Seit langem hatten wir die Idee, in den Iran zu reisen. Iran ist ein großes Land in Vorderasien (im Orient) mit einer alten Geschichte. Das Embargo des Westens wegen der vermeintlichen Absicht Irans, Atomwaffen zu entwickeln, hatte uns von der Reise abgehalten. Nun ist Tauwetter angebrochen.
Am 24. April 2014 fliegen wir von Frankfurt/M nach Teheran und beginnen eine Dr. Tigges-Studienreise durch den Iran. Wir werden die biblischen Orte Susa und Hamadan, archämenidische Paläste in Persepolis, die Städte Shiraz, Kerman und prächtige Moscheen in Isfahan und Ghom besuchen.
Wir sind sehr gespannt, was uns im Iran erwartet und freuen uns auf eine interessante Reise, die uns neue Einsichten bringen könnte.
Historische und andere Angaben sind Wikipedia und meinem Reisetagebuch entnommen.
Besuchte Orte im Iran sind:
Teheran, Hauptstadt des Iran, UNESCO Weltkulturerbe
Hamadan, älteste Stadt im Iran
Kermanshah, Bisotun, Taq-e Bostan UNESCO Weltkulturerbe
Chogha mit dem Ziggurat Zanbil, UNESCO Weltkulturerbe
Bishapur, Tang-e Chowgan
Persepolis, altpersische Residenzstadt, UNESCO Weltkulturerbe
Shiraz, Gartenstadt und Stadt der Dichter
Kerman, Teppichstadt
Mahan und Bagh-e Shazdeh, Prinzengarten UNESCO Weltkulturerbe
Lehm-Zitadelle Rayen
Yazd, Oasenstadt und UNESCO Weltkulturerbe
Isfahan, UNESCO Weltkulturerbe
Ghom, Heiligtum der Schia
Natanz
Wir reisen in das Land der Arier. Bislang habe ich geglaubt, dass die Deutschen Arier sind, denn schließlich mussten wir gegenüber den Nazis unsere arische Abstammung nachweisen. Im Iran wurden wir oft auf unsere gemeiensame Vergangenheit angesprochen. Was ist denn nun dran an unserer arischen Herkunft?
Der Ausdruck Arier ist eine Selbstbezeichnung von Sprechern indoiranischer Sprachen. Seit dem 19. Jahrhundert wurden europäische Lehnformen des Wortes in der vergleichenden Sprachwissenschaft verwendet und von dort auch auf andere Bereiche übertragen. Vor allem wurde es in den Rasseideologien des 19. und 20. Jahrhunderts zur Bezeichnung von Angehörigen bestimmter Menschengruppen adaptiert, die nach Zugehörigkeit zu einer „Rasse“ bzw. „Herrenrasse“ definiert wurden.
Um 2000 bis 1500 v. Chr. soll der indische Zweig (Indo-Arier) der „Arier“ (आर्य), dessen Sprache Vedisch war, nach Nordwestindien eingewandert sein. Die iranischen „Arier“, die zu den Vorfahren der heutigen iranischen Völker wurden, wanderten im 11. bis 10. Jahrhundert v. Chr. ein.
Adolf Hitler und der Nationalsozialismus nahmen mit den rassistischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts auch die mit dem Ausdruck „Arier“ verbundenen Vorstellungen auf und radikalisierten sie. Im nationalsozialistischen Sprachgebrauch war das Wort das Antonym von „Jude“. Seit 1935 wurde „arisch“ jedoch nicht mehr als amtlicher Rechtsbegriff verwendet. An die Stelle des in dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verwendeten Ausdrucks „Arier“ trat die in den Nürnberger Gesetzen (September 1935) gebrauchte Formulierung „Person deutschen oder artverwandten Blutes“, die nach einem Runderlass vom 26. November 1935 durch den Ausdruck „deutschblütig“ ersetzt wurde.
Von weißen Rassisten wird der Begriff „Arier“ noch als Bezeichnung der „weißen Rasse“ benutzt, zum Beispiel von den Aryan Nations in den USA oder von Neonazis im deutschsprachigen Raum.
Iraner sind Arier. In Deutschland haben die Nazis den Begriff Arier eigentlich nur benutzt, um zwischen Juden und Nichtjuden zu unterscheiden. Iraner und Deutsche haben vermutlich keine gemeinsamen Wurzeln. Iraner sind keine Orientalen. Im Iran erscheinen nur die Moscheen orientalisch, die meisten Menschen nicht.
Wir fliegen mit dem Lufthansa Airbus A340-300 nach Teheran. Die planmäßige Abflugzeit ist 17:50 und die Ankunftszeit in Tehran, Immam Khomeini International Flughafen, am 25.4., 1:20 Ortszeit. Der Airbus startet nur leicht verspätet. Der Zeitunterschied beträgt 2,5h, d.h. zur Abflugzeit ist es in Teheran schon 20:20. Die Flugzeit wird ca. 5 Stunden betragen. Wir haben die Sitzplätze 3H und 3K. Entgegen unseren Erwartungen ist das große Flugzeug gut besetzt. Nach dem Start in Frankfurt fliegen wir nach Südosten über Linz, an Budapest, Bukarest und Varna vorbei zum Schwarzen Meer und weiter nach Teheran.
Teheran (persisch تهران (Tehrān) /teɦˈrɔːn/) ist die Hauptstadt Irans. Im Stadtgebiet leben zwischen 8 und 10 Millionen Menschen (unterschiedliche Quellen) und in der Metropolregion ca. 15 Millionen. Teheran ist eine wichtige Industrie- und Handelsstadt mit Universitäten, Hochschulen, Bibliotheken und Museen. Außerdem ist die Stadt das bedeutende Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum sowie ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt des Landes. Die Hauptstadt liegt auf durchschnittlich 1.191 m Höhe auf einer Fläche von 717 qkm auf den südlichen Hängen des Elbursgebirges. Die Stadtbezirke im Süden grenzen an die Salzwüste Dasht-e-Kavir und liegen im Schnitt 1000 Meter über dem Meeresspiegel, das Stadtzentrum bei circa 1100 bis 1150 Meter und die Vororte im Norden bei etwa 1700 Meter. Die wohlhabenden Teheraner wohnen im klimatisch bevorzugten und grünen Norden der Stadt. Hier ist es im Sommer kühler als im Zentrum. Offensichtlich gibt es viel mehr reiche Bürger als man annehmen könnte.
Teheran liegt in einer erdbebengefährdeten Zone. Mehrmals im Jahr kommt es zu leichten Erdstößen. Am 27. März 1830 erschütterte ein Beben von 7,0 auf der Richterskala die Stadt. Fast alle Gebäude der Hauptstadt wurden zerstört. In der gesamten Region starben schätzungsweise 45.000 Menschen. Wir hatten Glück und haben keinen Erdstoß erlebt.
96 Prozent der 8 Millionen Einwohner Teherans bekennen sich zum zwölfer-schiitischen Islam, der Staatsreligion. Die größte religiöse Minderheit bilden 200.000 (2,8 %) Bahai, die wie man hört in der Islamischen Republik kein leichtes Leben haben, denn sie werden als Sektierer oder Ketzer angesehen und verfolgt. Daneben gibt es Orientchristen, deren Zahl nach der Revolution von 1979 jedoch stark zurückgegangen ist. Darunter bilden die 60.000 Armenier (0,8 %) die größte Gruppe. Die jüdische Gemeinde zählt circa 18.000 Mitglieder (0,2 %). Eine ebenfalls wichtige religiöse Minderheit sind die rund 10.000 Zoroastrier (0,1 %). Die Minderheiten (unter 1%) leben im Allgemeinen ohne Repressalien.
Die islamische Republik Iran ist ein großes Land mit ca. 78 Mio. Einwohnern. Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung als Irān (eine Abkürzung des mittelpersischen Ērān šahr) bezeichnet. Die altpersische Form dieses Namens, Aryānām Xšaθra, bedeutet „Land der Arier“. Man spricht überwiegend Persisch (Amtssprache). Das ist eine indogermanische Sprache. Insgesamt werden im Iran 77 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen. Iran ist multikulturell. Die islamische Religion, der 98% der Bevölkerung angehören, verbindet die unterschiedlichen Kulturen.
Der Iran ist ein Gebirgsland. Das Klima ist dadurch weniger heiß, als man von der geografischen Breite erwarten könnte. Unsere Reisezeit April-Mai scheint ideal. Trotzdem hatten wir oft Temperaturen über 30° bei mäßiger Luftfeuchtigkeit. Uns interessieren die wechselhafte Geschichte Irans und die unzähligen Relikte aus den vergangenen Jahrtausenden.
Wir landen pünktlich um 1:20 in Teheran. Der Flug ist auch wegen der hilfsbereiten und netten Crew sehr angenehm. Jutta muss schon im Flugzeug ihr Kopftuch anlegen. Nach dem Aussteigen im Terminal Immam Khomaini International werden wir mit der iranischen Realität bekanntgemacht. Vor den zwei Einreiseschaltern für "foreigner" (Ausländer), von dem nur einer geöffnet ist, hatte sich eine Gruppe von etwa 15-20 Herren und Damen aller Altersklassen aus Syrien (Damaskus) angesammelt. Der Einreisebeamte (Polizist) sitzt in einem Glaskasten und verrichtet seine Arbeit mit stoischer Ruhe. Zwischen zwei Einreisenden muss er sich ausruhen. Die ganze Prozedur mit viel Gedränge und trickreichen Vordrängversuchen von syrischen Frauen dauert 40 Minuten und das vor allem auch deshalb, weil sich während unseres Wartens unter Duldung des Polizisten ein Mann und eine Frau erfolg- und trickreich vordrängen. Was ihn dazu veranlasst blieb mir verborgen. Die zahlreichen Schalter für Inländer sind indessen geradezu verwaist. Der erste Eindruck vom Iran ist eher abweisend. Wir fühlen uns nicht willkommen geheißen. 40 Minuten sind vergleichsweise viel oder wenig. In Miami haben wir im Januar fast 2 Stunden gewartet, weil gleichzeitig viele große Flugzeuge gelandet waren und die Einreiseprozedur bekanntermaßen wegen der vielen Fingerabdrücke und Fotos Zeit kostet. Der Zoll in Teheran behandelt uns mit Ignoranz. Nach unserem Gebeco-Voucher sollten wir abgeholt und ins Azadi Hotel gebracht werden. Am Zollausgang standen auch Abholer mit ihren Schildern, aber niemand von TUI, Gebeco oder Dr. Tigges.
Wegen der Sanktionen werden im Iran keine Kreditkarten oder sonstige Bankkarten akzeptiert. Rial kann man nur dort erwerben. Im Flughafen gehe ich erst einmal zu einer Bank, um Geld zu wechseln. Dort werde ich höflich empfangen. Nach dem üblichen Papierkram erhalte ich für 250 Euro einen dicken Packen Rial, nämlich 8.790.000, d.h. für einen Euro 35.263 Rial. Nun bin ich auf einfache Weise (Rial)-Millionär.
Inzwischen hat Jutta die Bekanntschaft von 2 Ehepaaren mit großen Gebeco Plakaten auf ihren Gepäckstücken gemacht. Sie gehören zu einer anderen Gruppe und haben bereits ihren Abholer, Herrn Dr. Parwiz Talatschian, gefunden. Er hat in Deutschland (Gießen) Biologie studiert und ist nun Rentner. Er arbeitet öfter als deutschsprachiger Reiseführer. Er verspricht, uns mit in die etwa 60 km entfernte Hauptstadt zu nehmen. Die Fahrt in der Dunkelheit verläuft anfangs auf einer 6-spurigen Autobahn und dann auf breiten und auch schmalen Straßen durch Vororte. Trotz der Uhrzeit, es ist inzwischen nach 3:00, gibt es regen Verkehr auf den Straßen. In den Vororten werden oft rote Ampeln ignoriert, im Zentrum aber sicherheitshalber beachtet. Im Hotel angekommen müssen wir uns an der Rezeption ans Ende einer Schlange von Männern einreihen, die auf ihren Check-In warteten. Als wir an der Reihe waren, sagte man uns, dass für uns diese Nacht keine Reservierung vorliegt. Man würde uns aber ein Zimmer geben und es uns für $200 berechnen. Ich sage, dass wir das Zimmer mit 100 Euro bezahlt hätten. Dann schlägt man vor, dass man die Hotelkosten Aito, der iranischen Vertretung von TUI, berechnet und wir müssten uns dann mit denen auseinandersetzen. Ich hatte das Problem schon geahnt. Um 4:45 liegen wir total übermüdet im Bett und schlafen bis um 11:30 am nächsten Tag.
