Mit Mein Schiff 2 fahren wir von Kiel über Westnorwegen nach Island und über die Faröer Inseln zurück.
Historische und andere Angaben sind zum Teil Wikipedia und meinem Reisetagebuch entnommen.
Besuchte Orte und Landschaften:
Bergen, UNESCO Weltkulturerbe (Bryggen) in Norwegen
Olden im Nordfjord, Norwegen
Akureyri, Nordost-Island
Godafoss und Myvatn, Namaskard, Nordost-Island
Isarfjördur, Nordwest-Island
Reykjavik, UNESCO Weltkulturerbe (Þingvellir Nationalpark), Island
Rundfahrt der Goldene Kreis, Island
Torshavn auf den Faröer Inseln
Stavanger und Lysefjord, Norwegen
Das ist unsere zweite Reise mit Mein Schiff 2. Das Schiff wurde 1997 in der Meyer Werft, Papenburg gebaut und hat eine Kapazität von 1912 Passagieren. TUI erwarb das Schiff 2011 von Celebrity Cruises (Royal Caribean). Der Name dieses Schiffs änderte sich 2019 in "Mein Schiff Herz", nach dem ein Neubau Anfang 2019 die alte Mein Schiff 2 ersetzt hat. Das neue Mein Schiff 2 ist größer und kann 2500 Passagiere befördern.
Die Kreuzfahrt führt uns von Kiel nach Bergen und in den Nordfjord in Westnorwegen und weiter rund um Island und über die Faröer Inseln zurück nach Kiel. Auf der Insel Island lernen wir die vulkanischen Fumarolenfelder im Nordosten, Dörfer im Nordwesten und den Goldenen Kreis mit dem Nationalpark Thingvellir kennen. Der Geysir Strokkur und der Wasserfall Gullfoss sind grandios. Uns beeindruckt aber auch die Hallgrímskirkja in Reykjavik und das Einar-Jónsson-Museum.
Der Nationalpark Thingvellir (Þingvellir) der unweit von Reykjavik ist ein nationales Denkmal. Þingvellir [ˈθiŋkvetlir] etwa 40 km östlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík am Nordufer des Sees Þingvallavatn gelegen hat besondere Bedeutung für die Geschichte Islands. Zur Zeit der Besiedlung liefen in Þingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen. Hier, auf dem Thingplatz in der Nähe der Schlucht Almannagjá, wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Wikinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle Versammlung Althing abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktion hatte. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt – nach denen in Griechenland und im Römischen Reich der Antike. Das Althing bestand bis 1798, als die Dänen es auflösten. Im Nationalpark verläuft die Grabenbruchzone im Grenzbereich zweier tektonischer Platten. Hier driften die beiden Kontinente Amerika und Europa auseinander.
Die ehemalige Hansestadt Bryggen in Bergen (UNESCO Weltkulturerbe) und die Fantoft Stabkirche sind sehenswert. Im Lysefjord bei Stavanger mit seinen steil aufragenden Hängen erleben wir eine schöne Stimmung.
Der ICE 674 ist um 7:58 in Frankfurt Hbf. pünktlich abgefahren. Fahrplanmäßig um 13:07 sollen wir in Kiel, dem ersten Zwischenziel unserer Reise, eintreffen. Bahnfahren ist angenehm, aber nicht mit Gepäck. Wir reisen mit zwei großen, schweren Koffern, die ich nicht (mehr) in den Gepäckträger über den Sitzen heben kann. Jetzt stehen sie im Gang und behindern den Durchgang. Beschwert hat sich noch niemand. Warum die Bahn für Reisende mit schweren Koffern keinen Platz in den Wagen schafft, ist nicht zu begreifen. Die früheren ICE Züge hatten eine Garderobe und einen Gepäckstellplatz. Man rechnet vielleicht nur mit jüngeren kräftigen Fahrgästen. Um mich herum sitzen bis auf eine Ausnahme nur Ältere. Das sollte im Jahr 2014 nicht wundern. Alle meine Bemühungen, das Internet der Bahn zu benutzen, schlagen fehl. Auch hier hat die Bahn Nachholbedarf, denn ohne Internet geht heute nicht mehr viel. Wir bestellen beim Kellner etwas zu essen. Der Service der Bahn ist besser geworden. Nach 20 Minuten werden Blinis und der Räucherlachs serviert. Dazu ein frisch gezapftes alkoholfreies Weizenbier. Gut! Nach 4 Stunden erreichen wir Hamburg Hbf, und es geht nach kurzem Halt weiter zu unserem heutigen Ziel Kiel. Mit 5 Minuten Verspätung treffen wir um 13:12 Uhr dort ein und können unsere beiden Koffer schon am Bahnhof bei TUI Cruises abgeben. Ein Bus bringt uns zum Schiff. Dort checken wir zügig ein. Unsere Suite 12022 auf Deck 12 ist erst ab 15:00 fertig. Wir überbrücken die Wartezeit in der X-Lounge am Bug des Schiffes, essen ein bisschen Käse und trinken ein Glas Champagner. Dann ist es bald 15:00. Unsere Suite ist geräumig und hat einen großen Balkon mit Tisch und zwei Stühlen, sowie einer Hängematte und einer Liege.
Nach einer Weile kommt mein Koffer, aber Juttas Gepäck lässt auf sich warten. Kurz vor der obligatorischen Seenotübung wird der vermisste Koffer angeliefert. Jutta packt noch schnell aus und dann gehen wir zu unserem Musterplatz D. Der Treffpunkt liegt auf Deck 5. Es gibt die üblichen Prozeduren einschließlich Gang zu den Rettungsbooten. Dann ist der Drill auch schon wieder zu Ende. Wir alle hoffen, dass der Ernstfall nie eintritt.
Wir gehen zur X-Lounge. Jutta isst eine große Portion Kaviar. Wir trinken Champagner und lassen einen Tisch bei Richards reservieren, nach dem wir die Menükarte studiert haben. Menüs und Rezepte sind diesmal vom Sternekoch des OLO Restaurants in Helsinki.
Das Auslaufen aus der Kieler Förde verfolgen wir auf dem kleinen Deck vor der X-Lounge. Während sich auf Deck 11 und 12 unzählige Leute an der Reling drängen, ist hier niemand außer uns. Vor uns verlässt eine Autofähre der schwedischen Stena Line den Hafen. Wir fahren mit Abstand hinterher. Das Wetter ist gut. Es weht ein frischer Wind. Am Ausgang der Förde passieren wir das Marineehrenmal in Laboe.
Zurück in der Suite ziehen wir uns um und gehen auf Deck 5 zu Richards. Es hat sich nichts verändert, nur das Personal ist neu. Das Restaurant ist nur an den Fenstern besetzt. Wir können unseren Tisch auswählen und kommen mit der Leiterin und den jungen Kellnerinnen ins Gespräch. Wir entscheiden uns für den Kabeljau, dessen besondere Zubereitung 40 Minuten dauert. Jutta hat schon wieder Säure-Probleme nach dem Pommery-Champagner der X-Lounge und bestellt Gerolsteiner. Ich probiere einen Chablis Premier Cru und bleibe dabei. Er schmeckt gut. Dann kommt unser Kabeljau. Er ist in Backpapier zusammen mit Kräuterheu und einer Scheibe Aubergine eingewickelt und wird von den beiden Kellnern ausgepackt. Dazu gibt es Kartoffelpüree und Fenchelgemüse. Es schmeckt sehr gut. Der Fisch ist auf den Punkt gegart. Toll. Die Restaurantleiterin, Frau Lehmann, ruft den Koch (Souschef), der uns fragt, was wir morgen Abend essen wollen. Er schlägt Thunfisch vor und wir stimmen zu. Frau Lehmann bringt uns noch ein Himbeer-Essig Eis mit einer essbaren Margaretenblüte. Für mich ist das Eis zu sauer, Jutta schmeckt's.
Es ist schon nach 22:00 als wir in unsere Suite zurückkehren. Das Fußball-Achtelfinalspiel der WM Deutschland gegen Algerien ist schon voll im Gange. Die erste Halbzeit endet 0:0 und erst in der Verlängerung fallen die Tore. Deutschland siegt 2:1 und kommt nur mühsam weiter. Erst um 1:00 morgens schalten wir den Fernseher aus.
Wir frühstücken in der X-Lounge. Mein Notebook nehme ich mit. Vielleicht klappt der Intenetzugang jetzt. Die Concierge hilft und nach ein paar erfolglosen Versuchen gelingt es.
