1. Autoreise von Krakau im Süden Polens bis nach Danzig an der Ostsee.
2. Auroreise von Görlitz in Sachsen nach Breslau im ehemaligen Schlesien.
Historische und andere Informationen sind Wikipedia entnommen.
Besuchte Orte
Krakau, UNESCO Weltkulturerbe (Altstadt)
Tarnow und Sandomierz
Warschau, UNESCO Weltkulturerbe (Altstadt), Hauptstadt von Polen
Lublin und Kasimierz
Thorn, UNESCO Weltkulturerbe (Altstadt)
Marienburg des Deutschen Ordens, UNESCO Weltkulturerbe (Altstadt)
Danzig und Zopot
Breslau
Mit der Lufthansa fliegen wir nach Krakau. SMS-Taxi holt uns um 6:00h ab. Wir frühstücken in der Senator-Lounge. Um 8:30h starte die Boeing 737 in den bedeckten Himmel Richtung Osten, wo wir um 10:00h landen. Ich wechsle 200 Euro in 684,00 Zloty. Das sind 3,42 Zloty für einen Euro. Wir haben bei SIXT ein Auto mit Automatik-Getriebe bestellt. Aber es gab nur Autos mit manuellem Getriebe und ich war nicht begeistert. Es war ein Ford Focus. Alle noch so kleinen Lackschäden werden auf einem Übernahmeprotokoll festgehalten und dann geht’s los. Im Parkhaus machen wir die erste Erfahrung mit der völlig unbekannten Sprache. Da gibt es das vertraute Schild Exit mit einem weiteren Wort. Nachdem wir herumirrten, kamen wir darauf, dass das zusätzliche Wort wohl einmal Fußgänger und zum anderen Auto bedeuten musste. Am Ende landeten wir auf der Straße und fahren zuverlässig durch den Navi gesteuert zum Hilton Garden Inn in Krakau. Das Hotel ist ziemlich neu und macht einen guten Eindruck.
Wir machen uns bald auf den Weg. Vor dem Hotel stehen zwei hoteleigene Taxen. Mit einer fahren wir in die Altstadt zum Hauptplatz Rynek Glówny (20 PLN). Der mittelalterliche Platz ist mit 4 ha Größe einer der größten in Europa. Er hat den Krieg gut überstanden. Am Platz trinken wir Kaffee im 1364 gegründeten Wierzynak, einem Café und Restaurant. Wir sitzen draußen. Ein Plakat kündigt für jeden Abend im Sommer Chopin Konzerte an. Wir erwerben Karten für je 60 PLN.
In der Mitte des Platzes stehen die bekannten Tuchhallen, die 1257 erbaut wurden. Im Erdgeschoss sind innen viele Stände mit kunsthandwerklichen Produkten, u.a. Bernstein. Wir erwerben einen Bernstein-Anhänger mit einer Silberkette. Im ersten Stock ist das Nationalmuseum. Um den berühmten Platz stehen weitere sehenswerte Gebäude. Der barocke Turm des Anfang des 19. Jh. abgerissenen Rathauses steht noch. Die Marienkirche steht am anderen Ende des Platzes. Sie hat zwei unterschiedlich hohe Türme. Vom höheren Turm erschallt jede Stunde ein Trompetensignal. Der kleinere ist der Glockenturm. Der berühmte Veit Stoß Altar steht im Chor. Es ist ein mehrflügeliger 13x11 m großer Hochaltar aus Lindenholz, der von 1477-1489 geschnitzt wurde. In der Kirche gibt es noch mehr Sehenswertes zu sehen.
Es fängt an zu regnen. Wir werden nass und beschließen, ein Taxi zu suchen, dass uns zum Hotel zurückfährt. Nach einer Ruhepause nehmen wir im strömenden Regen wieder ein Taxi zum großen Platz. Das Klavierkonzert findet im 2. Stock des Hauses in einem Renaissance Saal statt. Der 25 Jahre alte Przemyslaw Winnicki spielt Chopin, Paderewski und am Ende die ungarische Rhapsodie von Liszt. Wir sitzen in der ersten Reihe und schauen ihm bei einem Glas Wein auf seine flinken Hände. Fantastisch, er spielt weich mit viel Gefühl und fehlerfrei. Ein schöner Abend. Es hat aufgehört zu regnen und wir beschließen durch die Nacht zum Hotel zurückzugehen.