Mit Herr Talatschian hatten wir uns in der letzten Nacht für 12:00 verabredet. Er ruft um 11:45 an und fragte wie weit wir sind. Wir brauchen noch ein bisschen Zeit für die Morgentoilette und treffen ihn um 12:30 in der Lobby. Vom Hotel fahren mit seinem Auto an die U-Bahnstation Tajrish, parken das Auto in einem Parkhaus und gehen zu einem Restaurant. Dort liegen die Speisen wie auf einem Buffett hinter Glas. Herr Talatschian erklärt uns, was es gibt und geht zu einer Kasse, wo er die Speisen bestellt und bezahlt. Wir nehmen schon an einem Tisch Platz. Um uns herum sitzen an diesem Freitag (Feiertag) viele jüngere Frauen, oberflächlich verschleiert und gut zurecht gemacht. Hübsch anzusehen. Es gibt Reis in Weinlaub, Auberginenpaste, Tomatenpaste, Reis mit Fleisch als Ballen geformt und Fladenbrot. Dazu trinken wir Wasser. Unser Essen schmeckt sehr gut.
In Teheran wird viel gebaut. Herr Dr. Talatschian erzählt uns, dass 1,5 Mio. Afghanen im Iran arbeiten, überwiegend auf den Baustellen. Teheran hat ein U-Bahnsystem mit 4 Linien. Nach dem Essen gehen wir zur U-Bahn Station Tajrish. Die Gleise des Bahnhofs liegen 70m unter der Erde. Um das Gefälle für die Bahn nicht zu steil werden zu lassen, hat man die Station, die im Norden an den Berghängen des Elbursgebirges liegt, tief in die Erde verlegt. Über 4 Rolltreppen gelangen wir zum Bahnsteig. Die Linie 1 fährt ins Zentrum von Teheran. Das Bezahlsystem für die Verkehrsbetriebe ist modern. Man kauft eine Chipkarte mit einem Guthaben und fährt es in der U-Bahn oder in Bussen ab. An den Eingängen legt man die Chipkarte auf einen Sensor und die Sperre öffnet sich.
Wir wollen im Stadtzentrum den Golestan Palast (persisch کاخ گلستان ) besichtigen. Der stammt noch aus der Kadscharenzeit (1794-1925), ). Der älteste Teil der historischen Monumente des Golestanpalasts (Palast der Blumen), gehört noch zur alten Zitadelle von Teheran (Arg). 1796 wurde Aga Mohammed Khan Schah und wählte Teheran als seine Hauptstadt. Die Zitadelle wurde zum Regierungssitz der Kadscharen. Hof und Palast wurden 1865 zu seiner heutigen Form umgestaltet. Während der Ära der Pahlaviden (1925–1979) wurde der Golestanpalast nur für offizielle Empfänge genutzt. Wir konnten die Räume im ersten Stock sehen, auch den prächtigen Empfangssaal. Es ist ein eindrucksvoller Spiegelsaal an deren Ende der Thron steht. Auch andere Räume sind mit kunstvollen Mosaiken ausgestaltet. Der Marmorthron steht unter einem nach außen offenen Vordach in einem ebenfalls kunstvoll verspiegelten Saal. Heute ist der Palast ein Museum und seit 2013 Weltkulturerbestätte der UNESCO.
Anschließend wollen wir den nahen Basar besuchen, doch er ist heute, Freitag, dem islamischen Sonntag, geschlossen. Wir werden morgen noch einen Versuch machen. Als kleiner Ersatz führt uns Herr Talatschian in einen kleineren gedeckten Basar oberhalb der U-Bahn Station Tajrish. Die Waren sind sehr einladend und sauber dargeboten. Es gibt Gemüse und Obst, sowie sauer eingelegte Gemüse und Früchte, Tees, Gewürze u.v.a.m.
Vom Zentrum fahren wir mit der U-Bahn Linie 1 wieder zurück zu unserem Ausgangsort und mit dem Auto ins Hotel. Herr Talatschian hatte alles bisher bezahlt, das Mittagessen, die Parkgebühr, die U-Bahn. Ich biete ihm für seine Zeit und die Auslagen 50 Euro, die er dankbar annahm. Im Hotel-Café haben wir zusammen einen Espresso getrunken und einen ganz leckeren trockenen Kuchen gegessen. Jutta hatte ein Tiramisu bestellt. Herr Talatschian hat sich dann verabschiedet. Wir sind müde und gehen aufs Zimmer.
Wir ruhen uns aus und beschließen dann, in das italienische Restaurant Bice zu gehen. Bice ist eine weltweit agierende Restaurantkette der gehobenen Klasse. Wir werden sehr nett empfangen und an einen Tisch geführt. Das Ambiente ist elegant. Die Speisekarte enthält überwiegend Gerichte der italienischen Küche. Wir bestellen als Vorspeise Minestrone bzw. Tomatensalat und als Hauptgericht Störfisch in einer Anis-Nelkensoße. Alles schmeckt vorzüglich. Der italienische Maitre D kommt an unseren Tisch und erzählt uns, dass die Beschaffung von italienischen Produkten wie Pasta und Käse fast unmöglich geworden ist. Auch der tägliche Einkauf von Gemüse und Fleisch ist keineswegs einfach, weil man keine gleichbleibende Qualität gewährleisten kann. Es gibt Wasser und alkoholfreies Bier. Jutta isst als Dessert noch ein vom Maitre D empfohlenes Souflé mit Vanilleeis, das ihr hervorragend schmeckt. Das Bice im Azadi Hotel ist das exklusivste und teuerste Restaurant im Iran. Unsere Rechnung beträgt einschließlich Trinkgeld 2,8 Mio Rial (ca. 80 Euro). Das ist nicht teuer. Ein schöner Abend.
An der Rezeption wollen wir uns noch einen Stadtplan von Teheran geben lassen. Man verweist auf die Dokumentenmappe im Zimmer und empfiehlt einen Telefonanruf unter Nummer 38, wenn dort kein Stadtplan sein sollte. Im Zimmer ist keiner und bei dem Anruf erfahren wir, dass es keine Stadtpläne im Hotel gibt. Wir sind in einer großen Stadt ohne jede geografische Orientierung. Morgen werden wir ohne Begleitung unterwegs sein und da wäre ein Stadtplan doch sehr hilfreich.
Heute fliegt unsere Dr. Tigges Reisegruppe von Frankfurt/Main nach Teheran, Ankunft am 27.4.2014 um 1:15 in der Nacht.
Nach dem Frühstück wollen wir den großen Basar besuchen, der am gestrigen Freitag geschlossen war. In der Nähe, im südlichen Zentrum von Teheran, liegt der Große Basar (oder auch Grand Bazaar). Er ist weltweit der größte seinesgleichen und beherbergt Banken, Moscheen und Gästehäuser. Naturgemäß nimmt der Handel hier den größten Raum ein. Durch den Basar ziehen sich zahlreiche Straßen (10 km). Wichtigste Handelszeiten sind zwischen 17 und 19:00.
Wir bitten um ein Taxi in der Rezeption. Dort verweist man uns auf draußen wartende Taxen. Es sind aber keine da. Der Parkwächter verspricht Abhilfe und ruft einen Wagen. Er nennt auch den Preis, allerdings in Toman ohne das zusagen. Ein Toman entspricht 10 Rial. Wir willigen ein und fahren mit einem freundlichen Taxifahrer zum Basar. Die Straßen in Teheran sind breit, meistens 5 oder 6 spurig. Trotzdem staut sich der Verkehr, weil sehr undiszipliniert gefahren wird. Von links nach rechts immer kreuz und quer und dazwischen springen die Fußgänger. Am Basar fährt er auf einen Parkplatz. Wir verabreden, dass wir ins zwei Stunden, so gegen 13:30h zurück sind. Auto fahren ist im Iran gefährlich. Jährlich soll es 27.000 Verkehrstote geben. Das ist bei fast gleicher Einwohnerzahle 6-7-mal mehr als in Deutschland. Vor allem bei Überlandfahrten soll man sehr viele Harakiri-Fahrer erleben können. Wir werden das morgen sehen. Der Fußweg zum Basar ist nicht lang. Um den Basar herum wogt die Menge. Man könnte meinen, heute am Samstag gehen alle Teheraner einkaufen. Der Haupteingang ist voller Menschen; aber in den Seitenstraßen verteilt sich der Menschenstrom. Heute ist es in Teheran warm. Mein Thermometer zeigt 34° C. Wir beenden unsere Einkaufstour gehen aus dem Basar-Gewirr zurück zum Parkplatz. Der Wächter ruft unseren Fahrer an, der wenig später kommt und wir fahren zurück zum Hotel. Dort stellt sich der Irrtum heraus. Wir zahlen 1.500.000 Mio Rial. Das sind fast 45 Euro. Ich hätte besser aufpassen müssen, aber mir war der Unterschied zwischen Toman und Rial nicht bekannt.
Da ich befürchte, dass meine gewechselten Rial nicht reichen, um die Hotelrechnung zu begleichen, frage ich an der Kasse, ob ich auch in Euro bezahlen kann. Das geht, aber der Wechselkurs von 32.000 Rial für einen Euro ist ca. 10% schlechter als auf der Bank. Die nächste Bank ist ein paar km weit entfernt und nur mit dem Taxi zu erreichen und das kostet auch Geld. Also bleibt nichts anderes übrig, als den Wechselkurs zu akzeptieren. Am Abend gehen wir wieder in das italienische Restaurant Beci. Wir bestellen Osso Buco. Leider ist das Fleisch und auch das Risotto nicht so gut wie gestern der Fisch. Das Fleisch ist zum Teil zäh und das Risotto trocken. Offenbar hat der Chef einen freien Abend oder es liegt an der mangelnden Qualität des Fleisches.
Unsere Reisegruppe ist letzte Nacht eingetroffen. Heute beginnt die Dr. Tigges Iran Rundreise.
Bevor wir nach Hamadan fahren besuchen wir das Nationalmuseum des Iran. Es präsentiert eine bemerkenswerte Ausstellung von Gegenständen aus dem 5. - 1. Jahrtausend v. Chr. Gleich am Anfang stehen große Keramikbottiche aus dem 4. und 5. Jahrtausend v. Chr., die mit braunen Ornamenten verziert sind. Danach folgen in den Vitrinen viele Keramik-Gegenstände aus dieser Zeit. Ein Höhepunkt ist ein Wagenrad aus Chogha Zanbil von 1250 v. Chr. Erhalten wurden die Bronzebeschläge und der Radreifen. Die Holzspeichen sind neu. Es werden zahlreiche Luristan Bronze-Gegenstände aus Gräbern gezeigt. Pferde, Räder, Haarnadeln, Ohrringe usw. aus der Zeit von 1000 v. Chr. Dann folgen Reliefs aus Persepolis, die den Empfang der untergebenen Könige durch Darius I zeigen, sowie weitere große und kleine Figuren und Keilschrifttafeln. Am Ausgang steht eine Steele, die Hammurabi aus Babylon und seinen Codex darstellt. Als Codex Hammurabi (auch in den Schreibweisen Kodex bzw. Hammurabi und Ḫammurapi) bezeichnet man eine babylonische Sammlung von Rechtssprüchen aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. Sie gilt zugleich als eines der wichtigsten und bekanntesten literarischen Werke des antiken Mesopotamiens und als bedeutende Quelle keilschriftlich überlieferter Rechtsordnungen (Keilschriftrechte). Der Text geht zurück auf Hammurapi, den sechsten König der 1. Dynastie von Babylon. Er ist auf einer nahezu komplett erhaltenen 2,25 m hohen Dioritstele, auf mehreren Basaltstelenbruchstücken anderer Stelen sowie in über 30 Tontafelabschriften aus dem zweiten und ersten Jahrtausend v. Chr. überliefert. Auch diese Stele selbst wird häufig als „Codex Hammurapi“ bezeichnet. Sie ist heute im Louvre in Paris ausgestellt und wurde, wie auch die Bruchstücke der Basaltstelen, von französischen Archäologen in Susa gefunden, wohin sie im 12. Jahrhundert v. Chr. aus Babylonien verschleppt wurde. Aufgrund dieser guten Quellenlage ist der Text heute vollständig bekannt. Im Nationalmuseum von Teheran steht eine Kopie.