Wir haben die Nordspitze von Jütland erreicht und fahren weiter ins gefürchtete Skagerrak. Das (oder auch der) Skagerrak ist ein Teil der Nordsee zwischen der Nordküste Jütlands (Dänemark), der Südküste Norwegens und der Südwestküste Schwedens. Es verbindet über das Kattegat (Ostseite Jütlands), den Großen und Kleinen Belt sowie über den Öresund die Nordsee mit der Ostsee. Benannt ist es nach Skagen am nördlichsten Ende Jütlands; das niederländische Wort rak bedeutet etwa „gerade Wasserstraße“. Das Skagerrak ist 240 km lang und zwischen 80 km und 140 km breit und in der Seefahrt für seine bei schlechtem Wetter auftretenden schwierigen Seebedingungen aus Wind und Seegang bekannt. Heute haben wir Glück, das Wetter ist schön und das Meer fast spiegelglatt. Später ziehen Wolken auf und es regnet auch mal. Es ist kühler geworden (15°).
Wir gehen ins Fitness-Studio, das recht gut ausgestattet ist und schaffen einen Gegenpol zum guten Leben. Später versuchen wir den entgangenen Schlaf nachzuholen. Um 15:00 lauschen wir im Theater einem Vortrag von Frau Küsmann zum Thema "Bezauberndes Bergen". Der Vortrag listet die Sehenswürdigkeiten von Bergen auf und zeigt viele Fotos. Das führt zu einer Umbuchung unseres geplanten Landausfluges. Wir fahren morgens nun zur Stabkirche Fantoft und am Nachmittag wollen wir Bryggen alleine zu Fuß erkunden. Wir werden nun morgen um 9:00 zur Stabkirche und zum Freiluftmuseum Alt-Bergen fahren.
Bergen ist die zweitgrößte Stadt Norwegens und die regenreichste Großstadt in Europa, denn an 248 Tagen im Jahr regnet es. Morgen soll es trocken bleiben. Die letzte Wetterauskunft ist gut. Kein Regen und mittags 17°. Was will man mehr.
Der nächste Vortrag über die Norwegens Trolle wird von Frau Prof. Dr. Wienker-Phiepo gehalten. Sie hat das Thema Volkssagen und Märchen erforscht und gelehrt. Die Märchen sind in der ganzen Welt alle ähnlich. Trolle gibt es auch in Deutschland. Man sagt schließlich: „Troll Dich“ und meint man soll zu den Trollen gehen. Trolle gibt es zwar auch auf Island und den Faröer Inseln, aber sie sind das Markenzeichen Norwegens. Die meisten Trolle sind riesengroß, leben nur in der Nacht und verwandeln sich bei Sonnenaufgang in Felsen. Es sind bedrohliche, unkluge und humorlose Kerle, übel riechend und Fleisch fressend. Sie essen aber kein Menschenfleisch. Sie haben keine Seele. Die Menschen haben Angst vor ihnen. Ein interessanter und spannender Vortrag.
Heute Abend gibt es einen Kapitänsempfang für die Gäste der Suiten. Er beginnt um 19:00 in der X-Lounge. Wir wollen uns aber nicht lange aufhalten, denn wir haben bei Richards für 20:00 einen Tisch reserviert und Thunfisch vorbestellt. Der Thunfisch ist leider missraten, trocken und viel zu salzig. Wir lassen ihn zurückgehen. Es dauert lange bis der zweite, aber nun geglückte Versuch serviert wird. Diesmal schmeckt der Thunfisch zusammen mit dem Wasabi-Kartoffelpüree hervorragend.
Wir legen heute Morgen in Bergen an. Bergen ist mit 268.926 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Norwegens. Die Hafenstadt liegt am Inneren Byfjord an der Westküste Norwegens und ist Ausgangspunkt der Bergenbahn nach Oslo. Sie wird auch als "Tor zu den Fjorden" bezeichnet. Sie ist von sieben Hügeln umgeben. Im Naturhafen Vågen liegt Bryggen oder früher Tyske Bryggen (Bryggen: norwegisch für Landungsbrücke/Kai), wobei es sich um alte Handelseinrichtungen der Hanse handelt. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Marienkirche und weitere Bauten. Das Hafenviertel Bryggen wurde nach jeder Zerstörung nach originalen Plänen wieder aufgebaut. Das Profil ist daher heute noch dasselbe wie im 12. Jahrhundert. Aus diesem Grund wurde Bryggen als Beispiel hanseatischer Baukunst in Norwegen durch die UNESCO 1979 zum Weltkulturerbe ernannt.
Nach Angaben in den Königssagas wurde Bergen 1070 als Björgvin („Bergwiese“) von König Olav Kyrre gegründet. Ab dem 12. Jahrhundert war es norwegische Krönungsstadt; später wurde es in dieser Funktion von Trondheim abgelöst. 1360 eröffnete in Bergen ein Hansekontor (Tyske Bryggen). Bis 1880 war Bergen wichtigster Hafen und größte Stadt Norwegens. Am 16. Januar 1916 wurde ein großer Teil der noch aus vielen Holzhäusern bestehenden Stadt von einem Großbrand vernichtet.
Heute Morgen ist es noch neblig und kühl (12°). Das Wetter soll heute sonnig und wärmer werden, kündigt der Kapitän an. Unser erster Landausflug führt uns zu einer kleinen Stadtrundfahrt, zum Freiluftmuseum Gamle Bergen und zur Stabkirche von Fantoft. Wir fahren zum Freilichtmuseum Gamle Bergen (deutsch Alt-Bergen). Es zeigt ca. 50 Holzhäuser, die zwischen 1700 und 1800 an ihren Originalplätzen erbaut wurden. Ziel seiner Gründung war es, einen Teil der Stadt Bergen mit ihren Straßen, Plätzen und Gassen so zu erhalten, wie Europas größte Holzstadt im 18. Jahrhundert einmal ausgesehen hat. Der Rundgang ist interessant. Die Holzhäuser sind gut erhalten und erinnern ein wenig an den heimatlichen Hessenpark. Man kann ein paar Häuser betreten und die alten Einrichtungen sehen. Während unseres Rundgangs fängt es an, leicht zu regnen. Von Wetterbesserung kann keine Rede sein. Wir fahren weiter zum Stadtteil Paradis und nach Fantoft. Die Stabkirche Fantoft (oder Stabkirche Fortun) im Bergener Stadtteil Fantoft ist heute ein Nachbau der ehemaligen Stabkirche von Fortun, einem kleinen Dorf an einem Seitenarm des Sognefjords in Norwegen. Sie wurde wahrscheinlich im frühen 13. Jahrhundert in der Art der dreischiffigen Säulenstabkirchen erbaut und diente zwischen bis zu ihrem Abbruch als Gemeindekirche für einige Höfe im Fortundalen. Seit der Reformation in Norwegen im Jahr 1536 war die Kirche offiziell evangelisch-lutherisch. Zwischen 1650 und 1700 wurden dann weitreichende Veränderungen vorgenommen, so wurde z. B. ein Turm hinzugefügt, ein Himmel (zur Verbesserung der internen Temperaturverhältnisse im Winter) versperrte den Blick auf die Dachkonstruktion, und auch der Chor wurde komplett erneuert. Um 1700 wurde das Kirchenschiff von innen bemalt. Die Giebel waren mit Drachenköpfen geschmückt und das Dach war mit dreifach gebranntem Kiefernharz geteert, um den Witterungseinflüssen besser standzuhalten. Die Kirche umgab ein Laubengang, ein halb offener Umgang, der Schutz vor Wind und Wetter bot und schon früher als allgemeiner Treffpunkt fungierte. Ein Gesetz von 1851, das besagte, dass jede Kirche mindestens 30 Prozent der Gemeinde beherbergen können musste, bedeutete das Aus für die meisten der bis dahin erhaltenen Stabkirchen in Norwegen. Im Jahre 1879 sollte die Kirche zugunsten eines Neubaus abgerissen werden. Der Bergener Konsul Fredrik Georg Gade kaufte daraufhin das Gebäude, ließ es zerlegen und errichtete es 1883 auf seinem Grundstück in Fantoft, im Süden der Stadt, neu. Dabei wurde auch versucht, die Kirche in ihren mittelalterlichen Zustand zurückzuversetzen. Da das Schiff weitestgehend erhalten war und archäologische Untersuchungen weiteren Aufschluss auf die ursprüngliche Konstruktion zuließen, konnte das Projekt in kurzer Zeit mit sehr großem handwerklichen Sachverstand realisiert werden. Als Vorlagen für nicht überlieferte Details (Laubengang, Dachreiter, Apsis und äußere Dekorationen) dienten hierbei andere, artverwandte Stabkirchen derselben Region. Fortan wurde die Kirche nicht mehr Fortun- sondern Fantoft-Stabkirche genannt. Die Kirche brannte am 6. Juni 1992 nach einem Brandanschlag komplett nieder. Im Jahr 1993 wurde der Wiederaufbau anhand alter Zeichnungen, Baupläne von der Rekonstruktion sowie Fotografien begonnen. 1997 konnte der Bau zur Besichtigung wieder freigegeben werden. Die Stabkirche ist heute als nahezu exakte Kopie der Kirche im Zustand von 1883 bis 1992 zu sehen.