Dort nehmen wir noch einen Drink, beunruhigen uns über die erneuten weltweiten Börsenabstürze und gehen dann ins Bett.
Das Frühstück im Hotel ist gut und das Wetter ist viel besser. Nun scheint schon öfter mal die Sonne. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg über die Weichsel auf den Hügel Wawel zur Burg und Kathedrale. Das Königsschloss wurde im 14. Jh. im romanischen Stil errichtet, brannte 1499 ab und wurde im Renaissance-Stil wieder aufgebaut. Es hat einen sehenswerten 3-stöckigen Innenhof. Auf dem Hügel neben dem Schloss steht die Wawel-Kathedrale. Sie ist die Krönungskirche der Polen. 37 Könige und Prinzen wurden hier inthronisiert. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf die Weichsel. Die Altstadt von Krakau, die Burg Wawel und das Judenviertel gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wir gehen die ul. Kanonicza entlang und dann die ul. Grodzka zum Ryan Growny Platz, nehmen im Café Wierzynek einen Kaffee ein, schlendern über den Platz und durch umliegende Gassen und gehen dann wieder zurück ins Hotel. In der Deutschen Bank am Rynek erkundige ich mich, wie ich mit meiner EC-Karte Bargeld erhalten kann. Nur eine der drei Damen spricht Englisch. Sie verweist mich in einem barschen Ton auf den Automaten draußen. Der verweigert aber auch beim zweiten Versuch die Herausgabe von Geld. Ich gehe ein paar Häuser weiter zu einer polnischen Bank. Dort erhalte ich 500 Zloty ohne jede Widerrede. Nach vier Stunden auf dem harten Pflaster tut uns der Rücken weh. Wir ruhen uns aus, denn wir haben eigentlich alles Wesentliche in Krakau gesehen.
Am Abend essen wir früh eine Kleinigkeit im Restaurant des Hotels und gehen bald aufs Zimmer.
Nach einem wiederum guten Frühstück fahren wir los zum ersten Ziel des Tages Tarnów. Der Ort ist eine Kleinstadt ca. 80 km östlich von Krakau. Die ersten Kilometer sind vielversprechend auf einer schönen Autobahn, die aber bald endet und in eine Fernstraße übergeht. Es geht durch viele Orte und diese Ortsdurchfahrten machen den Verkehr sehr langsam. Wir kommen nicht voran. Für die 80 km benötigen wir 2 Stunden. Tarnów wurde im Baedeker interessant beschrieben mit wunderschön restauriertem Altstadtensemble, das mit seinen engen Gässchen den Flair vergangener Zeiten besitzt. Die Wirklichkeit ist rauer. Wir finden nur schwerlich einen Parkplatz. Als wir einen gefunden haben entnehmen einem Schild, dass wir dafür zahlen müssen, aber wo? Wir fragen Passanten. Niemand spricht englisch oder deutsch. Wir fragen in einem Laden und an einem Kiosk. Schließlich verkauft man uns am Kiosk einen Parkschein. Wir legen ihn hinter die Windschutzscheibe und gehen eine Treppe hinauf in die Altstadt. Der Rynek mit seinem gotischen Turm aus dem 14. Jh. in der Mitte ist ganz hübsch. Auch die umliegenden Häuser und die Kirche sind sehenswert. Wir trinken einen doppelten Espresso trotz der etwas kühlen Temperaturen in einem Straßencafé und schlendern zurück zum Auto. Außer dem Rynek ist die Stadt trist. Uns fallen auch die Alkoholiker auf der Straße auf. Man erzählt uns später, dass heute viel mehr Wein aus Chile, Südafrika oder Australien als Wodka getrunken wird.