Vom Nationalmuseum fährt der Bus durch die Stadt nach Süden und weiter auf einer 6-spurigen Autobahn nach Südwesten. Es geht durch eine steppenartige Landschaft, die zum Teil bewässert und landwirtschaftlich genutzt wird. Seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. gibt es im Iran Qanate. Das sind Kanäle, die tief unter der Erde Wasser aus den Bergen ins trockene Flachland befördern. Sie haben eine Länge von bis zu 70 km. Alle zusammen addieren sich auf ein 125.000 km langes Bewässerungssystem. Die Qanate sind 1 m breit und 1.80 m hoch. Im Abstand von 50 m sind Schächte angelegt. Durch sie wird die ausgegrabene Erde nach oben befördert. Neben jedem Schacht befindet sich ein großer Maulwurfshügel. Die Schächte belüften die Kanäle und das Wasser und werden für die laufende Wartung benutzt.
Wir essen in Savwa, einer Kleinstadt an der Autobahn, zu Mittag. Es gibt Salat, Reis, Gulasch mit Bockshornklee, Huhn-Kebab und Fladenbrot. Wir essen Salat, Reis und teilen uns den Gulasch. Der schmeckt sehr intensiv würzig, nicht unser Geschmack. Bockshornklee soll potenzfördernd sein. Das Essen ist, wie sich später herausstellt, sehr preiswert. Wir zahlen für uns beide 150.000 Rial. Das sind 3,50 Euro.
Wenig später biegen wir in Aveh auf die Autobahn nach Hamadan ab. Auch diese Strecke ist landschaftlich langweilig, aber wird immer grüner. Bäume sind nur selten zu sehen. Das Wetter ist schlechter geworden. Es ist leicht dunstig und manchmal tröpfelt es. Der leichte Regen verstärkt sich zunehmend. Auf der Fahrt wird von dem iranischen Begleiter, namens Reza zweimal Tee gereicht, einmal zusammen mit einem nicht süßen Blätterteiggebäck. Wir erreichen das Ziel unseres Tages: Hamadan.
Hamadan liegt 1800 m hoch umgeben vom Allvandgebirge im Westen des Iran. Es ist vermutlich die älteste Stadt der Welt. In antiker Zeit hieß sie Ekbatana. Sie wurde im 2. Jahrtausend v.Chr. von dem legendären König Djamshid gegründet. In einer assyrischen Schrift wurde Ekbatan schon um 1100 v. Chr. erwähnt. Sie war die Hauptstadt der Meder. Heute hat Hamadan 800.000 Einwohner und ist Provinzhauptstadt. Unser Hotel ist das Bueli Hotel und gehört wie das Azadi zur Parisian Gruppe. Es ist einfach. Die Zimmer sind groß und bieten Platz für eine 4-köpfige Familie. Das Abendessen vom Buffet ist nicht toll, aber genießbar.
Wir sehen den Grabturm Gonbad-e-Alavian und das Mausoleum von Avicenna, dem großen Universalgelehrten des Mittelalters, dessen Schriften auch in Europa die medizinische Forschung wesentlich prägten. Das Grabmal von Esther und Mordechai erinnert an die alte jüdische Tradition der Stadt.
Am Morgen besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten dieser alten Stadt. Der steinerne Löwe, Sang-e Shir, steht auf einem hohen Sockel. Alexander der Große hat ihn für seinen in Hamadan gestorbenen Freund Hephastion machen lassen. Die Skulptur wurde 324 v. Chr. aus einem Stein gemeißelt und ist nach über 2000 Jahren in keinem guten Erhaltungszustand mehr. Daneben gibt es ein öffentliches Fitness-Zentrum im Park, das von jungen Iranerinnen fleißig genutzt wird.
Avicenna (Ebn-e Sina) war zu seiner Zeit der große Universalgelehrte. Er wurde 980 n.Chr. in Buchara geboren und ist 1037 in Hamadan gestorben. Sein Mausoleum steht in Hamadan. Avicenna hat viele medizinische Studien gemacht und darüber Bücher veröffentlicht. Das Buch Kanon der Medizin war die schriftliche Grundlage der medizinischen Ausbildung in Europa im frühen Mittelalter. Er studierte u.a. die heilsame Wirkung von Heilkräutern. Er wirkte auch als Mathematiker, Philosoph und Theologe. Avicenna wirkte als Arzt und Gelehrter u.a. in Isfahan. Er war ein sehr aktiver, zuvorkommender Mann. Insgesamt schrieb er 250 Aufsätze und Bücher zu den Themen Philosophie, Logik, Musik, Dichtung und Politik. Ein leuchtender Stern seiner Zeit.
Das Grabmal von Esther und Mordechai. Die biblische Esther war die Ehefrau von Xerxes. Mordechai war ihr Onkel. Durch eine Intrige hatte der König den Entschluss gefasst, die Juden auszurotten. Die jüdische Esther erfuhr davon und ihr gelang es, ihren Mann Xerxes mit guten Argumenten umzustimmen. Der Intrigant wurde hingerichtet. Zum vermeintlichen Grab der biblischen Gestalten Mordechai und Esther pilgerten und pilgern zahlreiche Juden, obwohl es sich wahrscheinlich „nur“ um die letzte Ruhestätte einer jüdischen Frau des Sassaniden-Königs Yazdegerd I. († 420) handelt. Auch die dort aufbewahrte Thora soll „nur“ rund dreihundert Jahre alt sein.
Das Grabmal Gondbad-e Alavian war ursprünglich eine Moschee mit Grab, und ist jetzt nur noch ein Grab. Der Innenraum ist reich mit Stuck verziert. Erbaut wurde es zwischen dem 11. und 14. Jhd.
Danach verlassen wir Hamadan in Richtung Kermanshah. Nach einer Weile fahren wir über den 2266 m. hohen Assad-e Bad Pass und halten dort. Dann geht`s wieder hinunter zu einem einfachen Restaurant an der Straße. Wir beschränken uns auf Reis, Fladenbrot und Joghurt. Der Reis schmeckt gut. Die Toiletten sind wie auch anderswo sehr gewöhnungsbedürftig. Unterwegs halten wir an der Bogen-Brücke Kohneh über den Bisotun Fluss aus den 16. Jhd., die aus gebrannten Ziegel gebaut wurde. Sie wird heute nicht mehr benutzt. Daneben wurde eine neue Brücke gebaut, über die der Verkehr fließt.
Wir erreichen Bisotun in der Nähe von Kermanshah. Bisotun gehört zum Welterbe der UNESCO. Ein großes Relief mit Darius I ist hier zu bewundern. Leider liegt es hoch oben am Berg und man kann es nur aus ein paar Hundert Metern Entfernung sehen. Ohne ein starkes Fernglas erkennt man keine Deteils. Das Relief ist 6, 5 m. lang und 3, 2 m hoch und gut erhalten. Es enthält 3 Inschriften in den damals wichtigsten Sprachen babylonisch, altpersisch und elomitisch. Das Relief zeigt Daruis I wie er seinen Fuß auf seinen Feind, den am Boden liegenden Gaumata, setzt, der ihn um Gnade anfleht. Vor ihm stehen, aneinander gebunden, 9 Lügenkönige, auf ihr Urteil wartend.
Unten am Berg ist eine Hercules-Figur im Jahr 148 v. Chr. in den Berg gemeißelt worden. Die Skulptur ist sehenswert und gut erhalten.
Wir fahren weiter nach Kermanshah (1340 m Höhe) und besuchen die große Grotte von Tag-e Bostan an einem kleinen künstlichen See im Zagrob Gebirge. Die Skulpturen stehen in zwei Grotten. sind in sassanidischer Zeit um 300 n. Chr. als Teil eines Paradeios entstanden. Unter Paradeios hat man damals einen umzäunten Garten mit Wasser und auch ein Jagdgebiet für die Könige verstanden. Aus Paradeios wurde unser heutiges Wort Paradies abgeleitet. Der abgebildete Herrscher könnte Khosrow II (591-628) sein. Auf den Reiterreliefs auf den beiden Seiten sind Treibjagden dargestellt. Die Skulpturen haben 1700 Jahre Regen, Sturm, Eis und Schnee überstanden und sind entsprechend gealtert.
Zur Zeit baut man eine Hochbahn vom Zentrum nach Taq-e Bostan, um die ansteigende Touristenmenge befördern zu können. Kermanshah hat einen Inlandsflughafen.
Da es erst 17:00 ist, fahren wir noch zum kurdischen Basar, der anders als die persischen sein soll. Inzwischen hat es angefangen zu regnen. Als wir aussteigen schüttet es heftig. Wir werden nass. Der Basar ist überdacht und mit befestigten Straßen durchzogen. Er liegt an einem Hang. Die Wassermassen finden auch ihren Weg in den Basar und fließen auf den Straßen. Das Warenangebot besteht im Wesentlichen aus Bekleidung und Schmuck. Die Stoffe sind bunt. Die jungen Kurdinnen sind hübsch, gut gekleidet und zurecht gemacht. In einer Straße ist ein Gold Geschäft neben dem anderen. Als wir am Bus zurück sind, haben wir nasse Füße. Im Basar, Hotel oder auf der Straße trifft man junge Frauen mit einem Pflaster auf der Nase. Iran ist ein Vielvölkerstaat und einige Ethnien neigen zu einer breiten oder knolligen Nase, die vom Schönheitschirurgen korrigiert wird, Das Pflaster zeigen die Frauen mit Stolz, weil sie zeigen wollen, dass sie sich die teure Operation leisten können. Das Hotel Azadegan Grand Hotel ist einfach; das Zimmer ist geräumig, aber nicht ganz sauber. 160 km
Heute geht es schon früh um 7:00 los, denn wir müssen eine weite Strecke (570 km) fahren. In Chomey machen wir nach 1,5h Fahrzeit an einer Moschee eine kurze Pause. Das Zagrobgebirge auf der iranischen Platte steht unter ständigem Druck der arabischen Platte, die sich unter sie schiebt. Durch Faltung sind interessante Steinformationen entstanden. Dieser Druck verursacht auch häufige Erdbeben, die in der Vergangenheit viele Opfer gefordert haben. Heute wird erdbebensicher gebaut.
Wir halten vor Pol-e Dohktar an den Ruinen einer alten steinernen sassanidische Brücke über den Seymareh Fluss. Ein hoher Bogen und ein paar Säulen sind noch erhalten. Das Tal des Seymareh Flusses ist von hohen kahlen Bergen umgeben, in die der Fluss einen tiefen und schroffen Canyon gegraben hat. Hohe Säulen und Türme säumen zeitweise unseren Weg. Die zweispurige Straße durch das Gebirge ist stark befahren. Ab Pol-e Dohktar gibt es Kolonnen von Tanklastwagen, die iranisches Öl in den nahen Irak bringen. Später mündet die Straße in eine vierspurige Autobahn. Wir haben das Zagrobgebirge verlassen und die Ebene bei Andimeshk erreicht. Wir sind jetzt ganz nahe der irakischen Grenze. Hier gibt es Militäranlagen. Man möchte sich nicht noch einmal vom Irak überraschen lassen, obwohl man offiziell befreundet ist. Der erste Golfkrieg begann 1980 mit dem Angriff des Irak auf den Iran. Es gab große Verluste. Der Krieg dauerte bis 1988.
Wir erreichen Shush (Susa) und essen dort zu Mittag Reis mit einem separat servierten Gemüsegulasch. Es schmeckt gut. Vorher gibt es Fladenbrot mit Joghurt. Die alte Königsstadt Susa war von 4000 v. Chr. bis ins 13. Jhd. besiedelt. Sie wurde von den Mongolen zerstört. In frühgeschichtlicher Zeit von 4000 bis 2600 v. Chr. war Susa eine weitläufige Ansiedlung mit städtischem Charakter. In der folgenden alt-elamischen Periode von 2600 bis 1900 v. Chr. gab es intensiven Warenaustausch mit Mesopotamien und viele Herrschaftswechsel. Die Blütezeit war in der mittel-elamischen Zeit von 1900 bis 1100 v. Chr. Aus dieser Zeit stammen viele Bauwerke. Ende des 22 Jhd. eroberte der mesopotamische König Nebukadnezar I Susa und der langsame Verfall begann. In der neu-elamischen Zeit bis 620 v. Chr. eroberte der Assyrer Assurbanipal Susa und zerstörte es endgültig. Die heute sichtbaren Reste stammen ausschließlich aus der anschließenden archämenidischen Periode. Darius I, dessen Relief wir schon in Bisotun gesehen hatten, baute die Stadt wieder auf. Nach einem großen Feuer ließ Ataxerxes II Susa nach den alten Plänen restaurieren. 330 v.Chr. eroberte Alexander der Große die Stadt, zerstörte sie aber nicht. Sie verlor ihre Bedeutung. Zu sehen ist nicht viel außer den Grundmauern des Palastes und ein paar Säulenbruchstücken und Kapitellen. Es ist heiß. Unter einen schattenspendenden großen Baum wurden 35° gemessen, in der glühenden Sonne entsprechend mehr. In Teheran haben wir im Nationalmuseum schöne Keramik aus Susa gesehen. Von dort gehen wir zum Mausoleum des Propheten Daniel (in der Löwengrube).