Die Stabkirche ist ein eindrucksvolles Bauwerk! Viele Reisegruppen warten auf Einlass, der kontrolliert gewährt wird, so dass es im engen Kirchenschiff kein Gedränge gibt. Endlich sind auch wir an der Reihe. Das Kirchenschiff ist klein und fast fensterlos, aber beleuchtet. Licht fällt nur durch ein kleines Fenster, durch das früher die Aussätzigen (Lepra) am Gottesdienst teilnehmen konnten, denn sie durften die Kirche nicht betreten. Es blieb während der ganzen Besichtigung trocken.
Auf der Rückfahrt hält der Bus in der Nähe des Fischmarktes kurz. Wir steigen aus, weil wir uns den Fischmarkt und Bryggen ansehen wollen. Am Fischmarkt ist viel los. Die Leute essen jetzt zur Mittagszeit die angebotenen Speisen aus Fisch und Krustentiere. Wir gehen weiter zum nahen Hanseviertel Bryggen. Dieser Handelsbereich war vom restlichen Bergen abgeteilt. Nur Berechtigte durften Bryggen durch ein Tor betreten. Dort lebten und arbeiteten nur Männer. Frauen war der Zutritt verboten. Man kann durch kleine Gassen mit vielen touristischen Läden schlendern. Heute Nachmittag ist es nicht (mehr) voll. Nach einer Weile entschließen wir uns, den Shuttlebus zurück zum Schiff zu nehmen. Wir gehen zum Lille Lungsgardvann (Teich) am Festplassen und finden gegenüber dem Kunstmuseum CODE 3 unseren Bus, der uns zum Schiff fährt. Auf dem Schiff nehmen wir eine kleine Mahlzeit in der X-Lounge ein bevor wir zur Siesta in unsere Suite gehen.
Das Schiff läuft um 17:00 aus dem Hafen von Bergen aus und begibt sich auf die Reise durch den Byfjord in den Atlantik und dann nach Norden in den Nordfjord nach Olden, wo wir morgen früh ankommen werden.
Heute Abend gehen wir zu Gosch in das Fischrestaurant. Es ist gut gefüllt. Wir werden zu einem anderen Paar an einen Vierertisch gebeten. Die Beiden sind mittleren Alters, wohnen in Berlin und arbeiten bei Fresenius. Jutta bestellt Königskrabbenbeine und ich einen Hummer. Auch mein Tischnachbar bestellt Hummer. Es ist sein erster. Die Hummer schwimmen auf dem Teller in Wasser. Das Fleisch des Schwanzes ist schon ganz zerfasert und weich. Auch die schon geöffneten Scheren sind vom Wässern ganz weich. Nicht gut! Juttas Krebsbeine sind offenbar in einem Thymianwasser gekocht und geschmacklich verfälscht. Das ist eine Enttäuschung. Hummer und Krebsbeine kosten extra Geld, 25 Euro der Hummer und 20 Euro die Königskrabben. Das ist nicht viel. Wir beklagen uns bei der Restaurantleiterin und sie ruft ihren Chef. Der hört sich unsere Beschwerde an und verspricht Aufklärung. In der Küche ist etwas schief gelaufen. Ich vermute, Hummer und Krebsbeine liegen seit gestern Abend im Wasser. Uns wird als Entschädigung je in Glas Cardinal Mendoza bzw. Averna angeboten. Morgen gehen wir wieder zu Richards und hoffen auf eine einwandfreie Küche.
Ich bin schon etwas früher aufgewacht. Das Schiff nähert sich der Anlegestelle in Olden und legt um 8:00 an. Olden ist ein Touristenzentrum. Jährlich ankern hier viele Kreuzfahrtschiffe. Von Olden aus kann man die tolle Gebirgswelt Norwegens erkunden. Wir haben einen Ausflug zum Kjenndalen Gletscher gebucht. Das ist eine Gletscherzunge des größten europäischen Gletschers, des Jostdalsbreen. Norwegen hat viele Eiszeiten erlebt. Die letzte ist vor ca. 17.000 Jahren zu Ende gegangen. Die meisten Berge in den norwegischen Urstromtälern und den Fjorden wurden vom Eis rund geschliffen. Nur die höchsten ragten oben heraus und sind spitz wie in den Alpen. Im Nordalen gibt es nur wenige Spitzen. Der Jostdalbreen ist ca. 100 km lang und erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung. Seine Eisschicht ist bis zu 500 m dick. Insgesamt gibt es in Norwegen ca. 1700 Gletscher verschiedenster Größen. Der Jostedalsbreen ist kein Überrest der letzten Eiszeit. Um ca. 500 v. Chr. setzte eine Klimaverschlechterung ein, die die Schneegrenze senkte und damit die Voraussetzungen für die Bildung von Gletschern ermöglichte. Um 1750 war diese Schlechtklimaphase auf ihrem Höhepunkt. Die Gletscher Norwegens hatten ihre größte Ausdehnung. Seitdem sind sie tendenziell geschrumpft, was besonders im letzten Jahrhundert deutlich zu beobachten ist. Ein Auf und Ab ist normal: von 1980 bis 1997 wuchsen die Arme des Jostedalsbreen um mehr als 300 Meter, seitdem ziehen sie sich langsam wieder zurück.
Wir fahren mit dem Bus um 9:00 von Olden mit seinen 1000 Einwohnern und zwei evangelischen Kirchen durch das Nordalen zu unserem Ziel. 1905 und 1936 hat es zwei große Erdrutsche gegeben. Geröllmassen stürzten in den See und lösten eine Tsunamiwelle aus. Häuser wurden weggerissen. Es gab beim ersten Mal 61 und beim zweiten Mal 74 Tote. Es ist noch bewölkt und kühl. Schließlich gelangen wir auf der schmalen Straße, auf der sich zwei Autos nur mit Mühe begegnen können, zum Talende. Der Himmel reißt auf und die Sonne scheint. Es wird wärmer. Vom Parkplatz gehen wir ein paar hundert Meter weiter in Richtung Gletscher zu einem kleinen planierten Platz. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf das langsam schmelzende Eis und die daraus entstehenden Wasserfälle, die sich aus großer Höhe über Felskanten ins Tal stürzen. Das Wasser sammelt sich im Oldefluss und schließlich im Nordfjord. Es färbt mit seinen Schwebepartikeln das Wasser smaragd-grün. Die Baumgrenze ist hier bei etwa 400 bis maximal 800 m. Im Tal blühen schöne Blumen. Sie haben hier ideale Bedingungen. Zurück auf dem Schiff essen wir auf Deck 11 bei Cliff 24 je einen leckeren Hamburger und gehen dann zur Siesta in unsere Suite. Später benutzen wir zum ersten Mal die großartige Saunaanlage auf Deck 11 und beginnen mit der Nebelsauna. Den zweiten Gang machen wir in der großen finnischen Sauna mit Meerblick. Danach ruhen wir uns im Freien aus. Inzwischen ist die Temperatur gesunken, weil der Himmel nun stark bewölkt ist. Es sind nur noch 16°. Jutta möchte noch einen weiteren Gang machen. Ich habe mich für die Kabine entschieden.
Das Wetter ist schlechter geworden. Es regnet leicht. Wir können das Sonnendeck 12 nicht trocken überqueren, fahren mit dem Lift B hinunter auf Deck 7 und durchqueren die Ladenstraße „Neuer Wall“ bis zum Lift A und fahren wieder hinauf auf Deck 12. Das Ablegen beobachten wir in der X-Lounge. Jutta isst wieder Kaviar mit Blinis und ich esse eine kleine Vorspeise bestehend aus Spargel mit Schinken und Hollandaise Sauce. Dazu trinken wir Champagner Pommery Rosé. Das große Schiff muss zur Rückfahrt gewendet werden. Es legt etwas ab und dreht dann im Fjord langsam um die eigene Achse. Erstaunlich, was man mit einem so großen Schiff machen kann. Wir sind in Olden auf 61:50 nördlicher Breite. Hier geht die Sonne um 23:50 unter und um 2:50 morgen wieder auf. Um 19:30 ist es noch ganz hell.
