Tucuman in Richtung Avenida 9 del Julio. Aber es fängt wieder an zu regnen und wir retten uns in ein Eckcafe auf einer der breitesten Straßen der Welt, der 125 m breiten Ave. 9. del Julio. Wir trinken Cafe, essen Envuelto und Empanadas und warten darauf, dass es aufhört zu regnen. Nach einer halben Stunde wird der Himmel wieder blauer und wir beschließen zu gehen. Wir überqueren die Avenida und gelangen zum Theatro Colon, dem berühmten Opernhaus. Es hat leider Sommerpause. Wir folgen der Avenida in Richtung Obelisk und gehen dann auf der Avenida de Mayo nach rechts zum Parlamentsgebäude an der Plaza de Congreso. Dort fängt es wieder an zu regnen. Wir nehmen ein Taxi zurück zum Hotel. In Buenos Aires kosten die Taxen innerhalb der Innenstadt im Allgemeinen um die $5,00, was preiswert ist. Im Hotel gehen wir in die Bar, trinken Agua sin Gas und wollen früh zu Abend essen. Heute am 1. Weihnachtstag sind viele Restaurants geschlossen. Auch das Claridge Restaurant ist zu. Aber wir können ab 19:30h in der Bar das Weihnachtsmenü zu uns nehmen. Es hat Wahlmöglichkeiten und beginnt mit einem mediterranen Salat „Torre mediterraneo“ für Jutta und einem Salat mit Hühnchen für mich. Der Salat ist schmackhaft. Danach folgt ein Rindsfilet mit Pommes frites. Das Filet ist lecker, aber nicht große Klasse. Die Pommes Frites sind aus Süßkartoffeln gemacht und schmecken nicht besonders gut. Das Dessert, Mousse au Chocolade bzw. Obstsalat, ist ok. Wir trinken einen Cabernet aus Mendoza und anschließend Kaffee. Es kostet einschließlich den Getränken $109,00. Das sind nur 32,70 Euro. Nach dem Essen gehen wir müde ins Bett.
Wir wachen beide schon um 4:15 auf, können aber noch ein bisschen weiterschlafen. Um 8:30 stehen wir schließlich auf und gehen zum Frühstück. Nach dem Frühstück buchen wir für heute Abend eine Tangoshow im berühmten „El Viejo de Almacen“. Wir sollen um 20:00 mit einem Bus abgeholt werden. Der Eintritt einschließlich Abendessen und Drinks kostet pro Person $150,00, was ca. 38,00 Euro entspricht.
Wir beschließen, heute auf die Feria nach San Telmo und anschließend auf den Friedhof nach Recoleta zu fahren. Wir nehmen vor dem Hotel ein klappriges Taxi, das uns sicher nach San Telmo bringt. Fahrpreis $4,50. Am Sonntag ist San Telmo eine einzige Show: Antiquitäten in Geschäften und auf Marktständen. Musikanten, Tangovorführungen auf der Straße, die unvermeidlichen weiß angemalten Pantomimen und viele Menschen. Sehr interessant. Ein Riesenangebot an altem Schmuck, Silber, Kristallglas und so weiter. Wir erstehen 2 silberne Dosen. San Telmo macht einen ärmlichen Eindruck. Die Gebäude sind nicht im besten Zustand.
Von San Telmo nehmen wir ein Taxi nach Recoleta zum Cementerio ($8,00) und besuchen u.a. die Grabstätte von Evita Peron und die Kirche Nuestro Senora de Pillar, aus der bei unserer Ankunft massenhaft die Leute nach dem Gottesdienst strömen. Recoleta ist ein besserer Stadtteil (Barrio) mit schönen Alleen, gepflegten Häusern und Bürgersteigen und vielen Restaurants. In der Avenida de Alvear findet man alle berühmten Läden von Cartier bis Ralph Lauren und schöne Apartmenthäuser. Wir nehmen ein Taxi zurück und steigen am Plaza de Mayo aus. Dort sind der bekannte Regierungssitz, die Casa Rosada, das Cabildo (Rathaus), die Nationalbank und die Kathedrale. Wir besuchen die Kathedrale in der gerade eine Messe beendet wird und gehen dann auf der Avenida de Mayo in Richtung zum Obelisken bis zur Calle Florida und auf dieser zurück zum Hotel. Dort trinken wir einen Kaffee und werden von einem jungen deutsch sprechenden Kellner bedient, dessen Großmutter aus Deutschland kam und der im Goetheinstitut deutsch gelernt hat. Gestern und heute gibt es wegen der Weihnachtsfeiertage nur wenig Verkehr. Das wird morgen anders sein.
Um 19:00 gehen wir in die Bar und trinken ein Glas Cabernet Sauvignon aus Mendoza. Gegen 19:45 werden wir von einem Bus abgeholt, der uns nach San Telmo bringt. Zunächst werden wir dort in der ersten Etage (steile Treppe) zum Abendessen bewirtet. Es gibt gute Empanadas mit zwei Soßen und für Jutta Mozarella mit Tomaten. Danach ein Steak für Jutta und Boef Stroganoff für mich. Anschließend Eis für mich und Mousse au chocolade für Jutta. Dazu ein trinkbarer Rotwein und Wasser. Das Essen war genießbar, aber nicht toll. Gegen 21:30 führt uns unser Kellner nach unten und über die Straße in das El Viejo Almacen. Wir bekommen einen Tisch am Rand nahe der Bühne. Die Show beginnt um 22:00. Gute Kapelle mit Flügel, 2 Bandolinos, 2 Geigen. Es tanzen 4 Paare mal zusammen, mal abwechselnd. Außerdem singen der Altmeister Carlos Morel und eine alte Dame mit großer Vergangenheit, deren Name ich vergessen habe. In der Pause tritt eine bolivianische Truppe auf, die tolle Musik macht. Die Tanzpaare zeigen tollen Tango. Die Musik ist fantastisch. Wir bekommen noch Champagner (Sekt) und Wasser. Gegen Mitternacht ist die Show zu Ende und wir werden wieder ins Hotel gefahren. Die Show kostet für uns beide $320,00 = 106 Euro einschl. Abendessen und Wein.
Nach dem Frühstück gehen wir die Calle de Florida nach rechts hinunter zur Galeria Pacifico. Jutta sucht einen Schuster. Den finden wir auch direkt gegenüber in der Calle Viamonte. Er repariert 3 Paar Schuhe für $15. Unglaublich!! Dann gehen wir ein paar Schritte weiter in das große Reisebüro Europa. Dort lassen wir uns über die noch fehlenden Hotelreservierungen beraten. Wir buchen die Hotels in San Juan, Mendoza und Cordoba. In Valle Fertil müssen wir selbst buchen. Morgen früh werden wir die Bestätigungen abholen. Wir trinken einen Kaffee in der Galeria und laufen dann die Avenida de Florida weiter in Richtung Plaza San Martin. Wir suchen noch eine Rhodochrosit Dose und Mitbringsel für Anika und Silke. Wir finden Dosen, die bis zu $800 kosten sollen. Das ist uns zu teuer. In einem Laden gelingt es uns, den Preis herunterzuhandeln. Wir bezahlen schließlich $200. In einem anderen Laden kaufen wir Ohrstecker für Anika ($22) und einen Ring für Silke (US-$38). In einem dritten Laden erstehen wir für US-$ 150 einen großen silbernen Bilder-Rahmen, nach dem wir ihn kräftig heruntergehandelt hatten. Wir gehen zurück ins Hotel und machen Siesta.
Am Abend gehen wir auf Empfehlung die Avenida de Tucuman hinunter bis zu den Kais. Die Concierge hat uns im Restaurant Cabana de Lilas einen Tisch reserviert. Die Bürgersteige in Buenos Aires und auch in anderen Städten, wie wir später erfahren werden, sind in schlechtem Zustand. Man muss ständig auf der Hut sein, um nicht in Löcher zu treten. Jutta trägt Schuhe mit hohen Absätzen. Für sie ist der Weg besonders beschwerlich. Wir bekommen einen schönen Tisch auf der Terrasse direkt am Kai. Vor uns liegt eine Dreimast-Bark. Das Restaurant ist noch leer. Wir bestellen einen Salat für Jutta und Empanadas für mich und zweimal Rib Eye mit sautiertem Gemüse. Das Rindfleisch in Buenos Aires schmeckt gut. Es ist aber scharf gebraten und hat eine harte Haut. Es ist deshalb immer etwas zäh, was uns sehr überrascht. Dazu trinken wir einen teuren Malbec Reserva 2001, der gut schmeckt. Das Restaurant füllt sich immer mehr. Es gibt viele große Tische mit 10 Personen und mehr (wohl Reisegruppen). Die Kellner haben alle Hände voll zu tun. Sie rennen hektisch herum. Es braucht Zeit, um die Rechnung zu bekommen. Sie ist mit $230 (60 Euro) relativ hoch. Wir gehen noch ein bisschen am Kai entlang und nehmen dann ein Taxi zum Hotel. Das war mal lange wieder eine typische Hotelempfehlung für eine Touristenabzocke. Im Hotel trinke ich noch einen argentinischen Cognac ($9,00) zum Verdauen und Jutta einen Campari.
3. Tag in Buenos Aires. Wir gehen nach dem Frühstück noch mal ins Reisebüro, um die Voucher abzuholen. Wir haben für San Juan das Alkazar-Hotel, für Mendoza das NH Hotel und für Bariloche das Nevada gebucht. Wir müssen noch für die nächsten 2 Nächte die Hosteria in San Agustin im Valle Fertil telefonisch buchen, was Jutta macht. Alle Zimmer sind noch frei.
Mit dem Taxi fahren wir nach San Boca. La Boca entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Viertel italienischer Einwanderer, die meist als Industriearbeiter tätig waren. Viele der ersten Einwohner stammten aus der italienischen Hafenstadt Genua. 1882 löste sich La Boca nach einem langen Generalstreik von Argentinien los und die Rebellen hissten die genuesische Flagge, die aber sofort vom damaligen argentinischen Präsidenten Julio Argentino Roca wieder heruntergeholt wurde. Heute ist La Boca populär bei den Touristen, auch wegen seiner originellen Häuser. Sie wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen der Straße El Caminito (Der kleine Weg) an.
La Boca ist auch für das Fußballstadion La Bombonera (spanisch: „Pralinenschachtel“) des Fußballclubs Boca Juniors bekannt. Seine Farben (gelb und blau) verdankt es einem schwedischen Schiff, welches im Moment der Gründung vorbeifuhr. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Viertels gehören das Theater La Ribera, die Tangosäle und die italienischen Restaurants. Auch im alltäglichen Leben ist der italienische Einfluss bis heute zu spüren. Der Taxifahrer wartet auf uns und bietet sich an, eine kleine Rundtour zu machen. Wir fahren über die Rio Plata Brücke mit einem Blick auf den Hafen, zum Boca Stadion und wieder ins Hotel zurück.
Dort ruhen wir uns aus und packen unser Gepäck, denn wir müssen morgen schon um 4:45 aufstehen. Der Taxifahrer verspricht, seinen Bruder für die Fahrt morgen früh zum Flughafen zu schicken. Das Hotel berechnet uns für die 4 Übernachtungen $1456,35 einschließlich 2 Abendessen und Bargetränke. Eine Nacht kostet US-$ 121. Im Hotel essen wir zu Abend und gehen um 22:00 ins Bett.
Schon um 5:20 fährt uns ein Taxi zum Flughafen. Der Taxifahrer hat sein Versprechen gehalten und war pünktlich zur Stelle. Das Einchecken ist zeitraubend, denn es gibt an allen Schaltern lange Schlangen. Wir haben 54 Kg Gepäck, dürfen aber nur 30 kg mitnehmen. Das kostet $57 extra (14,50 Euro). Warum Aero Linea Argentina von den international üblichen 20 kg abweicht, ist schwer erfindlich. Reisende aus dem Ausland, die sich das Land ansehen wollen, brauchen Sommerkleidung im Norden, Stadtkleidung in Buenos Aires und Winterkleidung im Süden und mit 15 kg maximal kommt man nicht weit. So schafft sich die argentinische Fluggesellschaft keine Freunde. Der Flug ist ganz angenehm. Allerdings ist der Sitzabstand in der 737 der Aero Linea Argentina sehr eng. Es gibt ein passables Frühstück, einen Kaffee und Wasser. Der Flug dauert ca. 2 Stunden. Nach der Landung auf dem kleinen Flughafen von San Juan mieten wir das bestellte Auto bei Avis. Es ist ein Chevrolet Corsa ohne Automatikgetriebe, aber mit Klimaanlage. Wir bekommen noch Instruktionen (auf Spanisch) uns dann geht’s los. Ich habe seit 30 Jahre kein Auto mit Schaltgetriebe mehr gefahren. Nach 12 km erreichen wir den Ort, Caucete, wo wir tanken, Wasser kaufen und einen Kaffee trinken. Wir kaufen auch noch eine regionale Karte der Provinz San Juan und der Stadt. Das Superbenzin kostet hier $1,90, was etwa 0,49 Euro entspricht. Das ist nicht teuer. Von dort aus haben wir noch etwa 300 km nach San Agustin im Valle Fertil vor uns. Die Straßen sind asphaltiert, in einem überwiegend guten Zustand und leer. Wir kommen gut voran und fahren im Schnitt zwischen 80 und 120 km/Std, manchmal auch schneller. Die Fahrt geht zunächst durch das Weinland von San Juan und dann durch eine aride Gegend mit Dornengestrüpp und Kakteen. Wir werden unterwegs mitten in der Wüste von einem Kontrollposten angehalten, der meinen Führerschein sehen will. Die Straßen führen oft über viele Kilometer geradeaus.
Unangenehm sind die tiefen Bodenwellen (Zona de Badenes), die dem Wasserabfluss dienen, wenn die Straße Fluss- oder Bachläufe kreuzt. Sie sind überwiegend trocken, aber wenn es regnet, führen sie viel Wasser, das ablaufen muss. Bei uns würde man das Wasser durch dicke Rohre unter der Straße ableiten, aber hier senkt man die Straße für 20 m einfach ab. Wenn man schnell fährt, sieht man die Bodenwellen oft erst kurz vorher und muss oft scharf abbremsen. Meist sind die Absenkungen trocken und sauber. Manchmal voll mit Wasser und des Öfteren angefüllt mit Kies und Sand. Nach 3 Stunden erreichen wir San Agustin und finden das auf einer Anhöhe an einem Trinkwassersee gelegene Hotel, wo wir freundlich empfangen werden.
Wir laden unser Auto aus und machen uns bald wieder auf den Weg zum Parque Natural Provincial Ischigualasto, auch Valle de Luna genannt. Dieser Park ist 60 mal 10 km groß und offenbart die Erdgeschichte des Trias (vor 250 Mio. Jahren). Damals war es eine Lagune in der Dinosaurier lebten, deren versteinerte Skelette hier ausgegraben wurden. In den unterschiedlichen Bereichen des Parks können die Epochen (40 Mio. Jahre) des Trias nach verfolgt werden. Erde, Sand und Fels sind sehr vielfarbig und bieten großartige Anblicke.
Die Fahrt dorthin (80 km) führt zunächst über eine gute Straße, die plötzlich endet. Dann folgen 30 km Schotterstraße, die zwar in einem ganz guten Zustand ist, aber kein höheres Tempo als 60-80 km zulässt. Beim Bremsen gerät der Corsa wohl wegen seiner starren Hinterachse immer ins Trudeln. Es gibt aber fast keinen Verkehr. So brettern wir, eine gewaltige Staubwolke nach uns ziehend, über die staubige Straße. Unterwegs kaufen wir am Straßenrand von Indios für $15 ein paar Steine. Vor Baldecito biegen wir auf eine Asphaltstraße ab, die nach weiteren 13 km zum Eingang des Parks führt. Dort werden wir gebeten, auf die nächste Führung in 45 Minuten um 15:35 zu warten. Wir essen ein paar Empanadas und Jutta ein Omelett und trinken Tee. Der Führer, ein Indio namens Martin, holt uns ab. Wir fahren mit unserem Auto ca. 50 km, 3 Stunden durch den Park, halten an vielen interessanten Plätzen und erkunden auch manche Stellen zu Fuß. Unser Führer übernimmt freundlicherweise das Steuer, was mir gut tut, denn ich bin inzwischen durch das frühe Aufstehen und die scharfe Fahrt hierher, die viel Konzentration verlangte, ziemlich müde.
Die Geschichte des Parks hat vor 250 Millionen Jahren im Trias begonnen. Versteinerungen von Blättern und Insekten kann man noch in offen liegenden Schichten sehen. In weißen Bergen, die vor etwa 250 Mio. Jahren (Jura) entstanden sind, hat man zweibeinige Dinosaurier und in den jüngeren roten auch große vierbeinige Dinoskelette gefunden. Es ist heiß (38 Grad).
Wir fahren auf Sandwegen, die immer je nach Wetterlage neu angelegt werden. Nach einem starken Regen muss der Park oft für Stunden geschlossen werden, was im Sommer häufiger vorkommt. Unterwegs begegnen wir einem ganz zutraulichen Fuchs und etlichen Guanakos, die ein wenig scheuer sind. Im Park wachsen und blühen viele Kakteen in allen Formen und Größen. Die Hügel, Täler und Berge haben unterschiedlichste Farben. Eine lange etwa 150 m hohe Bergkette ist im späteren Trias aus rotem Sandstein entstanden, im Valle Pintado (gemalten Tal), das früher geformt wurde, ist die vorherrschende Farbe weiß und grau. Das Tal sieht unwirklich aus. In anderen Bereichen hat die Erosion aus dem Sandgestein skurrile Formen gemacht. Pilze, eine Sphinx, verschiedene Tiere wie Schildkröten usw. Die Figuren ändern sich durch Wind und Regen (Erosion) laufend. In einem anderen Bereich liegen kugelrunde Konkretionen, die sich durch die Erosion aus dem Sand befreien. Sie enthalten einen organischen Nukleus, um den sich herum die mineralische Kugel ausgebildet hat.
Zurück am Eingang übernehme ich wieder das Steuer. Wir fahren in 40 Minuten zurück nach San Augustin, wo wir um 19:15 ankommen und ruhen wir uns erst einmal aus, denn wir haben bis zum Abendessen ab 21:00 noch Zeit.
Das Abendessen beginnt mit einem Salat aus Möhren und Tomaten. Danach essen wir ein gegrilltes Steak, das gut schmeckt und einigermaßen weich ist. Dazu gibt es Kartoffelbrei. Der Rotwein kommt aus San Juan und ist wie die anderen ein bisschen säuerlich, aber dennoch trinkbar. Um 23:00 fallen wir totmüde ins Bett.
Wir schlafen bis 9:45 und müssen uns eilen, damit wir noch das Frühstück (bis 10:00) einnehmen können. Das Desayuno besteht aus Weißbrot, das wir rösten können, Hörnchen, Butter und Marmelade. Dazu gibt es nicht genießbaren Kaffee oder Tee. Nur der Mate Tee schmeckt gut.