Die Fahrt nach Chogha Zanbil dauert 45 Minuten. Die fünfstufige Zikkurat ist mit ihren Ecken nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Das riesige Bauwerk mit einer Seitenlänge von 105,20 m wurde aus luftgetrockneten Ziegeln errichtet und mit gebrannten Ziegeln gegen Verwitterung geschützt. Heute sind noch 3 Stockwerke erhalten. Die Außenhaut soll in den Farben blau, schwarz und gold glaciert gewesen sein. Davon ist aber nichts mehr erhalten. Das Bauwerk war ein Tempel. Die Bauweise ist interessant. Alle Stockwerke gründen auf dem Boden und wurden gleichzeitig hochgezogen. In Teheran haben wir vor ein paar Tagen das Wagenrad aus dem Jahre 1250 v. Chr. gesehen. Es wurde hier gefunden. Um 17:45 ist die Besichtigung beendet und wir treten die letzte Etappe nach Ahvaz an.
Unser Hotel, das Royal Astoria, erreichen wir um 19:45. Es ist in Ordnung. Auch das Abendessen ist ok. 560 km.
Wir brechen schon wieder früh um 7:00 auf, denn der Weg ist lang bis nach Shiraz. 570 km sollen es sein. Von Ahvaz fahren wir durch die Tiefebene nach Südwesten. Heute Morgen ist es durch den aufgewirbelten Sand bzw. Lehm dunstig. Es gibt keine Fernsicht. Wir fahren durch ein Gebiet, in dem viele brennende Gasfackeln anzeigen, dass hier Öl und Gas gefördert wird. Die Provinz Khuzistan um Ahvaz ist sehr ölreich. Der persische Golf ist nah.
Nach ein paar Stunden Fahrzeit gelangen wir zurück in das Zagrobgebirge und fahren auf der Königsstraße nach Persepolis auf der vor 2300 Jahren bereits Alexander der Große von Susa nach Persepolis gezogen ist. Damals war die Straße schon gut ausgebaut und wurde als Verbindungsweg zwischen den Königsstädten Susa und Persepolis u. a. auch für die Überbringung von Post benutzt. Es gab mehrere Poststationen zum Wechsel der Pferde.
Während des Tages müssen wir immer wieder an Kontrollpunkten der Polizei halten. Der Grund ist die Gewährleistung der Verkehrssicherheit von Personentransporten. Der Fahrer muss seinen USB-Stick mit den Daten des Fahrtenschreibers abgeben und kontrollieren lassen. Es geht um Einhaltung der Fahrzeiten und um Geschwindigkeit.
Unsere Reiseleiterin, Frau Dr. Schmermbeck, berichtet über die Höflichkeit der Iraner, die wie die meisten Orientalen die direkte Sprache ablehnen. Wenn man eingeladen wird, muss man mindestens 2 mal ablehnen und darf beim dritten Mal mit großem Dank und Respekt annehmen. Das alles geht einher mit viel Lob einerseits und Bescheidenheit andererseits (viel Schwall mit Floskeln). Iraner, die in Deutschland leben, müssen sich langsam an die völlig andere Kultur gewöhnen. Das Mittagessen nehmen wir in einem Restaurant bei Nour Ahad ein. Wir essen einen vorzüglichen Auberginen-Gulasch mit Reis. Heute ist das Essen viel besser als in Hamadan und Kermanshah.
Die Stadt wurde im Jahre 266 n.Chr. von dem sassanidischen König Shipur I gegründet, sechs Jahre nachdem er drei römische Kaiser besiegt hatte. Sie liegt an der Straße von Ahvaz nach Shiraz. Beim Bau von Bishapur haben vermutlich römische Handwerker mitgearbeitet, die Shipur von seinen Feldzügen gegen die Römer mitgebracht hat. Bis 637 n. Chr. war die Stadt besiedelt. Dann wurde sie von den einfallenden Arabern zerstört. Die Stadt war von einer Stadtmauer umgeben, die heute noch gut zu sehen ist. Damals war sie 10 m hoch und 10 m dick. Heute kann man noch eine etwa 3 m Mauer erkennen. Im Palast sind der vermutliche Privatbereich, der Audienzsaal und der Fruchtbarkeitstempel in Resten erhalten. Stadtmauer und Palast sind aus Bruchsteinen gebaut. Die Mauern des Palastes waren verputzt und farbig bemalt, was man heute noch hier und da sehen kann. Der Audienzsaal war vermutlich mit Kuppeln überdacht. Es gibt 64 Nischen zum Teil mit Rundbögen. Auf dem Fußboden gab es schöne Mosaiken, die man heute im Nationalmuseum in Teheran findet. Am besten erhalten ist der Tempel der Fruchtbarkeit. Er liegt 7 m unter dem Bodenniveau. 24 Treppenstufen führen hinab. In seiner Mitte war ein noch heute erkennbares Wasserbecken.
In der Nähe von Bishapur sind mehrere Felsreliefs, Tang-e Chowgan genannt, zu sehen. Sie zeigen die Heldentaten von Shipur I und seine Siege über den römischen Kaiser Valerian und andere. Der Erhaltungszustand der Reliefs ist unterschiedlich, von stark verwittert bis gut erhalten. Die Natur hat ihren Tribut gefordert. Allerdings haben auch die Menschen beigetragen. Durch mehrere Felsreliefs wurde ein Aquädukt von Menschenhand gemeißelt und damit der untere Teil der Reliefs zerstört.
Hinter Bishapur führt die Straße in das Zagrobgebirge hinauf auf über 2000 m durch eine großartige Bergwelt. An einem Haltepunkt können wir die Pforte der Perser, durch die einst Alexander mit seinem Heer schritt, von unten und später von oben sehen. Alexander war auf dem Weg nach Persepolis und wurde hinter der Schlucht von Truppen des Darius III aufgehalten und zurückgeschlagen. Ein Hirte zeigte Alexander einen Weg übers Gebirge, den er mit einem Teil seiner Truppe beschritt. Dann griff er Darius III von hinten an und besiegte ihn.
Wir erreichen Shiraz. Die Stadt der Dichter und Rosen, liegt 1400 m hoch und hat 2 Mio. Einwohner. Für die nächsten zwei Nächte ist das Pars International unser Hotel. Wir erhalten eine Suite zugewiesen mit viel Platz. Zum Abendessen setzen wir uns von der Gruppe ab und essen im selben Restaurant a la carte. Wir bestellen Perlhuhn und Fasan Kebab. Das ist gebratenes oder gegrilltes Geflügel mit Pommes frites. Es ist einmal etwas anderes und schmeckt ganz gut. 570 km.
Heute steht ein Höhepunkt auf unserem Programm: Persepolis. Die altpersische Residenzstadt Persepolis (persisch تخت جمشيد Tacht-e Dschamschid „Thron des Dschamschid“, altpers.: Parsa) war eine der Hauptstädte des antiken Perserreichs unter den Achämeniden und wurde 520 v. Chr. von Darius I. im Süden des heutigen Iran in der Region Persis gegründet. Der Name „Persepolis“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Stadt der Perser“; der persische Name bezieht sich auf Dschamschid, einen König der Frühzeit. Sie liegt etwa 60 km von Shiraz entfernt. Wir brechen um 8:00 auf.
Etwa 518 v. Chr. gründete Darius I seine neue Residenzstadt Parseh. Damit verlor Susa an Bedeutung. Am Fuße des Berges Kuh-e Meh wurde eine 15 ha große Terrasse angelegt. Über 14 Gebäude sind auf der Plattform unter Darius I und seinen Nachfolgern, u.a. Xerxes, Artaxerxes I. und Artaxerxes II. errichtet worden. Weitere Paläste wurden unmittelbar am Fuß der Terrasse ausgegraben. Persepolis zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Alexander der Große eroberte Parseh 331 v. Chr., nach dem er die Pforte der Perser im Zagrobgebirge beim zweiten Versuch erfolgreich durchschritten hatte. Was man heute sieht, entspricht ungefähr dem Zustand der Stadt nach der Zerstörung durch ein Feuer, das im Palast der 100 Säulen entstand. Man glaubt, dass es unabsichtlich entstanden ist. An zwei Treppenaufgängen zur Apadana (Empfangsgebäude) sind die Seitenwände mit einmaligen Reliefs geschmückt, die die Tribut zahlenden Abordnungen der Nationen auf dem Weg zum König zeigen. Sie sind gut erhalten, weil sie durch einen Schuttberg vor der Witterung geschützt waren, bis er von deutschen Archäologen weggeräumt wurde. Das Achämenidenreich wurde von Kyros II. dem Großen gegründet und reichte unter Darius I. um 520 v. Chr. von Kleinasien und Ägypten bis zum Indus. Die Könige unterhielten eine mächtige Flotte mit der Xerxes nach Nordafrika und Griechenland segelte. Er eroberte Athen und zerstörte die Akropolis. Zum Weltreich gehörten viele Nationen.
Persepolis ist ein Glanzlicht der altpersischen Kultur und Politik der Achämeniden. Die Palaststadt ist noch heute ein Identifikationsort für viele Iraner, obwohl oder gerade weil sie weit in die vor-islamische Zeit zurückreicht. Schon der Eingang in den Palastbezirk ist eindrucksvoll. Die Straße der Nationen ist gesäumt von hohen Säulen. Am Ende schmücken zwei große Fabelwesen das Tor. Es gibt Inschriften in den damals drei üblichen Sprachen babylonisch, altpersisch und elamisch. Von der Apanada (Empfangssaal), die einst von 36 Säulen getragen war, stehen noch ein paar.
Nach dieser sehr eindrucksvollen Besichtigung fahren wir weiter nach Naqsh-e Rostam, der Nekropole der Archämeniden. Am Berg sieht man 4 Felsgräber der archämenidischen Könige. Nur das Grab von Darius I ist eindeutig zuzuordnen. Man vermutete, dass in den drei anderen Xerxes, Ataxerxes und Darius II begraben sind. Die Felsreliefs sind nicht alle gut erhalten. In den Gräbern fanden die Archäologen nichts (mehr). Grabräuber hatten alles ausgeraubt.
Wir besuchen das Grabmal von Kyros II, dem Großen, das aus großen Bruchsteinquadern besteht, die ohne Mörtel aufeinander geschichtet sind. Oben drauf steht das eigentliche Grab in Form eines Hauses. Es hat eine Inschrift, die berühmt ist: „Mensch wer Du auch sein und woher Du kommen magst – denn dass Du kommen wirst – weiß ich. Ich bin Kyros, der den Persern die Herrschaft erworben hat. Missgönnt mir nicht die wenige Erde, die meinen Leichnam deckt.“. Kyros regierte von 559-530 v. Chr. Im Jahre 539 eroberte er Babylon, befreite die Juden aus der Gefangenschaft und finanzierte den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. Heute ist er der Nationalheld der Opposition im Iran. Er gilt als Begründer der Menschenrechte. Das Grab wird von der Polizei bewacht. Man will verhindern, dass seine Anhänger am Grab beten. Über Jahrhunderte waren die Beziehungen zu Israel gut. Erst in jüngster Neuzeit ist Israel ein Feind Irans.
Die bisherigen Besichtigungsorte liegen auf 1800-1900 m Höhe. Deshalb ist es heute Mittag nur 30° warm. Auf der Rückfahrt nach Shiraz regnet es heftig, aber nur kurz.
In Shiraz besuchen wir die Mausoleen der beiden berühmten iranischen Dichter Saadi und Hafez. Rückert hat Hafez ins Deutsche übersetzt und Goethe zu lesen gegeben. Goethe war begeistert und hat diesem iranischen Poeten einen Vers gewidmet. Beide Gedenkstätten sind sehr gut besucht. Es sind Plätze für junge romantische Leute. Unsere Reiseleiterin zitiert Saadi und Hafez Verse.
Zum Abendessen im Hotel gibt es gegrillte Forelle mit Pommes Frites, die ganz gut schmeckt. 240 km.