Anschließend gehen wir zu Richards auf Deck 5. Nach dem gestrigen Erlebnis bei Gosch bitten wir Frau Lehman uns den Tisch am Fenster gegenüber dem Eingang für die ganze Reise zu reservieren. Da wir die ziemlich kleine Menükarte bald schon kennen, ruft sie den Koch, der uns erklärt, was er heute Abend für uns kochen kann. Jutta entscheidet sich für den Steinbutt mit Spargel und ich für rosa gebratenes Lamm mit Grillgemüse. Dazu trinke ich einen Spätburgunder von der Ahr. Alles ist sehr gut! Heute Abend ist das Restaurant ziemlich leer. Nur drei Tische sind besetzt.
Es ist wieder trocken. Im Westen geht die Sonne über den Bergen langsam unter als wir in unsere Suite kommen. Heute Nacht wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Wir wollen noch nicht ins Bett gehen und ziehen unseren Bademantel an, denn es ist kühl (15°) draußen, hüllen uns in eine Decke und genießen den restlichen Abend auf unserer kleinen Terrasse. Ich rauche eine mitgebrachte Monte Christo Zigarre und lasse bei einem leichten österreichischen Rotwein den Abend ausklingen. Jutta genießt lieber einen Whiskey.
Wir werden um 7:00 wach. Draußen ist es trübe und kühl. Heute Nacht hatte, wie angekündigt, der Wind über dem Atlantik zugenommen und das Schiff öfters leicht schaukeln lassen. Für uns beide war das kein Problem. Um 8:30 ist das Meer fast spiegelglatt. Die Temperatur beträgt nun fast 15°. Nach dem Frühstück gehen wir ins Fitness Center. Um 11:00 berichtet Frau Prof. Wienker-Piepho über Mythen, Sagen und Märchen und im Besonderen über Wassergötter, Nixen, Nymphen, Undinen und Seeungeheuer. Sie zeigt viele Fotos aus der norwegischen Literatur und erwähnt insbesondere einen Maler, der auf dem Kunstmarkt hohe Preise für seine "sagenhaften" Bilder erzielte. Da die X-Lounge wegen einer Hochzeit keinen Service anbietet, gehen wir wieder zu Cliff 24. Draußen ist es unangenehm feucht und kalt. Die Sicht auf dem Meer ist gering, der Nebel dominiert. Um 17:00 beginnt das WM-Fußballspiel Frankreich gegen Deutschland, das die deutsche Mannschaft nach aufregenden 90 Minuten mit 1:0 gewinnt. Frankreich scheidet aus. Deutschland kommt ins Halbfinale und wird dort am nächsten Dienstag auf Brasilien treffen.
Sofort nach dem Fußball gehen wir zu Richards auf Deck 5 und trinken erst einmal einen Champagner, der unsere erhitzten Gemüter beruhigt. Unser Tisch wurde von Frau Panzer schön dekoriert und die Sonne scheint über dem Meer als wir an den Faröer Inseln vorbeifahren. Aber es bleibt sehr frisch. Wir hatten schon gestern Abend bei Benjamin Hummer bestellt. Unser Hummer war sehr gut. Kein Vergleich mit Gosch. Das sagen wir Benjamin auch, der sich darüber freut. Berechnet hat man uns nur 23 Euro pro Person, 2 Euro billiger als bei Gosch.
Zurück in der Suite packen wir uns warm ein und setzen uns nach draußen. Ich rauche eine Zigarre. Das Thermometer zeigt nur 10°. Die Kälte durchdringt bald die dicke Decke. Wir gehen nach drinnen und ins Bett. Die Sonne geht heute erst um 00:43 unter und morgen schon wieder um 1:50 auf.
Heute Nacht haben wir die Uhr noch einmal eine Stunde zurückgestellt. Wir sind weiter nach Westen gefahren. Die Sonne war heute Nacht nur für kurze Zeit verschwunden. Hier herrscht noch fast Mittsommernacht. Die Polarkreise begrenzen die Polargebiete. Ihre Lage ergibt sich aus der Neigung der Erdachse gegenüber der Ekliptik von derzeit 23,44°. Im Jahr 2011 lagen die Polarkreise auf etwa 66° 33′ 44″ nördlicher bzw. südlicher Breite. Heute Mittag, um 12:10 befand sich das Schiff auf der Position 65° 50' 26" nordöstlich von Island und hatte den nördlichen Polarkreis noch nicht erreicht. Das soll heute Nacht passieren, wenn wir die Nordostspitze von Island umschiffen.
Nach dem Frühstück gehen wir zum Fitness und danach zum dritten Vortrag von Frau Prof. Wienker-Piepho zum Thema "Neues von der Elfenfront". Während in Norwegen die Trolle die Mythen bestimmen sind es in Island die Elfen (Alben, Elben, Erlen; Erlkönig). Auf Island gibt es sogar eine offizielle Elfenbeauftragte. Sie ist viel gefragt, wenn es um Bauvorhaben geht, denn niemand möchte die Elfen stören. Man sagt, sie steht mit den Elfen in Kontakt. So werden Neubaupläne für Straßen oder Gebäude von ihr begutachtet und dann kommt es vor, dass Straßen ohne erkennbaren Grund einen Haken schlagen, nur weil sie ein Elfenrevier umgehen und den Elfen ihre Ruhe lassen.
Als Entdecker Islands gilt der schwedische Wikinger Gardar Svavarsson, der um 870 in Húsavík in Nordisland überwinterte und die Insel nach sich selbst Garðarsholmur (Gardarsholm) benannte. Den schriftlichen Quellen nach wurde Island im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert durch Auswanderer aus Norwegen und anderen skandinavischen Ländern sowie durch keltische Siedler bevölkert. Archäologisch ist jedoch eine frühere Besiedlung nachweisbar. Auf den Westmännerinseln wurden die Grundmauern eines typisch norwegischen Langhauses unterhalb einer Lavaschicht aus dem 7. Jahrhundert entdeckt.
Es gab in Island keine Könige oder Kaiser. Am Anfang der isländischen Geschichte steht die einzigartige Entwicklung eines oligarchischen Gesellschaftssystems. Das Althing als Versammlung gleichgestellter Goden war zusammen mit dem färöischen Løgting eines der ersten parlamentarischen Systeme in Europa. Die sowohl gesetzgebende als auch rechtsprechende Versammlung trat alljährlich in Þingvellir zusammen, das wir später in Reykjavik besichtigen werden. Eigentliches Entscheidungsorgan war dabei die Lögrétta, die Versammlung der Goden. Zunächst 36 an der Zahl, dann 39, kamen, seit der Ernennung von Bischöfen für Island (1056), auch diese noch hinzu. Bei Diskussionen und Verhandlungen, die jeder Entscheidungsfindung vorangingen, wurden die Goden von je zwei Assistenten unterstützt. Daneben waren sie auf die Unterstützung ihres Gefolges freier Männer angewiesen. Damals war ein Großteil der Bevölkerung nicht frei. Das Godentum, das sich im Zuge der Landnahme durch 400 norwegische Häuptlingsfamilien entwickelt hatte, überdauerte fast 300 Jahre. Es endete erst mit der Unterwerfung unter die Norweger im Jahre 1262.
1380 kam Norwegen unter dänische Herrschaft; 1397 entstand die Kalmarer Union, und Island wurde mit Norwegen unter dänischer Krone regiert. Im Jahre 1552 wurde in Island, auf Anordnung des dänischen Königs Christians III., die Reformation durchgesetzt. Mit der Rückbesinnung auf die alten Traditionen, dem Wiederaufleben des Althings und dem Durchbrechen der Handelsbeschränkungen beging Island 1874 mit einer eigenen Verfassung die Tausendjahrfeier der Landnahme. 1904 gewährte Dänemark den Isländern die Autonomie (Hjemmestyre nach dem Vorbild der irischen Home Rule). Am 1. Dezember 1918 erlangte Island die Souveränität. Der dänische König Christian X. blieb aber bis zur Gründung der Republik, am 17. Juni 1944, das isländische Staatsoberhaupt.
Inzwischen haben wir den 66. Breitengrad überschritten und nähern uns immer mehr dem nördlichen Polarkreis. Wir haben nun ca. 2.650 km seit Kiel zurückgelegt. Heute ist der vorläufig letzte Seetag. Morgen kommen wir in Akureyri an.
Am Nachmittag wird das Wetter sehr sonnig und sogar warm. Auf Deck 11 spielt die Bordkapelle, Eis-Bildhauer formen aus Eisblöcken Figuren und alle Liegen und Stühle sind besetzt. Was für ein Gegensatz. Um 16:00 findet das Fußballspiel Belgien gegen Argentinien statt, das 0:1 endet. Es ist kein tolles, mitreißendes Spiel. Argentinien mauert und beschränkt sich auf ein paar Kontervorstöße. Belgien findet kein Mittel gegen die massive Abwehr von Argentinien. Trotz des schönen Wetters gibt es auf dem Meer hohe Wellen und das Schiff bewegt sich mehr als vorher. Beim Gehen muss man sich besser festhalten. Nach dem Fußballspiel gehen wir ein bisschen schwankend in die Lounge und trinken unseren Champagner. Wir sind die einzigen Gäste. Heute Abend gibt es bei Richards´s die beiden bestellten Doraden in Salz gebacken. Dazu werden Spargel al dente mit Sauce Hollandaise serviert. Hervorragend!