Nach dem Frühstück fahren wir zur Touristeninformation von San Agustin, denn wir haben von Petroglyphen der Indianer in nahen Bergen gehört, die wir sehen wollen. Der Direktor des Tourismusbüros in San Augustin, Americo Cortez, führt uns persönlich dorthin und erklärt alles im Detail. Als Trinkgeld „verlangt“ er $5 – 10. Er bekommt 10 und freut sich. An der Felswand angekommen können wir wegen der Lichtverhältnisse nicht viel sehen. Deshalb fahren wir zunächst an eine andere Stelle, wo Indianer gelebt haben und wo man noch Zeugnisse früherer Kultur sehen kann. Wir sehen Reste einer 200 Jahre alten Feuerstelle, Löcher im Granit (Morteros), in denen Mais gemahlen wurde und eine Höhle, in den Indios gelebt haben. Zurück an der Felswand kann man die Petroglyphen nun sehr gut sehen. Ganz interessant. Americo erklärt uns, wie die Indios Höhe und Alter von Kakteen bestimmt haben. Die Säulenkakteen wachsen langsam pro Jahr 1-3 cm je nach Regenmenge. Wenn vor uns ein Kaktus steht, soll man am Stamm in Augenhöhe einen Punkt fixieren und dann ohne den Kopf zu bewegen die Augen von diesem Punkt bis zur Spitze der Säule bewegen. Kann man die Spitze nicht sehen, muss soweit zurücktreten bis man die Spitze sieht. Der Abstand zwischen dem Kaktus und dem zu letzt eingenommen Standort plus der eigenen Körpergröße ergibt die Höhe des Kaktus. Jutta ist 1,70 groß. Sie konnte bei einem Abstand von 3 m die Spitze ohne Kopfbewegung sehen. Der Kaktus war also 4,70 m hoch. Aus der Höhe kann man in etwa das Alter berechnen. Wenn man im Schnitt von 2 cm pro Jahr ausgeht, ist ein 4,70 m Kaktus 235 Jahre alt.
Amerigo erklärt uns wie die Indios die Petroglyphen gemacht haben. Sie haben den Granitfels mit einem Gemisch aus dem Mageninhalt (Magensäure) eines Vogels und verschiedenen säurehaltigen Kräutern, Beeren und Tierblut mehrfach bestrichen. Die Steinoberfläche wurde so aufgeweicht und damit war das Ritzen des Steins mit Quarzen möglich. Die Morteros (Mörser) zum Mahlen von Mais wurden auf gleiche Weise gebohrt.
Danach setzen wir Amerigo wieder in seinem Büro ab und fahren wir in Richtung zum Valle de la Luna zu einem Steinmuseum. Der Inhaber empfängt uns freundlich und führt uns in einen Raum, in dem man hiesige Insekten hinter Glas bewundern kann. Er erklärt uns auch die tödlich wirkenden Spinnen, Tausendfüßler und anderen kleinen Tierchen. Die kleinen sind die schlimmsten. Draußen in seinem Garten fängt er eine Riesenheuschrecke, Languste genannt. Er hält sie in der Hand und erklärt sie uns. Jutta fragt ihn, warum er sie nicht tötet, denn sie frisst doch nur die Blätter seiner Rosen. Er antwortet: “Sie war vor mir da. Sie hat die älteren Rechte hier. Ich kann sie doch nicht einfach töten.“ Im nächsten Raum hat er eine tolle Mineraliensammlung ausgestellt. Er sammelt selbst und zeigt uns in einem dritten Raum seine zuletzt gefundenen Stücke. In der Garage steht ein alter Unimog mit der er in die Berge fährt. Er fährt auch interessierte Sammler. Wir kaufen 2 Stufen (Feldspat für $15 und Granat für $35). Danach müssen wir uns beeilen, denn wir haben ein Mittagessen in einer Finca 30 Minuten außerhalb von San Agustin vereinbart.
Wir werden abgeholt und fahren mit einem alten Pickup über Sandwege, durch Flussläufe und über Stock und Stein an einem Indiodorf vorbei durch eine tolle Landschaft mit vielen blühenden Kakteen zur Finca La Media Luna. Die Finca gehört Sra. Patricia Montilla de Oro, die in San Juan lebt und mit einem Anwalt verheiratet ist (fincalamedialuna@speedy.com.ar). Sie will sie zu einer touristischen Attraktion ausbauen. Sie baut zurzeit dort ein kleines Hotel. Das klimatisierte Restaurant ist schon fertig. Wir sind die einzigen Gäste. Die junge, dicke Mestizin, Ehefrau des Fahrers, und er verwalten die Finca. Sie hat für uns gekocht. Sie serviert uns zunächst Empanadas, dann Tomaten- und Kartoffelsalat und ein Asado. Das Asado wird auf einem kleinen Holzkohlengrill serviert, der neben den Tisch gestellt wird. Auf ihm sind Mengen von Chivito, Lomo de Vaca, Morcilla und Salchica. Chivito ist ein Zicklein, das nur Muttermilch getrunken hat und deshalb ganz zart ist und nicht nach Ziege schmeckt. Wir können nur die Hälfte essen. Dazu gibt es eine Flasche Rotwein, der gut schmeckt. Den Tee serviert sie uns draußen nahe an der Pferde-Koppel unter alten Bäumen im schönen Schatten, denn es ist draußen sehr heiß. Ein Schäferhund und ein rot-blonder Mischling gesellen sich zu uns. Sie genießen es gestreichelt zu werden. Die Rechnung ist sehr niedrig: $50,00 plus Trinkgeld. Das sind ca. 13 Euro. Um 16:30 fahren wir zurück. Unterwegs nehmen wir in einem kleinen Indio Dorf den Bruder des Verwalters (hinten auf der Ladefläche) mit. Im Hotel brauchen wir zunächst eine Siesta.
Wir müssen tanken. Hier in San Agustin kostet das Superbenzin $2,00. Wir tanken für $69 und fahren noch einmal am Touristenbüro vorbei. Amerigo hatte uns versprochen, eine Dokumentation für $20 vorzubereiten. Er hat das ganz nett gemacht. Wir nehmen sie mit. Das Abendessen nehmen wir im Hotel ein. Jutta isst einen Möhren-/Tomatensalat und ich Spagetti mit Pesto. Wir trinken eine zweite Flasche Rotwein!
Wir brechen schon früh, um 7:45 auf und fahren nach Talampaya. Das gute 3 Sterne-Hotel berechnet uns für 2 Übernachtungen mit Frühstück und 2 Abendessen mit Wein $262,00, was 66 Euro entspricht.
Wir fahren zunächst die schon bekannte Strecke bis Baldecito. Die Schotterstraße ist inzwischen schlechter geworden. Sie hat viel mehr Querrillen. In Baldecito biegen wir nicht ab zum Valle de la Luna, sondern fahren weiter bis wir auf die Straße von La Rioja treffen. Dieser guten breiten Asphaltstraße folgen wir bis zum Beginn des Talampaya-Parks. Von dort aus sind es noch 60 km bis zur Rezeption ($25 Eintritt). Das Empfangsgebäude mit einer Cafeteria und einem kleinen Indianerladen ist aber noch weitere 13 km entfernt. Auch hier gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen (60 km), an die sich aber keiner hält, denn jeder möchte sein Ziel erreichen. Wir buchen sofort einen obligatorischen Führer für $25,00 der uns auf einer Rundfahrt von 1,5 Stunden die Sehenswürdigkeiten zeigen wird. Hier darf man nicht selbst fahren. Wir steigen zusammen mit anderen in einen Kleinbus und fahren los, nachdem wir in der Cafeteria einen Kaffee getrunken haben. Talampaya ist zusammen mit Ischigualasto zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt worden. Der Park liegt im Tal des Talampayaflusses, der wohl früher viel Wasser geführt hat und heute nur mal nach einem Regenguss "im Fluss" ist. Auch hier gibt es Petroglyphen, die auf am Boden liegenden großen Brocken leicht beobachtet werden können. Sie sind von den hohen Wänden abgebrochen. Es herrschen Farbtöne von rot über braun bis gelb vor. Die Felswände sind 100 bis 150 m hoch und meistens steil. Sie zeigen die unterschiedlichsten Farben und Formen, Säulen und Figuren ähnlich wie im Valle de la Luna. Auch hier sind viele bedeutende paläontologische und archäologische Funde gemacht worden.
Wir beschließen, nicht zurück zu fahren sondern den Weg über Villa Union (70 km) zu nehmen. Der ist zwar weiter, aber wir gewinnen vielleicht andere neue Eindrücke. Bis Villa Union kommen wir schnell voran. Die Straße ist gut und leer. Wir fahren zwischen 100 und 140 km/Std. Es geht kilometerlang geradeaus. Dann kommt eine Kurve und danach geht es wieder kilometerlang geradeaus usw. In Villa Union finden wir den Weg nach San Juan nicht. Wir müssen fragen und irren ein bisschen herum. An einer Tankstelle erhalten wir schließlich die richtige Auskunft. Nach einem unbesetzten Polizeiposten lassen wir uns verleiten abzubiegen, geraten dann aber bald nach einem Dorf auf eine kleine Sandstraße, die uns misstrauisch macht, denn wir fahren doch auf der Bundesstraße 40. Wir kehren zurück und fragen jemanden, der uns rät bis zum Polizeiposten zurück und dann geradeaus zu fahren. Auch hier ist der Asphalt bald zu Ende und die Straße führt in steilen Serpentinen hoch in die Berge bis auf 1000 m Höhe und dann wieder hinunter durch grüne Täler, vorbei an Seen und kleinen Dörfern. Uns befallen wieder Zweifel, ob wir richtig sind. Aber viele Straßen gibt es hier nicht und wir sagen uns, die meisten werden wohl in die Provinzhauptstadt San Juan führen. Also fahren wir weiter. Wir halten einen Landarbeiter auf dem Fahrrad an. Er zeigt uns 100 m weiter eine asphaltierte Abbiegung nach Jachal. Von dort aus gelangen wir wieder auf gute Straßen. Auf dem Wege nach San Juan gibt es unendlich viele Zona de Badenes, die das Fahren anstrengend machen. Man muss entweder langsam (60-70 km/Std.) fahren oder 100-140 km/Std. und dann aber sehr konzentriert, weil man immer damit rechnen muss, dass unten in den Bodenwellen Wasser, Sand oder Kies liegen. Diese Stellen kann man nicht schneller als 40-60 km/Std. passieren. Ich musste oft scharf abbremsen. Die Alternative langsam zu fahren, kommt nicht infrage, weil wir nicht zu spät in San Juan ankommen wollen. Am Ende wird noch das Benzin knapp. Aber wir finden kurz vor dem „Aus“ eine Tankstelle vor San Juan. In San Juan entdecke ich zufällig die Straße Laprida, an der das Hotel Alkazar liegt. Ich biege ein und werde nach 50 m von einer Polizeistreife auf Motorrädern angehalten. Ich bin in falscher Richtung in eine Einbahnstraße gefahren. Nach dem ich erkläre, dass ich kein Spanisch spreche und nur das Hotel suche, ist der Polizist so freundlich, uns zum Hotel zu geleiten, was ich sehr nett fand. Ich habe mich ganz herzlich für diesen Service bedankt. Mein Fehler hat einen Grund. In Argentinien sind Einbahnstraßen nicht wie im Rest der Welt durch die bekannten Schilder gekennzeichnet. Auf den Straßennamensschildern sind Pfeile, die in eine oder beide Richtungen zeigen. Das muss man wissen. Weder der ADAC noch irgendein Reiseführer haben darauf aufmerksam gemacht.
Im Hotel angekommen werden wir freundlich empfangen. Wir erhalten einen Voucher für die Sylvesterfeier und bitten den „Boy“ sich um unser total mit Schlamm bespritztes Auto zu kümmern und es waschen zu lassen, was ein junger Mann für uns sofort erledigt. Er verlangt $3 für das Waschen. Unglaublich! Ich gebe ihm $5 (1,27 Euro).
Wir ruhen uns ein wenig aus. Ich bin durch die lange Fahrt noch so unruhig, dass ich keinen Schlaf finde, obwohl ich sehr müde bin. Die Silvesterfeier soll um 22:00 beginnen. Wir brauchen mit dem Taxi eine halbe Stunde dorthin. Das Taxi wird vom Hotel bestellt. Die Fahrt an den Embalse de Tullum in das „Super Ressort“ von Howard Johnson vergeht durch den redseligen Taxichauffeur wie im Fluge. Er erzählt u. a. von der Klimaänderung in San Juan. Es gibt immer weniger Regen. Das kann an dem Ozonloch liegen, das von Australien und Neuseeland auf der südlichen Halbkugel bis hierher reicht. Auch hier muss man sich noch mehr vor der Sonne schützen. Das Taxi kostet $20 (5 Euro).
Im Hotel angekommen müssen wir feststellen, dass das festliche Abendessen erst um 23:00 beginnt. Wir sind die ersten Gäste und können uns erst einmal umsehen. Das Foyer des Hotels, das zauberhaft am See liegt, ist der Veranstaltungsort. Die Tische sind überwiegend für Großfamilien mit 10 und mehr Personen eingedeckt. Es gibt nur wenige Tische für zwei. Einen davon bekommen wir. Bald wir schon der Aperitif gereicht und langsam kommen immer mehr Gäste. Es gibt einen Lemon champ. Das ist argentinischer Sekt und Zitronensorbet. Schmeckt vorzüglich. Wir trinken insgesamt 3 davon. Nachdem schon viele Gäste eingetroffen sind, beginnt man mit dem Service. Wir bekommen eine Flasche San Juan Rotwein Syrah und Wasser. Die Primero Plato, die Vorspeise, ist ein Meeresfrüchtesalat, der sehr lecker ist. Es ist nun nach 23:00 und fast alle Gäste haben Platz genommen. Es ist erstaunlich, dass kaum ein Herr ein Jacket trägt. Krawatten habe ich außer bei mir nirgendwo gesehen. Viele Herren tragen Jeans und Polohemden. Die Damen sind fast alle festlich gekleidet. Kleine Abendkleider oder Hosen und nette Blusen. Nur wenige Damen weichen davon ab. Die Plato Principal, das Hauptgericht, besteht - wie könnte es anders sein - aus einem Asado mit Schweine- und Rindfleisch, allerdings mit zwei Saucen und frittiertem Gemüse. Danach wird noch Schinken (Jambon) gereicht. Als Postre, Dessert, gibt es ein Stückchen Käsekuchen. Mit dem Ende des Essens geht das alte Jahr zu Ende. Der Sekt wird serviert und alle Leute gehen auf die Terrasse, um das Feuerwerk zu sehen. Wir hatten den Taxifahrer gebeten, uns um 1:00 wieder abzuholen. Die Zeit bis 1:00 verbringen wir draußen auf einem gemütlichen Sofa. Die Kellner schenken uns immer wieder Sekt nach bis das Taxi pünktlich kommt und uns sicher ins Alkazar fährt. Wir fallen wieder einmal todmüde ins Bett. Der Abend soll $120 (31 Euro) für uns beide kosten, aber wir wissen nicht wer das Geld bekommt. Das müssen wir noch klären.
Am Neujahrstag schlafen wir bis 10:00, frühstücken und gehen dann gegen Mittag mal nach draußen. Es ist schon sehr heiß. Gott sei Dank sind fast alle Straßen in San Juan Alleen, die Schatten spenden. Nur die Übergänge für Fußgänger sind unbeschattet. Wir laufen bis zur Plaza España und von dort wieder zurück. Heute ist alles geschlossen. Wir hätten gerne das naturwissenschaftliche Museum besucht. Morgen am Sonntag soll es auch geschlossen sein. Zurück im Hotel versuche ich mich im Internet. Die moderne Telefonanlage ist digital. Mit meinem Modem kann ich da nichts ausrichten. Ich gehe in den Internetraum und versuche mein Notebook anzuschließen, um meine Mail abzuholen. Aber es gelingt mir nicht. Ich kann mit dem vorhandenen PC ein paar Mails verschicken. Jutta besucht den Pool. Es gibt dort keinen Schatten und auch keine Liegen. Das macht keinen Spaß.
San Juan wurde am 15.1.1944 fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört und dann erdbebensicher wieder aufgebaut. Die historischen Gebäude sind nicht mehr vorhanden. Es ist jetzt eine neue Stadt ohne geschichtliche Attraktionen. Auch die Kathedrale, die wir auf einem Spaziergang um 18:00h besuchen, ist neu und modern. Schön sind die Schatten spendenden Alleen.
Wir essen im Hotel fleischlos, d.h. nur Gemüse und gehen früh ins Bett. Das Essen ist nicht gut.
Nach dem Frühstück beschließen wir zum Museo Sciencias Naturales zu gehen. Im Stadtplan ist ein Gebäude verzeichnet, im dem das Museum nicht zu finden ist. Ein junger Mann weist uns den Weg zur Ave. Espana wo das Museum seit einiger Zeit in einem ehemaligen Bahnhof untergebracht ist. Es ist geöffnet. Wir zahlen zusammen $4,00 Eintritt. Schon in der früheren Schalterhalle, in der die Billettschalter noch vorhanden sind, stehen prächtige Dinosaurier-Exemplare. In den Nebenräumen liegen Versteinerungen, die in einem Gipsbett in Ischigualasto fixiert wurden, aber noch im umliegenden Stein halb sichtbar stecken. Hier sind auch die Arbeitsplätze der Paläontologen, die die versteinerten Knochen aus dem umliegenden Gestein herausarbeiten. Überall sind Tafeln auf den die Zusammenhänge ausführlich erklärt werden. In Ischigualasto sind nur Erdeschichten des Trias zugänglich. Hier hat man verschiedene Generationen von kleinen bis großen Dinosauriern, Amphibien und Säugetieren aus dieser Zeit gefunden. Die Dinosaurier und Amphibien unterscheiden sich durch die Stellung des Oberschenkelknochens zum Hüftgelenk. Die Amphibien sind Vierfüßler und haben einen kurzen im flachen Winkel stehenden Oberschenkelknochen. Die Dinosaurier sind Zweifüßler und laufen – wie ein Vogel – auf je drei Zehen. Die Universität von San Juan ist führend beteiligt. Das Geld kommt aus einer US-amerikanischen Stiftung und nicht vom argentinischen Staat, denn der hat kein Geld.
Wir fahren mit dem Taxi ins Hotel zurück, denn es ist inzwischen doch sehr heiß geworden.
Unser Auto wird vorgefahren und beladen und wir fahren nach Mendoza. Die Fahrt geht wieder durch wüstenartige oder bewässerte und landwirtschaftlich genutzte Gegenden, vorbei an den armseligen Dörfern der Landarbeiter. Nach ca. 165 km erreichen wir Mendoza und finden das NH Hotel Cordillera in der Ave. Espana ziemlich schnell. Wir checken ein und ruhen uns ein bisschen aus. Das Hotel bietet einen kostenlosen LAN-Anschluss in jedem Zimmer. In der Rezeption erhalte ich ein Kabel. Aber es gibt wieder Probleme mit dem 220V Stecker. Der Adapter passt nicht. Ich kann meine Mails holen und dann ist auch schon der Akku leer.