Bevor wir uns auf die lange Reise nach Kerman machen, besichtigen wir in Shiraz den Bagh-e Eram Garten mit einem hübschen Palast. Hier wachsen neben hohen Zedern und alten Linden Rosenbüsche, Orangen, deren Blüten einen süßen Duft verbreiten, Phlox und u. a. auch wunderschöne Ranunkeln (Ranunculus Asiaticus). Die biologische Fakultät der Universität betreut den Garten. Der Palast wurde von einer wohlhabenden Familie gebaut, deren Oberhaupt in der Kadscharenzeit Ministerpräsident war. Die Familie wanderte mit Abdankung der Kadscharen aus und der Palast ging in Staatseigentum über. Shiraz liegt etwa 700 km südlich von Teheran im südlichen Zāgros-Gebirge auf etwa 1500 m. Das Klima ist relativ angenehm und mild. Man nennt die für ihre Gartenkultur berühmte Stadt den „Garten des Iran“. Ihr Blumenreichtum und die berühmten Rosenzüchtungen geben ihr ein spezifisches Gepräge, das schon bei der Auffahrt durch den äußeren Torbogen auffällt.
In Schiras sind die zwei berühmtesten Dichter Persiens in anmutigen Mausoleen am Stadtrand begraben: Hafis und Saadi. Neben den beiden wirkte hier auch Omar Chajjam.
Der Bruder des in Mashhad begrabenen 8. Immam Reza, Hazra-e Mir Seyed Ahmad, der Shah Cheragh genannt wurde, ist im Shah Cheragh Mausoleum bestattet. Die Frauen müssen einen Schador, das ist ein großes schwarzes Tuch, das den Körper verhüllt, anlegen. Wir betreten den Innenraum des Mausoleums, die Damen rechts und die Herren links. Die Schuhe werden abgelegt. Im Innenraum wird man geblendet. Alle Wände und Decken sind verspiegelt, wie im Golestanpalast. Fantastisch.
Der rote Shiraz-Wein wurde in Shiraz angebaut und kultiviert. In früherer Zeit haben auch die islamischen Herrscher den Shiraz getrunken. Heute auch noch wird Alkohol in privaten Zirkeln getrunken, obwohl er streng verboten ist. Die christlichen Armenier dürfen für ihre religiösen Riten Alkohol haben. Verbotener Alkoholbesitz wird mit bis zu 60 Stockschlägen bestraft.
Wir fahren weiter in Richtung Kerman und halten an einem Salzsee, aus dem Salz gewonnen wird. Das Wasser ist durch Bakterien rosa gefärbt.
Unsere Reiseleiterin erzählt über die Bedeutung der Ehe im Iran und wie man sie schließt oder beendet. Die Bräuche sind inzwischen auch zeitgemäßer geworden, aber bestimmte islamische Grundsätze bleiben erhalten. So wird eine Ehe nicht mehr durch die Eltern und ohne Beteiligung der junge Leute beschlossen, aber die Eltern spielen immer noch eine große Rolle. Sie können zwar eine Ehe ihrer Kinder nicht verhindern, aber sie könnten die ungewollte Eheschließung nicht materiell unterstützen. Es gibt die Dauerehe und die Zeitehe, die man auch legale Prostitution nennt. Ein Mann kann sich scheiden lassen, eine Frau nicht. Der Mann kann seine Frau freigeben und die Scheidung zulassen. Nach der Scheidung bleiben die Söhne noch 3 Jahre und die Töchter noch 7 Jahre bei der Mutter, dann übernimmt der Vater die Erziehung der Kinder. Das ist im Koran so vorgeschrieben.
Im kleinen Stadtpark von Neyriz (?) machen wir ein Picknick auf Parkbänken und Mauern unter hohen Bäumen. Das Städtchen liegt 1800 m hoch. Es ist nicht so warm, 30°. Zum Picknick gibt es mitgebrachtes Fladenbrot, Frischkäse, Joghurt, Tomaten, Gurken, Wassermelone und Schnittwurst. Es ist nicht leicht, auf den Knien den wabbeligen Plastikteller zu balancieren und Tomaten zu schneiden. Alles hat gut geschmeckt. In der Nähe von Neyriz wird Marmor gebrochen. Sonst ist außer Landwirtschaft nichts los. Bis nach Kerman sind es noch 345 km. Wir fahren durch eine ebene Halbwüste mit niedrigem Bewuchs. Die Straßen sind wie überall sonst recht gut.
Die Grenze zu Afghanistan ist nicht weit. Opium aus Afghanistan wird durch den Iran hindurch geschmuggelt. Einiges bleibt hier hängen, so gibt es die höchste Rate von Drogenabhängigen. Opium und Heroin sind billig zu haben. Der Staat hat ein Methadon Programm gestartet, um das Drogenproblem in den Griff zu bekommen.
Manche Sportarten sind für Frauen problematisch. Wenn Frauen unter sich sind, dürfen sie beim Schwimmen Bikinis oder Badeanzüge tragen. Sobald auch Männer zugelassen sind, müssen Frauen verhüllt baden. Jogging ist Frauen verboten. Sie dürfen auch nicht ins Fußballstadion, wenn Männer Fußball spielen.
Das Bildungssystem war bis ins 19 Jhd. nicht zeitgemäß. Man wusste es aber nicht. Einer der Kadscharenkönige reiste nach Istanbul und Europa. Sein Wesir nutzte die Zeit, um sich umzuschauen und kam zu dem Entschluss, dass die Bildung der iranischen Bürger bei weitem nicht mehr zeitgemäß war. Man war auf dem Stand des späten Mittelalters stehen geblieben. Die Universitäten lehrten Philosophie, Logik, Islam und die schönen Künste, aber keine naturwissenschaftlichen Fächer. Zurück in Teheran wurde eine naturwissenschaftlich technische Universität gegründet. Ausländische Lehrer wurden eingeladen. Langsam begann der Iran wieder aufzuholen. Heute ist das Niveau zwar nicht vergleichbar mit dem deutschen, aber nicht schlecht. Das Problem ist nur, dass die gut ausgebildeten Leute im Iran keinen Arbeitsplatz finden und auswandern. In Shiraz wurde 1904 die erste Mädchenschule eröffnet, nachdem ein Ajatollah im Koran einen Vers entdeckt hatte, dass im Bildungsbereich alle Menschen, Männer und Frauen, gleich gestellt werden sollen. Heute sind 62,5% aller Studenten weiblich.
Wir nähern uns Kerman und überwinden den höchsten Pass unserer Reise mit 2700 m. Die Stadt liegt auf 1800 m Höhe an einem Ausläufer der Seidenstraße. Die Stadt wurde in sassanidischer Zeit gegründet und war immer eine Handelsstadt. 2003 ereignet sich ein Erdbeben in der Provinz Kerman mit dem Schwerpunkt in Bam, dem 30.000 Menschen zum Opfer fielen und viele alte Gebäude, vor allem die mittelalterliche Festung zerstörte. Wir übernachten im Kerman Tourist Hotel. Das Hotel ist sehr einfach und nicht ganz sauber. 550 km .
Heute Morgen fahren wir erst um 8:30 ab. Das Tagesprogramm ist nicht so voll gepackt wie in den vorigen Tagen. Entlang der größten Wüste des Iran, der Dasht-e Lut, fahren wir nach Mahan im Südwesten von Kerman. Mahan oder Māhān (persisch ماهان) ist eine kleine Stadt etwa 35 Kilometer südöstlich von Kerman in der gleichnamigen Provinz. Die Oase ist zum einen für die Grabstätte des Sufiordengründers Nemat Ollah-e Valis (1331–1431) zum anderen für den sechs Kilometer südlich gelegenen Schahzadeh-Garten bekannt zu dem wir noch kommen werden. Wir besuchen das Mausoleum des Shah Nematollah Vali, der 100–jährig 1437 verstarb. Shah Mematollah Vali war Mystiker oder Sufist, auch als Derwisch bekannt. Mystiker (Derwische) kommen Gott imer näher durch Entsagung (Askese) und werden gottgleicher. Der Koran schafft den Menschen einen Zugang zu Gott. Die Mystiker finden einen spirituellen Zugang durch Erkenntnis. Das Mausoleum besteht aus mehreren Räumen, deren Fußböden mit Teppichen bedeckt sind, auf denen die Gläubigen beten können.
Wir biegen in ein Seitental ab und fahren zur 1500 Jahre alten Zitadelle von Rayen, die in einer interessanten Wüstenlandschaft am Fuße des 4.465 Meter hohen Kuh-e Hezar auf 2700 m Höhe liegt. Sie ist kleiner als die riesige Zitadelle von Bam, die beim Erdbeben 2003 vollständig zerstört wurde. Beide Festungen wurden aus luftgetrockneten Lehmziegeln erbaut, die anschließend mit einer Lehm-Stroh Mischung verputzt wurden. Sie leiden bei starkem Regen und müssen alle paar Jahre erneuert werden. Die Herrscher von Bam machten Rayan zum Militärstützpunkt wegen seiner strategisch günstigen Lage nahe der Handelsroute von Fernost in den Orient. Hier legten die Karawanen der Tuch- und Gewürzhändler einen Zwischenstopp ein, bevor sie ihren Weg nach Bam fortsetzten. Auch im Sommer bleibt das Klima relativ angenehm (max. 30°). Darum wurde ungefähr ein Drittel der in Bam stationierten Soldaten während der Sommermonate hierher verlegt. Die Herrscherfamilie schätzte die Zitadelle als Sommerresidenz und verbrachte mehrere Monate im Jahr mit dem gesamten Hofstaat in Rayen. Ein Fluss, der von Rayan nach Bam fließt, ermöglichte Warenverkehr zwischen den beiden Zitadellen. Die vier Hektar große Festung Rayan sieht aus wie eine Miniatur von Bam: Im Innern der Umfassungsmauern findet man eine strikt hierarchisch aufgebaute Wohnstruktur mit abgetrennten Bereichen für die Gouverneursfamilie, Aristokratie, Militär und gemeines Volk. Regen und Wind haben die alten Lehmgebäude teilweise stark verwittert. Sie wurden inzwischen zum Teil schon sorgfältig restauriert. Das Haus des Gouverneurs, die Zitadelle, befindet sich bereits in einem vorbildlich restaurierten Zustand. Man kann sowohl die offiziellen wie auch die privaten Räume besuchen. Sie unterscheiden sich nicht sehr. Zu erkennen sind wenige Teile der Inneneinrichtung: Lehmbänke, Bäder, Brunnen, Öfen zum Brotbacken und in das Gemäuer geschlagene Futtertröge für die Pferde.
Es geht wieder zurück nach Mahan zum Mittagessen in einem kleinen Teehaus. Unterwegs müssen wir eine Kontrollstation passieren. Polizisten des Innenministeriums durchsuchen hier die von Osten (Afghanistan oder Pakistan) kommenden Fahrzeuge nach Rauschgift. Schmuggler hatten in der Vergangenheit alles versucht, Rauschgift über die iranische Grenze zu schmuggeln. Sogar in einem ausgehöhlten schweren Marmorblock, oder in einem Tanklastwagen. Man lässt unseren Touristenbus unkontrolliert weiterfahren. Wir fahren weiter nach Bagh-e Shazdeh, dem Prinzengarten, der in einem leicht ansteigenden Gelände von der Kadjaren-Dynastie angelegt wurde. Im Park fließt das Wasser aus den Bergen in vielen Kaskaden hinunter und wird dort landwirtschaftlich genutzt. Zwei Paläste stehen am Anfang und Ende des Gartens. Wir gehen an den Wasserläufen entlang hinauf zum oberen Palast und trinken dort einen Tee. Unterwegs und beim Tee treffen wir Iraner, die sich gerne mit uns auf Englisch unterhalten wollen. Heute ist der Tag des Lehrers. Eine Gruppe von 10 Lehrerinnen ist auf einem Ausflug in den Prinzengarten gekommen. Sie nutzen die Gelegenheit, Ihre Fragen zu stellen. Sie wollten wissen woher wir kommen, was wir beruflich machen, wie alt wir sind, wie viele Kinder wir haben usw. Sie sind alle sehr freundlich und wollen mit uns fotografiert werden.