Wir fahren weiter auf einer kleinen engen Straße durch Felder und Wälder nach Sandomierz, wo wir in der Villa Halina ein Zimmer gebucht haben. Sandomierz liegt am linken Weichselufer auf sieben Hügeln. Es wurde im 10 Jh. schon als Ort an der Handelsstraße von Prag über Krakau nach Kiew bekannt. Im 11. Jh. gehörte das kleine Städtchen neben Breslau und Krakau zu den wichtigsten Städten in Polen. Lange Zeit war Sandomierz die Hauptstadt des Fürstentums Sandomierz. Im zweiten Weltkrieg erlitt das Städtchen keine Beschädigungen. Von Norden kommend gehen wir durch das Opatower Tor (Brama Opatowska) in die Stadt. Wir besteigen den Turm und haben von einer Plattform einen schönen Blick auf die Stadt und die Weichsel. Von dort aus gehen wir zum Masle Rynek (kleiner Markt) und zum anschließenden (Rynek), der von sehr hübschen Häusern umrahmt ist. In der Mitte steht das aus Ziegelsteinen erbaute gotische Rathaus, das 1550 durch Renaissance-Elemente verschönert wurde. An einer Seite zeigt eine große Sonnenuhr die Zeit an, wenn die Sonnen scheint. Bei unserem ersten Rundgang war der Himmel sehr bedeckt und es tröpfelte sogar ein bisschen. Alle Straßen in Sandomierz sind gepflastert und teilweise schlecht zu begehen und nicht überall gibt es Bürgersteige. Am Rynek trinken wir einen Kaffee und essen ein Chiabata Brötchen mit Lachs, das uns gut schmeckt. Unser Kellner spricht gutes Deutsch, das er in der Schule gelernt hat. Vom Rynek gehen wir hinunter zur sehenswerten Kathedrale. Der polnische König Kasimierz III (der Große) stiftete das dreischiffige gotische Bauwerk, das 1360-1382 erbaut wurde. Die große Orgel wurde vom Danziger Andrzej Nitrowski 1694-1697 gebaut. Die fantastischen byzantinisch-russischen Fresken im Altarraum und Rokokoaltäre und Skulpturen sind sehenswert. Draußen vor dem Eingang berichten Tafeln von der Restaurierung der Kirche nach einem starken Verfall in der kommunistischen Zeit. Von der Kathedrale gehen wir zum Schloss hinunter, das auf einer Terrasse über der Weichsel liegt. Es diente 200 Jahre als Gefängnis und ist heute das Regionalmuseum. Der Himmel zeigt inzwischen immer mehr blaue Farbe. Aber es bleibt noch kühl. Durch ein Tal, das deutliche Unwetterspuren aufweist, gehen wir weiter zur Jakobskirche, dem ältesten Backsteingebäude in Kleinpolen aus dem 13. Jh. Es wurde im spätromanischen Stil errichtet. Wir gehen zurück in die Stadt. Am Abend erleben wir ein Orgelkonzert in der Kathedrale, das ein junger angehender Organist darbietet und danach essen wir im Restaurant Pod Cizemka aus dem 16. Jh am Rynek zu Abend. Die Kohlrouladen schmecken wie bei uns und Juttas Barszczt-Suppe (Borscht, Rote Beete) mundet ihr auch gut. Wir gehen durch das schon dunkle Sandomierz zurück zur Willa Halina. Das Hotel ist neu. Es wurde im Mai eröffnet. Wir fühlen uns wohl.
Wir frühstücken um 8:30h in einem engen kleinen Frühstückszimmer der Willa Halina. Das Frühstück ist ok. Mit Kreditkarte kann ich nicht bezahlen, weil es aktuell keine Internetverbindung gibt. Schon um 9:15h fahren wir weiter nach Lublin. Die Strecke ist zwar nicht weit, aber wir kommen nur langsam voran. Bisher haben wir auf der Reise einen Durchschnitt von 52 km/h erreicht und das überwiegend auf Landstraßen. Die meisten Straßen sind gut. Nur die Nebenstrecken haben eine mehrfach ausgebesserte holprige Asphaltdecke. In Lublin finden wir einen gebührenpflichtigen Parkplatz direkt am Eingang zum Rynek. 1 Stunde von 10:30h bis 11:30h kostet 2 Zloty. Die Altstadt von Lublin zeigt trotz voranschreitender Renovierung immer noch viele Schäden des Krieges und der Nachkriegszeit. Es ist noch viel zu tun. Irgendwann wird Lublin mal wieder eine sehenswerte Stadt sein. Am Rynek trinken wir ein Wasser und machen einen Rundgang.