Wir gehen zur Touristeninformation und lassen uns beraten. Wir wollen an einem Tag zum Aconcagua, an einem Tag in eine Weingegend und am dritten Tag noch etwas anderes sehen. Wir erhalten auch Informationen über Restaurants. Mendoza selbst hat außer wunderschönen Platanenalleen und vielen Parks nicht viel zu bieten, denn die Stadt wurde 1861 durch ein Erdbeben völlig zerstört. Danach hat man sie erdbebensicher neu aufgebaut. Die meisten Gebäude sind nur zweigeschossig. Ein zweites Erdbeben 1965 hat nicht mehr viel Schaden anrichten können. Die Stadt ist schachbrettartig angelegt, hat in ihrem eigentlichen Kern 110.000 Einwohner, aber unter Einbezug der umliegenden Städtchen und Dörfer fast 1 Mio. Bewohner. Sie liegt auf 750 m Seehöhe am Fuß der Anden.
Am Abend trinken wir in der Bar einen Champus und machen uns dann zu Fuß auf den Weg die Avenida España hinunter zum Restaurant Marchigiana, das italo-argentinische Küche bieten soll. Wir essen Tomatensalat und Vitello Tonato als Vorspeise und Forelle als Hauptgericht und trinken einen Norton Chardonnay. Das Vitella Tonato hat einen Belag, der sehr sauer und salzig, und kaum genießbar ist. Der Fisch ist gut. Der Wein ist ziemlich teuer $26,00 und hat an der Gesamtrechnung von $81,00 einen hohen Anteil. Er schmeckt nicht sehr nach Chardonnay und hat ziemlich viel Säure. Das ist überhaupt unser Eindruck von den argentinischen Weinen. Sie haben zuviel Säure.
Das Frühstück in Mendoza bietet neben Obst und Joghurt, Brot und Stückchen, Butter und Marmelade auch Rühreier. Nach dem Frühstück gehen wir einkaufen. Wir suchen einen Adapter, eine größere Tasche für Handgepäck im Flugzeug, denn wir wollen schwerere Sachen nicht mehr in die Koffer packen, um die Strafgebühren zu sparen. Das ist Notwehr gegen die Willkür der argentinischen Luftlinie. In dem Laden wo wir den Adapter bekommen, fragt Jutta, ob man in der Lage ist, ihren Föhn zu reparieren. Der freundliche Mann bejaht das und wir gehen ins Hotel zurück, um den Föhn zu holen. Die Reparatur gelingt und kostet nichts. Ich begebe mich wieder, zurück im Hotel, ins Internet um meine Mail zu empfangen und zu beantworten.
Heute ist es bewölkt und nicht so heiß. Um 12:00 fahren wir nach Maipu, um Bodegas zu besuchen. Die Fahrt dorthin ist problematisch. Wir verfahren uns laufend, denn an entscheidenden Kreuzungen fehlen die Hinweisschilder. Wir müssen mehrmals nach dem Weg fragen und kommen schließlich zur schönen Plaza von Maipu. Der Plan des Touristenbüros ist praktisch unbrauchbar. Die Straßen in der wir uns befinden, sind nicht verzeichnet. Die vorhanden haben wir nie gesehen. An der Plaza erhalten wir Auskunft und einen Hand gezeichneten Plan über den Weg zum Weinmuseum in dem wir auch zu Mittag essen wollen. Am Museum angekommen, wird uns gesagt, dass es wegen einer Sitzung für den Publikumsverkehr bis 16:00h gesperrt ist. Wir fahren wieder zurück zur Plaza und essen dort in einem einfachen Lokal Picadas und trinken Wasser bzw. Jutta ein Glas Rotwein. Picada ist Tapa-ähnlich. In kleinen Schüsseln werden grüne und schwarze Oliven, Käse, verschiedene Sorten Wurst, Erdnüsse, Kartoffelchips und Brot serviert. Die kleine Portion kostet $4 und die große $6. Die große kann man nicht alleine essen. Es ist einfach zuviel.
Uns gelingt es dann tatsächlich wieder nach mehrmaligem Fragen zu einer Bodega zu gelangen, die seit Generationen im Familienbesitz ist. Wir müssen warten und werden schließlich in eine Probierstube geführt, wo wir Wein probieren können. Ein 1997 Cabernet Sauvignon schmeckt trotz seiner Säure noch angenehm. Ein 2000 Malbec ist wegen seiner Säure nur für Abgebrühte genießbar. Wir gehen. Die Geräte zum Pressen des Weins in der Vorhalle sind französischer Herkunft. Man ist stolz darauf, dass sie seit 1916 gut funktionieren. Ich verstehe nicht viel von der Weinherstellung, habe aber immer wieder gelesen, dass die Kellertechnik in den letzten 30 Jahren Riesenfortschritte gemacht hat. Das ist hier offenbar noch nicht bekannt. Wenn ich die Qualität der chilenischen mit denen der argentinischen Weine vergleiche, glaube ich, dass man in Chile viel weiter ist.
Auch die Fahrt zurück nach Mendoza ist ohne kilometerlange Umwege und Fragen nach dem Weg nicht zu machen. Man geht einfach davon aus, dass man sich lokal auskennt. Hinweisschilder fehlen überall. Man findet sie nur an den großen Straßen.
Zurück im Hotel gehen wir noch Wasser und ein bisschen Proviant für Morgen kaufen, denn wir wollen früh zum Aconcagua fahren. Heute Abend ist er auf der Rückfahrt schon schön zu sehen gewesen. Die Wolken sind verschwunden. Es ist wieder heiß.
Wir stehen um 7:00 auf, frühstücken und machen uns auf den Weg die Ave. España hinunter bis zur Avda. Las Heras und dann über die Avda. San Martin stadtauswärts bis zur Avda. Zapata und dann verfahren wir uns wieder, denn wir verfehlen die Abfahrt zur Nationalstraße 7. Die Beschilderung ist hier wirklich nur Einheimischen verständlich. Auf der Nationalstraße 40 biegen wir noch zweimal falsch ab, weil Hinweisschilder missverständlich sind. Aber wir finden den Zugang zur Straße 7, die nach Chile führt. Der Aconcagua bietet aus der Ferne einen majestätischen Anblick. Noch geht es durch die Weingegend von Luja de Cuyo. Wir erreichen aber bald das Vorandenland mit den ersten noch nicht hohen Bergen. Die Straße ist gut. Auf dem reißenden roten Rio Mendoza wird River Rafting angeboten. Wir sehen aber keine Boote. Hier dreht sich alles um den Aconcagua. Im Hotel in Mendoza ist zumindest jeder Zweite Bergsteiger. Beim Frühstück haben wir eine deutsche Gruppe von 4 jungen Männern getroffen, die auch heute zum Berg aufbrechen wollten. Sie kalkulieren für Auf- und Abstieg 12 bis 15 Tage. Die Zeit ist wegen der notwendigen Höhenakklimatisierung so lang. Heute haben wir einen besonders schönen Tag ausgewählt. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, und es ist kein Wölkchen am Himmel.
Wir nehmen die südliche Route nach Uspallata, die besser ausgebaut ist und fahren dann weiter bis nach Puente del Inca. Unterwegs werden wir an einem Kontrollpunkt angehalten. Wir erhalten die Erlaubnis bis zur Puente zu fahren. Durch das Tal windet sich eine stillgelegte Eisenbahn. Die Brücken sehen noch gut gepflegt aus, aber die Gleise sind marode. Schade, es wäre heute sicher eine Touristenattraktion mit der Bahn zum Aconcagua zu fahren. Der kleine Touristenort Puente del Inca wurde berühmt wegen seiner Thermalquellen und einer natürlich durch Erosion geformten Brücke. Der Fels ist durch das Wasser vielfarbig. Früher gab es hier in Badehotel und Thermalbad. Die Bäder sind als Ruine noch vorhanden. Die Berge hier sind im Gegensatz zu den Alpen abwechslungsreicher und sehr farbig. Alle Farben von rot über rosa, gelb, braun, grün, grau, schwarz und weiß sind oft dicht nebeneinander zu sehen. Hier und da taucht auch der Schnee bedeckte Gipfel des Aconcagua auf. In Puente del Inca (2.700 m hoch) steigen wir aus und trinken einen Kaffee. Auf dem Fußweg zur Puente haben Händler ihre Stände aufgeschlagen. Sie verkaufen überwiegend Steine und Produkte aus Steinen. Auch wir kaufen einen vielfarbigen vulkanischen Stein ($22), eine Marmor-(Onyx)dose ($15) und eine Achatscheibe ($20). Auf dieser Höhe ist die Luft schon dünner. Man muss langsamer gehen, vor allem wenn es bergauf geht.
Dann fahren wir weiter. Unterwegs haben wir von einem Mirador aus noch einen besonders schönen Blick auf den Aconcagua. Wir fahren weiter durch den kleineren Tunnel nach Las Cuevas (3.151 m hoch) und noch ein kurzes Stück bis zum großen Tunnel am Grenzübergang nach Chile. Auch hier oben ist es heute noch ganz schön warm (26 Grad) und nicht sehr windig. Der Tunnel nach Chile ist gebührenpflichtig. Wir kehren vorher um und fahren zurück. Hinter Puente del Inca besuchen wir noch den Bergsteigerfriedhof. Hier sind auffallend viele Gedenksteine deutscher Bergsteiger aus den 30er und 40er Jahren. Wir haben gelesen, dass es am Berg jedes Jahr 5-10 tödliche Abstürze gibt.
Die Hinfahrt nahm auch wegen der Umwege 4 Stunden, die Rückfahrt 3,5 Stunden in Anspruch. Es ist ein großartiger Tag.
Zum Abendessen um 21:00 gehen wir ins Restaurant La Sal. Das soll sehr gut sein. Es hat die Erwartungen erfüllt. Das kleine Restaurant bewirtet seine Gäste auf zwei Ebenen. Der erste Stock ist offen. Man kann in das EG sehen. Wir bekommen einen schönen Tisch direkt an der Brüstung mit Blick nach unten. Wir haben Blinis mit Ragout aus geräuchertem Lachs als Vorspeise gegessen. Sie schmeckten sehr gut. Als Hauptgericht bestellen wir Lomo und Cordero. Beide Gerichte schmecken hervorragend. Das Beste was wir bisher in Argentinien gegessen haben. Der Cabernet Sauvignon Crocodiles aus Mendoza ist ebenfalls ein Genuss. Zum ersten Mal keine betonte Säure. Als Nachtisch essen wir verschiedene Sorten Ziegenkäse mit einem roten Kompott aus Gebirgsfrüchten (Sache) des Südens. Der Käse ist exzellent und das Kompott auch. Wir haben sogleich einen Tisch für den nächsten Abend bestellt.
Nach dem Frühstück fahren wir in den Süden von Mendoza nach Tupungato. Tununyan, San Carlos und Chilecito. Heute Morgen hat mich Montesuma erwischt. Ich habe Durchfall. Mir ist aber noch ganz wohl. Ich nehme ein paar Iberogast Tropfen und hoffe, dass sie helfen. Heute Morgen ist es noch nicht so warm, 29 Grad. Es ist leicht bewölkt. Die Andenberge sind nicht zu sehen. Sie sind durch Wolken verdeckt. Wir hatten gestern wirklich großes Glück, denn es gab nur blauen Himmel und gute Sicht. Auch die Wärme auf 3.100 m Höhe war ungewöhnlich wie wir im Gespräch mit dem Barkeeper erfahren.
Wir finden diesmal die Nationalstraße 40 ohne Probleme. Sie ist vierspurig ausgebaut bis zum Abzweig der 7 nach Chile, auf der wir gestern nach Las Cuevas und Puente del Inca gefahren sind. Die zweispurige Straße ist auch gut befahrbar. Ich darf bis Tempo 110 fahren, d.h. ich habe immer mal wieder langsamere LKWs aber auch Pkws zu überholen, was bei dem geringen Verkehr kein Problem ist. Es fällt auf, dass die überwiegend meisten PKW aus Europa stammen. Der Anteil der etwas älteren Vehikel ist groß. Wir sehen mehrere Citroen Enten, die immer noch benutzt werden. Man sieht die deutschen Marken wie VW, aber auch gelegentlich Mercedes und Audi. Die Franzosen Peugeot, Renault und Citroen scheinen aber zu überwiegen. Bei den beliebten Pickups führen US-amerikanische und japanische Marken. Mercedes scheint der Marktführer bei den Lastwagen zu sein. Es gibt hier auch VW-Lastwagen, die offenbar hier hergestellt werden, denn sie sind in Europa unbekannt. Scania, Volvo, Iveco und Fiat sieht man auch manchmal. Es gibt nicht viele Verkehrsschilder. Im Prinzip gilt hier rechts vor links. In den Städten wird der Verkehr an belebten Kreuzungen durch Ampeln geregelt. Die temperamentvollen Argentinier können aber das Ende einer Rotphase nicht abwarten und fahren schon los, wenn die Ampel noch nicht grün zeigt. An Kreuzungen von großen Überlandstraßen wird Tempo 40 vorgeschrieben. Der Verkehr auf der größeren Straße hat aber Vorrang. Parkverbot ist durch ein ähnliches Schild wie bei uns gekennzeichnet. Nur statt des „P“ wird hier ein „E“ (eparciamento) benutzt. Auf Stoppschildern steht „Pare“ statt „Stopp“. Das Benzin ist in Argentinien preiswert. Unser Corsa braucht Super. Eine Tankfüllung kostet etwa 65-70 Pesos (16-17 Euro). Ein Liter kostet in Mendoza 0,48 Euro.
Wir biegen von der Straße 40 ab und erreichen nach 25 km Tupungato, was in der Eingeborenensprache Quechua soviel wie „astronomische Beobachtungsterrasse“ bedeutet. Wir erfahren aber nicht warum. Der Ort lebt wie die anderen von der Landwirtschaft. In der Touristeninformation lassen wir uns über die Sehenswürdigkeiten des Ortes in informieren. Der Ort wirkt sauber und bunt. Die Menschen hier kommen uns klein vor. Da es nichts Besonderes zu bewundern gibt, beschließen wir nach einem kurzen Rundgang zurück zur Straße 40 und weiter nach Tununyan zu fahren. Vorher kaufen wir in der Apotheke Kohletabletten und im Supermarkt Wasser.
Die ganze Gegend lebt vom Wein- und Obst-, sowie von Gemüseanbau. Zurzeit werden Pfirsiche, Pflaumen und Zwiebeln geerntet. 10% der Exporterlöse des Landes kommen aus dem Obst- und Gemüseanbau. Argentinien ist der 5. größte Weinproduzent der Welt, mit wachsenden Exporterfolgen. Es gibt zweifellos edle Tropfen, aber die große Masse ist immer noch unter dem Durchschnitt. Das wird sich wohl in den nächsten Jahren ändern. Die Provinz Mendoza ist landwirtschaftlich besser genutzt als San Juan. Deshalb leben hier auch doppelt so viele Menschen pro qkm als dort, nämlich 10-20. Die Bewässerung der Flächen ist hier wohl einfacher als in San Juan, denn ohne Bewässerung wären beide Wüstenprovinzen.
Tununyan hat insgesamt 42.000 Einwohner (in der ganzen Municipalidad). Der Ort beeindruckt durch die sehr breite Durchgangsstraße und die vielen roten Ampeln. Die Mapuche Indianer gaben dem Ort den Namen, der „Donnerland“ bedeutet. Aber ansonsten gibt es nichts zu bewundern. Wir fahren weiter nach San Carlos und umrunden die menschenleere Plaza, denn es ist Siesta-Zeit. Hier gibt es ein Fort, das als Museum ausgebaut wurde. Leider ist es bei unserer Ankunft schon geschlossen. Die Touristeninformation im selben Gebäude gibt uns sehr freundlich und bereitwillig Auskunft über den Ort und seine touristischen Möglichkeiten. Die Laguna del Diamante und der Maipu Vulkan (5.223m) sollen sehr sehenswert sein. Leider wurde uns gesagt, dass die Straße dorthin so schlecht ist, dass man sie mit einem PKW nicht befahren kann.
Wir fahren noch weiter nach Chilecito, einem kleinen nichtssagenden Ort, der von der Landwirtschaft lebt. Hier sollen duftende Gewürzkräuter angebaut werden. Die Felder scheinen schon abgeerntet zu sein. Wir nehmen auch keinen Duft wahr.
Man kann nur immer wieder über die Preise staunen. Am Straßenrand werden Eier angeboten. 10 Stück kosten 2,80 – 3.15 Pesos (0,70 bis 0,80 Euro). Wir essen an einer Shelltankstelle bei San Carlos ein Sandwich reichlich mit einem kleinen Steak und Salat belegt und Gnocchi mit Pesto und trinken eine Cola und ein Wasser. Das Essen ist gut. Alles ist sauber. Ich zahle 12,50 Pesos (3,16 Euro).
Interessant ist die Namensgebung der Straßen in den Städten. Berühmte Generäle und Politiker sind überall verewigt. Belgrano, San Martin, Laprida, Mendoza, Paz, Mitre u. a. findet man in jeder Stadt. Geschichtlich wichtige Daten wie der 9 del Julio und der 25 de Mayo sind ebenfalls Namensgeber. In Buenos Aires heißt die breite Prachtstraße 9 del Julio. In Mendoza und San Juan ist es eine eher kleine Straße. Auch geschichtsträchtige Ortsnamen wie Tucuman, Cordoba und Rivadavia und natürlich Indepencia werden als Straßennamen benutzt. Am 25. Mai 1810 wurde in Buenos Aires der spanische Vizekönig von der Bevölkerung abgesetzt. Am 9. Juli 1816 erklärte die Republik Argentinien ihre Unabhängigkeit von Spanien.
Mir geht es besser. Ich hoffe, dass ich das Verdauungsproblem überwunden habe. Wir kehren um 16:30 ins Hotel zurück und ruhen uns aus. Um 21:00 fahren wir mit dem Taxi zum Essen ins La Sal. Wir essen Cordero (Jutta) und Brochetta de Pollo und als Vorspeise Blinis mit Lachs und Mozarellascheiben gefüllt mit Basilikum und Tomaten. Dazu trinken wir wieder den Crocodrilo Cabernet Sauvignon von der Bodega Cobos in Cuya de Lujan. Alles ist wieder von exzellenter Qualität und feinem Geschmack. Gegen 23:00 taucht ein Bandolinospieler auf, der eine modern Tango-Interpretationsmusik macht, die kaum auszuhalten ist. Wir entschließen uns zu zahlen (130 Pesos einschl. Trinkgeld) und gehen. Übrigens die Kellnerin war so freundlich, mir an beiden Abenden in einem Laden in der Nähe Zigarren zu besorgen, die ich im Restaurant rauchen konnte.