Das Nachbarland im Osten, Afghanistan, war über Jahrhunderte eine iranische Provinz. Man spricht dort eine iranische Sprache. Iran hat auch im Krieg gegen die Sowjetunion und im daran anschließenden Bürgerkrieg zu den Mudjahedin im Norden gehalten, die auch Schiiten sind. Die Amerikaner haben die streng sunnitischen Taliban unterstützt. Die Taliban gewannen die Oberhand und drängten die Muhadjedin immer weiter nach Norden zurück. Als die Amerikaner nach dem 11.9.2001 militärisch in den Konflikt eingriffen und die Taliban bekämpften, war man im Iran ganz froh. Trotzdem bleiben die USA immer noch der Feind Nr. 1. Im Gegensatz zum Iran ist Afghanistan eine Stammesgesellschaft und die politische Willensbildung ist durch Stammesinteressen bestimmt. Im Teehaus wird eine traditionelle Nudelsuppe serviert. Man kann sie essen.
Im Iran herrscht seit ein paar Jahren heftige Inflation. 2011 bekam man für einen Euro 14.500 Rial. Am Flughafen habe ich bei der Einreise 32.000 bekommen und unterwegs von unserem persischen Reisebegleiter Ali 39.000. Ein Iraner erzählt mir in einem Geschäft, dass er sich auf Vorrat ein neues Auto gekauft hat obwohl sein altes noch gut fährt, weil er befürchtet, dass es nächstes Jahr doppelt so teuer ist. Ein Taxifahrer macht für die Preissteigerungen den Revolutionsführer verantwortlich und bezeichnete ihn als Terroristen. 220 km
Kerman hat eine lange Geschichte und war den Griechen unter dem Namen Karamani bekannt. Ptolemäus und Ammianus Marcellinus erwähnen das Land unter dem Namen Carmania. Womöglich wurde die Stadt von dem sassanidischen König Ardaschir I. im dritten Jahrhundert gegründet. Kerman war traditionell ein Zentrum für die Produktion von Perserteppichen. In der Stadt lebt eine Minderheit von Zoroastriern. Von 1048–1188 herrschten die Kerman-Seldschuken, deren Reich sich über den Persischen Golf bzw. das Arabische Meer hinweg bis nach Oman auf der gegenüberliegenden Arabischen Halbinsel (bis etwa 1140) erstreckte. Danach übernahmen zunächst oghusische (mongolische) Militärführer in Kerman die Macht. Obwohl eine Mehrheit der muslimischen Einwohner sich schon im 11. Jahrhundert zur ismailitischen Schia bekannt hatte, wurde die Stadt erst 1502 von den imamitischen Safawiden erobert und „schiitisiert“. Im Jahre 1842 scheiterte dort ein Aufstand des ismailitischen Aga Khan I..
Heute Morgen gibt es im Hotel kein fließendes Wasser. Wir konnten uns nicht duschen und rasieren. Später nach dem Frühstück lief das Wasser wieder, aber wir mussten aufbrechen. Um 8:30 Uhr fahren wir ab zu einem seldjukischen Grabturm, der auf einem sassanidischen Fundament steht. Er wurde im 10. Jhd. vollendet. In früherer Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab, diente das Eishaus der Kühlung von Lebensmitteln. Jede Familie hatte dort ein Kühlfach. Gekühlt wurde mit Eis aus den nahen Bergen. Heute steht das fensterlose Gebäude leer, denn jede iranische Familie besitzt einen Kühlschrank.
Wir besuchen die Freitagsmoschee von Kerman Masjed-e Jame. Sie wurde im 14. Jhd. von den mongolischen Herrschern als Hofmoschee gebaut. Die Hofmoschee hat einen großen nicht überdachten quadratischen Versammlungshof. An den vier Seiten befinden sich reich geschmückte Iwane. Das sind an einer Seite offene Tonnengewölbe, die untereinander durch Arkaden verbunden sind. Der nach Süden, nach Mekka, ausgerichtete Iwan ist besonders schön mit glacierten Fliesen reich ausgestaltet. Die Moschee hatte einmal 2 Minarette, die bei einem Erdbeben zerstört wurden. Die Briten setzten über das Haupttor einen Uhrturm.
In jedem Ort im Orient gibt es eine Freitagsmoschee, die für Predigten und Gebete am Freitag genutzt wird. Ihr Besuch am Freitag ist für Muslime verpflichtend. Den Schador tragen Frauen nur in Heiligtümern nicht in Moscheen.
Muhammad Ismail Khan erbaute für Wekil-al-Maelk als Gouverneur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Karawanserei. Fein gekachelte Wände und eine über einen halben Kilometer lange Hauptgeschäftsstraße (die längste Basarstraße des Iran) beeindrucken den Betrachter. Die Temperaturen liegen in den unteren Etagen oft zwischen 20° tiefer als in den oberen Stockwerken, weil die Kühltürme auf dem Haidan kühle Luft liefern. Wir gehen in den Basar, der vor allem für die Hausfrauen und ihren täglichen Einkauf wichtig ist und kaufen das Peeling, das uns empfohlen wurde. Beim Versuch, Walnüsse zu kaufen, stellen wir fest, dass sie in Deutschland zumindest nicht teurer sind. Das gilt auch für Pistazien. Deshalb verzichten wir auf den Einkauf. Im Basar besuchen wir ein sehr schönes altes Teehaus und trinken Tee bei Cimbalmusik mit Tamborinbegleitung. Die Stimmung ist sehr ruhig und friedlich. Männer und auch Frauen rauchen Shisha. Ein Traum von 1000 und einer Nacht. Sehr schön und entspannend. Wir gehen weiter zum Maidan, dem Hauptplatz an der Karawanserei. Sie ist ähnlich wie eine Hofmoschee mit vier Iwanen gebaut, aber nicht so prächtig wie die Moschee. Zum Schluss besuchen wir das Hammam des Ibrahim Khan. Es ist heute ein Museum. Die beiden Portale wurden Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Fayencen schmücken in besonders fröhlichen Farben: Pfauen, Wasservögel und Blumen herrschen vor, daneben Textbänder in persischer Schönschrift. Auch die Innenräume halten, was die Portale bereits andeuten. Im Hammam sind die Wände schön bemalt. Inzwischen haben die meisten Iraner ein eigenes Badezimmer zu Hause und nehmen den Hammam nicht mehr in Anspruch.
Auf der Weiterfahrt im Bus unterhalten wir uns über die Einkommen der Menschen im Iran. Ein Lehrer(in) verdient 500-600 Euro; ein Beamter im Ölministerium 1200 und ein Polizist 400-500. Man arbeitet in den Verwaltungen nur einen halben Tag oder eher nur eine Stunde. Es gibt nicht so viel Arbeit. Alle müssen, wenn möglich, am Nachmittag einer anderen Arbeit nachgehen, weil das erste Gehalt nicht zum Leben reicht. 45% der Menschen sind Beamte, denn der durch die Öleinnahmen reiche Staat will sich fürsorglich um seine Bürger kümmern. Durch die Sanktionen und die grassierende Inflation muss der Staat immer mehr sparen. Arbeitslosengeld gibt es nur, wenn man mittellos ist. Das gilt für alle Sozialleistungen. Krankenhausbehandlungen in staatlichen Krankenhäusern sind preiswert. Krankenversicherungen müssen mit dem Arbeitgeber ausgehandelt werden. Die Hälfte der Arbeit suchenden Menschen sind arbeitslos.
Die islamische Republik Iran nennt sich Demokratie. Das haben die unter sowjetischer Herrschaft stehenden kommunistischen Staaten Osteuropas auch so gemacht. Der Begriff Demokratie wurde schon in der Antike als eine Herrschaft des Volkes definiert. Im Iran gibt es ein Wahlrecht des Volkes in Bezug auf das Parlament und den Präsidenten, jedoch hat der Revolutionsführer allein das entscheidende Recht zu bestimmen, wer gewählt werden darf und welche Gesetze erlassen werden. Im Parlament beschlossene Gesetze sind nur dann gültig, wenn der Revolutionsführer bzw. der Wächterrat sie genehmigt. Sie müssen mit den Vorstellungen des Islam übereinstimmen. Deshalb ist der Iran eine Diktatur des Revolutionsführers Chamenei und keine Demokratie.
Von Kerman fahren wir in einem auf beiden Seiten durch hohe Berge begrenzten Tal auf einer Autobahnnach Yazd. Bis Rafsandjan und darüber hinaus ist das Land fruchtbar und bestens zur Kultivierung von Pistazienbüschen geeignet, denn dafür muss das Land über 1000 m hoch liegen und im Winter einige Tage Frost haben. Dem früheren Präsident Rafsandjani aus Rafsandjan, in Deutschland unter Eingeweihten Raffzahn genannt, gehörten am Ende seiner zweimaligen Präsidentschaft fast alle Pistazienplantagen und er besaß die alleinige Exportlizenz. Persische Pistazien sind größer und sollen schmackhafter sein als kalifornische, aber teuer. Für ein Kilo zahlt man im Iran leicht 10 Euro. Später gelangen wir in die Kavir-e Abarkuh Wüste in der fast nichts wächst. Es gibt in diesem Teil des Iran noch eine weitere große Wüste weiter im Osten, die Dasht-e Lut. In ihr können Temperaturen von über 50° herrschen. Hier ist es angenehm warm 30-31°.
Mitten in der Kavir-Wüste, 65 km vor Yazd, besuchen wir eine alte Karawanserei, die ein wohlhabender in Spanien lebender Iraner vom Staat gepachtet und restauriert hat. Wir trinken Tee und schauen uns um. Die Zimmer sind einfach, aber sauber. Die Toiletten entsprechen dem europäischen Standard. Eine sehr schöne Abwechslung in dieser Einöde. Wir verlassen die Karawanserei um 17:45 und begeben uns auf die letzte Strecke nach Yazd. Gegen 19:00 treffen wir im Safaiyeh Hotel ein, einem Neubau mit europäischem Standard. 350 km
Yazd ist der Hauptort der Zarathustrier, einer religiösen Minderheit im Iran. Sie glauben auch an einen Gott, an das jüngste Gericht und den Widerstreit von Gut und Böse. Man weiß nicht sicher, ob und wann Zarathustra gelebt hat. Die Religion hat im archämedinischen Zeitalter schon existiert. Nach Einführung des Islam sind einige konvertiert, weil dieser Gleichheit unter allen versprach, während die Zarostrier inzwischen Kastensystem gebildet hatten. Andere Zarathrustier haben Zuflucht in Indien gesucht. Die wirtschaftlich erfolgreiche Familie Tata in Indien gehört dem zarathustrischen Glauben an. Wir besuchen die Türme des Schweigens, auf den die Toten bestattet und den Geiern überlassen wurden, weil eine Bestattung in der Erde, dem Wasser oder durch Feuer nicht in Frage kam. Heute ist wie in Bombay diese Art der Bestattung verboten. Die Toten werden in gemauerten Särgen, durch die der Wind streichen kann, bestattet. Vom höchsten Turm auf einem Berg in der Grabanlage hat man nach einem mühsamen Aufstieg einen schönen Blick auf Yazd. Wir besuchen einen Feuertempel, der 1934 aus Spenden der indischen Glaubensbrüder errichtet wurde. Das Feuer brennt nun schon seit 1934, also seit 80 Jahren. Es darf nicht ausgehen. Die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Wind spielen für die Zarostrier eine wichtige Rolle. Als ethisch bezeichnet man gutes Denken, Sprechen und Tun. Das Symbol der Religion ist die geflügelte Sonnenscheibe auf der Ahura Mazda, der Gott, sitzt.
Unser nächstes Ziel in Yazd ist eine große Tribüne für das jährliche religiöse Schauspiel. Es ist eine hohe Wand, in die Logen eingebaut sind. Die Zuschauer können dem Spiel auf dem Platz davor aus der Höhe folgen. Rings herum sieht man viele Windtürme, die über Zisternen stehen. Der Luftstrom des kühlenden Winds wird nach unten über das Wasser geleitet, das kühl bleibt.
Die Freitagsmoschee in Yazd hat das höchste Portal aller iranischen. Davor versperrt eine hohe gespannte Kette den Weg für Reiter. Man kann die Moschee nur zu Fuß besuchen. 1985 zerstörte ein Feuer Teile des Gebäudes. Sie hat zwei mit glacierten Fliesen geschmückte Minarette. Man durchschreitet das Portal und geht in einen einfachen Innenhof. Links ist der Eingang in den sehenswerten Predigt– und Gebetssaal. Die Frauen sitzen freitags auf den Emporen und die Männer unten.