Um 11:40h sind wir zurück am Auto und fahren weiter nach Kasimierz Dolny, das im Reiseführer hochgelobt wird. Es liegt abseits der Hauptstraße nach Warschau. Wir gelangen dorthin auf einer kleinen Straße, die den Reiz hat, viel Natur zu bieten. Man bietet uns einen kostenpflichtigen privaten Parkplatz (10 Zloty). Das Ein- und später das Ausparken erfordert viel Feingefühl und Juttas Hilfe und das das ohne Automatik! Kasimierz hat einen interessanten Rynek, der aber einem Vergleich mit Sandomierz nicht standhält und ansonsten nicht viel zu bieten. Wir können die Begeisterung im Baedeker nicht nachvollziehen. Es gibt sehr viele überwiegend polnische Touristen.
Wir fahren weiter in Richtung Warschau. Zeitweise kommen wir gut voran. Die Einfahrt nach Warschau ist dank Navigator problemlos. Zum Interconti Hotel gelangen erst nach vielen Versuchen, weil eine große Baustelle den Weg dorthin versperrt und der Navi keinen Rat (mehr) weiß. Nach dem Einchecken ruhen wir uns aus und gehen nach den 19:00h Nachrichten im ZDF ins Restaurant und essen vorzügliches Steak bzw. Lamm und trinken dazu einen chilenischen Chardonnay. Das Wetter heute ist wechselhaft, mal sonnig warm und dann wieder grau und bedeckt.
Wir wachen in der polnischen Hauptstadt Warschau erst nach 8:00h auf. Das Zimmer im 28. Stock des Intercontinental Hotels kostet nur 63,27 Euro und bietet dafür viel Komfort und eine tolle Aussicht auf Warschau und den Kulturpalast im Zuckerbäckerstil, ein Geschenk Stalins an das polnische Volk. Der Kulturpalast ist mit 230 m immer noch das höchste Gebäude der Stadt, wird aber zunehmend von anderen Hochhäusern eingerahmt und seiner beherrschenden optischen Wirkung beraubt. Die Polen mögen das Gebäude nicht.
Wir brechen zu Fuß auf zur Altstadt und gehen über die Swietokryska Straße und die Marszalkowsky zum Ogrod Saski, dem sächsischen Park und über die Senatorkorska Straße zum Schlossplatz. Während wir uns darüber unterhalten, ob wir mit einem kleinen Bähnchen fahren oder nicht spricht uns ein älterer Mann auf deutsch an und offeriert eine private Tour von 1,5 Stunden Dauer für 60 Zloty pro Person. Er empfiehlt uns das Frühstück im Café Liternaka, dem Literatencafé an der Ecke. Wir sagen noch nicht zu. Er kommt aber später zu uns, um uns zu fragen. Wir sagen zu und nehmen unser gutes Frühstück ein. Er kommt mit seinem Auto vorbei und nimmt uns auf. Wir fahren über den Schlossplatz und zum alten Rynek. Unterwegs besichtigen wir die Johannes Kathedrale. Die gesamte Altstadt (Stare Miasto) wurde nach dem 2. Weltkrieg vollständig wiederaufgebaut. Unser Führer zeigt uns nun die Reste des Warschauer Ghettos und das Denkmal auf dessen Stufen Willy Brandt einst niederkniete und die hunderttausenden Juden um Verzeihung bat. Das Ghetto wurde von den Nazis nach dem Aufstand vollständig zerstört. Heute stehen hier Plattenbauten. Das nächste Ziel ist der Pawiak, ein von den Russen während deren Besatzungszeit erbautes Gefängnis, das im 2. Weltkrieg die politischen Gefangenen einsperrt hielt. Wir sehen die kleinen Zellen, in denen oft zehn und mehr Häftlingen einsaßen. Schrecklich! Aber nicht nur die Nazis vergingen sich an dem polnischen Volk. Gleiches taten auch die Russen. Davon zeugt auch ein Denkmal.