Gegen 19:00 passiert das Schiff den nördlichen Polarkreis für ein paar Stunden. Um 20:30 sind wir zurück in der Suite. Die Sonne steht noch hoch am Himmel. Die Temperatur in der Sonne, die voll auf unsere Terrasse scheint, beträgt 18°. Grund genug den Abend nicht (nur) vor dem Fernseher beim Fußball zu verbringen. Später gehen wir hinein und sehen noch die Verlängerung des Spiels Holland gegen Costa Rica und das Elfmeterschießen, das zu Gunsten von Holland endet, weil ihr Torwart zwei Strafstöße hält. Heute geht die Sonne um 0:21 unter und zwei Stunden später wieder auf.
Das Schiff legt heute Morgen um 7:00 in Akureyri auf Island an. das Wetter ist trübe. Die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken. Es ist nur 11° warm. Aber das Wetter soll besser werden. Die Regenwahrscheinlichkeit ist gering.
Die Stadt Akureyri ['aːkʏˌrɛiˑrɪ] ist mit 17.633 Einwohnern nach Reykjavík und dessen beiden Vororten Kópavogur und Hafnarfjörður die viertgrößte Stadt Islands. Akureyri liegt am Ufer 90 km weit ins Land hineinreichenden Fjords Eyjafjörður und des Flusses Glerá. Die Stadt liegt nur rund 50 Kilometer südlich des nördlichen Polarkreises, der über die vorgelagerte Insel Grímsey verläuft. Die Stadt eignet sich gut als Ausgangspunkt den Wasserfällen Aldeyjarfoss und Goðafoss sowie zum See Mývatn mit seinen vulkanischen Erscheinungen und nach Húsavík zur Walbeobachtung. Vor der Stadt liegen im Fjord Eyjafjörður weiße Raucher. Wir wollen heute Mittag an einer organisierten Busfahrt zum Godafossen und Myvatn teilnehmen. Bis 12:45 haben wir viel Zeit.
Um 10:00 verschlechtert sich das Wetter. Es regnet bei 8°. Ungemütlich! Den geplanten Landgang verschieben wir auf heute Abend und hoffen auf Wetterbesserung.
Heute steht der Ausflug „Godafoss-Wasserfall & Myvatn-See“. Er beginnt um 12:00, d.h. wir haben genügend Zeit zu frühstücken und uns vorzubereiten. Das Wetter ist schlechter geworden. Als wir zum Bus gehen regnet es leicht. Unser erstes Ziel ist der Myvatn-See. Wir fahren zunächst am Eyarfjordur (Fjord) entlang und erreichen nach 45 Minuten den See. Er entstand vor 2700 Jahren als Pseudokrater. Es regnet leicht und ist kühl (8-9°). In dieser kargen Landschaft blüht es in vielen Farben. Gelb, weiß und rosarot. Der See soll sehr schön sein. Das können wir bei diesem Wetter nur erahnen.
Die nächste Station ist der Lavagarten Dimmoborgir. Die Lava ist zu zum Teil zu skurilen Formen erstarrt. Besonders interessant ist eine Spalte, die sich in den 1970er Jahren zum ersten Mal auftat und sich jedes Jahr ein paar Zentimeter verbreitert. Sie trennt die europäische von der amerikanischen Kontinentalplatte, d.h. die beiden Platten driften immer weiter auseinander und werden Island irgendwann einmal teilen. Während unseres Rundgangs regnet es stark. Wir werden sehr nass.
Das Wetter bessert sich. Es hört auf zu regnen als wir an den brodelnden Schwefelquellen im Solfatarengebiet Námaskarð eintreffen. Zeitweise scheint sogar die Sonne. Der Pass Námaskarð (isl. náma Pass) befindet sich im Norden von Island am See Mývatn. Unterhalb des Berges Námafjall befindet sich ein aktives und sich ständig veränderndes Feld heißer Quellen namens „Hverarönd“ (auch „Hverir“), manchmal auch ebenfalls wie die Passhöhe „Námaskarð“ genannt. Es ist wie der Berg und die anderen Erscheinungen aktiven Vulkanismus' der Gegend Teil des Krafla-Vulkansystems. Das Gebiet zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Thermalquellen, kochender Schlammtümpel und Schlammtöpfe, sowie Fumarolen und Solfataren aus. Etwa acht Kilometer nördlich befindet sich der Zentralvulkan Krafla. Das ist eine fast außerirdische Szenerie, eine Hexenküche. Überall dampft es. Es stinkt nach Schwefel, es brodelt und zischt. Der vulkanische Boden ist bunt und heiß. Man muss auf den vom Regen aufgeweichten Pfaden bleiben, denn die Verbrennungsgefahr ist groß. Das ist der interessanteneste Teil unseres Ausflugs. So könnte man sich die Hölle vorstellen! Unvergesslich!
Das letzte Ziel dieses empfehlenswerten Ausflugs ist der Godafoss, ein schöner Wasserfall, dessen Wasser früher 12 m tief gestürzt ist. Durch Erosion sind es jetzt nur 9 m. Er ist fast 30 m breit. Toll!
Die Rückfahrt zum Schiff dauert noch 35 Minuten. Wir kommen gegen 18:00 dort an, nass und kalt, aber glücklich, wozu die Hexenküche und der Wasserfall besonders beigetragen haben.
Heute Abend gehen wir von der Lounge zum Steak-Restaurant Surf & Turf. Wir bekommen einen schönen Tisch am Fenster und können die Fahrt durch den Eyarfjordur beobachten. Ringsherum sind die Berge noch mit Schnee bedeckt, der jetzt im Sommer schmilzt und viel Wasser freigibt. Unzählige Wasserfälle stürzen sich in den Fjord. Wir essen Steaks mit Grillgemüse. Gut!
Wir sind im Fjord vor dem Ort Ísafjörður angekommen. Das Wetter ist heute Morgen viel besser als gestern. Fast durchgehend blauer Himmel und Sonne. Hoffentlich bleibt es so, wenn wir heute um 12:00 den lokalen Ausflug beginnen. Er soll uns in zwei Dörfer führen und uns mit dem Landleben auf Island bekannt machen.
Ísafjörður ([ˈiːsaˌfjœrðʏr̥]; ‚Eisfjord‘) liegt im äußersten Nordwesten Islands. Hier leben 2.636 Personen. Ísafjörður liegt, eingefasst von den schroff abfallenden Berghängen des Eyrarfjall (bis 731 m) und des Kirkjubólsfjall (bis 832 m), am Skutulsfjörður, einem Seitenarm des Ísafjarðardjúp. Diese Lage ist verantwortlich dafür, dass im Winter über 3 Monate keine Sonne scheint, und dass wir keinen Internetempfang vom Satelliten haben.
Der Hafen von Isafjördur verfügt über keine ausreichende Anlegestelle für unser Schiff. Wir müssen tendern. Johanna, eine deutsche Master-Studentin, die an der Universität hier Küsten-Geografie studiert hat, führt uns. Wir fahren vom Hafen den Berg hinauf und gelangen in einen 6 km langen Tunnel, der überwiegend einspurig ist. Er wurde 1996 fertiggestellt und hat eine Besonderheit. Ungefähr in der Mitte gibt es einen Abzweig zu einem anderen Ort an einem Fjordarm. Autos, die von Isafjördur kommen, müssen bei Gegenverkehr rechtzeitig eine Haltebuch auf ihrer Straßenseite anfahren und den anderen vorbeilassen. An der Straße vom Tunnel bergab blühen massenweise Alaska-Lupinen, die hier ausgesät wurden, um den Boden zu verfestigen. Sie fühlen sich offenbar sehr wohl und verdrängen inzwischen die heimische Flora. Man gibt sich sehr große Mühe, ihre weitere Verbreitung einzugrenzen. Auf jeden Fall beleben sie das Landschaftsbild mit ihrem schönen blau.Wir fahren weiter nach Skrudur und besuchen den ersten botanischen Landschaftsgarten, der 1909 eröffnet wurde. Initiator war der Rektor einer Internatsschule, der großes botanisches Interesse mit praktischem Nutzen verband, denn der Gemüsegarten versorgte die Internatsschüler. Im Garten wurden auch nicht heimische Pflanzen an das raue isländische Klima angepasst. Es geht zurück nach Flatery. Dort gehen wir in die Kirche. Eine 21-jährige Studentin gibt uns ein Konzert. Sie singt zwei isländische Lieder und begleitet sich selbst am Harmonium. Musik ist in Island eine wichtige Beschäftigung. Viele Leute spielen ein Instrument oder zwei und es wird viel gesungen. So überwindet man die dunkle Winterzeit. Gemeinschaft mit oder ohne Musik ist für den Zusammenhalt wichtig. Johanna sagt uns, dass sie diese Gemeinschaft, die gegenseitige Hilfe und Ermunterung als besonders wertvoll findet.