Wir schlafen lange bis 9:30. Nach dem Frühstück machen wir noch einen Rundgang durch Mendoza. Uns fällt auf, dass es viele junge Leute gibt. Die Straßen sind voller Menschen. Wir müssen noch Koffer packen. Die neue Tasche erweist sich als Eintagesfliege. Der Reißverschluss geht schon bei erster Benutzung kaputt und eine Naht platzt. Gegen 15:00 brechen wir auf zum Flughafen. Wir geben bei Avis unseren Corsa zurück. Wir sind 2.052 km an den 8 Tagen gefahren und müssen einen Aufpreis von 0,26 Pesos für jeden km über 8x200 = 1.600 km zahlen. Wir kaufen erst einmal eine neue bessere Tasche von Samsonite für 160 Pesos und ein paar Zigarren. Dann checken wir ohne Gewichtsprobleme ein. Die Tasche, die nun alle gewichtigen Sachen enthält, ist sehr schwer. Aber es geht!
Der Flug nach Córdoba dauert etwa eine Stunde. Córdoba ist mit 1,3 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt Argentiniens. Sie liegt 1.200 m hoch. Bei unserer Ankunft um 18:00 ist es 29 Grad warm. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt zu unserem Hotel Amerian Park Cordoba. Es liegt am Boulevard San Juan nur ein paar Gehminuten von dem Plaza San Martin entfernt. Das Taxi kostet 13 Pesos. Hier werden wir nun bis zum 8.1.2005 morgens bleiben.
Wir gehen den Boulevard hinunter bis zur Indepencia und dann nach links zur Plaza. Man gewinnt den Eindruck, dass die Stadt schon bessere Zeiten erlebt hat. Die Plaza ist groß und voller Menschen. Stundenten demonstrieren gegen die Korruption, die alleine Schuld an der Discotheken Tragödie vor ein paar Tagen in Buenos Aires gewesen sein soll und vordergründig nicht die Unvorsichtigkeit eines Jugendlichen, der das Feuer verursacht hat. Die historischen Gebäude sind in keinem guten Zustand. Wir wollen sie Morgen noch etwas ausführlicher ansehen. Córdoba ist eine alte Universitätsstadt. Hier wurde die erste Uni in Argentinien 1614 durch die Jesuiten gegründet. 80.000 junge Menschen sollen hier studieren. Die Stadt soll sich derzeit vom Zentrum der Autoproduktion in ein Servicecenter wandeln. Wir bummeln die Fußgängerzone San Martin hinunter und zurück. Weil heute Dreikönigstag ist, sind viele Leute unterwegs und kaufen ein. Vor allem an den Eissalons gibt es lange Schlangen.
Wir gehen in das Restaurant des Hotels und bestellen zwei verschiedene Salate als Vorspeise. Wasserkresse mit Sellerie und hart gekochten Eiern bzw. Tomaten und Mozarello. Als Hauptgericht essen wir Lomo. Das ist das beste Fleisch, das wir in Argentinien bisher gegessen haben. Hervorragend! Der Mendoza Rotwein ist allerdings wieder ein bisschen zu sauer, obwohl er mit 35 Pesos nicht billig ist. Wir zahlen einschl. Trinkgeld 130 Pesos (32,75 Euro). Bevor wir gehen kommt ein Schuhputzer ins Restaurant und bietet seine Dienste an. Ich lasse mir meine schwarzen Schuhe putzen. Er macht das hervorragend.
Nach dem Frühstück gehen wir zur Plaza San Martin. Kurz vor der Plaza besuchen wir das Museum religiöser Kunst Juan de Tejeda, das Teil der Kirche und des Klosters der Teresas ist. Wir zahlen eine Eintrittsgebühr von 2 Pesos pro Person und 1 Peso für die Fotografiererlaubnis. Ein Führer zeigt uns und einer älteren Argentinierin die Kostbarkeiten des Museums. Eindrucksvoll sind ein paar Bilder aus dem 16. Jahrhundert und Devotionalien, die zur Bekehrung der Indios verwendet wurden. Das Kloster war ein Nonnenkloster. Es zeigt auch wunderschöne Spitzenarbeiten, die die Nonnen aus Gold und Silberfäden angefertigt haben. Auch heute noch leben 12 Nonnen und 3 Novizinnen im Kloster. Letzte Nacht ist eine 98-jährige Nonne verstorben. Es ist inzwischen warm geworden. Wir gehen weiter zur Plaza und besuchen die Kathedrale von Cordoba. Sie ist reich geschmückt, aber nicht überladen und typisch für spanische Kirchen dunkel.
Auf der Plaza steht ein großes Denkmal des Generals San Martin der auf die Kathedrale und den Cabildo, das frühere Rathaus, blickt. Die Kathedrale wurde 1574 begonnen und 200 Jahre später fertig gestellt. Auch das Rathaus wurde 1588 erbaut aber auch erst Ende des 18. Jahrhunderts vollendet. Wir gehen weiter zur Kirche Santa Domingo, die zurzeit renoviert wird und deshalb geschlossen ist. Sie wurde zwischen 1857 und 1861 erbaut. Ihre vier Türme sind mit Kacheln verziert. In Cordoba gibt es einige Fußgängerbereiche, die alle durch Bougainvilla-Pergolen beschattet sind. Es herrscht reger Betrieb. An einer Stelle haben sich 4, später 5 junge Musiker, wohl Studenten, zu einer Band gruppiert. Sie spielen zunächst klassische Musik von Vivaldi, Mozart und Bach und später auch Tango. Sie sind hervorragend und erhalten großen Beifall. Viele Leute bleiben stehen und lauschen andächtig der schönen Musik. Um 14:00 ist es so heiß, dass man es nur noch im Schatten aushalten kann. Wir gehen zurück ins Hotel und nehmen als Mittagessen ein Steaksandwich ein. Dazu trinken wir ein Glas Champagner und Wasser. Der Schuhputzer kommt wieder. Ich lasse mir meine schwarzen Sportschuhe putzen. Während er putzt unterhält sich Jutta mit ihm. Er ist Mitte 40, hat 7 Kinder und verdient mit dem Schuhe putzen den Unterhalt seiner Familie. Er macht das gerne und ist zufrieden. Andere, sagt er, leben von der geringen staatlichen Wohlfahrt und faulenzen. Das sei nicht seine Sache. Den Nachmittag verbringen wir im Hotel. Es ist heute Nachmittag 35 Grad heiß bei hoher Luftfeuchtigkeit, so dass die gefühlte Wärme bei 40 Grad liegt. Das ist zu viel für uns. Am Abend essen wir wieder im Restaurant des Hotels das hervorragende Rindfleisch und trinken einen teuren ($76,00) Tempranillo, der auch zumindest im Abgang sauer ist. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Weine jung getrunken werden. Dieser Reserva ist von 2000.
Um 6:15 stehen wir schon auf, weil wir pünktlich am Flughafen sein wollen und nicht wissen, wie viel Verkehr um diese Uhrzeit ist. Wir verlassen das Hotel vor 7:30 mit dem Taxi in Richtung Flughafen. Die Straßen sind leer. Wir benötigen nur 20 Minuten für die 12 km. Wir checken ein und obwohl die beiden Koffer 38 kg wiegen, müssen wir nichts nachzahlen. Das schwere Handgepäck prüft niemand. Uns werden zwar die Arme lang, wenn wir keinen Wagen bekommen können.
Wir fliegen etwa eine Stunde nach Buenos Aires Aeroparque (National). Neben mir sitzt eine junge Mutter mit ihrem Baby, das sie ungeniert stillt. Sie stammt aus Córdoba, hatte einen deutschen Vater und eine italienische Mutter und ist jetzt mit einem Argentinier in El Calafate verheiratet. Sie fliegt zurück nach Calafate. In Buenos Aires steigen wir um in das Flugzeug nach Bariloche. Es gibt eine Wartezeit von fast 2 Stunden. Die Flugzeit nach Bariloche oder besser San Carlos de Bariloche beträgt 2:20 Std. In unserer Reihe (5) sitzt neben Jutta ein US-Amerikaner aus Minneapolis, der in seiner Jugend (1958) in Steinfurth bei Münster war. Er fliegt zusammen mit einem Freund zum Fliegenfischen nach Bariloche. Er war schon öfters dort und ist ganz begeistert von der Landschaft.
Nach der Landung mieten wir das reservierte Auto bei Avis. Es ist wieder ein Corsa, aber diesmal ein silbergrauer, der erst 4000 km gefahren ist. Wir fahren ins Hotel. Die Straße Rosando ist abgesperrt. Wir verhandeln mit der Polizistin und dürfen dann hineinfahren. Es gibt heute Nachmittag einen Marathonlauf und viele Kinderrennen. Wir checken ein und sehen das Zimmer. Es ist sehr klein und nicht sauber. Das Bad ist winzig. Woher man die 4 Sterne hat, ist fraglich. An der Rezeption kann man uns vor Montag kein besseres Zimmer geben, weil alles belegt ist. Also müssen wir mit der Enge leben. Einen Internetanschluss im Zimmer gibt es auch nicht. Aber es gibt einen Computer in einem Gesellschafts- oder Spielraum im ersten Stock. Ich werde mal versuchen, ob und was da geht. Draußen ist es wechselnd sonnig und wolkig und sehr windig bis stürmisch. Wir gehen spazieren und wollen uns von der Touristeninformation beraten lassen. Die Straßen sind voller junger Leute und in der Touristeninformation ist es voll. Wir hätten lange warten müssen. Wir beschließen deshalb den Besuch dort zu verschieben. Danach suchen wir ein Cafe, denn wir haben Hunger und wollen um 17:00 noch nicht zu Abend essen. Das dritte in einer „Galeria“ gefällt uns einigermaßen gut. Wir werden gut bedient. Alles ist ok. Wir gehen zurück ins Hotel und ruhen uns aus. Um 20:00 gehen wir los, um im schweizerischen Restaurant Casitra Suiza zu essen. Wir sind die ersten Gäste. Wir essen Forellen und als Vorspeise eine Gemüsesuppe bzw. einen Salat. Die Forellen sind trocken und waren vermutlich entweder tief gefroren oder nicht von heute. Wir kaufen noch in einem Supermarkt, der „La Anonimos“ heißt, eine Flasche Wasser und Pfefferminzplätzchen. Später stellen wir fest, dass die Pfefferminzplätzchen auch alt und ausgetrocknet sind.
Wir gehen ins Bett. Das Zimmer ist warm, obwohl die Temperaturen draußen inzwischen bei 16° oder sogar darunter liegen. Das Fenster ist offen. Von draußen kommt laute Musik und Lärm herein. Wenigstens die Betten sind gut. Unser erster Eindruck von Bariloche ist nicht so toll. Aber wir hoffen, dass sich das noch ändert, denn wir wollen hier eine Woche bleiben.
Beim Aufwachen lacht uns die Sonne ins Gesicht. Der Himmel ist putzblank. Nach dem Frühstück fahren wir los und wollen zunächst den Circuito Chico erkunden und das Hotel Lllao llao besuchen. Unterwegs entdecken wir einen rosafarbigen Zettel an der Windschutzscheibe. Wir halten an. Der Zettel ist ein „Ticket“ der Municipalidad wegen Falschparken vor dem Hotel. Wir haben das Auto weisungsgemäß gestern Abend nicht auf den Parkplatz gefahren und um 9:00 heute Morgen hat die Polizei unser Falschparken geahndet. Wir werden das heute Nachmittag klären.
Das Wetter ist im Gegensatz zu gestern wunderbar. Bariloche zeigt sich von seiner Sonnenseite. Unser Vorurteil von gestern ist verflossen, vor allem auch weil wir ein größeres Zimmer bekommen, das zwar nicht toll, aber immerhin viel besser ist als das bisherige.
Wir erreichen die Halbinsel Llao llao und fahren hinauf zum Hotel. Wir parken das Auto und gehen in das Hotel, das uns sehr beeindruckt. Der Blick von der Terrasse ist grandios. Wir gehen durch den Garten mit vielen blühenden Blumen, Rittersporn, Rosen, Bartnelken, Lavendel usw. Wir trinken Cafe solo grande ($7,00) und machen uns dann auf den weiteren Weg auf dem Circuito chico, der uns zu tollen Aussichtpunkten führt. Die Wälder um dem vielarmigen See Nahuel Huapi sind mit unseren nicht vergleichbar; die Blumen schon. Hier wachsen Myrtenbäume. Viele Bäume sind in den Kronen abgestorben. Warum? An allen Aussichtspunkten bieten Indios, aber auch „Aussteiger“ ihre Artesanios an. In den meisten Fällen handelt es sich um primitive Dinge, die nicht unser Interesse wecken. Wir werden ein bisschen an die Hippie-Kultur der 60er Jahre erinnert.
Wir biegen ab in Richtung Tronedor, aber finden offenbar nicht den richtigen Weg, denn wir sind bald auf einer sehr schlechten Naturstraße. Wir beschließen zu wenden und fahren durch Bariloche in Richtung Neuquen und dann nach Angostura. Die Straße forthin folgt einem Seitenarm des Nahuel Huapi. An den Straßenrändern blühen die Lupinen und der Ginster. An manchen Stellen gibt es einrichtiges blaues und gelbes Blütenmeer. Die Ausblicke auf den blauen See und die dahinter liegenden Berge sind großartig. In Angostura essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag und kehren um. Die Temperatur ist heute Nachmittag auf 24 Grad gestiegen.
In Bariloche gehen wir zur Policia um das Ticket zu klären. Der freundliche Polizist weist uns darauf hin, dass die Municipalidad zuständig sei und die habe erst am Montag ab 8:00 geöffnet. Wir gehen am See entlang zurück zum Hotel.
Wir beschließen, das Abendessen im Hotel Edelweiß einzunehmen. Als wir dort um 20.00 ankommen ist der Speisesaal noch geschlossen. Wir trinken 2 Piccolos in der Bar, die einen freundlichen Eindruck macht und gehen um 20:45 zum Essen. Die Linsensuppe schmeckt sehr gut. Das Cordero auch. Jutta hat mit dem Lomo chorizo Probleme. Es ist zu blutig. Nach dem Nachbraten ist es leider zu trocken und zäh. Der Merlot ist sehr gut; der Service auch ($135,00 incl. Trinkgeld).
Um 22:30 sind wir zurück im Hotel, denn wir wollen Morgen früh das Ticket klären und dann nach Puerto Montt aufbrechen.
Die deutsch sprechende Dame an der Rezeption erklärt mir, nachdem ich sie auf das Parkticket angesprochen hatte, dass ich nicht der einzige sei und die Direktion sich darum kümmern werde. Heute Morgen wollen wir nach dem Frühstück für 2 Tage nach Chile fahren. Wir packen unser kleines Gepäck und fahren los. Die Fahrt geht wie gestern nach Angostura, wo wir tanken und dann weiter zur chilenischen Grenze. Unterwegs halten wir an einem schönen Aussichtspunkt am Lago Espejo an. An der Grenze müssen wir die Ausreiseformalitäten erledigen. Dabei stellen wir fest, dass unser Mietauto nicht nach Chile „ausgeführt“ werden darf, weil ein Dokument, das Carnet, fehlt. Wir müssen umkehren.
Am Lago Espejo entschließen wir uns, die Straße nach San Martin de los Andes, die Ruta Siete Lagos (Sieben Seen Rundfahrt), zu nehmen. Die Straße ist über weite Strecken unbefestigt, aber wunderschön. Sie ist deshalb ziemlich stark befahren und staubig. Die Autos ziehen lange Staubfahnen hinter sich her. Wir schalten die Klimatisierung auf Umluft um. Die Straße führt durch einen unberührt erscheinenden „Urwald“ mit alten Myrtenbäumen, Zedern und Bambussträuchern. Es geht bergauf und ab von einem See zum anderen. Die Eindrücke sind wunderbar. Wir sind begeistert. Bei einer in der Nähe der Straße liegenden Hosteria mit Campingplatz machen wir einen kurzen Halt. Sie heißt „Hosteria Siete Lagos„ und liegt natürlich an einem See. Auf den Wiesen weiden Schafe und Pferde, im Gras am Wasser watscheln Enten. Auf der Weiterfahrt begegnen wir nicht nur Autos, sondern auch vielen jungen Wanderern (Trekker) und Radfahrern. Die Temperaturen waren heute Morgen bei 13° und sind inzwischen auf über 20° gestiegen. Wir kreuzen einen Bach, fahren am Wasserfall „Cascada Volignanco“ vorbei und erreichen schließlich am Lago Faulkner die asfaltierte Straße nach San Martin de los Andes. Über weite Strecken wird die Straße links und rechts von vielen blau und wenigen rosa blühenden Lupinen gesäumt. Wir fahren durch blaue Alleen.
In San Martin de los Andes halten wir an und essen zu Mittag. Es gibt wirklich frische, köstlich schmeckende, rosafarbige Forellen aus den örtlichen Seen oder Flüssen. Hier ist ein Paradies für Angler. San Martin ist auch ein Sommer- und Wintersportort, wie Bariloche. Auf dem Lago Lacar sind viele Segelboote und Kanus unterwegs. Viele Häuser sind schmuck aus Holzstämmen, wie Blockhütten gebaut. Es gibt viele Blumen, vor allem Rosen. Die Preise sind niedriger als in Bariloche. Es herrscht vor allem kein Trubel. Wir gehen zum Locutorio der Telefonica, um mit Avis zu telefonieren. Wir erfahren folgendes: Die Carnets der Mietwagen gelten für ein Jahr. Sie waren Ende Dezember abgelaufen, wurden aber noch nicht erneuert. Solange unser Auto kein Carnet hat, können wir es nicht „aus- und wiedereinführen“. Das heißt der Abstecher nach Chile muss wohl ausfallen.
Auf der Weiterfahrt nach Junin de los Andes haben wir von der Straße aus einen tollen Blick auf den Volcano Lanin (3.776 m). Er soll einer der schönsten Berge der Welt sein, was wir bestätigen können. Wir überlegen deshalb, uns in Junin nach einer Besichtigungs- und Übernachtungsmöglichkeit zu erkundigen. Das lokale Touristenbüro erzählt von einer 1,5 stündigen Schiffstour auf dem Lago Paimun, auf der man den Berg von seiner schönsten Seite bewundern kann. Dort gibt es auch einfache Hotels. Die Fahrt dorthin über staubige unbefestigte Straßen soll ebenfalls 1,5 Stunden in Anspruch nehmen. Die Hotels nehmen keine Reservierungen an. Wer zuerst kommt erhält ein Zimmer; wer zu spät kommt, geht leer aus. Das Risiko ist uns zu groß. Deshalb fahren wir weiter auf dem schnellsten Wege 235 km zurück nach Bariloche. Die gute und überwiegend schnelle Straße führt durch die Pampa. Manchmal kilometerlang geradeaus, manchmal recht kurvenreich. Vorbei an tollen Bergformationen, reißenden Flüssen und langen Seen. Die Fahrt ist nie langweilig. Im Valle Encantado bei der Confluencia des Rios Traful mit dem Rio Limay machen wir in einer sauberen Hosteria Pause, bewegen uns und trinken etwas. Die Berge hier sind durch Erosion fantastisch geformt mit spitzen in den Himmel ragenden Nadeln und Säulen vor dem Tiefblau des breiten Rio Limay. Toll!