Wir haben nun genug von den schrecklichen Greueltaten und fahren weiter über die prächtigen Straßen Warschaus, vorbei an historischen Palästen und Parkanlagen. In einer Kirche, deren Namen uns entfallen ist, ist Chopins Herz begraben. Sein Körper wurde in Paris beerdigt, aber sein Herz nahm seine Schwester mit nach Warschau, wo es beigesetzt wurde. Wir fahren wieder zurück zum Schlossplatz und steigen aus. Da die Zeit von 1,5 Std überschritten wurde, verlangte unser Führer mehr. Ich gab ihm schließlich 150 Zloty. Wir gehen noch einmal über den Rynek und nehmen dann ein Taxi zum Café Blickle in der Nowy Swiat Straße, wo wir ein Stück Kuchen essen und Kaffee trinken. Von dort laufen wir zurück zum Kulturpalast, nehmen den Fahrstuhl hinauf zum 30. Stock zu Aussichtsplattform. Man sieht nicht viel mehr als von unserem Zimmer im Interconti-Hotel. Zurück im Hotel ruhen wir uns aus. Gehen auf dem harten Pflaster ermüdet doch sehr. Mein rechtes Knie schmerzt.
Zum Abendessen gehen wir in ein Hardrock Café nicht weit vom Hotel entfernt. Jutta isst einen Hamburger und ich Fajita mit Beef und Shrimps. Beides ist gut. Wir können heute Abend sogar bis 21:30h draußen sitzen.
Heute wollen wir nach Allenstein (Olcztyn), dem Eingangstor zu den Mazuren. Aber es wird anders kommen. Schon um 8:45h sitzen wir im Auto und fahren in Richtung Olsztyn. Auf der Stadtautobahn verpassen wir eine Ausfahrt, werden durch Baustellen wieder in die Stadt zurückgeführt und dann auf die Straße 8 geleitet, die nach Breslau führt. Aber Breslau liegt doch nicht im Norden von Warschau sondern im Westen. Wir halten bei einer Tankstelle an und überprüfen unserer Eingaben. Vielleicht gibt es einen guten Grund, zunächst nach Westen zu fahren? Die Straße 8 wird in ganzer Länge von Bilfinger & Berger 4-spurig ausgebaut. Wir kommen nur sehr langsam voran. Unterwegs nehmen wir ein Frühstück, bestehend aus einem Käsebrötchen und einer Tasse Kaffee ein. Es gibt nirgendwo sinnvolle Abfahrten in Richtung Norden. Wir nähern uns Lodz und werden zu allem Überfluss noch auf die Autobahn 1 nach Süden Richtung Kattowitz geleitet. Eine Einfahrt in die 1 nach Danzig gibt es offenbar nicht. Bei nächster Gelegenheit kehren wir um. Auch die Straße 1 nach Danzig ist sehr langsam. Holperige Straßendecken, Ortsdurchfahrten mit Ampeln und hunderte von Radarfallen, auch an Stellen mit 50 oder 70, die keinen Sinn machen. Es ist entnervend. Wir beschließen, heute nicht mehr wie geplant nach Ostroda bei Olcztyn zu fahren sondern ein Hotel in Thorn (Torun) einer alten Stadt an der Weichsel zu suchen. Im Baedeker suchen wir ein Hotel aus und rufen an. Die Telefonnummer ist falsch. Bei einem nächsten Stau gehe ich zu meinem „Hintermann“. Er klärt mich auf. Die Vorwahl von Thorn beginnt nicht wie angegeben mit einer 0 (wie bei uns) sondern mit der 5. Nun klappt der Anschluss. Das Hotel Filmar ist belegt. Nur zwei Einzelzimmer sind frei. Wir fahren trotzdem hin und sagen das Hotel in Ostroda ab. Nach einer Diskussion an der Rezeption buchen wir schließlich eine Suite zu einem natürlich viel höheren Preis. Sie ist ganz schön.