Nach der Kirche gehen wir zu einem Buchhandel, der seit 100 Jahren in Familienbesitz ist. Man kann Bücher mit einem Kilopreis von 1000 Kronen kaufen. Ein Teil des Hauses ist mit seiner Originalmöblierung nun ein Museum. Ich glaube, der eloquente junge Besitzer lebt heute überwiegend von den Touristen. Die Kreuzfahrtschiffe liefern genügend Neugierige an. Er vermietet praktisch sein Haus zur Besichtigung an die Schiffe. Das gilt auch für die dritte Station, ein sehr einfaches Café, das jedem ein paar isländische Spezialitäten und eine Tasse Kaffee kredenzt. Wir fahren zurück zum Hafen und mit den Tenderbooten zum Schiff.
Heute Abend essen wir bei Richard´s Kabeljau. Gut!
Heute Morgen kommen wir in der isländischen Hauptstadt Reykjavik an. Island ist mit rund 103.000 km² (Landfläche: 100.250 km²) nach Großbritannien der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat Europas. Die Hauptinsel ist die größte Vulkaninsel der Erde und befindet sich knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Island ist Gründungsmitglied der NATO. Auf der Insel wohnen 320.000 Menschen, davon 2/3, also 200.000 im Großraum Reykjavik. Die Landschaft ist durch Vulkanismus und Wasserreichtum geprägt. Es gibt zahlreiche Vulkane, Flüsse, Seen und Wasserfälle. Das Isländische Hochland im Zentrum der Insel ist nahezu unbewohnt. Eine Vielzahl von Gletschern prägen das Gesicht der Insel.Neben der Hauptinsel gibt es eine Reihe kleinerer Inseln. Island ist relativ dünn besiedelt: Auf 40 km² befinden sich im Schnitt zwei bis vier Häuser. Die Insel hatte keine Urbevölkerung. Um 900 betraten die ersten norwegischen Wikinger und schon im 7. Jhd. irländische Mönche das Land, die die Abgeschiedenheit suchten. Das Klima ist ozeanisch kühl, geprägt vom relativ warmen Irmingerstrom (5 °C) an der Südküste und vom kalten Grönlandstrom an der Nordost- und Südwestküste. Die Niederschläge betragen bis zu 2000 mm im Jahr in den Niederungen im Süden und bis zu 4000 mm auf dem Vatnajökull. Aufgrund des warmen Golfstroms ist das Klima in Island milder als in anderen Regionen dieser Breitengrade. Die Winter sind vergleichsweise mild und die Sommer eher kühl. In den letzten Jahrzehnten macht sich die globale Erwärmung durch einen leichten Anstieg der Durchschnittstemperaturen bemerkbar, was am Rückzug einzelner Gletscherzungen bis hin zum völligen Abschmelzen kleinerer Gletscher zu sehen ist. Am wärmsten ist es in Island in der Zeit von Mitte Juni bis Ende August/Mitte September.
Wir haben den Ausflug "Goldener Kreis" gebucht. Heute liegen 3 große Kreufahrtschiffe im Hafen. Außer uns die AIDA Sol und die Celebrity Eclipse. An den Sehenswürdigkeiten wird es viel Trubel geben. Wir fahren um 9:00 ab. Unser erstes Ziel ist der Thingvellir, {Þingvellir [θiŋkvetlir]} Nationalpark im Südwesten von Island, etwa 40 km östlich von Reykjavík am Nordufer des Sees Þingvallavatn. Zur Zeit der Besiedlung trafen sich ab 930 die 36, später 39 Goden Islands hier, berieten Gesetze und hielten Gericht. Die Goden waren die ehemaligen norwegischen Häuptlinge, die ihren Stand an ihre Söhne vererbten. In Þingvellir kreuzten sich Reitpfade aus allen Teilen des Landes. Isländisch Þing (Thing) bedeutet „Volksversammlung“, gesprochen mit einem zum k gehärteten g am Ende. Isländisch völlur bedeutet „Feld“, dessen Plural vellir auch „Ebene“ bedeuten kann, und etwa „wettlir“ gesprochen wird. Der Ortsname lautet folglich [θiŋkvetlir]. Die Übersetzung des ganzen Begriffs lautet „Ebene der Volksversammlung“. Hier wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Wikinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle gesetzgebende Versammlung Alþing abgehalten. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt. Es bestand bis ins Jahr 1798, als die Dänen das Althing auflösten. Im Jahr 1000 wurde in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen. An diesem historischen Ort wurde am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen und 1994 deren Fünfzigjahrfeier begangen. Heute ist dort nicht viel zu sehen, denn hier war keine Siedlung, sondern nur ein Treffpunkt. Thingvellir ist 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden.
Þingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone (Riftzone) und umgeben von vier aktiven Vulkanen, darunter der Hengill am Südufer des Sees Þingvallavatn. Der Fluss Öxará fließt durch den Nationalpark. In der Schlucht Almannagjá gibt es einen sehenswerten Wasserfall, den Öxarárfoss. Hier und im weiteren Umfeld wird das Auseinanderdriften der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platte durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar, vor allem an der Almannagjá (Allmänner-Schlucht) oder auch der Silfra-Spalte. Die tektonischen Verschiebungen zeigen sich auch in den häufigen Erdbeben. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beidseits der Schlucht Almannagjá um 70 Meter auseinandergedriftet, der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt. Wir wandern talwärts durch den Graben mit den beidseits steil aufragenden Basaltfelsen zum Wasserfall des Öxará, dem Öxarárfoss. Das Wetter ist schön. Die Sonne scheint und macht diesen Teil des Ausflugs besonders eindrucksvoll.
Unser nächstes Ziel ist das Haukadalur, ein heißes Tal im wahrsten Sinne des Wortes am Fuße des Berges Laugarfjall. Hier befindet sich das aktive Vulkansystem des Großen Geysirs. Dieses Hochtemperaturgebiet weist eine Vielzahl von heißen Quellen auf, u.a. den Großen Geysir und den kleineren Strokkur, die zu den bekanntesten Touristenattraktionen Islands zählen. Nur der Strokkur bricht regelmäßig alle 5-10 Minuten aus, der Große Geysir nur noch sehr unregelmäßig, eher selten. Es gibt noch eine Vielzahl anderer kleinerer heißer dampfender Quellen. Vor dem Besuch der Geysire essen wir im Restaurant am Geysirfeld zu Mittag. Es gibt eine Pilzsuppe und anschließend eine Platte mit pochiertem Lachs, kleinen Salzkartoffeln, etwas Gemüse und Soße. Schmackhaft! Danach gibt es Kaffee. Wir brechen alleine zum Strokkur auf und haben Glück. Er ist heute ziemlich rege und stößt alle 5-10 Minuten zischend hohe Wasser- und Dampffontänen aus. Das ist sehr eindrucksvoll. Es dampft und qualmt überall. Der große Geysir schläft, aber der Strokkur entschädigt uns.
Wir fahren weiter zum nahen Gullfoss. Der Gullfoss ist ein Wasserfall des Flusses Hvítá (Ölfusá). Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen. An der ersten stürzt das Wasser 11 m in die Tiefe und an der zweiten 21 m in eine 70 m tiefe Schlucht. Das Wasser der Hítá und nicht zuletzt die bisweilen auftretenden Gletscherläufe haben diese Schlucht seit der Eiszeit vor 10.000 Jahren um durchschnittlich 25 cm im Jahr ausgefräst. Eine englische Gesellschaft hatte 1920 den Wasserfall gekauft, um einen Staudamm zu errichten und Elektrizität zu erzeugen. Sigríður setzte schließlich mit Hilfe des Rechtsanwalts und späteren Präsidenten von Island Sveinn Björnsson durch, dass der Wasserfall an den isländischen Staat ging. Daran erinnert eine Hinweistafel aus Stein in der Nähe des Wasserfalles. Wir wandern von oberen Aussichtspunkt hinunter. Nur das letzte Stück sparen wir uns. Durch die Gischt wären wir ganz nass geworden. Der Blick auf das tosende Wasser ist auch so sehr attraktiv.