Die Temperaturen in der Pampa kletterten auf 29°. Aber es ziehen einzelne Wolken auf. Wir erreichen Bariloche um 20:30 und ruhen uns erst einmal aus, denn ich bin von der anstrengenden Fahrt über 500 km doch müde. Um 22:00 gehen wir zum Essen. Es ist noch hell. Wir gehen in das Restaurant der Familia Weiß. Ein tolles großes Eck-Gebäude ganz aus Holz. Es ist voll. Aber wir bekommen sogleich einen Tisch. Das Cordero und Lomo und auch der Salat als Vorspeise schmecken sehr gut ($65,00 einschl. Trinkgeld). Jutta trinkt eine halbe Flasche Rotwein. Ich lebe heute mal alkoholfrei. Müde fallen wir ins Bett
Bariloche wurde zwar nicht von Deutschen gegründet, aber es war der deutsche Carlos Wiederholt, der Ende des 19. Jahrhunderts Land kaufte, parzellierte und es deutschen und schweizerischen Auswanderern anbot. Davon machten offenbar viele Gebrauch, denn wenn man das Telefonbuch aufschlägt, findet man z.B. 11-mal den Namen Schmidt und 10-mal Schultz oder Schultze. 1902 wurde Bariloche zur Stadt erklärt. Die Stadt hat 90.000 Einwohner, liegt 775 m hoch und wunderschön am Lago Nahuel Huapi. Der See hat wie eine Krake viele lange Arme. Nach ihm wurde der Nationalpark benannt. Die umliegenden Berge sind bis 3.500 m hoch und auch im Sommer schneebedeckt. Die Stadt ist ein Sommer- und Wintersportort und mit über 200 Hotels bzw. Pensionen ein richtiger Rummelplatz. Auf den Straßen sieht man überwiegend junge Leute.
Heute Morgen ist es etwas bewölkt und noch kühl. Nach dem Frühstück gehen wir los, um eine Wäscherei zu finden. Wir können unsere Wäsche heute Abend 20:30h wieder abholen. Wir kaufen in einer Buchhandlung ein Buch von Pablo Neruda „Cien Sonetos de Amor - veinte poemas“ und einen Reiseführer von Nordpatagonien und trinken in einem Eckcafe Kaffee und essen ein Stück Apfeltorte. Die Torte schmeckt wunderbar. Wir haben nie einen so guten Apfelkuchen gegessen. Inzwischen ist das Wetter besser geworden. Die Sonne scheint wieder. Der Himmel ist blau.
Für den Nachmittag hatten wir einen Termin bei Dr. Horacio Romero, einem Kardiologen in Bariloche vereinbart. Wir lassen uns einen Friseur in der Rezeption empfehlen und gehen hin. Wir haben nur eine kurze Wartezeit. Jutta und ich sind mit dem Haarschnitt sehr zufrieden. Der Friseur verlangt von jedem 20 Pesos (5 Euro) für seine Arbeit. Der Arzt kann für mich nichts tun, weil ich meine Medikamente nicht dabei habe und er die Wirkstoffe der Medikamente nicht kennt. Das Labor auf demselben Stockwerk des Hospital Privado Regional, in dem sehr viele Ärzte ihr Consultario haben, nimmt mir aber schon einmal Blut ab und verlangt 50 Pesos (12,50 Euro) dafür. Wir müssen gegen Abend wiederkommen. Beim zweiten Termin untersucht mich Dr. Romero. Er ermittelt meinen Blutdruck (80-135), hört mein Herz ab und macht ein EKG. Die Herzrhythmusstörungen sind noch da. Ansonsten ist er zufrieden und rät mir, am Morgen eines Tages mit größeren Anstrengungen 1 ganze Nebillet zu nehmen und mit der Verordnung 1 Macumar Tablette pro Tag fortzufahren. Dienstags soll ich aber 1,5 Tabletten nehmen. Die nächste Überprüfung soll am 5.2. stattfinden. Seine Rechnung beträgt 80 Pesos (20 Euro).
Bevor wir noch einmal in das Restaurant Familia Weiss zum Essen gehen, trinken wir an der Hotelbar ein Glas Champagne. Ich frage Patrizio, wo man Zigarillos bekommt. Er schlägt mir vor, das für mich zu erledigen. Ich gebe ihm 20 Pesos. Diesmal probieren wir als Vorspeise den geräucherten Lachs, der künstlich gefärbt aussieht und auch nicht sehr nach Lachs schmeckt. Jutta isst wieder das Lomo und ich esse diesmal das Cordero vom Grill. Das Lomo ist gut. Das Cordero hat noch Knochen und viel Fett. Es sieht nach einer großen Menge aus, ist aber in Wirklichkeit nicht so viel. Geschmacklich ist es ganz gut. Wir trinken einen guten Merlot, der 40 Pesos kostet. Die Rechnung beträgt heute 105 Pesos einschl. Trinkgeld (26,25 Euro). Am Nebentisch sitzt ein junges Paar aus Buenos Aires, mit dem wir ins Gespräch kommen. Er, Guido Wainstein, ist Architekt und betreibt ein Apartmenthotel. Sie, Deborah, arbeitet als Designerin für Autoinnenausstattungen. Wir sollten sie mal anrufen, wenn wir in BA sind (Tel. 011-15-5-428 9124, info@ayresderecoletta.com). Daneben sitzt ein spanisches Paar aus Valencia. Es stellt sich bald heraus, dass er Deutscher ist, aber mit seiner Frau in Valencia lebt. Er ist Soziologe, arbeitet in Spanien als Übersetzer und war aktiver Gesellschafter einer Maschinenfabrik, deren Maschinen mit einem dünnen Wasserstrahl Metalle und andere Werkstoffe schneiden. Er hat seine Anteile gut verkauft und lebt nun davon. Außerdem hat er mit Immobilien in Valencia viel Geld verdient. Wir laden sie noch zu einer Flasche Rotwein in unser Hotel ein. Patrizio hat die Zigarillos besorgt. Sie haben zufällig 20 Pesos gekostet. Trotzdem erhält er ein Trinkgeld.
Wir hatten von mehreren Leute gehört, dass die kombinierte Bus- und Schiffsreise nach Puerto Montt in Chile sehr schön sein soll. Noch vor dem Frühstück ruft Jutta einige Reisebüros an und fragt nach der Fahrt über die Seen nach Puerto Montt. Nach dem Frühstück gehen wir in das Reisebüro Tourists Traveller Exchange in der Calle Moreno 138 und lassen uns beraten. Schließlich beauftragen wir das Büro mit der Buchung unter der Voraussetzung, dass es ein Hotel in Puerto Montt für uns fest bucht. Die Hinfahrt ist eine kombinierte Bus- und Schiffsreise und kostet pro Person US-$ 160,00 und die Rückfahrt mit dem Bus 48,00 Pesos. Ich hole noch die Wäsche ab. Es waren Polohemden und Unterwäsche, sowie Socken je 4-mal. Der Preis, 9 Pesos, überraschte mich doch sehr.
Heute wollen wir den Circuito grande abfahren. Er führt durch das Valle Encantado, über Villa Traful und Angostura zurück nach Bariloche. Wir überqueren den Rio Limay, den Ausfluss des Lago Nahuel Huapi und folgen dem Fluss bis zur Confluencia von Rio Traful mit dem Rio Limay. Wir erleben heute diesen Tel des Valle Encantado im Morgenlicht. Unterwegs treffen wir auf zwei Rafting-Boote, die im nicht sehr schnell dahin fließenden Fluss langsam vorankommen. Bei der Confluencia biegen wir ab. Vorher trinken wir bei der Tankstelle noch einen Kaffee. Die Straße von dort bis fast nach Angostura ist unbefestigt, teilweise steinig, teilweise sandig und staubig. Sie führt durch das Tal des Rio Traful. Die durch Erosion geschaffenen skurrilen Felsformationen sind fantastisch. Die staubige Straße lässt kein hohes Tempo zu. Wir fahren immer zwischen 30 und 40, werden aber von den Kleinbussen und Pickups überholt. Nach 34 km erreichen wir Villa Traful am gleichnamigen See. Hier gibt es Campingplätze, Hosterias und Restaurants. Wir biegen von der Straße ab und fahren zu einem abseits liegenden Restaurant. Es ist ganz neu, aus Holz gebaut und innen sehr geschmackvoll dekoriert. Wir bestellen eine Plato de Montana für zwei Personen und erhalten drei Platten voll mit diversen Wurst- und Käsesorten, Hirschschinken, Tomaten, geräucherter Lachs, Nüsse, getrocknetes Obst usw. Obwohl wir hungrig waren, konnten wir die Platte bei weitem nicht leeren. Alles schmeckt hervorragend, eine sehr angenehme Überraschung in der Wildnis (30 Pesos).
Die Weiterfahrt am See entlang bietet viele schöne Ausblicke. Bis zur Kreuzung mit der Straße 234 nach San Martin de los Andes sind es noch einmal 27 km. Die zweite Hälfte führt durch einen „Urwald“ mit dicken und hohen Bäumen und Bambusbüschen. Auf der breiteren 234 kommen wir trotz des fehlenden Belags schneller voran. Unterwegs stehen viele Trekker am Straßenrand, die mitgenommen werden wollen, weil sie des Gehens müde sind. Es ist auch inzwischen wieder wärmer geworden und die Sonne scheint gnadenlos vom Himmel. Nach dem Lage Espejo gelangen wir wieder auf die asphaltierte Straße 231, die über Angostura zurück nach Bariloche führt. Zurück im Hotel ruhen wir uns aus und gehen dann zum Reisebüro. Dort hat man alles vorbereitet. Das Hotel in Puerto Montt, Hotel O’ Grimm ist gebucht. Wir erhalten für US-$ 85 einen Voucher und die Fahrkarten für die Hin- und Rückreise.
Heute Abend essen wir im Hotel. Die frische gegrillte Forelle ist nicht von heute und schmeckt etwas tranig.
Wecken um 5:45. Kleines Frühstück an der Bar, denn wir sollen um 6:30 abgeholt werden. Natürlich kommt der Bus erst um 7:00. Wir hätten eine halbe Stunde länger schlafen können. Aber so ist das mit den „organisierten“ Touren. Man muss sich in Geduld üben. Wir fahren mit dem Bus noch einige Hotels ab und laden weitere Mitfahrer ein. Dann geht es nach Llao Llao, wo der Katamaran „El Condor“ auf uns wartet. Wir haben einen wunderschönen Tag erwischt. Der Himmel ist strahlend blau. Keine Wolke ist zu sehen.
Die erste Teilstrecke unserer Cruce de Lagos führt quer über einen Arm des Nahuel Huapi nach Puerto Blest. Die Fahrt dauert eine Stunde. Unterwegs füttern wir Möwen, die Plätzchen im Fluge aus der Hand aufnehmen. Der höchste Berg der Region, der 3.478 m. hohe Tronador grüßt mit seinen 3 Spitzen zum ersten Mal. Wir werden ihn noch mehrmals aus anderen Perspektiven sehen. In Puerto Blest gehen wir von Bord und besteigen einen Bus, der uns in ein paar Minuten zum Lago Frias bringt. Der Lago Frias ist im Gegensatz zum Nahuel Huapi ein Gletschersee mit seiner typischen milchig trüben Farbe. Ein kleinerer Katamaran bringt uns nach Puerto Frias. Auf der Fahrt haben wir einen weiteren schönen Blick auf den Tronador. Wir befinden uns nun an der Grenze zu Chile. Hier müssen wir die zeitlich aufwändigen Ausreiseformalitäten erledigen. Wir müssen wieder Formulare ausfüllen. Alle Passagiere werden nach einer Liste aufgerufen und müssen sich zu einer Schlange formieren. In dieser Reihenfolge werden sie von den Grenzpolizisten abgefertigt. Nun geht es mit dem Bus weiter über eine schmale unbefestigte Passstraße hinauf und wieder hinunter nach Peulla in Chile. Unterhalb der Passhöhe fahren wird durch ein hölzernes Tor, das die Grenze symbolisiert. Am Waldesrand blühen wilde Fuchsien. Das leuchtende Rot ist von weitem zu sehen. Ein Schild mit vielen Angaben über Chile heißt uns willkommen. Wir fahren weiter an einem Wasserfall und einem sehr schönen Blick auf den Tronador vorbei nach Peulla, wo wir die Einreiseformalitäten bei dem Hotel Peulla erledigen müssen. Dort essen wir eine Kleinigkeit zu Mittag. Wir haben nun unsinnige 2,5 Stunden Zeit bis wir die Reise mit einem Katamaran über den Lago Todos los Santos fortsetzen können. Wir gehen zu Fuß zum Kai und warten. Es gibt hier sehr viele Käfer, so groß wie Hummeln, die um uns herumschwirren. Auch wenn ich viele erschlage, es bleiben immer noch viel zu viele übrig. Sie beißen auch. Das macht die Wartzeit quälend. Wir hätten uns vielleicht doch besser länger im Restaurant aufhalten sollen. Aber es war dort nicht sehr einladend. Schließlich, nachdem das Gepäck verladen ist, können wir an Deck gehen. Um 16:30 legt das Schiff ab. Nun beginnt der spektakuläre Teil unserer Reise. Während der Fahrt auf dem Lago Todos los Santos (Allerheiligen) von Peulla nach Petrohue sehen wir 3 hohe schneebedeckte Berge. Zunächst haben wir nochmals einen Blick auf den Tronador, den wir nun schon kennen. In einer Biegung kommt der 2.190 m hohe Vulkan Puntiagudo in Sicht. Leider ist die Spitze durch Wolken verdeckt. Nur gelegentlich ist der bizarre Gipfel kurz zu sehen. Der eigentliche Grund der nicht gerade billigen Cruce de Lagos kommt nun auch ins Blickfeld: Der besonders schöne 2.652 m hohe Vulkan Osorno. Er hat eine ebenmäßige Kegelform. Seine Spitze ist bis weit nach unten mit Schnee bedeckt. Ein wunderschöner Anblick. Wir fahren geraden Weges auf den Osorno zu. Er bleibt in unserem Blickfeld für eine längere Zeit, so dass wir ihn in unterschiedlichem Licht bewundern können. Erst um 18:30 kommen wir in Petrohue an, wo schon die Busse auf uns warten. Es gibt wie immer viel Durcheinander und warten auf Langsamere oder Verwirrte, so dass wir erst um19:40 abfahren können. Auf der Fahrt nach Puerto Varas am großen Lago Llanquihue halten wir noch für 20 Minuten am Salto de Petrohue, aus denen wieder 40 Minuten werden. Dieser kurze Aufenthalt lohnt sich sehr, denn vor der Kulisse des Osorno stürzt sich der Rio Petrohue mit Getöse durch schwarze Lavahindernisse etwa 10 Meter in die Tiefe. Puerto Varas und andere Ort am Lago Llanquihue wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Deutschen besiedelt. Die Landschaft, die Orte, die Häuser, alles sieht sehr deutsch aus. Wir fahren durch Puerto Varas weiter zu unserem Ziel Puerto Montt am Golfo de Ancud (Pacifico). Wir sollten um 19:00h in Puerto Montt ankommen. Durch die vielen Verspätungen erreichen wir schließlich um 21:15 die Hafenstadt, steigen aus, nehmen unser Gepäck und laufen zu unserem 4-Sterne Hotel O’Grimm. Hier teilt man uns mit, dass man ausgebucht sei. Die Tatsache, dass wir das Zimmer bereits bezahlt haben, nimmt man bedauernd zur Kenntnis und quartiert uns gegenüber in einem drittklassigen Hotel ein. Dort erhalten wir eine ziemlich abgewohnt Suite. Das war die erste Pto. Montt Enttäuschung. Aber eine zweite sollte noch folgen.
Wir hatten uns schon sehr darauf gefreut, die wunderbaren frischen Meeresfrüchte, für die Pto. Montt bekannt ist, zu genießen. Der Reiseleiter im Bus hatte uns das Restaurant Dinos empfohlen. Wir bekommen einen schönen Tisch. Die Speisekarte ist dürftig; der Kellner sehr freundlich und entgegenkommend. Wir müssen uns mit ein paar Camerones (Langostinos) und einem Filet eines gegrillten Congrio (tief gefroren, nicht frisch) zufrieden geben. Aber der Pisco sauer schmeckt hervorragend und der Rotwein auch. Das Essen war aber im Vergleich zu Argentinien teuer (65 US-$). Uns fällt auf, dass es in Chile viel weniger alte Autos gibt als in Argentinien. Alles sieht sauber aus. Todmüde fallen wir ins Bett.
Wir müssen schon früh zum Busbahnhof, um unseren Bus zurück nach Bariloche zu erreichen. Wir nehmen ein kleines Frühstück zu uns. Um 8:00 holt uns das bestellte Taxi ab und bringt uns zum Busbahnhof. Dort suchen wir unsere Busgesellschaft Alsa. Die Schalter sind noch geschlossen. Wir werden ungeduldig, denn der Bus soll um 8:45 abfahren. Jutta fragt bei der Information nach. Dort entdecken wir, dass wir nicht mit Alsa, sondern mit der Busgesellschaft Andesmar fahren. Der nicht mehr ganz neue Volvo-Bus kommt um 9:00. Wir haben die Plätze 28 und 29. Er fährt um 9:10 ab. Noch sind nicht alle Plätze gefüllt. Der Bus ist sauber und hat zur Unterhaltung der Fahrgäste 2 Fernseher. Über unseren Köpfen ist einer, der das Aussteigen etwas erschwert. Heute ist das Wetter nicht mehr strahlend. Die Wolken hängen tief. Der gestern noch so wunderbare Osorno ist in Wolken verschwunden. Wir hatten gestern wirklich großes Glück.
Der die Fahrt begleitende Kellner bietet Frühstück an. Wir nehmen einen Kaffee. In Puerto Varas steigen weitere Fahrgäste zu. Unter anderem auch eine junge Deutsche, die in Puerto Varas als Reiseleiterin arbeitet und ein paar Tage Urlaub in Bariloche machen möchte. Die Toilette im Bus ist eine Katastrophe. Gott sei Dank hält der Bus an den Grenzstationen. Dort gibt es Toiletten. Es geht über die Autobahn nach Osorno. Die Landschaft ist landwirtschaftlich geprägt. Hier wird Milch, Käse, Mais und Getreide produziert. Im See gibt es viele Fischfarmen. 90% der argentinischen Lachse werden hier gezüchtet. Der nächste Halt ist Osorno. Von dort aus geht es wieder zurück in die Anden zum Lago Puyehue und weiter zur Grenzstation, die wir um 12:25 erreichen. Die zeitraubende Passkontrolle wiederholt sich. Die Grenzpolizisten sind freundlich, aber es dauert alles seine Zeit. Bis zur eigentlichen argentinischen Grenzstation ist es noch weit. Inzwischen wird Mittagessen serviert. Es gibt wie im Flugzeug zwei in Plastik eingeschweißte belegte Brötchen und ein kleines Teilchen. Der Bus fährt bergauf durch Wolken über den Pass. Die Scheiben beschlagen, denn es ist nun draußen kälter geworden. Es regnet. Nach der Passhöhe tauen die Scheiben wieder langsam auf. Die Wälder mit ihren hohen Bäumen und Bambussträuchern werden wieder sichtbar. An der argentinischen Grenzstation müssen wir Formulare für die Einreise ausfüllen. Die Prozedur dauert wieder lange. Um 15:15 geht es weiter über Villa Angostura nach Bariloche zum Busbahnhof und mit dem Taxi ins Hotel.