Wir brechen nach einer kurzen Ruhepause zu Fuß in die Altstadt von Thorn auf und sind sehr überrascht. Die Kopernikus-Stadt ist eine Perle und wird als eine der schönsten Städte in Polen bezeichnet. Sie gehört seit 1997 zum UNESCO Weltkulturerbe. Die schon seit dem 8. Jh. bestehende Siedlung an der Weichsel wurde unter der Herrschaft des deutschen Ordens 1280 Mitglied der Hanse. Sie war 1453 am Aufstand des preußischen Bundes gegen den deutschen Orden maßgeblich beteiligt. Der zweite Thorner Frieden beendete 1466 den Krieg und Thorn fiel an Polen. Bis zur Mitte des 17. Jh. erlebte die Stadt eine Blüte. Die Schwedenkriege beendeten den Reichtum der Stadt. 1793 wurde Thorn preußisch, 1920 wieder polnisch und Hauptstadt der pommerschen Wojewodschaft.
Sehenswert ist die ganze Altstadt mit ihren stolzen Bürgerhäusern. Das gotische Rathaus am Rynek Staromiejski ist ein Zeugnis bürgerlicher Architektur. Der Turm bestand schon seit 1250 und wurde 1385 erhöht. Sei heutiges Aussehen schuf der flämische Baumeister Anton van Opbergen am Beginn des 17. Jh. Das zweite berühmte Gebäude ist die Marienkirche, die in der zweiten Hälfte des 14 Jhd als Klosterkirche eines Franziskanerkonvents erbaut wurde. Während unseres Besuches fand gerade eine Messe statt, so dass wir nicht in der Kirche herumgehen konnten. Wir haben aber die teilweise gut erhaltenen Fresken aus dem späten 14. Jhd gesehen. Die abseits vom Rynek stehende Johanneskircheaus dem 13 Jhd. ist ebenfalls sehenswert.
Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt vorbei an schönen Häusern zurück zum Hotel. Dort essen wir gut zu Abend.
Wir verlassen Thron und fahren zunächst auf der Straße 1 und dann auf der 55 nach Malbork (Marienburg). Die Marienburg wurde ab dem 13. Jh. am Ufer der Nogat als mächtige Residenz des deutschen Ordens errichtet. 1457 fiel sie an den polnischen König, aber 1772 an Preußen. Im 2. Weltkrieg wurden Stadt und Burg zerstört und nach langjährigen Restaurierungsarbeiten 1997 in die Liste des UNESCO Welterbes aufgenommen. Das Hauptschloss, Mittelschloss und der Hochmeisterpalast sind zu besichtigen. Am eindrucksvollsten ist das Schloss vom anderen Nogat-Ufer, wo man auf Privatgrundstücken gegen Gebühr das Auto parken kann.
Wir fahren weiter zur frischen Nehrung, zum Badeort Krynica Morska. Das Bad liegt zwischen dem frischen Haff und der Ostsee. Heute am Sonntag bei schönstem Sonnenwetter ist der Ort total überlaufen. Wir finden keinen Parkplatz und uns gelingt es weder an die Ostsee oder an Haff zu kommen. Entnervt geben wir auf und fahren weiter nach Danzig. Wir nehmen die 501 und setzen mit einer Fähre auf das andere Weichselufer über. An der Anlegestelle essen wir in einem Fischrestaurant im Freien geräucherte Makrele, zwei Riesenportionen für 50 Zloty. Danach müssen wir noch auf einer abenteuerlichen Pontonbrücke einen Mündungsarm der Weichsel überqueren. Unser Hilton Hotel am Targ Rybny am Rande der Altstadt finden wir mit dem Navigator problemlos. Nach dem Einchecken gehen wir hinunter und flanieren am Ufer der Stara Motlawa entlang. Es herrscht überall großer Betrieb. Das mag daran liegen, dass am Montag Maria Himmelfahrt, ein Feiertag in Polen ist. Wir sehen das berühmte Krantor und andere schöne Gebäude. Den Abend beschließen wir auf der Terrasse des Hotel mit Blick auf das Krantor mit einem Bier (Whiskey).