Als Vorletztes steht der Besuch eines Geothermie-Kraftwerks auf unserem Programm. Hier wird durch 2000 m tief reichende verrohrte Bohrungen kaltes Wasser in den heißen Untergrund gepumpt und das zurückfließende heiße Wasser zur Energieerzeugung genutzt. Island gewinnt Strom ganz und zu einem Teil auch Heizwärme aus nachhaltigen Quellen wie Wasserkraft und Geothermie.
Dass Wetter hat umgeschlagen. Es ist nun neblig und kühl. Wir fahren weiter nach Reykjavik und besuchen den Perlan-Turm. Auf Heißwassertanks thront eine Plattform und Kugel. Von einer Plattform im 4. Stockwerk hat man einen Blick über Reykjavik. Leider ist es zur Stunde trübe und die Sicht nicht besonders gut. Es beginnt zu regnen. Hier oben pfeift ein kalter Wind. Unsere letzte Station ist der Hafen. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch die historische Altstadt und an dem neuen Kultur- und Konzertzentrum vorbei. Wir müssen uns auf dem Schiff wieder aufwärmen. In der letzten Stunde war es ungemütlich feucht und kalt.
Das isländische Namenssystem unterscheidet sich sehr von dem anderer nordeuropäischer Völker. Eigentlich gibt es nur Vornamen. Der Familienname besteht aus dem Vornamen des Vaters bzw. in seltenen Fällen der Mutter mit dem Zusatz "son" für Sohn oder "dottir" für Tochter. Thomasson ist der Sohn von Thomas und seine Tochter würde Thomasdottir heißen. Eine vierköpfige Familie hat keinen gemeinsamen Familiennamen, was im Ausland zu Verwicklungen führen kann. Im Telefonbuch findet man Personen unter ihrem Vornamen.
Heute Abend essen wir bei Richard´s Red Snepper. Anschließend gehen wir eilig in die Suite. Als wir den Fernseher einschalten steht es schon 1:0 für Deutschland gegen Brasilien. Dann geht es schnell zum 5:0 in der Halbzeit und 7:1 am Ende. Deutschland ist im Finale der Weltmeisterschaft. Ein tolles Spiel und ein unglaubliches Resultat.
Wir haben die Uhr wieder vorgestellt auf GMT oder westeuropäische Zeit. Heute ist der 4. Seetag. Wir lassen ihn ruhig angehen, frühstücken in Ruhe und lesen eine Tageszeitung. Danach gehen wir zum Fitness und am Nachmittag in die Sauna. Ansonsten sind wir ziemlich faul. Am Abend rauche ich eine kleine Partagas Zigarre in der Unschlagbar auf Deck 8, in der es allerdings stark nach Rauch riecht. Danach gehen wir zum Essen zu Richard´s. Der Souschef Robert hat Tafelspitz mit Boullion-Kartoffeln und feinem Gemüse vorbereitet. Es schmeckt vorzüglich. Dazu trinken wir den Rest der Flasche Spätburgunder aus dem Restaurant Surf & Turf. Heute Abend gibt es um 21:00 das zweite Halbfinalspiel Holland gegen Argentinien, das Argentinien nach torlosen 120 Minuten Spielzeit im Elfmeterschießen gewinnt. Schade für Holland.
Wir sind heute Morgen vor dem kleinen Hafen von Torshavn auf den Faröer Inseln eingetroffen. Tórshavn [ˈtɔu̯ʂhau̯n] (deutsch Thorshaven) ist die Hauptstadt der Färöer und liegt an der Ostküste der Insel Streymoys. Sie hat eine Fläche von 158 km². Als das politische, wirtschaftliche und geistige Zentrum des Landes bietet die Stadt weit mehr Infrastruktur, als man in einer vergleichbar großen mitteleuropäischen Kleinstadt erwarten würde. Die Stadt liegt auf dem Breitengrad 62° 1′ 0″ N, und 6° 46′ 0″ westlicher Länge ungefähr auf der Hälfte zwischen Norwegen und Island. Der Name der Stadt kommt vom germanischen Gott des Donners und Blitzes Thor (färöisch: Tór) und dem skandinavischen Wort für Hafen, havn, heißt also wörtlich: „Thors Hafen“. Auf den oftmals feuchten und deshalb sehr grünen Färöern gilt Tórshavn als besonders nebelgefährdet. Das haben auch wir erlebt. Nach sonnigen Abschnitten wurde es plötzlich neblig und wieder sonnig. Geregnet hat es nicht.
Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und vermutlich 60 Mio. Jahre alt. Sie sinken jedes Jahr um 1 mm. Im Jahre 1075 wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt und ist damit die vermutlich älteste Hauptstadt Nordeuropas. Das Thing auf der hier gelegenen Halbinsel Tinganes geht aber wahrscheinlich auf ca. 850 zurück. Norwegische Flüchtlinge flohen vor der Tyrannei Haralds I von Norwegen und siedelten hier. Im Jahr 1000 wurde auf dem Thing aufgrund der Missionarsarbeit des Sigmundur Brestisson das Christentum angenommen, wie die Färingersaga erzählt. Ab 1271 beherrschten die Norweger hier den Handel als Monopol. Die Handelsvertreter ließen sich in der Folge in Tórshavn nieder. Schiffe aus Bergen brachten regelmäßig Salz, Getreide und Holz. 1539 wurde das protestantische Christentum eingeführt. 1580 ließ Magnus Heinason die Festungsanlage Skansin am Nordende des Hafens zum Schutz vor Piraten erbauen. 1673 vernichtete ein Großbrand weite Teile von Tinganes. Wertvolle Dokumente fielen den Flammen zum Opfer. 1709 übernahm die dänische Krone den Monopolhandel. Im selben Jahr suchte eine Pockenepidemie die Stadt heim, woran 250 der 300 Bewohner starben. Erst Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Torshavn zu einer Stadt im eigentlichen Sinne. 1856 wurde der Monopolhandel aufgehoben und das Løgting bezog seinen heutigen Sitz. 1866 wurde die Kommune Tórshavn gebildet und damit die erste Bürgerversammlung des Ortes. Seitdem ist sie offiziell die Hauptstadt der Färöer. Am 1. Januar 1909 bekam die Stadt den Status einer dänischen Handelsstadt zugesprochen. 1927 wurde der Hafen mit einer großen Kaimauer versehen. Seitdem hat Tórshavn einen richtigen Seehafen. Im zweiten Weltkrieg besetzten die Briten die Faröer Inseln. Die Festung Skansin wurde Hauptquartier der Royal Navy. Die Briten haben auch den Flughafen auf der Insel Vagar gebaut. Ein Unterseetunnel verbindet den Flughafen mit der Hauptstadt.
Die Inseln haben 48.000 Einwohner. 17.000 davon leben in der Hauptstadt. Es gibt 70.000 Schafe. Die Winter sind mild und selten kälter als -5° und die Sommer kühl und maximal 23-24° warm. Die Faröer Inseln "gehören" zu Dänemark, wobei die Dänen für Außenpolitik und Verteidigung sowie die Währung zuständig sind und um die Innenpolitik kümmert sich die färingische Regierung und das Parlament. Die Wirtschaft lebt zu 97% von Fischfang und Aquakultur. Viele Färinger arbeiten als Seeleute auf den Schiffen in der ganzen Welt.
Mitten im Hafen befindet sich die Halbinsel Tinganes mit dem Løgting, einem der ältesten bis heute bestehenden Parlamente der Welt, und der färingischen Landesregierung. Seit 1932 besteht das Nationalarchiv der Färöer. Es besitzt heute auch die größte Literatursammlung in färöischer Sprache und die fast lückenlosen genealogischen Daten der Inselbevölkerung der letzten 200 Jahre. Unser heutiger Ausflug mit einem modernen Bus führt uns zunächst durch einen Tunnel nach Kollafjördur, wo wir eine alte Holz-Kirche besichtigen. Man hat damals das rare Holz für den Bau der Kirche benutzt, um zu zeigen, dass man sich das leisten kann. Von dort fahren wir nach Kvivik, einer Wikingergründung. Man kann noch die Grundmauern eines Bauernhauses sehen. Es ist vermutlich vor über 1000 Jahren erbaut worden. Das Städtchen macht einen netten Eindruck. Der dritte Ort ist Leynar, wo wir einen Holzschnitzer besuchen, der aus färingischem Holz Lampenschirme herstellt. Zurück fahren wir über die Bergstraße und nicht durch den Tunnel nach Torshavn. Torshavn liegt im Nebel und ist nicht zu sehen. An einer Stelle haben wir einen schönen Blick auf die unbewohnte Insel Koltur. Die Regierung hat beschlossen, alle Schaf umzusiedeln und die Insel sich selbst zu überlassen. Man möchte sehen, wie sich die Natur dann entwickelt. Am Hafen steigen wir aus und besichtigen die Altstadt auf der Halbinsel Tinganes und fahren dann mit dem Tenderboot zurück zum Schiff.