Auf dem Weg zur Wäscherei sehen wir durch die großen Fensterscheiben ein Konzert in dem Haus neben der Feria. Auf dem Rückweg gehen wir hin und lauschen einer Chanson-Sängerin und einer tollen Jazzband. Am Abend gehen wir ins das Restaurant Jauja, essen frische Forellen und trinken einen Rio Negro Gran Reserva Rotwein (76 Pesos), der uns gut schmeckt. Um 21:30 geht über den Bergen die Sonne unter. Wir können den Sonnenuntergang vom Restaurant aus mitverfolgen. Am Nebentisch sitzen zwei Deutsche, die mit einer holländischen Reisegesellschaft 3 Wochen durch Argentinien reisen. Bariloche ist nach Buenos Aires ihre erste Station. Sie haben 2.500 Euro pauschal für die Reise bezahlt.
Wir bestätigen unseren morgigen Flug nach El Calafate, frühstücken und machen einen Foto-Bummel durch Bariloche. Wir gehen zum sehr schweizerisch anmutenden Verwaltungszentrum und zur Kathedrale. Leider ist das Museum schon geschlossen. Jutta kauft bei einer Mapuche Indianerin einen handgestrickten Schafwollpullover und einen Schal (126 Pesos) und ich eine grüne warme Vliesjacke (65 Pesos). Wir essen als Mittagessen noch einmal den schönen Apfelkuchen und eine nicht so gut schmeckende Zitronencreme Torte.
Danch ruhen wir uns etwas aus, denn wir wollen heute Abend im Hotel Llao Llao dinieren. Das Hotel gehört zu den „Leading Hotels of the world“. Ich bemühe mich noch einmal, im Zimmer online zu gehen, was nicht gelingt. Dann gehe ich zum Internet-PC des Hotels und stöpsele seinen LAN-Anschluss in meinem Notebook und es geht. 274 Mails warten auf mich. Eine davon mit einer Hiobsbotschaft. Tochter Silke ist an Brustkrebs operiert worden. Ich rufe sogleich Harald an, der mir in Einzelheiten der Hergang schildert. Es ist jetzt zu spät, Silke im Krankenhaus anzurufen, aber ich werde das gleich Morgen früh machen.
Das Hotel Llao Llao liegt traumhaft schön und es ist durch die reiche und warme Innenausstattung sehr anheimelnd. Der Service im Restaurant ist sehr gut. Das Essen ist wie bisher fast überall in Argentinien nicht so toll. Im Llao Llao Hotel sind die Preise doppelt so hoch wie anderswo, aber die Qualität der Speisen ist nicht besser. Juttas Rehmedaillons waren Kaugummi. Mein Lamm teilweise auch. Nach unserer Beschwerde werden wir zum kostenlosen Dessert eingeladen. Einzig der Ziegenkäse war hervorragend. Die Rechnung betrug 257 Pesos. Das sind 68 Euro, was für unsere Verhältnisse immer noch preiswert ist.
Nach dem Aufstehen beantworte ich erst einmal 13 Mails und sende sie dann ab. Dann packen wir und zahlen die Rechnung. Das bessere Zimmer wird mit 40 Pesos pro Tag zusätzlich berechnet. Hinzu kommt die Gebühr für den Parkplatz und unsere Rechnungen von der Bar. Um 11:30 fahren wir zum Flughafen. Dort geben wir unser Auto bei Avis ab und checken ein. Obwohl die Waage wieder 37 kg zeigt, müssen wir nichts nachzahlen. In einem Laden kaufen wir für Silke einen Lederbeutel (55 Pesos). Bei der Sicherheitskontrolle bemerkt man mein Taschenmesser in meinem Kulturbeutel, den Jutta versehentlich in ihr Handgepäck gepackt hatte. Der Ausweg war einfach zurück zum Checkin und den blauen Airtoursbeutel nachträglich einchecken. Das hatte sogar den Vorteil, dass wir ihn nicht zum Flugzeug tragen mussten.
Der Flug startet pünktlich. Bei blauem Himmel fliegen wir am Andenrand entlang südwärts. Ich sitze in der Mitte und rechts von mir am Fenster ein Japaner. Jutta sitzt am Gang. Ich kann trotzdem viele Filmaufnahmen machen und hoffe, dass sie gut geraten. Nach der Landung werden wir von Europcar abgeholt und zum Büro gebracht. Dort werden die notwendigen Formalitäten erledigt. Das Auto mit Carnet für Chile kostet extra 100 Pesos. Man prüft meine LH-Kreditkarte. Die Annahme wird von der Bank verweigert. Das ist unverständlich. Ich muss das zu Hause klären. Gott sei Dank habe ich noch die andere Visakarte bei mir. Sie wird akzeptiert. Wir fahren zum Hotel. Heute wohnen wir für nur eine Nacht im El Mirador del Lago und ab morgen bis Donnerstag im Blanca Patagonia. Das Zimmer ist klein mit Blick nach hinten. Hierfür 130 US-$ zu verlangen ist schon allerhand. Aber die Saison ist kurz. Die Hotels müssen auch zurechtkommen. Wir fahren zur Touristen-Info und besorgen ein paar Prospekte. Viel gibt es hier nicht. Dann versuchen wir das Hotel Blanca Patagonia zu finden. Nach einigem Hin und Her finden wir es abseits der Straße und nur über einen abenteuerlichen Weg zu erreichen. Das Haus ist neu ganz aus Holz gebaut und macht einen guten Eindruck. Es hat unsere Reservierung nicht. Gleichwohl können wir das Zimmer bekommen.
Wir ruhen uns aus und gehen um 20:00 ins Restaurant zum Essen. Wir werden sehr freundlichen empfangen. Die Speisekarte klingt interessant. Wir essen als Vorspeise eine Platte wir geräuchertem Lachse, Wurst und Fleisch mit Salat, dazu eine Auswahl an Brötchen. Schmeckt alles sehr gut. Als Hauptgericht essen wir beide Cordero aus dem Knochen gelöst mit Kartoffeln. Das Lamm schmeckt hervorragend. Das beste bisher. Die Kellner sind so nett und geben uns Auskunft über Reiseziele in der Nähe. Dabei stellt sich heraus, dass die meisten überhaupt keine korrekte Vorstellung von der Geografie haben. Ein Kellner empfahl uns nach Chalten zu fahren. Nach weiteren Erkundigungen kam heraus, dass man die Fahrt wegen der Straßenverhältnisse an einem Tag nicht machen kann. Ins Restaurant kommt gegen 21:00 eine Gruppe älterer Franzosen, die an zwei langen Tischen neben uns laut parlierend Platz nehmen. Sie beruhigen sich aber bald, der Lärm lässt wieder nach.
Wir frühstücken im Hotel Mirador de Lago und wollen so früh wie möglich zum Gletscher Perito Moreno aufbrechen bevor die Touristenbusse kommen. Vorher liefern wir noch unser Gepäck im Hotel Blanca Patagonia ab. Die Zufahrt zum Hotel von der Hauptstraße ist unbefestigt, so dass wir zunächst nicht glauben wollten, dass es die richtige ist. Die Straße zum Gletscher ist nur zu 2/3 asphaltiert. Wir kommen gut voran. Es windet wieder sehr. Der Wind ist ein unangenehmes Charakteristikum Patagoniens. Der Wind entsteht auf dem Pazifik und weht von West nach Ost. Er klettert die Anden empor, regnet und kühlt sich dabei ab. Auf der Ostseite fällt er ins Tal, erwärmt sich wieder und gewinnt an Tempo. Der Wind weht nur im Frühjahr und Sommer und nur tagsüber.
Wir fahren am Lago Argentino entlang. Die Strecke bis zum Perito Moreno beträgt 78 km. Wir werden 1,5 Stunden brauchen. Auf dem Weg dorthin gibt es einen Abzweig nach Punta Bandera. Von dort legen die Schiffe zum Uppsala-Gletscher ab. Wir nehmen aber die Straße zum Nationalpark Perito Moreno. Am Parkeingang müssen wir 2 x 30 Pesos Eintrittsgebühr bezahlen. Ein junger Mann begrüßt uns auf deutsch. Er stammt von deutschen Einwanderern ab und spricht gebrochen deutsch. Er weist uns darauf hin, dass die Straße zurzeit erweitert wird und zwischen 12:30 und 16:30 für den Verkehr gesperrt ist. Unterwegs begegnen wir Baufahrzeugen und müssen hier und da anhalten. Die Straße ist in einem nicht sehr guten Zustand. Teilweise hat sie viele Löcher und Querrinnen. Man kann stellenweise nur 40-50 km fahren. Ein erster Aussichtpunkt veranlasst uns, auszusteigen und aus der Ferne den fantastischen Gletscher zu bewundern. Wir fahren noch einige Kilometer weiter zu einem Parkplatz. Dort steigen wir aus und in einen Kleinbus um, der uns zum Gletscher bringt. Es ist nicht kalt und auch nicht mehr windig. Wir haben uns warm angezogen und frieren nicht. Auf guten Fußwegen gehen wir bergab von einer Aussichtsterrasse zur nächsten bis relativ nahe an den Gletscher. Uns trennt nur noch ein schmaler Zufluss aus dem Seitenarm des Lago Argentino, dem Brazo Rico. Dieser Engpass ist völlig durch Eis versperrt. Das Wasser strömt nur durch eine Lücke ganz unten im Eis in den Hauptsee. 2004 war der Zufluss völlig durch Eismassen versperrt. Das Niveau des Brazo Rico war um 9 m höher angestiegen als normal. Im Mai explodierte die Eisbarriere und das Wasser des Brazo Rico ergoss sich in einer Flutwelle in den Lago Argentino.
Der Anblick des Gletschers ist gigantisch. Die blau schimmernde Eiswand ist mehrere Stockwerke (40-60 m.) hoch. Es knackt und kracht immer wieder und hier und da bröckeln Eismassen ab in den See. Sie schwimmen als Eisberge im 4-6 Grad warmen Wasser des Lago Argentino. Das Wetter heute ist insgesamt sehr gut und sonnig. Fast alle Berggipfel sind gut zu sehen. Wir warten darauf, dass sich die Wolke verzieht, aber leider vergebens.
Der Perito-Moreno-Gletscher ist einer der größten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur, des größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden. Bekannt ist der Gletscher vor allem dadurch, dass seine im Lago Argentino endende Gletscherzunge den südlichen Arm des Sees absperrt und aufstaut, der sich dann periodisch entleert. Benannt wurde der Gletscher nach Perito Moreno, einem argentinischen Geografen, der sich insbesondere Patagonien widmete. Heute gehört der Gletscher zu den größten Touristenattraktionen Argentiniens, er ist der meistbesuchte Ort des als UNESCO-Weltnaturerbe eingestuften Nationalparks Los Glaciares. Im Gegensatz zu den meisten Gletschern der Region zieht sich der Perito-Moreno-Gletscher nicht zurück, die Massenbilanz zeigt keinen eindeutigen Trend.
Wir wollen aber vor Sperrung der Straße um 12:30 zurückfahren, weil wir nicht bis 16:00 bleiben wollen. Wir fahren zurück. Nach dem Parkeingang biegen wir bei der Estancia Los Ventisqueros am Ufer des Brazo Rico ab und gehen in das Restaurant. Wir sind, von Familienangehörigen abgesehen, die einzigen Gäste. Ein Kellner in Gauchokleidung begrüßt uns am Eingang. Das Restaurant ist neu. Fast alle Estancias müssen sich dem Tourismus öffnen, weil die Viehzucht nicht mehr genügend Geld bringt. Der Kellner empfiehlt Chorizo vom Grill; wir bestellen das Rumpsteak mit Zwiebeln und Pommes frites und ein Glas Rotwein. Das Glas wird randvoll gefüllt. Als das Essen serviert wird, sind wir sehr erstaunt, denn wir bekommen ein Steak von ca. 300g Gewicht, hoch mit Zwiebeln beladen und wunderbar gebraten. Es macht uns größere Mühe, die riesige Menge Fleisch zu verzehren. Die Rechung einschließlich Wasser und Kaffee beträgt 50 Pesos plus Trinkgeld, also 20 Euros. Der Gaucho lädt uns zu einem Spaziergang auf dem Gelände der Estancia ein. Wir gehen Richtung Seeufer durch duftendes Gras und Kräuter. Der Duft ist frisch und anregend. Auf dem Rückweg sehen wir ein Pferd in einer Koppel. Wir gehen hin. Ein richtiger Gaucho streicht gerade einen Holzzaun. Wir kommen mit ihm ins Gespräch. Es ist sehr freundlich und möchte uns sein Pferd zeigen. Er fängt es mit ein bisschen Mühe ein. Die beiden Hunde begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Dann zeigt er uns noch ein Kälbchen, das er mit der Flasche groß gezogen hat, weil die Mutter verstarb.
Wir fahren weiter nach Punta Bandera. Hier am großen Lago Argentino, dem größten See Argentiniens, weht ein kräftiger Wind. Das Wasser ist türkisgrün. Es gibt Wellen wie am Meer. Wir sehen die Schiffanlegestelle und überlegen, ob wir am nächsten Tag den Ausflug zum Uppsala Gletscher machen wollen. Zurück in Calafate bummeln wir durch das „Goldgräberstädchen“. Das Gold ist heißt hier Perito Moreno. Der Name der Stadt kommt von dem stacheligen Berberitzenstrauch Calafate, der blaue Beeren trägt, die unseren Waldbeeren ähnlich sind. Aus den Beeren macht man Marmelade und Saucen. Wir gehen in einen Buchladen und kaufen einen „Lago Argentino und Perito Moreno Führer“ auf Deutsch. Jutta erwirbt warme Schaffell-Hausschuhe. Im Cafe Casimiro trinken wir einen Segafredo Kaffee und lesen in dem Buch. Wir entschließen uns zu dem Minitreck auf dem Perito Moreno Gletscher am nächsten Tag, den wir sogleich nebenan für 210 Pesos pro Person (52,50 Euro) buchen. Wir reservieren einen Tisch für 21:00h im Casimiro, weil uns das Lokal sehr gut gefällt. Zurück in unserem neuen Hotel Blanca Patagonia ruhen wir und etwas aus. Wir haben uns beide vermutlich ein bisschen erkältet. Deshalb kaufen wir in einer Apotheke Vitamin C und Wick Hustensaft. Morgen müssen wir für den Treck fit sein.
Das Abendessen im Casimiro ist ausgezeichnet. Wir teilen uns ein Lomo, weil wir noch vom Mittagessen sehr satt sind und trinken eine Flasche Merlot. Man bietet auch Zigarren an. Ich leiste mir den Luxus einer Davidoff 2000 (für 42 Pesos). Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang und fahren dann zurück ins Hotel.
Wir werden um 6:30 geweckt. Da es im Zimmer kein Telefon gibt, wird an die Tür geklopft. Wir hätten es beinahe nicht gehört. Das Wetter sieht nicht gut aus. Es regnet etwas, aber es ist nicht windig. Jutta leiht sich im Hotel einen Plastik Regenmantel. Wir fahren los. Wir sollten um 8:50 an der Anlegestelle „Bajo de las Sombras“ am Brazo Rico nahe dem Gletscher sein. Die Fahrstrecke beträgt 75 km. Davon etwa 28 km Schotterstraße. Wir kommen zügig voran, weil der Verkehr noch gering ist. An Bord des kleinen Schiffes mit dem Namen Perito Moreno überqueren wir den See, fahren ziemlich nahe an der Eiswand des Gletschers vorbei, legen drüben an und steigen aus. Es regnet, nicht in Strömen, es tröpfelt. Wir werden nicht richtig nass. Aber es ist grau. In einem Holzhaus, dem Refugio, können wir unsere Rucksäcke mit dem Proviant ablegen. Auf dem Gletscher benötigen wir außer unseren Kameras nichts. Es werden Handschuhe ausgegeben, die auf dem Gletscher getragen werden müssen, denn das Eis ist scharfkantig. Man könnte sich bei einem Sturz verletzen. Unsere Führerin gibt uns erste Instruktionen auf Englisch. Dann gehen wir 10 Minuten durch einen „Urwald“ zu einer Bucht und zum Gletscher. Dort müssen wir zunächst die Steigeisen anlegen lassen. Das macht ein Bergführer, der weiß wir sie sitzen müssen. Er gibt auch Anweisungen wie man bergauf und bergab gehen soll. Bergauf geht es problemlos, denn man geht ganz breitbeinig wie im Gebirge. Bergab darf man nicht seitwärts gehen, sondern vorwärts was, gewöhnungsbedürftig ist, vor allem wenn es steil bergab geht. In den nächsten 1,5 Stunden gehen wir über den Gletscher. Die Führer bereiten des Öfteren den Weg für uns vor, in dem sie an steilen Stellen Stufen ins Eis hacken. Hier und da fließen Bäche talwärts. Das Eis ist an der Oberfläche aufgetaut und wie harscher Schnee, aber sehr stabil. Es gibt nur wenige Gletscherspalten. Es ist weiß und an manchen Stellen schmutzig braun oder schwarz. Überall schimmert es blau durch. An manchen Stellen ist die Farbe so intensiv blau, dass man ins Schwärmen gerät. Ein tolles Erlebnis. Die Temperatur ist heute bedingt durch den Regen mild. Am Refugio sind es 6 Grad. Es ist nicht windig. An einer windgeschützten Stelle ist eine Eisbar aufgebaut. Jeder erhält einen Whiskey on the Perito Moreno Rocks.
Zurück im Refugio nehmen wir als Mittagessen eine Banane und ein paar Cracker zu uns und trinken Wasser und Kaffee. Dann kommt auch schon um 1:30 das Schiff, das uns zurück zur Anlegestelle fährt. Inzwischen ist die Bewölkung immer mal wieder aufgebrochen und die Sonne hat sich gezeigt. Da die Straße wegen der Bauarbeiten noch bis 16:30 gesperrt ist, fahren wir noch einmal zu den 6 km entfernten Aussichtsterrassen. Das Wetter ist inzwischen sogar noch besser als am Vortag, denn die Sonne bescheint nun öfters den Gletscher, was ihn in einem leuchtenden Blau erstrahlen lässt.