Wir schlafen lange bis 8:45h und gehen dann in die Altstadt von Danzig. Leider ist das schöne Wetter zu Ende. Es hat geregnet, aber im Augenblick ist es trocken. Unser erstes Ziel ist die mächtige gotische Marienkirche, die 25.000 Menschen fassen soll. Sie wurde zwischen 1343 und 1505 gebaut. Die dreischiffige Hallenkirche ist 105 m lang und 66 m breit. Die Decke ist 30 m hoch. Sie gehört zu den größten Ziegelsteinkirchen der Welt. Als wir die Kirche betreten, wird gerade eine Messe gelesen. Wir beschließen später noch einmal wiederzukommen und gehen weiter zum Dlugi Targ. Danzig ist eine fantastische Stadt. Eine Hausfassade ist schöner als die andere. Besonders auf dem Langen Markt zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite. Die Glockengiebel erinnern an Holland. Wir frühstücken ausgezeichnet im Café Ferber. Es fängt leider wieder an zu regnen und deshalb gehen wir zurück in die mächtige Marienkirche, die in der preußischen Zeit bis 1945 evangelisch war und dann sofort wieder katholisch wurde. Gleich am Eingang ist eine 14 m. hohe astronomische Uhr aus dem 15. Jhd.
Danzig hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Von 997-1308 war die Stadt Teil von Polen. Dann gehörte sie bis 1486 zum deutschen Orden und anschließend wieder zu Polen. Von 1793 bis 1805 gehörte Danzig zu Preußen und von 1807-1814 war es wieder eine freie Stadt. Bis 1874 gelangte Danzig wieder unter den Einfluss von Preußen und gehörte danach bis 1871 zum Deutschen Reich. Zwischen den beiden Weltkriegen war Danzig wieder eine freie Stadt, wurde 1939 von der deutschen Armee besetzt und gehört seit 1945 wieder zu Polen.
Durch das Stadttor gelangen wir zum Fluss und können noch einmal das Krantor aus dem 15. Jhd. bewundern, das viele Schiffe be- und entladen hat und nun das Wahrzeichen von Danzig ist. Seine Laufräder wurden von Häftlingen bedient. Der Kran konnte mit einem Tretrad 2 t. schwere Lasten 25 m hoch oder mit dem anderen Tretrad bis zu 4 t. 11 m mit den Füßen hoch heben. Danzig ist, obwohl noch nicht vollständig restauriert, eine der schönsten historischen Städte, die wir gesehen haben.
Um 15:30h fahre ich mit dem Taxi in die Ulica Falista 12, um Dr. Altmann zu besuchen. Gegen 10:00h bin ich wieder im Hotel zurück. Jutta führt mich auf die Dachterrasse im 5. Stock wo wir ein Glas Wein mit Blick auf den Stara Motlawa und das Krantor trinken. Es ist trocken, aber stark bewölkt. Um etwas zu essen, fahren wir mit dem Aufzug hinunter ins EG und genießen den Abend unter einem großen Schirm und erwärmt von einem Gasheizofen. Jutta isst einen vorzüglich schmeckenden Bagel mit Lachs und ich ein Stück Hecht in einer Tomatensoße, der auch sehr gut schmeckt.
Das Tief scheint durchgezogen zu sein. Um 7:45h scheint wieder die Sonne. Wir fahren auf dem Wege zum Flughafen nach Zopot (Sopot). Das berühmte Seebad bildet heute zusammen mit Gdingen und Danzig eine „Tri-City“. Sopot hat den Glanz eines verblichenen, mondänen Weltbades. In den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts war es berühmt für die Reichen und Mächtigen, die hier im Casino Reichtümer verspielten, sich auf der Pferderennbahn amüsierten oder ein ruhigeres Leben in den zahlreichen Jugendstilvillen und herrschaftliche Wohnsitze in Obersoppot bevorzugten. Wir parken das Auto auf einem bewachten Privatparkplatz in Strandnähe und gehen zum Kurhaus. Zopot hat den 2. Weltkrieg fast unbeschadet überlebt. Nur der Kurbezirk wurde durch eine sowjetische Artilleriegranate getroffen und zerstört.