Heute Abend findet das Krimidinner bei Richard´s statt. Es beginnt um 18:30. Wir haben einen schönen Tisch reserviert. Es ist dasselbe Krimistück wie voriges Jahr, nur die Schauspieler sind andere. In den Pausen zwischen den Gängen werden die Akten des Krimis von den Schauspielern präsentiert. Fast alle Tische sind belegt. Die Kellnerinnen und Kellner unter der Leitung von Simone Lehmann servieren ein Siebengang Menü. Dazu vier verschiedene Weiß- und Rotweine. Sehr lecker!
Heute ist der 5. Seetag. Die Uhr wurde heute Nacht wieder eine Stunde auf MEZ, mitteleuropäische Zeit, vorgestellt. Wir schlafen bis 9:30, denn wir haben seit Island zwei Stunden aufzuholen. Wir trödeln noch lange herum. Jutta macht uns mit der Nespressomaschine einen Kaffee. Draußen ist es neblig. Regelmäßig ertönt das Nebelhorn. Später als wir gegen Mittag in die X-Lounge gehen, scheint die Sonne, aber es ist sehr windig.
Um 15:00 hören wir den Vortrag von Frau Prof. Wienker-Piepho zum Thema: "Die schönsten isländischen Sagas und die getanzten Balladen der Faröer". Sie erzählt bzw.liest mit Charme und großer Kenntnis aus Sagen und Märchen, vergleicht mit ähnlichen deutschen Märchen, die aber meistens einen anderen Verlauf nehmen und gibt uns einen tiefen historischen Einblick in die Mythen Nordeuropas. Sehr interessant. Später, ab 16:30 zieht sich der Himmel wieder zu, es wird neblig. Wir machen eine Siesta.
Am Abend gehen wir zu Richard´s. Bei Robert, dem Vertreter des Souschefs Benjamin, haben wir gestern Abend Königskrabben oder Hummer bestellt.
Das Schiff legt im Hafen von Stavanger mitten in der Stadt an. Stavanger erhielt das Stadtrecht mit der Etablierung des Bischofssitzes zwischen 1122 und 1125. In der Amtszeit des ersten Bischofs, Reinald fra Winchester, begann der Bau des Domes, seither ist 1125 die gebräuchliche Jahresangabe der Stadtgründung. Zu dieser Zeit gab es auf der Ostseite des Vågen zwei Straßen. Neben dem Dom waren der als Wohnstatt des Bischofs dienende Kongsgården (der Königshof) und das Olavskloster nebst der St. Olavskirche die wichtigsten Gebäude.
Erst im 17. Jahrhundert wuchs die Anzahl der Bewohner von 800 um 1600 auf mehr als 1460 vor dem großen Brand im Jahre 1684. Nach einer 1700/01 durchgeführten Volkszählung lebten in der Stadt 1385 Menschen, davon 524 Kinder, 356 erwachsene Männer davon 126 mit Bürgerstatus, 307 verheiratete Frauen, 102 unverheiratete Frauen, 77 weibliche und 19 männliche junge Bedienstete. 1618 sowie 1629 wütete die Pest in der Stadt. 1684 brach ein dermaßen verheerende Zerstörungen anrichtendes Feuer aus, dass beschlossen wurde, die Stadt komplett aufzugeben. So verlegten 1671 wichtige Stadtrepräsentanten (stiftsamtsmannen und lagdomstolen) ihren Sitz nach Kristiansand. Im 17. und 18. Jhd. gab es viele Brände. Deshalb ist das älteste Haus der Stadt aus dem 18. Jahrhundert. Erst ab dem 18. Jahrhundert trat ein für beständiges Wachstum der Stadt sorgender wirtschaftlicher Aufschwung ein. Stavanger blühte zuerst durch den Fischfang (Hering und später Sardinen), Schifffahrt, und schließlich die Konservenindustrie. Die Einwohnerzahl stieg im 19. Jahrhundert auf das Neunfache: von 2.406 (3.916 innerhalb der heutigen Stadtgrenzen) im Jahre 1801 auf 36.202 im Jahre 1900. Am 4. Juli 1825 fuhr die Schaluppe „Restauration“ mit 52 Emigranten aus Stavanger nach New York, der Auftakt einer großen norwegischen Auswanderungswelle in die USA. Nach den Ölfunden in den 60er Jahren veränderte sich Stavanger zu einer modernen Großstadt. Heute leben in ihrem Großraum ca. 200.000 Menschen. Mittelpunkt der Stadt ist der Dom (Stavanger domkirke), der ab 1125 errichtet wurde. Er ist die einzige mittelalterliche Kathedrale ursprünglicher Gestalt Norwegens im anglonormannisch-gotischen Stil. Das alte Stadtzentrum östlich des alten Hafens und das Viertel Gamle Stavanger (altes Stavanger) bilden das historische Zentrum. Gamle Stavanger rund um Øvre und Nedre Strandgate wird von weiß gestrichenen, sorgfältig gepflegten Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bestimmt.
Es ist heute warm und sonnig. Wir fahren um 9:00 mit einem Ausflugsschiff zum Lysefjord. Der Lysefjord ist ein Fjord östlich von Stavanger. Er zweigt vom Høgsfjord bei den Orten Oanes und Forsand in nordöstlicher Richtung ab. Er ist etwa 40 Kilometer lang und bis zu 500 Meter tief. Seinen Namen, „heller Fjord“, verdankt er den blankgescheuerten steil aufragenden Felswänden. Beliebtes Ausflugsziel ist der Preikestolen („Predigtstuhl“). Von der 600 Meter hohen Plattform hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den Fjord. Von unten kann man den Preikestolen als quadratischen Felsblock wahrnehmen. Hier kehrt das Boot um. Wir halten noch an einem Bootssteg und gehen zu einem großen Zelt in dem Waffeln und Kaffee serviert werden. Danach geht es zurück zum Schiff. Wir gehen noch nicht an Bord sondern machen uns noch auf den Weg, um den Dom und die Altstadt von Stavanger zu erkunden. Der Dom ist von außen eher unscheinbar. Er wurde schon 1025 begonnen. Seine Deckengewölbe ruhen auf mächtigen Pfeilern. Innen hat er schöne Kirchenfenster und eine sehenswerte geschnitzte Kanzel.
Das Wetter in Stavanger ist heute traumhaft schön. Blauer Himmel und Sonnenschein bis zum Sonnenuntergang. Das Thermometer klettert auf 24º. Jutta nutzt den Tag für ein ausgiebiges Sonnenbad. Ich halte mich lieber im Schatten auf.
Der gestern Abend bestellte Lammbraten ist vorzüglich geraten. Hervorragend! Wir trinken dazu einen Roten aus Ribera del Duero. Um 21:00 gehen wir in unsere Suite. Ab 22:00 wird im ZDF das Fußballspiel um den 3. Platz zwischen Brasilien und Holland übertragen, das Holland 3:0 gewinnt.
Als wir um 10:30h aufwachen regnet es. Wir befinden uns im Skagerrak nördlich der Nordspitze von Jütland. Das Meer ist ruhig. Der Zusammenfluss von Nord- und Ostsee, Skagerrak, ist wegen seiner unruhigen See gefürchtet. Heute erspart er uns die Seemannsprüfung. Schon bald sind wir im ruhigen Kattegat zwischen Dänemark und Schweden und morgen früh am Ende unserer Reise in Kiel. Draußen ist es nur noch 16º warm. Wir packen unsere Koffer und gehen zum letzten Male zu Richards zum Abendessen. Es gibt Tafelspitz mit Boullionkartoffeln. Gut. Es gibt es aufregenden Fußball im Endspiel gegen Argentinien. Deutschland wird durch ein 1:0 in der 2. Halbzeit der Verlängerung zum 4. Mal Weltmeister.
Als wir aufwachen liegt das Schiff schon am Ostseekai in Kiel. Wir frühstücken zum letzten Mal in der X-Lounge und gehen dann langsam von Bord. Unser Gepäck nehmen wir wegen der schlechten Erfahrungen mit. Mit dem Shuttlebus fahren wir zum Bremerhaven-Hbf, wo wir noch lange auf die Abfahrt unseres ICE um 10:48 nach Frankfurt warten müssen. Die Zeit geht vorbei und wir sitzen im Zug nach Frankfurt. Es ist eine lange Reise. Wir kommen erst um 16:00 dort pünktlich an.