Yazd liegt 1300 m hoch in der Wüste Dasht-e Kavir. Es ist 30° warm. Wir gehen durch die engen Gassen der Altstadt. Die meisten aus Lehm gebauten Häuser sind noch bewohnt. Sie haben nur eine Öffnung zur Gasse hin, die Tür. An jeder gibt es zwei Klopfer, die unterschiedliche Töne erzeugen. Der rechte klingt hell und wird von Frauen benutzt; der linke gibt einen tiefen Ton. Damit kündigen sich Männer an. Warum? Eine weibliche Besucherin benutzt den rechten Klopfer und ein heller Ton erklingt. Die Hausfrau weiß, dass sie unverschleiert die Tür öffnen kann. Bei einem tiefen Ton hätte sie sich zunächst verschleiern müssen.
Wir kehren in ein kleines altes Hotel ein und trinken auf der Terrasse einen Tee. Bald erreichen wir wieder unseren Bus und fahren in ein großes Ausflugslokal zum Mittagessen. Das Restaurant wurde zwar gelobt, ist aber höchstens mittelmäßig. Es gibt ein Buffet mit Salat, warmen Speisen und Wassermelone.
Nach dem Mittagessen fahren wir auf einer Autobahn durch die Kavir Wüste nach Esfahan (Isfahan) und legen einen Zwischenstopp in der Teppichstadt Nain ein, um die Freitagsmoschee zu besuchen. Sie ist eine der ältesten im Iran, denn sie wurde 960 n.Chr. erbaut. Sie ist deshalb noch nicht mit glacierten Fliesen geschmückt sondern durch Ziegelmuster an den Wänden und Säulen oder auch durch Stuck. In einem kleinen Garten vor der Moschee trinken wir unseren Nachmittagstee. In Nain steht eine verfallene Festung aus dem 14. Jhd. Sie wurde aus luftgetrockneten Lehmziegeln gebaut, die sich bei jedem Regenguss langsam immer mehr auflösen. In Nain biegen wir nach Westen in Richtung Esfahan ab. Den Namen der Stadt spricht man auf Persisch Isfahan.
Erst um 19.30 kommen wir im Isfahan (Esfahan) Parsian Kowsar Hotel an. Das Hotel liegt am Fluss, über den viele schöne Brücken führen. Leider führt der Zayandehrud Fluss nun kein Wasser mehr, da es oberhalb für einen Stausee abgezweigt worden ist, der der Wasserversorgung der Yazd-Provinz dient. Die Großstadt Esfahan mit 2 Mio. Einwohnern liegt auf 1575 m Höhe umgeben von Gebirgszügen. Morgen und Übermorgen werden wir die Stadt erkunden. 310 km.
Isfahan (persisch اصفهان [esfæˈɦɔːn], im Iran oft: Esfahan) ist die Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz Esfahan im Iran mit etwa 1.755.000, inklusive des Umlands 2.071.000 Einwohnern (Stand: 2007). Die Stadt liegt im Zentraliran, rund 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran, auf 1500 m Höhe im fruchtbaren Tal des Flusses Zayandeh Rud am Rande des Zagrobgebirges. Der Fluss ist leider durch den Bau eines Stausees zur Versorgung von Yazd mit Wasser seit 10 Jahren trocken. Im Süden und Westen der Stadt erheben sich die Bakhtiyari-Berge, und im Norden und Osten erstreckt sich die iranische Hochebene, die in die großen Wüsten übergeht. Isfahan ist eine grüne Stadt mit vielen Alleen, kleinen Parks und Gärten. Isfahan ist die Hälfte der Welt, sagt ein persisches Sprichwort.
Seine Glanzzeit erlebte Isfahan unter der Dynastie der Safawiden, die Isfahan 1598 nach Täbriz zu ihrer Hauptstadt machten und durch zahlreiche Prachtbauten und Gartenanlagen verschönten. Es begann die größte Blütezeit der Stadt, die im 17. Jahrhundertschon ca. 600.000 Einwohner hatte. De Safawiden-Schah Abbas I. veranlasste den Ausbau der Stadt und holte Künstler und Handwerker (ca. 30.000) aus dem ganzen Land nach Isfahan. Im 16./17. Jhd. entstanden die bis heute eindrucksvollen Prachtmoscheen mit großen Iwans (Kuppelbauten) rund um den Imam-Platz im Zentrum der Stadt. Der Meidān-e Emām (Imam-Platz) ist über 500 Meter lang und wird von doppelstöckigen Arkaden eingefasst. An jeder Ecke ist er mit einem bedeutenden Gebäude geschmückt: mit der Prachtmoscheen des Schahs (Masǧed-e Emām, Lotfollāh), dem Palast ʿĀlī Qāpū („Hohe Pforte“), der Masdjif-e Immam Moschee im Süden und dem Basar am nördlichen Ende gehört er zu den größten Sehenswürdigkeiten des Vorderen Orients. Er ist weltweit der zweitgrößte Platz Art und zählt – wie auch die viel ältere Freitagsmoschee von Isfahan – zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Qapu Palast war der Wohnsitz von Schah Abbas. Wir erklimmen auf Treppen zunächst eine Plattform mit einem schönen Blick auf den Platz, der allerdings derzeit durch eine Baustelle teilweise versperrt ist und dann ganz oben das Musikzimmer. Dessen Wände sind mit Stuck-Musikinstrumenten schön dekoriert. Treppen steigen ist in alten Gebäuden im Iran oft mühsam. Die Stufen sind auf Bruchsteinen mit unterschiedlichen Höhen gebaut. Uns schmerzen manchmal die Knie.
Der Bau der großen und prächtigen Immam Moschee dauert 26 Jahre. Sie wurde im Stil einer Hofmoschee errichtet. Der Schah hat die Shaikh Lotfallah Moschee als seine Privatmoschee gebaut. Sie ist durch einen unterirdischen Gang mit seinem Qapu Palast verbunden. Man sagt sie sei die schönste Moschee des Orients. Sie wurde 1602 fertiggestellt. Sie ist wirklich prächtig.
Attraktiv sind die schön gestalteten Brücken der Stadt. Zu den bekanntesten gehören die 33-Bogen-Brücke, die wir von dem Balkon unseres Hotelzimmers sehen können und die Khadju-Brücke, die wir besichtigen. Die Khadju Brücke wurde 1650 erbaut. Sie ist 133 m lang und 12 m breit.
Den Palast der 40 Säulen (Chehel Sotun Palast) von Shah Abbas besichtigen wir. Er hat tatsächlich nur 20 Säulen, aber die Zahl 40 ist im Iran eine große Zahl (Alibaba und die 40 Räuber). Der Schah benutzte den Palast nur gelegentlich während sein Regierungssitz noch in Täbriz war. Im Inneren sind die Wände mit Bildern von historisch wichtigen Anlässen, z. B. siegreichen Schlachten geschmückt.
Am Nachmittag besichtigen wir das berühmte Abbasi Hotel im Isfahan Stil. Es war früher eine Karawanserei. Farah Diba die letzte Frau des Schah hatte in Paris Innenarchitektur studiert und sie leitete die große Renovierung, die gut gelungen ist. Wir reservieren dort einen Tisch für Mittwochabend und gehen dann in einen Teppichladen, der schöne Seidenteppiche anzubieten hat. Einige von unserer Gruppe kaufen Teppiche. Danach fahren wir zum Imamplatz und besuchen ein Geschäft für persische Miniaturen. Der Inhaber ist berühmt und hat seine Werke schon im Ausland ausgestellt. Wir kaufen ein kleines Döschen mit schöner Bemalung.
Danach gehen wir alleine rund um den Imamplatz und genießen die eindrucksvollen Gebäude und das Markttreiben unter den Arkaden im Nachmittagslicht, trinken noch einen Kaffee und fahren dann zurück ins Hotel. Für den Abend wurde uns das beste Restaurant von Isfahan angekündigt. Es liegt im ersten Stock unweit der 33 Bogen Brücke und heißt Sharzad. Es ist ein Reinfall. Der schöne Raum ist mit langen Tischen vollgestellt. Viele Reisegruppen treffen nacheinander ein und verbreiten mit lautem Stimmengewirr Lärm und Hektik. Das Essen ist allenfalls genießbar. Das Huhn in einer sauren braunen Soße mit Passionsfrucht schmeckt sehr gewöhnungsbedürftig sauer. Das Lamm ist sehr zäh und nicht essbar. Lediglich der Reis und die Möhren schmecken gut. Wir verlassen das Lokal verärgert vorzeitig und gehen über die schöne erleuchtete Brücke zurück zum Hotel.
Die Überquerung der Straßen ist abenteuerlich und gefährlich, denn auch bei grüner Fußgängerampel fahren die Autos ungeniert und undiszipliniert weiter. Deshalb versuchen die Fußgänger auch bei roter Ampel die Straße zu überqueren. Die hohe Zahl der Verkehrstoten verwundert da nicht. Im schönen Garten des Hotels trinken wir noch ein alkoholfreies Bier und gehen dann ins Bett. Vorher schauen wir noch am Rande des Gartens in einer Backstube zu, wie Fladenbrot gebacken wird. Die Leute in Isfahan und im ganzen Iran sind sehr freundlich und entgegenkommend.
Wir fahren um 8:45 im Hotel ab, um die Freitagsmoschee und die armenische Vank Kirche zu besuchen.
Die Freitagsmoschee gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Säulenvorhalle aus gebrannten Ziegeln wurde im 11. Jhd. erbaut und in der 1980er Jahren restauriert, weil im Irak-Iran Krieg eine Bombe größere Schäden angerichtet hatten. Die ältere Kuppel ist 27 m hoch und ruht auf 18 m hohen Mauern. Sie wurde 1027 fertig gestellt. Die 2. Kuppel (Norden) wurde später errichtet. Die Freitagmoschee ist eine Hofmoschee mit reich dekorierten Iwans an jeder Seite. In einem Iwan findet man eine schönes, sehenswertes Mihrab (Gebetsnische) aus Stuck und daneben 2 Predigtstühle aus Sandelholz geschnitzt. Die Schiiten beten 3-mal am Tag. Bei Sonnenaufgang, mittags und bei Sonnenuntergang. Die Sunniten sind frommer. Sie beten 5-mal täglich, d.h. noch zweimal zwischendurch.
In Isfahan lebten früher viele Christen. Nach der Revolution sind viele ausgewandert, vor allem in die USA, die immer Mitglieder von religiösen Minderheiten aufgenommen hat. Heute wohnen noch 6.000 Armenier in Isfahan. Einst hatte sie Shah Abbas hierher geholt, weil sie gute Handwerker waren, Wir besichtigen die Vank-Kirche, die in der ersten Hälfte des 17. Jhd. im Baustil einer Moschee erbaut wurde. Die christliche armenische Kirche wurde in Armenien um 300 n.Ch. durch Gregor den Erlauchten und seinen Einfluss auf den König Staatsreligion. Später wurde das Land geteilt. Die eine Hälfte fiel an Persien und die andere an Byzanz. Die Armenier haben ihre eigene Sprache und Schrift. Ihre Bibel wurde in ihrer Sprache veröffentlicht.
Nochmals eine Bemerkung zum Straßenverkehr, der wirklich chaotisch ist. Wenn ein Fußgänger einen Schaden erleidet ist prinzipiell ist er selbst schuld. Unsere Reiseleiterin erzählt eine kleine Geschichte aus ihrer Anfangszeit als Autofahrerin in Teheran. Neben ihr saß ein Iraner. Beim Abbiegen blinkte sie wie sie das in Deutschland gelernt hatte. Ihre Beifahrer sagte zu ihr: „Hör auf mit dem Blinken. Mach Dich doch nicht lächerlich!“
Korruption ist im Iran ein großes Problem. Die Polizei ist bestechlich und man kann mit einem genügend großen Geldschein kleinere Strafen im Straßenverkehr verhindern. Das wollte man ändern und macht eine Person im Polizeipräsidium für die Abwicklung von Verkehrsstrafen verantwortlich mit der Folge dass nicht mehr der Polizist, sondern diese Person bestochen wurde. Inzwischen ist diese Stelle fast überall mit Frauen besetzt. Das funktioniert, weil ein Mann niemals versuchen würde, eine Frau zu bestechen.