Die argentinisch/chilenischen Gletscher, zu denen der Perito Moreno gehört und die eine gewaltige Fläche von 6.000 qkm einnehmen, sind etwas Besonderes. Der Nationalpark Los Glaciares wurde von der UNESCO 1981 zum Naturerbe der Menschheit gekürt. Der Perito Moreno kalbt in den Lago Argentino, der nur 160 m hoch und auf dem 50. südlichen Breitengrad liegt. Auf dem entsprechenden nördlichen 50. Breitengrad liegen London oder Köln. Die Temperaturen liegen deshalb in Calafate im Sommer, im Januar, bei durchschnittlich 18° und im Winter, im Juli/August, bei -2°. Das Eis entsteht nicht durch Gefrieren von Wasser, sondern durch Schnee der ständig auf den hohen umliegenden Bergen fällt. Die mit großer Feuchtigkeit geschwängerten Wolken des nahen Pazifiks schneien sich an den Berggipfeln der Anden ab. Die Niederschlagsmenge im Hochgebirge beträgt 5.000 mm und in Calafate nur noch 300 mm. Der Schnee im Hochgebirge wird im Lauf der Zeit zusammengepresst und es entsteht binnen 5 Jahren hartes Eis. Der Gletscher bewegt sich auf einem Wasserfilm langsam talwärts und kalbt dann in den Lago Argentino. In der Mitte bewegt sich der Gletscher im Sommer pro Tag etwa um einen Meter und an den Rändern um 50 cm talwärts. Er rutscht praktisch auf einem Wasserfilm nach unten. Der Perito Moreno nimmt derzeit noch zu, während überall sonst die Gletscher schrumpfen.
Wir genießen noch einmal ausführlich den Blick auf den Gletscher, hören ihn knacken und krachen und sehen ihn kalben. Ein gewaltiges Naturschauspiel. Gegen 16:00 machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Der Verkehr ist wegen der Straßensperre nun sehr stark, denn alle Fahrzeuge mussten hier 4 Stunden warten. Viele Busse sind auf dem Heimweg. Wir fahren in einer riesigen Staubwolke. Dennoch kommen wir ganz gut voran. Im Hotel ruhen wir uns aus. Wir sind beide müde. Um 21:30 gehen wir noch einmal ins Casimiro, essen Cordero bzw. Lomo und trinken einen 1999er Weinert Merlot Gran Reserva. Das Restaurant ist gut besucht. Wir muüssen auf unser Essen warten und bekommen deshalb vom aufmerksamen Kellner eine hausgemachte Empanada zwischendurch. Um 23:00 sind wir wieder im Hotel.
Heute wollen wir wenig unternehmen und uns vorwiegend ausruhen, denn morgen kommt wieder eine längere Fahrt nach Puerto Natales in Chile. Nach dem kleinen Frühstück fahren wir in den Ort und kaufen ein. Für Paul Günther kaufen wir eine kleine Dose, wir telefonieren von einem Locutorio der Telefonica mit Silke, kaufen Briefmarken für Postkarten, Bananen und tanken. Das Superbenzin kostet hier 1,27 Pesos (33 Euro-Cent) pro Liter. Wir können sogar mit Kreditkarte bezahlen. An der Hauptstraße, der Ave. Libertador, im Zentrum von El Calafate muss man pro halbe Stunde 0,50 Pesos Parkgebühr bezahlen. Es kommen sofort freundliche junge Damen, die kassieren und einen Zettel unter den Scheibenwischer stecken.
Beim Abfahren haben wir die Andenkette ganz frei von Wolken gesehen und uns vorgenommen, nach dem Einkauf noch einmal näher heranzufahren. Leider hat die Bewölkung inzwischen zugenommen. Der Blick auf die Anden ist zwar noch schön, aber nicht mehr so wolkenlos wie vorher. Unterwegs kehren wir bei einer Estancia am Wege ein und essen etwas zu Mittag. Dann machen wir eine ausgedehnte Siesta im Hotel und packen wieder ein.
Am Abend gehen wir zum letzten Mal zu Casimiro. Dort treffen wir am Nebentisch zwei Deutsche, Vater und Tochter. Die Tochter arbeitet zurzeit als Lehrerin an der deutschen Schule in Bariloche. Der Vater ist bei ihr zu Besuch und macht mit ihr eine Reise durch den Süden von Argentinien und Chile. Sie kommen von Ushuaia. Er, ein Berliner Segler, ist ganz begeistert von den Segel-Verhältnissen im Beaglekanal, obwohl der Wind ihm auch ein bisschen zu viel war. Von Punta Arenas waren beide nicht begeistert. Puerto Natales hat ihnen besser gefallen. Wir werden sehen.
Juttas Erkältung hat sich verschlimmert. Heute Morgen krächzt sie mächtig. Wir müssen noch einmal bei der Apotheke vorbeifahren und Nasentropfen kaufen. Ich habe mich ebenfalls ein bisschen erkältet und nehme ständig Vitamin C, das mir wie immer hilft. Danach machen wir uns auf den 290 km langen Weg nach Puerto Natales. Die Hafenstadt Puerto Natales liegt 247 km nordwestlich von Punta Arenas am Última-Esperanza-Fjord. Sie wurde im Jahre 1911 gegründet. Puerto Natales verfügt über einen eigenen Flughafen und Hafen. Die Stadt ist Ausgangsbasis für Exkursionen in den Nationalpark Torres del Paine und den Nationalpark Bernardo O’Higgins, sowie für Feuerland- und Patagonien-Touren. Per Fähre kann man zur weitentfernten Großstadt Puerto Montt durch Fjorde und Inselketten reisen.
Die erste Teilstrecke nach Esperanza führt zunächst durch das Tal des Rio Santa Cruz, der Abfluss des Lago Argentino bei Rio Gallegos in den Atlantik und dann hinauf über eine karge Hochfläche. Unterwegs sehen wir viele Tiere. Guanakos, Nandus, Pferde und Schafe, die auf den riesigen Weideflächen der Estancias grasen. Guanakos, Lama guanicoe, sollen mehr und mehr die Schafe ersetzen, weil sie zwei Vorteile haben: Sie reißen beim Grasen das Gras nicht aus wie es die Schafe oft machen, sondern schneiden es ab. Die Schafe sollen nämlich die Versteppung weiter Landstriche verursacht haben. Die zarte Wolle bringt einen höheren Erlös als die der Schafe. Für die Guanakos sind die Zäune kein Hindernis. Sie springen elegant hinüber. Die Straße ist gut und erlaubt eine zügige Fahrt. Wir begegnen nur wenigen Autos. Es ist sonnig und warm. Nach ca. 150 km erreichen wir die Straßenkreuzung Esperanza. Wir machen eine Pause und trinken Kaffee im Freien. In Esperanza biegen wir nach Rio Turbio ab. Unterwegs sehen wir viele Estancias, die sich fast alle durch Pappeln und andere Bäume vor dem Wind schützen. Ihre roten oder grünen Dächer und die Pappeln leuchten von weitem. Die Straße wird nun auf einem Streckenabschnitt von 30 km wieder schlecht. Schotter, viele Löcher und Querrillen verlangsamen die Fahrt auf 30-40 km pro Std. In einem Flusstal blühen Margaritten soweit man sehen kann. Ein Raubvogel verzehrt seine Beute, offenbar ein Kaninchen, am Straßenrand. Auf einem Felsen warten zwei andere große Vögel auf ihren Anteil. Ich kann den Räuber aus dem stehenden Auto filmen. Er lässt sich nicht stören. Die Straße wird nun wieder besser und erlaubt schnelles Vorankommen. In der Ferne leuchten die Gletscher von Torres del Paine herüber. Ein großartiger Anblick. Wir erreichen Rio Turbio, eine Stadt in deren Nähe einmal Kohle gefördert wurde. Die Mine ist stillgelegt. Sie sieht sehr verwahrlost aus. Auf einem Platz nebenan rosten Busse, Lastwagen und Loren still vor sich hin. Wir tanken noch einmal an einer YPF-Tankstelle, weil wir glauben, dass Benzin hier billiger ist als in Chile. Hier trinken wir einen Kaffee und essen eine Media Luna (Halbmond), ein Croissant. Von Rio Turbio bis zur Grenze sind es nur noch 7 km. Sie liegt auf dem Pass in dem ehemaligen Minengebiet, das zu besichtigen ist. Die argentinische Grenze ist für Ausreisende offen. Wir fahren bergab und gelangen nach ein paar Kilometern zur chilenischen Grenzstation. Dort füllen wir wieder Formulare aus und erhalten das Visum in den Pass gestempelt. Dann gehen wir wegen des Autos zum Zoll. Der Zöllner ist ein freundlicher Mann, der das Formular für uns ausfüllt und stempelt. Es geht alles sehr schnell und dann dürfen wir schon wieder fahren. Wenige Kilometer von der Grenzstation entfernt steht am Straßenrand eine Stute mit ihrem erst wenige Tage alten Fohlen. Bald können wir Puerto Natales und die Bucht Seno Ultimo Esperanza sehen. Wir erreichen unser heutiges Ziel und fahren am Wasser entlang, biegen zufällig in Richtung Ortsmitte ab und finden auf Anhieb unser Hotel Los Glaciares. Wir haben für die 290 km ziemlich genau 6 Stunden gebraucht. Juttas Erkältung ist etwas besser geworden. Ich fühle mich auch besser.
Wir bummeln durch das Hafenstädtchen und die nach dem deutschen Kapitän Herman Eberhard benannte Straße hinauf zur hübschen Plaza. Die Seno Ultimo Esperanza (Bucht der letzten Hoffnung) soll nach ihm benannt sein, weil er nach vielen Irrfahrten endlich Festland gefunden zu haben glaubte. In der Apotheke kaufen wir noch einmal Vitamin C und Papiertaschentücher, tauschen US-Dollar in Pesos (Kurs 1 USD = 560 Pesos), laufen wieder zurück an die Bucht zur Touristeninformation. In Puerto Natales ist der Himmel bewölkt. Nur ganz wenig blau ist zu sehen. Über den Bergen auf der anderen Seite der Bucht hängen dicke dunkle Wolken. Es ist sehr windig. Die gefühlte Temperatur ist niedriger als die angezeigten 12 Grad um 19:00 abends. Wir gehen zu einem frühen Abendessen ins Fischrestaurant „El Maritimo“ an der Ecke Herman Eberhard, das uns empfohlen wurde. Wir essen gemeinsam drei Vorspeisen: eine chilenische Fischsuppe, Locos (Abelones) und Centolla (Seespinne). Dazu trinken wir einen wohlschmeckenden Chardonnay. Das Essen ist nicht hervorragend, aber gut. Die Rechung mit 27.500 Pesos (36 Euro) noch ganz erträglich, aber teurer als in Argentinien. Das Zimmer im Hotel Glaciares ist extrem hellhörig. Noch bis Mitternacht sind die Diskussionen in den Nebenzimmern zu hören. Wir werden nach unserem Ausflug nach Torres del Paine wieder für 3 Nächte hierher zurückkommen.
Um 7:00 ist der Himmel noch bewölkt. Aus dem kleinen Fenster unseres Zimmers ist im Gegensatz zu gestern das Massiv von Torres del Paine nicht zu erkennen. Wir haben gestern erfahren, dass die Busse um 7:30 abfahren. Wir wollen uns erst danach auf den Weg machen.
Nach einem kargen Frühstück fahren wir zum Nationalpark Torres del Paine. Der Park gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Vor uns liegen 130 km Schotterstraße bis zum Parkeingang und dann noch einmal 42 km bis zu unserem Hotel Cabanas del Paine am Rio Serrano an der südlichen Parkgrenze. Kurz vor Cerro Castillo, wo die Straße nach rechts zur argentinischen Grenze und links zum Nationalpark verzweigt, gibt es mal wieder eine der häufigen Polizeikontrollen. Wir müssen anhalten. Vor uns stehen 3 Kleinbusse aus Puerto Natales, die Reisende in den Park bringen. Es dauert. Nach einer Weile kommt der Polizist zu uns und fragt nach unserer Nationalität. Wir sagen ihm, dass wir Deutsche sind. Er ist sehr freundlich, weist uns den Weg nach Torres del Paine und winkt uns an den Bussen vorbei durch. Die Straße ist in keinem schlechten Zustand, aber doch stellenweise wie ein Waschbrett. An anderen Stellen liegen größere Steine auf dem Weg. Man muss konzentriert fahren. Am Parkeingang werden wir begrüßt, müssen ein Formular ausfüllen, pro Person 10.000 Pesos (14 Euro) zahlen und erhalten ein Faltblatt mit einer Karte und Informationen über den Park auf Spanisch. Der Park ist 242.000 Hektar groß. Eine großartige vom Wind zerzauste Landschaft. Die Südkordillere der Anden versperrt den vom Pazifik kommenden Wolken den Weg in die patagonische Ebene. Das ist der Grund, warum auch hier viele Gletscher sind und die Türme der Paine oft von Wolken verdeckt sind. Ein Ranger zeigt uns auf einer großen Karte, wo wir das Hotel finden können. Wir fahren weiter und erblicken am Lago Sarmiento erstmalig die Türme und Zinnen des Paine. Die Torres (Türme) sind durch Erosion entstanden. Sie bestehen im Gegensatz zu dem umgebenden Schiefergebirge aus weißem Granit auf einem schwarzen Sedimentsockel. Sie erheben sich bis zu 3.000 m aus der Ebene. Ein grandioser Anblick. Um die Torres herum haben sich viele große und kleine Seen gebildet, die durch ihre Gletscher gespeist werden. Deren Farben variieren von strahlendem blau über grün hin bis zu braun. Die Wälder in der Ebene wurden von der Estancia abgebrand, um Weidegründe für die Rinder und Schafe zu schaffen. Das war noch bevor das Gebiet 1959 zum Nationalpark erklärt wurde. Überall wachsen zwar neue Bäume nach, aber es wird noch viele Jahre brauchen, um das Tal zu bewalden. Das Landschaftsbild wird durch abgestorbene, teilweise schwarze Baumstämme bestimmt. Das Klima ist durch die heftigen Winde beeinflusst. Sie wehen im Winter im Durchschnitt mit 60 km/Std. und auch im Sommer in Böen bis zu 120 km. Die Temperaturen schwanken im Sommer zwischen 3° und 18° und im Winter zwischen 2,5° und 8°. Heute ist ein schöner warmer Tag fast ohne Wind. Auf dem Weg zum Hotel sehen wir viele Guanako Herden. Die Tiere sind nicht scheu. Sie laufen nicht weg, wenn man sich mit dem Auto nähert. Wir beobachten einen Buntfalken, der mit Genuss in Straßennähe seine Mahlzeit verzehrt.
Die Beschilderung ist nicht immer zweifelsfrei. Trotzdem finden wir den Parkplatz des Hotels und ein Schild „Cabanas del Paine“. Wir haben von Puerto Natales hierher 3 Stunden gebraucht. Am Parkplatz gibt es für die 3 Hotels Rufanlagen. Wir melden uns, erhalten aber keine Antwort. Das Gerät ist defekt. Wir gehen mit leichtem Gepäck auf einer schmalen hölzernen Brücke über den reißenden Rio Serrano. Der Fluss markiert hier die Parkgrenze. Am anderen Ufer schon außerhalb des Nationalparks stehen mehrere Häusergruppen, alle aus Holz gebaut mit farbigen Dächern. Eines davon ist unser Hotel. Es besteht aus einem größeren Haus mit Rezeption, Küche, Speisesaal und ein paar Zimmern und daneben 10 Cabanas (Hütten). Wir erhalten die Hütte Nr. 1. Der Rio Serrano ist hier 30 m breit und sieht eher wie ein See aus. Von unserem Zimmer blicken wir durch ein großes Fenster über eine Wiese und den Fluss auf die gewaltige Kulisse der Torres del Paine.
Unser Gepäck wird geholt. Man bietet uns Mittagessen an. Wir essen Lachs, gebraten mit Kartoffelpüree und Salat. Draußen taucht auf einmal ein Rotfuchs auf der Wiese auf. Die beiden kleinen schwarzen Katzen gehen sofort in eine Angriffsposition, was den Fuchs auf Distanz hält. Eine Köchin wirft ihm ein paar Brocken Brot hin, die er gierig frisst. Unsere Cabana gefällt uns sehr gut. Sie ist anheimelnd, warm und bietet diesen großartigen Blick. Dafür zahlt man allerdings einen hohen Preis. Die aus einem normalen DZ bestehende Cabana kostet pro Nacht 160 USD. Für das Menü, Suppe, Salat vom Buffet, Hauptgericht und Dessert vom Buffet zahlt man 20 USD. Weine kosten, wie wir später feststellen doppelt soviel wie in Puerto Natales.
Wir beschließen, einen Ausflug zum Grey Gletscher zu machen. Wir fahren 7 km zurück bis zur Straßenkreuzung an der auch die Parkverwaltung liegt und dann 18 km auf einer sehr schlechten Straße bis zur Guarderia Lago Grey. Es staubt, holpert und rattert entsetzlich. Das arme Auto. Auf einem Parkplatz stellen wir unseren brasilianischen VW Gol ab und gehen auf einer schwankenden Hängebrücke über den reißenden Rio Grey auf eine Landzunge, die uns einen Blick auf den ca. 15 km entfernten Gletscher bietet. Da wir den Perito Moreno aus nächster Nähe gesehen haben, ist dieser Blick kein angemessener „Lohn“ für die holperige Fahrt. Wir kehren ins Hotel zurück und ruhen uns bis zum Abendessen aus. Beim Abendessen sehen wir die übrigen Gäste, die alle oder zumindest überwiegend aus England stammen und hier Reiterferien machen. Es gibt ein gut schmeckendes Lomo. Da Jutta sich noch nicht gut fühlt, gehen wir bald ins Bett.
Wir waren um 6:00 wach, um den Sonnenaufgang über den Torres del Paine zu erleben, aber heute ist es leider sehr bewölkt. Die Torres sind nur spärlich zu erkennen. Wir frühstücken erst um 9:30. Das Buffet ist schon ziemlich geleert, wird aber für uns wieder aufgefüllt. Wir wollen noch andere Gegenden des Parks erkunden und gehen über die Brücke zum Auto. Der Gol springt nicht an. Ich hatte gestern vergessen, das Fahrlicht auszuschalten. Die Batterie ist ganz leer. Ein paar Kanuten, die noch auf ihre Kanus warten, helfen schieben, aber der Wagen springt nicht an. Wir gehen zurück zum Hotel und erbitten Hilfe. Der Koch kommt mit uns und nimmt ein Starterkabel mit. Er holt seinen Freund mit seinem Wagen. Aber auch der Versuch gelingt nicht. Nach längerem Hin und Her bauen die Beiden schließlich beide Batterien aus und setzen seine in meinen Gol ein. Der springt sofort an. Dann werden die Batterien wieder ausgetauscht. Es gibt große Probleme diese im Gol festzuschrauben. Uns fehlt das geeignete Werkzeug. Wir klemmen die Batterie mit einem Stück Holz fest. In Puerto Natales müssen wir dann in eine VW Werkstatt. Da ich nicht sicher bin, ob die Batterie noch funktioniert, machen wir einen langen Ausflug (3h.) und schalten die Zündung sicherheitshalber nicht aus, um nicht irgendwo liegen zu bleiben. Das Wetter wird zwar besser, aber es ist ein Gemisch aus wenig Sonne, vielen Wolken, gelegentlichem Tröpfelregen und viel Wind. Ein richtiger Regen wäre nicht schlecht gewesen, denn das Auto ist durch den vielen Staub sehr schmutzig. Wir fahren wieder auf schlechten Straßen nach Las Torres. Hier ist die Welt wieder zu Ende. Unterwegs müssen wir wieder eine enge Brücke passieren. Ich muss sehr langsam und vorsichtig fahren, um nicht anzuecken. Wieder zurück auf dem Hotelparkplatz schalten wir gespannt die Zündung aus und wieder ein. Es geht! Die Batterie ist offenbar noch in Ordnung.