Das heutige Kurhaus ist neu. Es wurde erst 2009 eröffnet. Es wird von Sheraton bewirtschaftet. Wir frühstücken auf der Terrasse. Der Zutritt zur Mole ist gebührenpflichtig und an der Kasse gibt es lange Schlangen. Wir verzichten und gehen den Berg hinauf in die Stadt und wieder zurück zum Auto. Die Fahrt zum Flughafen gestaltet sich abenteuerlich. Der Navigator führt uns über sehr schlechte Straßen in die Nähe des alten Abfertigungsgebäudes. Das neue wird vermutlich noch in diesem Jahr fertiggestellt. Es werden neue Straßen gebaut. Wir haben nicht ein einziges Verkehrsschild zum Flughafen gesehen. Es gibt auch keinen Hinweis auf „Car Return“. Am Ende landen wir auf einem Parkplatz. Ich gehe ins Gebäude und finde den Sixt-Schalter. Ein freundlicher junger Mann folgt mir auf den Parkplatz und fährt mit mir zu einer Tankstelle, um den fast leeren Tank zu füllen. Dann fährt er uns in die Nähe des Checkin. Wir laden aus und checkcn ein. Wir haben noch genügend Zeit bis zum Abflug um 18:00h. Die Dame am Checkin bucht uns auf eine LOT-Maschine um 15:30 um. Wir landen 2,5 Stunden früher als geplant in Frankfurt und dort wartet schon SMS-Taxi, das ich telefonisch vom Flughafen Danzig aus umdisponiert hatte.
Es war eine schöne, aber anstrengende Reise mit vielseitigen Eindrücken. Unser Bild über Polen hat sich deutlich verbessert. Die Menschen sind freundlich und hilfbereit. Polen ist ein schönes, attraktives Nachbarland und es ist preiswert. Ein schönes Zimmer im Hilton Garden Inn in Krakau kostet z.B. 80 Euro und ein Abendessen in einem guten polnischen Restaurant ist für zwei Personen inkl. Wein für 50 Euro zu haben. Das Land hat sehr viel Sehenswertes zu bieten. Ein temporärer Nachteil sind die zahllosen Straßen-Baustellen. 2012 richtet Polen die europäischen Fußballmeisterschaften aus und bereitet sich darauf vor.
Wir fahren von Görlitz an der Neiße nach Breslau. Görlitz lag früher aus beiden Seiten der Neiße. Nach dem Ende des 2. Weltkieges wurden die Grenzen neu bestimmt und die sogenannte Oder-Neiße Linie als Ostgrenze Deutschlands festgelegt. Die östlichen Stadtteile von Görlitz gehören seitdem zu Polen.
Bei einem Aufenthalt in der schönen Stadt Görlitz beschlossen wir, mit unserem Auto nach Breslau zu fahren. Das sind etwa 190 km auf guten Straßen. Wir bleiben in Breslau über Nacht.
Breslau (polnisch Wrocław [ˈvrɔtswaf]) im Südwesten von Polen gelegen, ist mit fast 640.000 Einwohnern nach Warschau, Krakau und Łódź die viertgrößte Stadt des Landes. Im Jahr 1945 wurde Breslau gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. In seiner wechselvollen Geschichte hatte Breslau nach dem Tod des letzten Piastenherzogs Heinrich VI. zu Böhmen (und zeitweise Ungarn) sowie zu Österreich und Preußen gehört. Mit ihren zahlreichen historischen Bauten, Parkanlagen und Plätzen ist die Stadt heute Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.
Das Breslauer Rathaus, auch Altes Rathaus, ist das Wahrzeichen der Stadt Breslau. Es steht an der südöstlichen Ecke des Großen Rings. Die Elisabethkirche (poln. Bazylika św. Elżbiety) ist ein backsteingotischer Kirchenbau in der Breslauer Altstadt und zählt zu den ältesten und größten Kirchen der Stadt. Von 1525 bis 1946 war die Kirche die evangelische Hauptkirche von Breslau. Seit 1946 ist sie katholische Garnisonkirche der Oderstadt.