Wir fahren zu Mittag zurück ins Hotel zu einer Siesta, denn in Isfahan schließen Geschäfte und Museen bis 17:00. Das tut uns gut. Um17:00 gehen wir zu Fuß vom Hotel bis zur nächsten Kreuzung, biegen dann nach links ab und kommen zu einer Mango- und einer Dominguez-Filiale. Jutta will die Preise vergleichen. Eine Jacke, die in Deutschland 35 Euro kostet, wird hier für (umgerechnet) 69 Euro angeboten. Der Manager erklärt uns: „Das liegt an der hohen Importsteuer von 49%.“ Die grassierende Inflation tut ihr Übriges. Den Rückweg ins Hotel nehmen wir durch den Park am Fluss. Hier sitzen Familien, Männer oder Frauen in Gruppen zum Picknick auf großen Tüchern und schwatzen. Fast alle begrüßen uns mit hallo. Ältere Herren grüßen besonders höflich. Sie stehen sogar von ihrer Parkbank auf und halten die rechte Hand vors Herz. Das Überqueren der Straße ist jedes Mal ein Problem und erfordert etwas Beherztheit.
Um 20:00 nehmen wir ein Taxi zum Abbasi Hotel. Der Taxifahrer spricht gut Englisch. Er erzählt uns, dass sein Bruder in Frankfurt bei der Lufthansa arbeitet. Seine Mutter sei in die USA nach Texas emigriert. Nur er bleibe im Iran. Das Hotel war früher eine Karawanserei. Der letzte Schah ließ sie in ein Hotel umwandeln. Wir gehen in den großartig dekorierten Speisesaal. Er ist noch ziemlich leer und ruhig. Wir bestellen nur einen Hauptgang, denn wir hatten nachmittags schon ein Stück hervorragenden Apfelkuchen gegessen. Jutta bestellt Filet Mignon und ich Lamb Chops. Das Essen wird bald serviert, denn es ist nichts los. Das Filet ist dünn geschnitten mit Gemüse und Pommes Frites. Das Fleisch schmeckt gut und die Lamb Chops auch. Wir sind zufrieden. Vor allem gefällt uns das schöne Ambiente und die Ruhe. Dann treffen mehr Gäste ein und als wir gehen, zwei Reisegruppen. Seit einem halben Jahr boomt der Iran als Reiseziel. Wir treffen italienische, spanische und chinesische Reisegruppen.
Um 8:00 machen wir uns auf den Weg nach Teheran, dem Endpunkt unserer Iran-Rundreise. Wir fahren auf die Autobahn, verlassen sie aber bald mit dem Ziel Natanz. Unterwegs machen wir einen Fotostopp bei dem verlassenen Dorf Taq Rud mit seinen Lehmbauten. Hinter einem künstlich angelegten Gewässer ist das Dorf schön anzusehen.
Wir fahren weiter auf der Landstraße nach Natanz und besuchen dort die Freitagsmoschee aus dem 13. Jhd. Portal und Minarette sind mit türkisfarbenen glacierten Fliesen dekoriert und hübsch anzusehen. Natanz oder Natans (persisch نطنز) liegt in der trockenen Landesmitte in der Provinz Esfahan, etwa 225 km südsüdöstlich von Teheran. In den Oasen wird Obst angebaut, wobei vor allem die Birnen im ganzen Iran begehrt sind. Die Stadt wurde international vor allem durch die nahe gelegene unterirdische Atomanlage Natanz zur Uran-Anreicherung bekannt, die 2002 im Zuge von Atominspektionen der IAEO entdeckt wurde. Wir fahren an der Anreicherungsanlage vorbei. Man sieht nicht viel, weil die Anlage unterirdisch ist. Rings herum in weitem Umkreis befinden sich auf jedem Hügel Flakgeschütze. Fotografieren ist streng verboten. Vor allem wegen dieser Anlage gibt es seit 2005 Sanktionen, die dem Iran wirtschaftlich sehr schaden. Die Verhandlungen des Westens mit dem Iran kommen aber derzeit nicht voran.
In dem nahe gelegenen Kashan besichtigen wir das Anwesen von von Khaneh Tabatabaei (Ḫāne-ye Ṭabāṭabāʾī („Ṭabāṭabāʾī-Haus“). Es wurde für die einflussreiche Ṭabāṭabāʾī-Familie um 1840 gebaut. Und hat einen schönen Innenhof und Nebenräume. Kāschān (persisch كاشان) ist eine Stadt der Provinz Isfahan im zentralen Hochland von Iran. Sie liegt etwa 200 km südlich von Teheran und besitzt eine bedeutende Textilindustrie. Das persische Wort für „Fliese“, kāšī, leitet sich vom Namen der Stadt ab, denn im Mittelalter besaß Kaschan eine bedeutende Keramikindustrie. Kaschan gehört auch zu den Zentren der iranischen Rosenwasserproduktion. Die Stadt liegt etwa 1000 m hoch in einem Talkessel. Die alten Kashaner behaupten, die heiligen drei Könige seien von hier aus aufgebrochen.
1963 hatte der Iran 22 Mio. Einwohner, 1979 waren es schon 34 Mio. und 1989 57 Mio. Bei der letzten Volkszählung wurden fast 80 Mio. Iraner gezählt. Familien hatten damals 5-6 Kinder. Ajatollah Chomenei fasste nach reiflicher Überlegung den religiösen Entschluss, dass die Sure, Vers 233 des Korans anders als bisher angenommen, auszulegen ist. Dort steht sinngemäß, dass die Mutter zwei Jahre stillen soll, der Vater sich verantwortungsvoll um seine Familie kümmern soll und dass alle nicht überfordert werden dürfen. Die neue Interpretation bedeutete, dass eine Familie mit mehr als 2 Kindern überfordert sei. 1990 startete man überall im Land eine Propagandaaktion für die Verhütung. Heute ist die Geburtenrate niedrig. Familien haben nur noch 1-2 Kinder. Die Bevölkerung wächst nicht mehr. Kinder werden fast nur noch durch Kaiserschnitte zur Welt gebracht und das kostet in einer Privatklinik in angenehmer Umgebung 1000 bis 1500 Euro. Abtreibung ist aus religiösen Gründen verboten. Trotzdem wird sie gemacht. Dabei helfen Hebammen, die dafür ausgebildet sind.
Ghom bzw. Qom (auch Kum oder Qum; persisch قم /ɢom/) ist die Hauptstadt der Provinz Ghom im Iran. Ghom hat über 1.000.000 Einwohner und ist eine der heiligen Städte der Schia. Heute ist es heiß in der heiligen Stadt, 33°. Die persische Stadt Ghom bestand bereits in sassanidischer Zeit; mittelpersische Dokumente überliefern den Namen Gomān in der Regierungszeit des iranischen Großkönigs Schapur I. (240–270 n. Chr.). Archäologische Zeugnisse urbaner Kultur liegen auch aus dem Partherreich vor. Im 10. Jahrhundert stieg die Stadt zu einem der wichtigsten Zentren schiitischer Gelehrsamkeit auf. Im Jahre 817 verstarb hier Fatima al-Masuma, die Schwester des achten Imams, und wurde in einem prachtvollen Schrein bestattet. Dieser ist ein bedeutender Wallfahrtsort. Er dominiert mit seiner goldenen Kuppel das Stadtbild. Wir dürfen nur das Eingangstor der Moschee betreten. Ein Wächter passt auf, dass wir dem Heiligtum nicht zu nahe kommen. Wir dürfen aber fotografieren. Das ist der mit 6 Minaretten eindrucksvollste Moscheebau unserer Reise. Leider ist Ungläubigen das Betreten streng verboten. Jutta konnte in den Innenhof vordringen, weil sie einen traditionellen Abaya trug. Zum Grabmal konnte sie aber nicht gelangen.
Es geht weiter nach Teheran, insgesamt 420 km.
Heute am letzten Tag unserer Reise besuchen wir in Teheran den Schahpalast im Norden der Stadt. Die Paläste und Parks bedecken ein großes Areal an den Hängen des Elbursgebirge. Wir besichtigen den weißen Palast unten und den grünen oben. Dazwischen liegt ein langer steiler und bei 30-31° Schweiß treibender Aufstieg. Der weiße Palast diente dem letzten Schah Reza Pahlevi und seinen beiden Frauen Soraya und Farah Diba als Wohnsitz. Die Wohnräume im Erdgeschoss und ersten Stock stehen den Besuchern offen, d.h. man darf bis zur Tür und in die Räume hineinsehen. Man lebte zwar auf großer Fläche, aber ansonsten eher großbürgerlich und keineswegs üppig. Der grüne Palast wurde von seinen Vorgängern erbaut und ist im Stil ihrer Zeit mit Spiegelmosaiken usw. dekoriert.
Es geht weiter zum Glas- und Keramikmuseum, das in einem Palast untergebracht ist, der einem ehemaligen Kadjaren-Wesir als Wohnung und später der ägyptischen Botschaft als Residenz gedient hat. Danach stand er leer bis Farah Diba ihn zum heutigen Museum umgestaltete. Es werden Keramik und Glas vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis heute. Ganz interessant.
Von dort aus fahren wir noch zum Azadi-Monument, einem 45 m hohen Turm inmitten einem vom Verkehr umflossenen großen Kreisverkehr. Es ist ein Mahnmal, das noch der letzten Schah erbaut hat, aber dann nach der Revolution zum Freiheits-Symbol umgewidmet wurde. Es ist nun 32° warm und in der Sonne heiß. Im Schatten ist die trockene Wärme gut zu ertragen. Leider gibt es den am Azadi-Monument nicht. Danach geht`s zurück ins Hotel und dort ruhen wir uns ein wenig von den Strapazen der Reise aus. Heute Nacht fliegen wir mit der Lufthansa zurück nach Frankfurt. Vorher wollen wir noch einmal im Bice Restaurant zu Abend essen. Wir essen wieder sehr gut. Der Bus zum Flughafen fährt um Mitternacht ab und benötigt um diese Zeit ca. 45 Minuten.
Am frühen Morgen nehmen wir Abschied vom Iran und fliegen um 3:05 mit der LH601, Sitzplätze 02A und 02C, nach Frankfurt. Der Airbus A 340 hat schon die neuen Sitze in der Businessclass. Sie sind bequemer und einfacher zu bedienen. Ein sehr angenehmer Flug! Wir können sogar ein wenig schlafen, weil wir todmüde sind. In Frankfurt landen wir pünktlich um 6:00.
Die Reise hat uns ein bislang fremdes Land näher gebracht. Es ist seit der Revolution streng islamisch geprägt, aber völlig anders als arabische Länder. Die meisten jungen Leute gehen heute sehr locker mit den Religionsgeboten um. Oft bedeckt das Kopftuch nur noch den Hinterkopf. Die Haarpracht liegt fast frei. Frauen sind geschminkt und tragen enge Hosen. Der Umgang mit der Religion ist unverkrampft. Die Menschen sind sehr offen, freundlich und entgegenkommend. Man wird oft auf der Straße auf Englisch mit "welcome" begrüßt und wenn die Sprachkenntnisse reichen, in ein Gespräch verwickelt.
Öffentliche Toiletten und auch die in vielen Restaurants sind Stehclosets und sehr gewöhnungsbedürftig. Oft stinkt es extrem unappetitlich. Die Städte sind sauber und die Parks gepflegt. Viele Überlandstraßen sind 4- oder 6- sprurig und meist von guter Qualität. In den Städten ist das Verkehrsaufkommen hoch. Die Iraner fahren chaotisch und missachten Verkehrsregeln. Der Autoverkehr in den Städten ist gefährlich. Jedes Jahr sterben auf den Straßen relativ 6-7-mal so viele Menschen wie bei uns. Vor allem die Fußgänger sind gefährdet, denn sie müssen zwischen den Autos über die Straße hüpfen. Man fährt auf Tuchfühlung oft von links nach rechts oder umgekehrt. Die Hotels entsprechen nicht unserem Standard. Die iranische Küche ist für unseren Geschmack gewöhnungsbedürftig. Suppen, Salate und Gemüse sind oft viel zu sauer zubereitet. Es gibt wenig Vielfalt. Fleisch wird regelmäßig als Kebab gegrillt. Die Speisekarten wiederholen sich.
Hightech spielt eine große Rolle. So öffnen sich viele Hotelzimmertüren mit einer Chipkarte. Auch die Fahrkarte in den Teheraner öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Chipkarte auf die man ein Guthaben einbuchen lassen kann, das man abfährt. Fußgängerampeln zeigen die Länge der Rot- bzw Grünphasen an.
Land und Kultur sind anders und trotzdem in vieler Hinsicht ähnlicher als in anderen islamischen Ländern. Iran hat eine große Geschichte, die belegbar 5000 Jahre zurückreicht. Wir hoffen, dass sich der politische Konflikt zwischen dem Iran und dem Westen in der Atomfrage lösen lässt. Das würde den Menschen helfen.