Das Abendmenü besteht aus einer Gemüsesuppe, einem Salat vom Buffet und einem Asado de Cordero Palo. Der Koch erklärt uns, dass das Lamm im Dezember geboren wurde. Er zeigt uns mit Stolz die Feuerstelle auf der das Lamm über dem offenen Feuer im Ganzen am Spieß geröstet wurde. Das Lamm schmeckt wunderbar. Dazu trinken wir einen Cabernet Sauvignon Casilla de Diabolo von Concha y Toro. Sehr gut!
Wir treffen ein österreichisches Paar, das mit Digitalkameras und riesigem 400 mm Objektiven unterwegs ist.
In der Nacht hatte es ein paar Mal kräftig geregnet. Die Wolken hängen tief. Nach dem Aufstehen blicke ich aus dem Fenster. Eine Kuh sieht mich unmittelbar vor dem Fenster an. Während des Frühstücks gibt es einen ergiebigen Regenschauer. Manchmal schimmern die Berge durch die Wolken, was ein zauberhaftes, zartes Bild ergibt. Meistens sind sie hinter dicken Wolken verdeckt. Auf den Bergen ist Schnee gefallen. Die Torres sind bis weit nach unten weiß. Der Koch bringt uns und unser Gepäck mit dem Kleinbus zur Brücke. Er trägt die schwere blaue Tasche über die Brücke zum Auto. Der Motor springt sofort an. Wir fahren los. Es ist nicht viel zu sehen. Heute sind die Straßen im Park durch den Regen aufgeweicht und voller Löcher. Man muss langsam fahren. Entgegenkommende Autos spritzen die dreckige Brühe hoch und auf unser Auto, dessen Farbe bald nicht mehr zu erkennen ist. Außerhalb des Parks sehen wir zwei Nandu Familien mit kleinen bzw. größeren Vogelkindern, die überhaupt nicht scheu sind und sich beim Fressen nicht stören lassen. Wir sehen auch noch einmal Kondore hoch über uns ihre Kreise ziehen. Es gibt immer wieder wechselnd Regenböen und sonnige Abschnitte. Der Wind bläst kräftig.
An der Straßenkreuzung Cerro Castillo gehen wir in einen kleinen Laden mit Café, trinken Kaffee und kaufen Ansichtskarten und eine Dose mit Lapislazuli-Deckel. Von dort aus fahren wir nach Puerto Natales und in unser Hotel Los Glaciares, in dem wir unsere Koffer zurückgelassen hatten. Es regnet und stürmt. Trotzdem gehen wir am Abend die Herman Eberhard Straße hinauf zum Restaurant Ultimo Esperanza, das uns vom Hotel empfohlen wurde. Es macht von außen einen ordentlichen Eindruck. Auch das innere Ambiente sieht ansprechend und sauber aus. Wir gehören um 19:00 zu den ersten Gästen. Jutta fragt die Kellnerin nach frischem Fisch und Mariscos. Im Sommer, erzählt sie, gibt es nur wenige frische Fische. Alle Mariscos sind gefroren. Heute bietet man Merluza (Seehecht) und Lachs frisch an. Wir bestellen eine Congrio-Fischsuppe und Locos (Abelone Muschel), sowie einen Salat, und Merluza mit Pommes frites. Wir teilen uns alles, denn alleine könnte man die großen Portionen nicht essen. Die Fischsuppe schmeckt sehr gut. Wir haben schon lange keine so gute Fischsuppe mehr gegessen. Auch die Locos und der Merluza sind gut. Der Chardonnay von Concha y Toro ist ein bisschen zu sauer. Schon um 20:00 sind wir mit dem Essen fertig und machen, da es nicht regnet, einen kleinen Spaziergang zurück zum Hotel. Ich versuche noch dem jetzt einmal unbenutzten Internet-PC ein paar Geheimnisse zu entlocken. Er ist extrem langsam. Die Telefonleitung scheint nicht mehr als 28.000 Bit/Sek. herzugeben.
Heute fahren wir nach dem Frühstück nach Punta Arenas, der Provinzhauptstadt der Provincia Magellanes. Die Straße ist gut ausgebaut und asphaltiert. Die Fahrstrecke beträgt 250 km. Doch zuvor tanken wir und lassen den Gol waschen, denn durch den vielen Staub der letzten Tage sieht er schlimm aus. Man macht seine Kleidung an ihm schmutzig. Die Tankfüllung kostet 20.000 Pesos (27 Euro). Das Waschen 2.000 Pesos (2,70 Euro). Das Wetter ist heute nur abschnittsweise sonnig, meistens bewölkt, gelegentlich ein paar Tropfen und viel Wind. Die Straße führt wieder mal kilometerweit geradeaus über eine Ebene, auf der der Wind sich so richtig austoben kann. Man muss beim Fahren immer mit einer besonders heftigen Böe rechnen. Beim Aussteigen kann man die Wagentür nur mit Kraft öffnen. Sie fliegt sofort wieder zu. Unterwegs sehen wir viele Estancias. Manchmal überholen oder begegnen wir anderen Autos, Lastwagen oder Bussen. Auf der schnellen 2,5 Stunden Fahrt „gehört“ die Straße im Wesentlichen uns.
In Punta Arenas parken wir den Wagen in der Ave. Colon und besorgen erst einmal die wichtigsten Dinge. Da unser Gol primitiv ausgestattet ist, hat er auch keine Servolenkung. Ich habe seit langer Zeit wieder Probleme beim Einparken. Es erfordert viel Muskelkraft. Wir müssen Geld wechseln, in der Apotheke ein Mittel gegen Sodbrennen kaufen, das uns in Südamerika ständig quält. Wir vermuten, dass es am vielen Fleisch und dem Weißbrot oder am Wein liegt. Außerdem wollen wir unseren Flug übermorgen von Calafate nach Buenos Aires bestätigen. Eine Wechselstube zahlt mir für 100 US-Dollar 57.200 Pesos, was akzeptabel ist. Für den Euro zahlen sie 742 Pesos.
Punta Arenas war in Zeiten als der Panama Kanal noch nicht existierte, ein bedeutender Hafen, denn die Magellan Straße war die einzige Möglichkeit, die Häfen im Pazifik aus dem Atlantik kommend zu erreichen. Hier wurde Proviant und Wasser für die Weiterfahrt aufgenommen. Außerdem war es ein wichtiger Hafen für den Export der Wolle. Die Familie Braun war eine sehr wohlhabende Familie. Nach der Verheiratung mit der ebenfalls vermögenden Familie Mendenez haben sie das Leben ins Punta Arenas bestimmt. Ihre Häuser, heute Sitz des Schafzüchter Verbandes Club la Union, und das lokale Museum zeugen noch vom Reichtum dieser Zeit. Heute ist Punta Arenas wieder eine prosperierende Hafen- und Industriestadt an der Magellanstraße im tiefen Süden von Chile. Die Stadt ist die südlichste Stadt von Chile auf dem Festland. Nur die Inseln von Feuerland liegen noch südlicher. Wir besichtigen das Museo Maggiorino Borgatello, das viele Gegenstände und Fotos aus der Zeit der Kolonisierung zeigt, fahren dann mit dem Taxi zum Hafen und gehen in das Restaurant Brocolino, O`Higgins Nr. 1055. Ein sehr engagierter Koch hat es vor einem Jahr geöffnet. Er serviert eine fantasiereiche Küche. Wir teilen uns eine hervorragend schmeckende Fischsuppe und ein sehr gut gemachtes Ceviche als Vorspeise und frische Centollas mit Butter als Hauptgericht und trinken einen guten Sunrise Chardonnay von Concha y Toro dazu. Die Rechnung ist mit 21.400 Pesos (29 Euro) angemessen.
Wir laufen zum Auto zurück und begeben uns auf den Weg zurück nach Puerto Natales. Es windet wieder sehr. Unterwegs muss ich auf einem Parkplatz ein kleines Nickerchen einlegen, weil mich die Müdigkeit überfällt. Aber dann geht es weiter zu unserem Ziel, das wir zügig erreichen. Wir bestätigen unseren Flug nach Buenos Aires per Telefon und nach einer kleinen Pause wollen wir noch etwas trinken. Draußen ist es kühl, nur noch 10° und stark bewölkt. Wir gehen in die Lobby des Hotels Austral und bestellen Pisco sauer. Dort treffen wir Herrn und Frau Ulrich aus Deutschland bzw. Belgien. Er hat 28 Jahre bei der EU in Brüssel gearbeitet, ist nun (Jahrgang 1939) pensioniert und hat Zeit zum reisen. Sie machen eine Chilerundreise. Um 23:30 gehen wir zurück in unser Hotel Los Glaciares.
Beim Aufstehen entschließen wir uns, schon heute nach Calafate zu fahren. Puerto Natales bietet eigentlich nichts, was uns veranlassen könnte, noch einen Tag zu bleiben. Außerdem ist es 11° kühl und stark bewölkt. Jutta versucht telefonisch im Hotel Mirador del Lago ein Zimmer zu reservieren, was auch gelingt. Wir packen ein, frühstücken und zahlen unsere Rechnung. Das für die folgende Nacht reservierte Zimmer wird nicht berechnet. Aber die Telefonrechnung für die zahlreichen erfolglosen Versuche, unseren Flug zu bestätigen und das Zimmer zu reservieren, sowie unser Gespräch am Sonntagabend mit Silke kosten 39 USD. Entweder ist telefonieren in Chile sehr teuer oder das Hotel verschafft sich eine zusätzliche gute Einnahmequelle.
An der chilenischen Grenzstation erfolgt die Abfertigung schnell. Wir fahren bald wieder weiter bis zur Passhöhe und wieder hinunter. Die Grenzlinie zwischen Chile und Argentinien verläuft immer auf der Passhöhe. Auch hier sind die beiden Grenzstationen viele km von einander entfernt. In Argentinien dauert die Abfertigung länger, weil man uns an einen Schalter mit vielen Wartenden verweist. Wir fragen nach einer Weile noch einmal nach und werden dann von der Grenzpolizei an einem leeren Schalter persönlich und das Auto an einem zweiten ebenfalls leeren Zollschalter zügig abgefertigt. Wir fahren durch Rio Rubio, die Kohleminenstadt, die ziemlich trostlos aussieht und biegen dann auf die unbefestigte Straße nach Concha Carrera ab. Die folgenden 30 km sind noch einmal staubig. Begegnende Fahrzeuge hüllen uns in eine Staubwolke und obwohl wir das Gebläse ausgeschaltet haben, sind der Innenraum des Gol und wir eingestaubt. Wir fahren wieder durch das Tal mit den weißen Margariten so weit man sehen kann und beobachten Kondore in einer windigen Schlucht bei ihren Schwebeflügen aus der Nähe. An einer anderen Stelle verzehrt ein junger aber schon stattlicher Bussard seine Beute am Straßenrand. Wir können ganz nahe heran fahren. Zwei kleinere Chimangos warten darauf, dass er ihnen etwas übrig lässt.
Auf der dann folgenden asphaltierten Straße kommen wir gut voran. An einer Stelle wird ein neuer Asphaltbelag aufgebracht, was die Fahrt etwas verzögert. An einer anderen Stelle wird der Verkehr auf die alte unbefestigte Straße nebenan wegen Neubau umgeleitet. Wir müssen noch einmal 5 km Staub hinnehmen. In der Tankstelle in Tapie Aike wollen wir Kaffee trinken, doch sie ist geschlossen. Von hier ab ist die Straße 40 nach Calafate unbefestigt, deshalb biegen wir auf die asphaltierte Straße 5 nach Esperanza ab und erreichen die Straßenkreuzung bald. Hier essen wir zu Mittag. Von hier aus sind es noch 160 km nach El Calafate, die zunächst ohne Höhepunkte verlaufen. 30 km vor Calafate führt die Straße hinab ins Tal. Von oben hat man heute eine grandiose Aussicht auf das Fitz Roy Massiv im Norden bis zum Perito Moreno im Süden. Wir sehen zum ersten Mal die Bergspitzen von Fitz Roy in der Ferne. Nach 5,5 Stunden Fahrt (380 km) kommen wir in El Calafate an.
Im Hotel Mirador del Lago erkennt man uns wieder und bietet uns für 432 Pesos ein sehr schönes Komfortzimmer mit herrlichem Blick auf den Lago Argentino an. Wir nehmen das Angebot nach den Tagen in der Wildnis gerne an. Am Abend lassen wir uns noch einmal die gute Küche des Hotels schmecken. Die Bestätigung unseres Varig Fluges nach Miami erledigt für uns die Rezeption
Nach dem Frühstück holen wir im Hotel Blanca Patagonia das kleine Kissen ab, das Jutta beim Auschecken vor ein paar Tagen vergessen hatte, kaufen den Lederhut für Harald (USD 33) und wechseln unsere chilenischen Pesos in argentinische. Der USD wird nur noch mit 2,88 Pesos bezahlt, d.h. er ist gestiegen. Wir trinken noch einen Segafreddo Kaffee bei Casimiro und fahren dann zurück ins Hotel zum Packen. Das Wetter ist sonnig, warm und nicht sehr windig.
Wir tanken den Tank voll Superbenzin und fahren die 20 km zum Flughafen, geben den Wagen wieder ab und checken ein. Der Flug startet pünktlich um 16:00. Er führt über Bariloche nach Buenos Aires. In Bariloche können wir sitzen bleiben. Fluggäste steigen aus und neue ein. Die MD 80 der Austral, einer Aerolineas Argentina Tochter, landet pünktlich um 20:27 auf dem nationalen Flughafen von Buenos Aires. Mit dem Taxi kommen wir schnell zum Claridge Hotel.
Wir trinken noch zwei Gläser Cabernet Sauvignon in der Bar bevor wir ins Bett gehen.
Nach dem Frühstück und dem Empfang meiner Mails muss ich zunächst für eines meiner Aufsichtsratsmadate aktiv werden und zwei Beschlüsse im Business-Center des Hotels ausdrucken, unterschreiben und zurückfaxen. Dann kaufen wir den Elefanten für Edith (500 Pesos) und noch ein Armband für Silke (100 USD). Der Händler schenkt uns eine kleine Dose aus Marmor. Wir trinken noch einen Kaffee in einem Eckcafe an der Calle Florida. Die Sonne scheint. Es ist warm in Buenos Aires. Um 13:00 müssen wir auschecken. Wir fahren mit dem Taxi (48 Pesos) zum weit draußen liegenden internationalen Flughafen Ezeiza.
Für den Flug nach Sao Paulo erhalten wir die Plätze 6C und 6D und für den Nachtflug nach Miami 30J und L. Die Zeit bis zum Abflug 16:30 verbringen wir ganz angenehm in der Lounge von Varig. Wir fliegen überraschenderweise mit einem Airbus 320 der TAM und nicht mit Varig nach Sao Paulo wo wir um 19:10 bei Regen und fast vollständiger Dunkelheit landen. Vor ein paar Tagen in Punta Arenas war es um 22:00 noch hell. In Sao Paulo gehen wir in die Red Carpet Lounge von United Airlines. Der Flug nach Miami wird ein Gemeinschaftsflug Varig/United sein. Auch diese Lounge ist sehr angenehm. Es gibt viele frische tropische Früchte usw. Hier müssen wir nun bis 22:30 warten. Da der Weg bis zum Abfluggate 27 etwa 10 Minuten betragen soll, gehen wir frühzeitig los. Wir kommen an der Varig First Class-Lounge vorbei. Man verweigert uns aber trotz der Senatorkarte den Zutritt und verweist uns auf eine andere Lounge, die voller Menschen ist. Ich beklage mich, stoße aber auf taube Ohren. Mich würde interessieren wie sich LH bei Varig-„Senatoren“ verhält. Wir steigen pünktlich ein und nehmen sogleich eine Schlaftablette, um wenigstens etwas zu schlafen. Deshalb verpasse ich auch das Abendessen. Jutta ist noch wach und isst ein bisschen. Wir fliegen nach Miami. Dort ist es beim Abflug um 23:55 erst 21:55. Der Flug dauert 8 Stunden und soll um 6:00 landen.
Ich wache um 4:00 Miamizeit auf. Um 5:00 gibt es ein ordentliches Frühstück. Das Flugzeug landet gegen 5:40, etwas früher als geplant. Nach der Pass- und Zollkontrolle fahren wir zu Alamo und mieten ein Auto. Wir bekommen wieder einen Chrysler , den wir schon einmal hatten. Diesmal in weiß. Das Wetter in Miami ist regnerisch und relativ kühl. Um 7:30 kommen wir bei Luis an, der den Schlüssel am Gate hinterlegt hat. Wir gehen ins Bett. Bald stehen wir wieder auf und fahren nach Fort Lauderdale, weil Jutta in der Galeria einen Laden kennt, in dem sie Jeans kaufen will. Außerdem möchte sie zu ihrem Friseur, um ein Spray zu kaufen, das es nur bei ihm gibt. Das Spray gab es, die Jeans nicht. Aber wir haben in der Galeria einen Kaffee getrunken. Keinen guten, dafür in einem Plastikbecher. In Südamerika gibt es zwar viele arme Menschen, aber wir haben immer aus Porzellantassen Kaffee und aus richtigen Gläsern Wasser und Wein getrunken. Wir fahren in Aventura zu Barnes & Noble, um zu lesen, ggf. Bücher zu kaufen und Kaffee zu trinken. Ich kaufe ein Buch über Anti-Aging. Als wir um 15:00 zum Appartement zurückkehren, ist Luis schon da. Wir legen uns noch einmal hin. Ich kann eine Stunde schlafen, was mir gut tut. Jutta hält es länger im Bett aus.
Um 19:00 fahren wir zu Houstons zum Abendessen. Wir werden auf dem Parkplatz mit einem großen Golfwagen, der zum Schutz vor dem Regen ringsum mit durchsichtigem Plastik verkleidet ist, abgeholt. Es ist sehr voll. Man verspricht uns einen Tisch in 40 Minuten. Wir trinken an der Bar ein Glas Rotwein und warten. Um 20:40 bekommen wir schließlich einen Tisch. Die Wartezeit von ein-einhalb Stunden würde in Deutschland niemand akzeptieren. Aber die Amerikaner sind sehr geduldig. Keiner meckert. Wir essen Steak (Jutta), Tuna (Luis) und Mahi-Mahi (ich). Alles ist hervorragend. Meine Vorspeise, ein Salat mit Tunfisch ist ebenfalls sehr gut. Die Rechnung einschließlich Trinkgeld und dem Wein an der Bar fällt mit 160 USD auch sehr hoch aus. Wir müssen uns erst wieder an hohe Preise gewöhnen.
Wir bleiben noch bis zum 31.1.2005 in Florida und fliegen dann mit der Lufthansa zurück nach Frankfurt.